Dienstag, 21. Mai 2013

Von Hoffnung und Vermeidung

Hallo meine Liebe,

und hier kommt das Neueste aus der Geschichte von F und E:

Es kam heute tatsächlich dazu, dass wir zusammen Mittag aßen. Naja, er aß und ich saß mit einem Kaffee mit ihm zusammen. Er kam in den Aufenthaltsraum als ich einer Mitarbeiterin erklärte was „Arbeitsstörungen“ sind, weil ich gerade das gleichnamige Buch bei mir trug. Ich merkte das Flo im Anmarsch war, sah ihn so aus dem Augenwinkel bereits am Aufenthaltsraum vorbeischwirren. Ich dachte mir "Toll, toll, toll. Super Gelegenheit ihn in ein Gespräch zu verwickeln." Als er tatsächlich reinkam und sich sein Mittagessen vornahm, war er natürlich sofort interessiert, was es mit den Arbeitsstörungen auf sich hatte. Ich brachte das Beispiel mit der Steuerklärung, die ich bis gestern Abend erfolgreich vor mir hergeschoben hatte. Ja, er kenne das mit Arztbriefen und so, und fragte warum das denn so sei. Ich erzählte ihm ganz therapeutisch von den kurzfristigen, verlockenden Konsequenzen, eine solche Aufgabe zu vermeiden, und den langfristigen attraktiven Konsequenzen, die dahinter verblassen würden. Ich glaub nicht wirklich, dass er den Wink mit dem Zaunspfahl verstanden hat. Auch nicht als er sagte, dass bei ihm - obwohl er es rational natürlich wisse - immer ein bisschen die Hoffnung dabei sei, die Sache würde sich von selbst erledigen. Und ich sage: „Das ist keine Hoffnung, das ist Vermeidung.“ Und ich denke: "Nein, nein Flo, auch wenn Du Dirs wünschst, löst sich etwas Irrationales nicht einfach in Luft auf." Ich glaub nicht, dass er die dieses Gespräch auf unser zwischenmenschliches Problem bezieht, aber ich kann ja  nicht wissen. Es war jedenfalls irgendwie prickelnd mit ihm darüber so locker flirtend zu sprechen … und ihn dabei anzustarren. Und überhaupt, was hat er da in seinem linken Auge? Ist das wirklich ne Kontaktlinse?
Und dann lenkte ich das Gespräch auf etwas anderes, nämlich Lernprozesse und Konditionierungen im täglichen Leben (Steuererklärungen und Arztbriefe eingeschlossen). Und Flo – die alte Labertasche - fand das natürlich ungeheuer interessant und gab gleich sein Wissen über Konditionierung auf Medikamente zum besten. Ich denke nur „Flo, wenn Du wüsstest, worauf ich konditioniert bin. Und dass Du heute wieder diese Sneaker trägst und nicht Deine klappernden Absätze, passt mir gar nicht, denn dann höre ich Dich nicht so gut herannahen. Irgendwie macht Dich das sportlich, aber irgendwie sind Deine Hosenbeine zu kurz und das demontiert schon etwas Deine sonstige Erscheinung.“ Und dann wurde Flo gefragt, ob er ein bestimmtes Medikament denn schon selbst probiert habe. Und er „Ja.“ Und ob er es wieder probieren würde. Und er wieder zustimmend, aber dass er dann nicht mehr arbeitsfähig wäre. Ich halte daraufhin mein Buch mit den Arbeitsstörungen hoch und sage „Sag ich doch.“ Ja und den Witz hat er dann auch verstanden. Lachen auf allen Seiten, aufgelockerte Stimmung. Ich hab ihn – den kontrollierten Arsch wie ich ihn noch vor einigen Tagen genannt habe - zum Lachen gebracht.

Bis bald und gute Nacht,
Eva

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