Donnerstag, 7. Februar 2013

Eine Antwort wie eine Ohrfeige

Booaaaah!

Er hat geantwortet.

Jetzt geht es zur Sache, wenn auch nicht von der angenehmen Seite. Meine Antwort mit der "gefährlichen" Frage erhielt er wohl heute Morgen und er hatte sie garantiert gelesen bevor wir beide in der morgendlichen Besprechung aufeinander trafen. Ich meine das an seinem Kontakt zu mir erkannt zu haben, denn der hatte sich sofort verändert. Er ging und blieb streng auf der Sachebene und stellte einige oberflächliche Fragen zu einer Klientin. Kein Lächeln in seinem Gesicht. Eingefroren. Schon abgefahren. Zwei Kommunikationsebenen. Er weiß, dass ich weiß, dass er es gelesen hat. Vermutlich überlegten wir beide wie er antworten würde. Er nahm trotzdem auf, was ich fachlich von mir gab, führte noch auf mein Anraten hin ein Telefonat mit dem Chef. Dann ging ich ihm brav zu unserer nächsten Besprechung hinterher. Bis dahin noch relativ normal. Wir gingen zu dritt über den Hof, meckerten über die Kälte. In der folgenden Besprechung dann brachte sich Flo ziemlich offensichtlich in Sicherheit und setzte sich weiter von mir weg als sonst irgendwann. Er hielt keinen Blickkontakt, konnte er wahrscheinlich nicht aushalten oder wollte er nicht. Ist auch bei persönlichem Kontakt total auf die Sachebene gegangen. Kann mich nicht mal ansehen. Er will mich sicher nicht ermutigen. Meine Chance catching hat ihm gezeigt, dass keineswegs alles klar ist, falls er wirklich davon ausgegangen sein sollte. Von da an hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich hörte nur seine stakkatoartigen Schritte, wenn er an meinem Büro vorbei lief. Ist er wütend? Ist er aufgeregt? Will er klarstellen, dass er mich nicht ermutigen will? Weiß er selber nicht wie er damit umgehen soll?

Um 11:36 Uhr kam seine Antwort. Nur ein Satz. 5 Worte, die mich volle Breitseite erwischt haben:


"Ich werde mit Laura gehen."


Kurz und knapp, ohne Anrede, Gruß und sämtliche Höflichkeitsformeln. Kein Verständnis oder sonst was. Einfach die Info, die ich haben wollte. Seine Antwort trifft mich wie eine Ohrfeige. Muss ich darauf eigentlich antworten? Naja, ist anscheinend was bei ihm angekommen, mit dem er selbst erst mal schwer umgehen kann. Und ich bange nun um das Treffen :-(
Er geht mir offensichtlich aus dem Weg. Ich sage mir: Gib ihm Zeit, sich mit der für ihn nun neuen Situation anzufreunden. Wieso neu? Naja, als von meiner Seite aus nichts mehr kam, ist er sicherlich davon ausgegangen, dass sich alles beruhigt hat. Hat sich aber nicht! Und das ist ihm nun klar geworden. Damit muss er erst zurechtkommen. Ich habe es ja die ganze Zeit gewusst und konnte mich daran gewöhnen. Er muss sich jetzt stark abgrenzen, mich in die Schranken weisen, weil er ja alles unter Kontrolle hat oder haben will. Nur meine Gefühle nicht. Kann sein, dass ihn das nervt, ängstigt, unangenehm ist. Ich würde sofort damit aufhören, wenn er mich darum bitten würde. Konkreter, wenn er mich darum bitten würde, keine weiteren Annäherungsversuche zu machen. Das wäre die Grenze für mich. Aber das wird er nach den heutigen Erfahrungen wohl kaum tun. Vielleicht versucht er es auszusitzen. Er ist auf jeden Fall nicht derjenige, der das von sich aus ansprechen würde. Er versucht in seinem Harmoniebedürfnis äußerst korrekt zu sein. Und das geht wohl nicht beides gleichzeitig. Ich will ihn natürlich nicht nerven, aber schon ein bisschen aus der Reserve locken. Naja, für die Untat, eine konkrete Frage zu stellen, gibt's jetzt den Kontaktabbruch. Ich bange um das vereinbarte Treffen. Ich werde ihn wohl nach einiger Zeit wieder darauf ansprechen müssen. Er wird nicht von sich aus auf mich zukommen. Es ist gut, dass sich etwas tut, auch wenn es jetzt aktuell sehr unangenehm ist. Was mir unangenehm ist, dass er abfällig über mich denken könnte: „Hat sie es immer noch nicht gerafft / überwunden.“ Traurig macht mich auch, dass er genervt von mir sein könnte. Was könnte es noch Negatives nach sich ziehen? Genervt, weil ich ihm zwei Mails in den letzten zwei Monaten geschrieben habe? Ich habe auch Angst, dass er zu anderen Mitteln greift, um mich „loszuwerden“. Die nette Tour war heute offensichtlich nicht mehr drin. Ich hoffe, dass er weiterhin diskret ist. Ich hoffe nicht, dass er in der Veröffentlichung meines Geständnisses die einzige Möglichkeit sieht, von mir verschont zu bleiben. Ich bitte dich! Wenn er nur halbwegs der Mensch ist, den ich bisher kennen gelernt habe, dann ist das nicht seine Art, sondern dann sind das eben meine Ängste. Außerdem habe ich nur nett gefragt, ihn weder in Bedrängnis gebracht noch Schlimmeres. Ich bin sehr vorsichtig, vorausschauend, diskret, aber ich bin auch ehrlich und ich weiß, was ich will. Vielleicht macht das dem Florian Angst? So wie er reagiert, lässt es ihn auf jeden Fall nicht kalt. Im Gegenteil, er rückt etwas von seinem üblichen kontrollierten Verhalten ab. Was ich jetzt von ihm sehe, sind auch Emotionen. Es zeigt nichts anderes als dass es in ihm arbeitet. Ich lass ihm die Zeit, sich darauf einzustellen. Ich will ihm nichts Schlechtes, egal wie das weitergeht. Er war immer korrekt zu mir und ist es auch noch. Und innerlich ist natürlich der Fall von eben noch gelebter Euphorie hin zu der fünf Worte umfassenden Ohrfeige tief.

„The higher that I climb, 
the deeper I fall down.“
Lykke Li - Sadness is a blessing

Ich muss auch mit allem erst zurechtkommen. Aber ich weiß, was ich will, und daran werde ich festhalten. Ich bin die Mücke, die ihn nicht schlafen lässt. Und ich wachse durch diese Erfahrung. Ich bin reicher als zuvor. Ich freue mich, dass ich dieses Gefühlsbad erleben durfte. Ich bin am Leben und ich bin reifer als je zuvor. Ich weiß, was ich will und ich stehe dafür ein. Ich bin vermutlich selbst die Leichtigkeit, die ich noch nicht gefunden hab. Ich bin so gerührt von meinen eigenen Worten, dass ich heulen könnte. Das Schreiben hat mir bei allem sehr geholfen. Ich finde das Leben so pur, wunderbar und schmerzhaft zugleich. So ist das Leben. Alles andere wäre tot. An diesen Punkt gerate ich mit 35 Jahren und das hat zwar mit meiner Episode der Verliebtheit zu tun, aber die Auswirkungen sind größer. Die Verliebtheit ist und war (vielleicht bald nur noch war?) der Katalysator, der mich dahin brachte, einige Sachen in meinem Leben zu überdenken. Ich will keinen Ballast. Ich will keine Kompromisse mehr. Ich will nicht mehr hinwegsehen, über Dinge, die mir nicht passen. Ich will die Menschen um mich haben, die ich liebe. Ich will atmen. Ich will leben. Ich will ausprobieren. Ich will Fehler machen und aus ihnen lernen. Ich will die Fehler wieder gutmachen. Ich bin die Leichtigkeit, die ich noch nicht gefunden hab.
 
Eva

1 Kommentar:

  1. liebe eva,

    ja, das hört sich an, als hätte das gesessen! denke auch, dass er sich erst mal zurecht finden muss. morgen sieht es bestimmt schon wieder anders aus. und gut, dass du nicht gleich einen terminvorschlag gemacht hast! hihi....der soll auch ruhig mal aufgewühlt werden! ;-))

    und nein, du musst nicht antworten. aber du kannst! vielleicht aber erst später und das sollte ganz souverän und leicht sein! ja, ich glaube ich würde später oder morgen antworten. seine antwort klingt wie eine "abwatschung" und auf die ebene brauchst du dich gar nicht einlassen.....hmm...jetzt lernst du auf jeden fall gerade weitere facetten von ihm kennen! auch schön! ;-)


    eben hab ich bei finya leon getroffen und wir treffen uns um 19.30 und gehen ein glas wein trinken! falls ich nicht mehr auftauche, hat er mich umgebracht oder entführt! ;-)))
    ich glaub, der ist sehr süß und für ein glas wein auf jeden fall gut! ;-)) vielleicht für mehr? ja und in 1 jahr feiern wir in der haifischbar unser 1jähriges. träume sind so schön!

    umarme dich ganz dolle und du hast gut für dich gesorgt!

    liebe grüße

    mathilda

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