Mittwoch, 1. Mai 2013

Wie entliebt man sich richtig?

So, liebe Mathilda,
hier kommt eine meiner berühmten Briefe!

Nach meinem gestrigen eher kläglichen Versuch, auf Abstand zu gehen, beschloß ich heute, dass das nicht so weitergehen kann. Ich will nicht durch jede kleine Begegnung mit ihm (und wenn er noch so viele Anspielungen zwischen den Zeilen macht oder den Mund offen stehen lässt, wenn er mich sieht) so ins Wanken geraten und von meinem Plan abkommen. Diese Vorschläge zum Entlieben habe ich in einem Forum gefunden:

- Bei jedem Gedanken an "ihn" sofort ein Stopp-Schild vorstellen und anfänglich mit fast übermenschlicher Mühe sofort einen anderen Gedanken, eine Ablenkung suchen. [Hab ich probiert und klappte auch ganz gut bis ich gestern mit ihm Mittagessen war und ihn öffentlich anschmachten konnte.]

- Jeden Kontakt zu "ihm"/"ihr" strikt und konsequent vermeiden. [Ich hab neulich tatsächlich überlegt, die Arbeitsstelle zu wechseln. In einer anderen Klinik gibts demnächst eine neue Stelle, auf die ich mich bewerben könnte. Aber will ich mein Schlaraffenland wirklich verlassen? Es könnte doch alles so schön sein, wenn Flo mitmachen würde!]

- Alle Erinnerungsstücke wegwerfen / sehr teure verkaufen. [Welche Erinnerungsstücke?]

- Alle Dateien auf Mobiltelefonen und Computern und anderen Datenträgern löschen. [Gehts noch? Hüte seine Telefonnummer und seine mails wie meinen Augapfel.]

- Es konsequent WOLLEN! [Ja. Das ist wohl der Knackpunkt.]

- Nicht das Leiden um des Leidens Willen suchen. [Dazu neige ich allerdings schon. Sag mir bitte bescheid, wenns damit überhand nimmt.]

- Nicht jammern! Andere Lebensmittelpunkte aktiv suchen. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr. 

Ich schwanke zwischen 
- Ihn aus meinem Herzen verbannen, 
- Das, was ist, genießen, obwohl mir das nicht reicht und 
- Weitere Flirtversuche unternehmen, weil vielleicht doch noch was geht.

Und morgen ist es wieder anders. Das ist wohl das einzige, was sicher ist. Mit einer Klientin stellte ich gestern fest, dass sie ihren (verheirateten) Maler sympathisch findet. Sie meinte, dass sie da schon immer ihre Prinzipien hatte und ihn deswegen nicht anbaggern könne. Und dass sie wisse wie weh das tut. Und ich dachte nur: Das kenne ich. Hatte ich auch mal diese Prinzipien. Nun zum Glück nicht mehr. Und weh tuts genauso. Naja, Entlieben fürs erste gescheitert.

Ich wünsch Dir einen schönen Geburtstag mit Deinem Liebsten und der Herztorte.

Bis bald,
Eva

1 Kommentar:

  1. liebe eva,
    dein post gestern hat mich echt zum lächeln gebracht - wie du schreibst und reflektierst ist einfach toll! du macht das so richtig, dass du das veröffentlichst und ein blog schreibst.
    und ja, ich denke fragen ist immer eine gute idee!!
    mathilda

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