Mittwoch, 27. Februar 2013

Noch 1 Tag: Call me maybe

Liebe Mathilda!


Es ist schlichtweg kaum zum Aushalten. Die Aufregung ist zurück, ich bin voller Schmetterlinge und habe ein super gutes Gefühl. Flo versteht es, die Spannung ins Unermessliche zu steigern. Die große Erlösung kam heute Morgen als ich ihn im Auto sitzend auf 200 m Entfernung um die Ecke bogen sah. Die Erleichterung kann ich kaum groß genug beschreiben, da die Aussicht unser Treffen noch einmal verschieben zu müssen, schwer auf mir lastete. Und nun ist alles sehr konkret, sehr abgemacht, unwiderruflich gestartet. Ich muss irgendwo etwas Spannung loswerden. Sollte vielleicht laufen gehen, wenn Kai im Bett ist. 
Es war noch vor 9 Uhr und ich hatte schon alles mit Flo geklärt. Dabei lief es erst gar nicht gut. Es ist schon merkwürdig wie verkrampft wir uns verhalten, wenn andere Leute dabei sind und wie alles abfällt sobald wir zu zweit sind. Erst ein großer, unsicherer Abstand und dann so nah nebeneinanderhergehend, dass wir uns fast an Schultern und Armen berühren - manchmal tun wir's sogar. Fachgespräche bis wir uns im Aufenthaltsraum verbarrikadierten. Er schließt die Tür. Seine erste Klientin wartet bereits. Ich frage 

„Noch Zeit für einen schnellen Kaffee?“ 

Totale Zustimmung von ihm! Jetzt oder nie:

„Und, klappt das nun morgen?“ 

Was hat er eigentlich darauf gesagt? Bin teilweise in seinen Augen versunken. Er stimmte zu, lies aber gleich noch die Unvorhersehbarkeit des OP-Plans mit einfließen. Und es war tatsächlich so, dass ein Klient, der heute operiert werden sollte, noch nicht OPfähig war und damit nun eventuell auf morgen verschoben werden müsste. Wenn dem so wäre, läge die OP-Zeit in unserem Treffen und jeder kann sich ausrechnen, was dann Vorrang hat. Er erklärte mir besorgt, dass der Chef morgen Nachmittag nicht da sei und er auf jeden Fall operieren müsse. Naja wäre ja auch zu entspannt gewesen, wenn das einfach mal glatt gegangen wäre. So beobachtete ich wie ein Schießhund den OP-Plan. Um 12:30 Uhr kam die Entwarnung, dass der Klient doch heute operiert werden konnte. Eine Sorge weniger. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es also wirklich dazu kommen. 

„Da wäre noch der Ort ...“ 

sagte ich und setzte zu meiner erträumten Lokalisation an:

"Kennst Du das Merkur in der Oburger Straße?"

"Ist das das Café Orange?"

Autsch! Café Orange - eine Erinnerung aus meiner Vergangenheit. Dort traf ich mich mit Sebastian und er nahm wohl dort das erste mal meine Hand. Und küssten wir uns etwa auch dort? Ja, toll! Wird man denn an allen Ecken und Enden mit sich selbst konfrontiert? Ich schob den Gedanken weg und beschrieb ich ihm, wo das Merkur ist. 

"... Nein, dass ist ein paar Häuser weiter vorne."

"Ja, okay. Da kann ich gerne hinkommen." 

Er stimmte zu und druckste kurz herum. Ich bemerkte, dass er nun etwas fragen wollte. Erwartungsvoll blickte ich ihn an als er fragte:

"Mhhh ... ich kann Dich ja nirgendwo erreichen. Mich kannst Du immer über meine dienstliche Festnetznummer erreichen. Mit Rufumleitung und so landest Du immer auf meinem Handy." 

Geschickt eingefädelt. Erreichbar ohne dass er mir seine private Nummer verrät. Ich kann nicht mit einer solch ausgeklügelten Telefonschaltung aufwarten. Tja, ich schrieb mir seine Nummer auf und notierte dann meine Handynummer auf einer Visitenkarte. Ich reichte sie ihm über den Tisch und irgendwie nahm er die Visitenkarte mit so einem Eroberungslächeln entgegen. Das gefiel mir schon sehr und überhaupt, der ganze Moment war sehr intim. Ich fühlte mich total super und versuchte nicht allzu sehr zu grinsen bis wir uns trennten.

Und jetzt bin ich nur noch am Stärken (Enaudi hören, Jochen Mariss lesen) und Spannung ablassen (Laufen - Laufen - Laufen). Ich habe alles Erdenkliche getan. Ich habe sogar geprobt, mit welcher Dosis Alkohol mir meine Rede am besten gelingt. Ich habe mir ganz behavioristisch ein Glas Wein eingeholfen und vor seinem Bild meinen Monolog gehalten. Und genauso werde ich das morgen auch tun. Erst den Wein, dann meine Rede. Es ist ein Homerun! In etwas mehr als einem Tag werde ich mit ihm gesprochen haben. Ich bin schon los gelaufen, ich stehe für mich ein. Alles andere liegt nicht mehr in meiner Hand.


„Die drei Wurzeln der Liebe: 
Bereitschaft, den anderen als das anzunehmen, was er ist. 
Vertrauen in die gegenseitige Zuneigung, ohne Beweise dafür zu verlangen. 
Mut, das Herz zu öffnen ohne Netz und doppelten Boden.“


„Wider alle Furcht. Wider alle Zweifel. Wider alle Vernunft, das Herz öffnen.“ 
Jochen Mariss

Starke Grüße,
Eva 

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