Donnerstag, 21. Februar 2013

Noch 7 Tage: Katastrophengedanken

Liebe Mathilda,

ich komme mir vor wie los gelaufen und nicht mehr zu stoppen. Ich habe mich auf den Weg gemacht, den Rubikon überschritten. Es gibt kein zurück mehr, nur noch die Feinabstimmung, was ich ihm sage. Aber auch das ist nur noch eine Möglichkeit für mich, mich vor meiner eigenen Courage zu verstecken. Der letzte Ausweg, den ich brauche, um das durchzuziehen. Es ist keine wirkliche Option, ihm etwas anderes zu sagen als das, was ich mir vorgenommen habe. Ich weiß nicht wie oft ich das hier schon durchgekaut habe. Nichtsdestotrotz habe ich das Bedürfnis, es immer wieder zu tun. Hat was von Regurgitieren. So als könnte ich es dann besser glauben. 
Es gibt für mich nur diesen Weg. Ich hatte mir gestern auf der Autofahrt von meinem Vater nach Hause noch einmal die Quintessenz meiner Ambivalenz überlegt: 

1. Ich will bei Toni sein und in unserer gewachsenen und innigen Beziehung bleiben. Eine Trennung kommt nicht infrage. Ich will das. 
2. Ich will bei Flo sein. Meine Gefühle vor ihm nicht auszusprechen, kommt auch nicht infrage, denn ich würde ewig bereuen, es nicht versucht zu haben. Und ich will auch das.

Es ist wahrscheinlich auch gar nicht mehr wichtig, was bis zu unserem Treffen am 28.2. geschieht. Ich kann da ganz entspannt herangehen. Ist das etwa die Leichtigkeit und die Gelassenheit, die ich die ganze Zeit gesucht habe? Natürlich beschäftige ich mich gedanklich viel damit, aber es ist anders als in der Phase als ich mir ständig überlegte, warum mir das überhaupt passiert ist und was ich nun damit anfange. Damals war es mehr chaotisch-aufregend, mehr körperlich, mir den Appetit verschlagend. Nun ist es mehr gedanklich, sehr bewusst und in sich ruhend. Es hat etwas von Größe, aber ...

Katastrophengedanken kommen mir natürlich auch in den Sinn. Mein heutiges Highlight:  
Er steht auf und geht.
Du meinst, dass die Wahrscheinlichkeit gering wäre, denn immerhin lässt er sich ja auf das Gespräch insgesamt ein und er ahnt aus welcher Richtung da was kommt. Er weiß, dass ich durch das Thema nicht durch sein kann. Anders lässt sich meine Äußerung ihm und seiner Frau gegenüber nicht interpretieren. Deine Mutmaßung, er glaube ich will ihn ganz haben, ist sehr wahrscheinlich. Wenn das so ist, überlegt er sich in diesen Tagen wahrscheinlich, was er mir entgegnen kann. Wie weit wird er sich aus dem Fenster lehnen? Ich will auf jeden Fall zuerst reden. Ich denke er wird versuchen für mich (für ihn) selbstwertschonende Argumente zu finden, warum es nicht geht, warum es nicht sein kann. Wenn er nur ein klein bisschen zugeben könnte, dass da zwischen uns etwas ist auch wenn er es nicht umsetzen kann, wäre ich ehrlich schon sehr positiv berührt. Das Ganze hat wohl mehr mit mir als mit ihm zu tun. Ich muss das jetzt versuchen. Ich kann danach stolz auf mich sein, denn ich werde zu meinen Gefühlen gestanden haben, egal wie er reagiert. 

Ein anderer Katastrophengedanken: 
Er unterbricht mich und sagt mir, dass er das nicht hören will.  
Naja, ich glaube die Wahrscheinlichkeit ist nicht so groß. Er lässt sich auf diese Situation ein und er wird alle möglichen Fantasien dazu im Kopf haben, was ich von ihm will. Aber ich falle ja nicht über ihn her. Ich bleibe immer schön bei mir. Und gehe nur so weit wie er das zulässt. Natürlich würde ich gerne seine Haare verwuscheln, seine Hand nehmen und ihn küssen, lange küssen, ganz zu schweigen von sexuellen Handlungen, die sich in meine Fantasie schleichen ...., aber ich bin da in meinen äußerlichen Reaktionen ja sehr zurückhaltend und das weiß er ja auch.


Er kreidet mir an, dass ich Beziehungsprobleme habe und diese halbherzig durch eine Affäre zu lösen versuche.
Ich muss immer schön bei mir bleiben. Nur ich weiß wie viel ich in den letzten Monaten an mir und meiner Beziehung gearbeitet habe. Nur ich weiß wie viel ich gelitten habe. Und nur ich allein kann wissen, ob das der richtige Weg für mich ist. Ich bitte ihn ja nicht meine Beziehungsprobleme mit ihm zu besprechen, geschweige denn zu lösen. Deswegen sitze ich da nicht mit ihm zusammen. Und selbst wenn er mir das angekreidet, bleibt immer mein Argument: Ich will in meiner Beziehung bleiben und ich will ihm mitteilen, dass ich mit ihm eine Affäre eingehen würde. Das ist mein Weg.

Ich kann mich mit solchen Gedanken auseinandersetzen, indem ich sie auseinandernehme und entkräfte. Und am Ende steht stets die Erkenntnis: Vertraue dir und deinem Gefühl, dann kannst du alles tun, kannst weitermachen und dich entwickeln.


„Wir können aufgeben und die Welt verfluchen, 
ein dunkler, aussichtsloser Ort geworden zu sein. 
Oder wir können uns auf den Hauch Magie besinnen, 
den wir immer wieder selbst erleben. 
Denn es gibt sie noch, die Aschenputtel, 
die Erbsen und Schürze gegen ein Abenteuer tauschen. 
Sie reiten noch, die tapferen Prinzen, die ihr Dornröschen nach Hause bringen. Sie lieben sich noch, die holden Königskinder, die nur darauf warten, 
dass der Bann zwischen ihnen gebrochen wird, mit dem das Böse sie belegt hat.
Ja, solange es Magie gibt, wird es auch Happy Ends geben. 
Gut, vielleicht nicht von einer Sekunde auf die andere, aber irgendwann. 
Und bis dahin gilt, tapfer bleiben, 
niemals die Hoffnung aufgeben und bloß keine Kalorien zählen.“ 

sagt keine Geringere als Gretchen Haase in Doctors Diary (Staffel 1, Folge 8).
Garantiert ist mein Prinz morgen wie jeden Freitag wieder sehr beschäftigt, so dass ich ihn kaum zu Gesicht bekommen werde. Auch eine gute Aussicht, wenn wir nächsten Freitag nachdem alles gesagt ist irgendwie zusammenarbeiten müssen. 

Entschlossene Grüße,
Eva

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen