Liebe Mathilda,
heute Mittag kam seine Antwort, in der er mich zu meiner großen Bestürzung weiterhin mit „W“ begrüßt. Merkt er das tatsächlich nicht? Hier der plot:
"Liebe Ewa,
E-mailen ist keine so gute Komunikationsmethode, aber irgendwie gerade notwendig.
Also in an diesem Donnerstag und Freitag geht es bei mir schlecht. Insbesondere ab 20 Uhr. Könnten wir nicht mal so ein After-Work-Kaffee machen. Montags immer schlecht, da habe ich die Kinder, Dienstags ab 17 o. 18 Uhr, Mi auch schlecht mit Übergaben, Donnerstag gut je nach OP-Plan, Freitags immer Abhänging vom WE-Programm, nächst Woche 1.3. bin ich auf dem Weg nach HH.
Aber wir kriegen das bestimmt noch hin. Tat mir überigens leid, daß Du extra wegen Lu und mir nicht zu Frau Z.´s Party bist und wir dann doch nicht hingegangen sind.
Viel Grüße
Florian
Dr. med. Florian A. Mollis"
Was sagst du dazu? Wirft ja wohl den Plan etwas durcheinander...
Ich weiß nicht recht wie er das mit dem Kommunikationsweg meint. Er war es doch, der mir sagte das ich ihn anmailen solle, wenn mir das leichter fiele. Oder drückt er aus, dass er es persönlich nicht so schön findet? Vielleicht meint er, dass er besser reden als schreiben kann. Das würde ich sofort unterschreiben. Ich würde auch liebend gern mit ihm reden, nur wann und wo? Oder ihm wird es langsam zu heikel über seine Dienst-Mail-Adresse zu schreiben. Private Mail-Adresse rückt er aber auch nicht heraus. Vielleicht ist ihm das auch noch heikler? Keine Ahnung. Ich denke ich werde versuchen ihn Morgen darauf anzusprechen, also auf die ganze Terminsituation.
Und was soll dieses „Lu“? Warum benennt er mir offensichtlich den Spitznamen seiner Frau? Soll das eine persönliche Ebene sein oder ein „Wir lieben uns so innig und ich muss dir das zeigen“? Auch wieder keine Ahnung. Letztendlich werde ich mich etwas bewegen müssen, wenn ich ihn zeitnah treffen möchte. Diese Woche noch einen Treff um 17 oder 18:00 Uhr zu organisieren, bekomme ich nicht hin. Und nächste Woche ist der Kindergarten zwei Tage lang geschlossen, so dass alle Babysitter eh schon strapaziert sind und ich das sehr schlecht für einen weiteren Nachmittag organisieren kann. Es ist verhext! Und damit fangen die Lügen jetzt erst richtig an. Ich muss einerseits eine Version für Toni und meine Familie erfinden und andererseits eine für Flo, damit ich ihn in die Stadt zu der ausgesuchten Location locke. Ich weiß nicht, ob mir das nicht zu viel wird. Ich wollte eigentlich so wenig wie möglich lügen. Das klingt absurd, gehört aber dazu. Es gehört zu dem Lebensplan, der die Berücksichtigung aller meine Gefühle vorsieht. Ich dachte nur, es würde reichen, wenn ich zu Toni sage, dass ich mich abends mit einer Freundin treffe. Durch diese 17 / 18 Uhr Geschichte wird alles viel komplizierter. Da braucht mich Kai. Vielleicht sollte ich es einfach verschieben und darauf vertrauen, dass dann schon irgendein Abend möglich ist: Keine Ahnung! Oder wenigstens auf 19:00 Uhr hochfeilschen? Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich mir das bis morgen überlegen sollte. Was ich bei diesem Treffen tun werde, ist mir sehr klar. Wie ich zu diesem Treffen komme, nicht.
Von einer Metaebene betrachtet, ist es schon erstaunlich: Ich bin bereit, meinen Mann anzulügen, ihm zumindest Informationen vorzuenthalten, aber wenn es um mein Kind geht, bin ich kaum zu Kompromissen bereit. Ist es das, was solche Situationen aus uns herauskitzeln? Mann oder Kind? Frau oder Mutter? Worauf nehme ich eher Rücksicht? Was liegt mir mehr am Herzen? Muss ich mich tatsächlich entscheiden? Ich will mich nicht entscheiden müssen! Warum kann nicht beides gehen? Bei aller Abgebrühtheit, die ich mir erarbeitet habe, gerate ich bereits jetzt an die Grenze des Machbaren, noch bevor irgendeine untreue Tat erfolgt ist, wobei ich mich natürlich schon frage: Wo beginnt Untreue?
Von einer Metaebene betrachtet, ist es schon erstaunlich: Ich bin bereit, meinen Mann anzulügen, ihm zumindest Informationen vorzuenthalten, aber wenn es um mein Kind geht, bin ich kaum zu Kompromissen bereit. Ist es das, was solche Situationen aus uns herauskitzeln? Mann oder Kind? Frau oder Mutter? Worauf nehme ich eher Rücksicht? Was liegt mir mehr am Herzen? Muss ich mich tatsächlich entscheiden? Ich will mich nicht entscheiden müssen! Warum kann nicht beides gehen? Bei aller Abgebrühtheit, die ich mir erarbeitet habe, gerate ich bereits jetzt an die Grenze des Machbaren, noch bevor irgendeine untreue Tat erfolgt ist, wobei ich mich natürlich schon frage: Wo beginnt Untreue?
Treue Grüße,
Eva
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