Briefe an Mathilda: 17.53 Uhr

Donnerstag, 28. Februar 2013

17.53 Uhr

Laufen tut gut – bis ich auf Höhe der Richardtstraße den SMS-Ton höre. Katastrophengedanken (Er sagt ab!) gepaart mit allen psychophysiologischen Erscheinungen (Herz in der Hose). Mutig schaue ich nach. Eine Handynummer ohne Namen wird angezeigt. Ich erkenne ihn sofort an der Anrede „Liebe ewa“ (so falsch kann nur er mich schreiben!) Mir ist schlecht! Was solls, Nachricht öffnen, um die ganze Misere zu lesen. Um 17:37 Uhr schreibt er:

„Liebe ewa, bin jetzt erst fertig und komme so gegen 18.30 ins café, wie vereinbart. Viele grüße florian“

Stein fällt! Okay, alle Katastrophen- und physiologischen Reaktionen wieder zurückfahren. Die letzte Bestätigung, dass es wirklich dazu kommen wird. Ist das jetzt seine private Handynummer? Muss ich darauf antworten? Nach diesem Durchrüttler und dem Wein bin ich langsam ganz locker und leicht, in einer tollen Flirtstimmung.

Nicht mehr aufzuhaltende Eva!!!

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Über Eva

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass sich in mir etwas regte, was so gar nicht meinen Moralvorstellungen entsprach. Ich - Eva, 36 - die geradlinige, gefühlvolle, intelligente Frau, Mutter und Therapeutin verliebte sich in Flo, 40 – Mann, Vater und Arzt. Dr. Florian A. Mollis ist alles: Arzt und Retter, Kollege und Freund, Frauenversteher und Weichei, Aufregung und Heimkommen. Nachdem ich mir meine Gefühlsüberwallung ausgiebig verboten hatte, was erstaunlicherweise überhaupt nicht funktionierte, setzte ich Flo Ende letzten Jahres völlig ohne Netz und doppelten Boden über meinen verwirrten Gefühlszustand in Kenntnis, was ihn etwas schockte und er nicht erwidern konnte. Nachdem unsere Verbindung dann kurzzeitig sehr verkrampft war, lockerte sich mit der Zeit alles wieder und funktionierte bald noch besser als vorher, so dass ich den nonverbalen Signalen einfach mehr vertraute als seiner Äußerung er könne meine Gefühle nicht erwidern. Im Februar bat ich ihn deshalb um ein Treffen auf neutralem Boden, zu dem er sofort zustimmte. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann gut sortiert und mir über meine Gefühle klar, dass ich ihm das absolut ernst gemeinte unmoralische Angebot einer Affäre machte. So cool wie damals war ich nie wieder! Ich rannte ihn praktisch um mit meiner neu erfundenen Selbstbewusstheit und meiner Attraktivität. Flo erwiderte, dass ich ihm wichtig bin, ich seinen Tag bunter mache und dafür sorge, dass er am Abend zufriedener nach Hause geht. Und dass er sich alles mit mir im Beruflichen und nicht im Privaten vorstellen kann. Ok, dann lassen wir es doch im beruflichen Rahmen stattfinden, dachte ich. Die Komplikationen, die sich dabei ergeben, die unbeschreiblich schönen und auch die unvorstellbar furchtbaren Momente und das Leben an sich, sind Inhalt der Briefe an Mathilda.