Liebe Mathilda,
Montag!
Hatten Flo und ich, wir beide wohl zeigt uns übers Wochenende etwas zu beruhigen.
Das Wochenende war schön und gar nicht schwer zu ertragen. Und ich hatte heute morgen sogar kurzzeitige Vermeidungsstrategien, auf die Arbeit zu fahren - wie wahrscheinlich jeder normale Arbeitnehmer, der sich nicht gerade in hypomaner Verliebtheit befindet. Naja, kurzzeitig, weil dann doch die Freude, ihn wiederzusehen überwog. Und es war umso vieles leichter heute morgen. Denn nach der Besprechung, in der wir beide saßen und ich schon mal die Stimmung erspüren konnte, war es genauso leicht wie ich mir das die ganze letzte Woche gewünscht hatte. Könnte aber auch daran liegen, dass ich heute zwar gut, aber nicht so gefährlich aussah. Als wir im Pulk nach der Besprechung zusammenstanden, ging es noch kurz um einen Klienten, der hyperventiliert hatte. Unter "somatischen" Ärzten offensichtlich ein Ereignis! Und im Beisein von zwei Ärztinnen sagte Flo noch so scherzhaft, dass er das kenne. Danach kündigte sich die freudige Gelegenheit an, dass ich mit ihm allein! in die Verwaltung gehen würde. Yess!!! Dabei führte er noch kurz ein ungefährliches fachliches Thema aus und brachte es auf den Punkt, um Zeit für „Leichteres“ zu haben. Und dann fragte ich ihn scherzhaft wie oft er denn so hyperventilieren würde. Mal sehen, ob er mitflirtet. Und er meinte darauf, dass ihm das tatsächlich schon manchmal passiert sei. Vor dem Medizinstudium hatte er nicht gewusst, was das sei, später schon. Moment, kommt jetzt ein ungewollter Einblick in seine seelischen Abgründe? Wollte eigentlich keine Konflikte zutage fördern. Er sagte das such eher in einem locker leichten Ton, sich selber nicht so ernst nehmend und schließlich lachten wir beide. Das war echt schön wie wir so zusammen über den Hof gingen und dabei fröhlich waren. So scheinbar ganz normal, bis er aus irgendeinem Grund das Thema wechselte. Mach ruhig, Flo, in deiner Verzweiflung! Ich genoss es so nah neben ihm her zu gehen, so dass wir uns fast wieder berührten. Und er roch so gut! Zum Verzweifeln. Dann kamen wir ins Gebäude auf die Besprechung mit der Verwaltungsleiterin zusteuernd. Er verschwand zu seinem üblichen Toilettengang nicht ohne vorher zu sagen, dass er sich noch einen Kaffee mitnehmen wolle. Ich ging also in die Küche und stellte schon mal zwei Tassen hin, schaffte es aber irgendwie bis er wieder da war mit dem Eingießen zu warten. Er kam rein, stellte noch eine weitere Tasse für Frau Z. dazu, um dann so echt traummäßig die Milch auf den Kaffee zu gießen. Ja, worüber man sich zu freuen kann. Wenn ich meine Beschreibungen so lese, merke ich doch eine erhebliche subjektive, um nicht zu sagen übertriebene Färbung. Immerhin hat Flo nicht mich, sondern nur den Kaffee mit der Milch übergoßen. So wie man das unter Kollegen wahrscheinlich tut. Dann zogen wir - er mit zwei, ich mit meinem eigenen Kaffee bewaffnet - zur Verwaltungschefin. Als er angekommen und plaziert seinen ersten Schluck Kaffee nahm, sagte er (wir beide waren die einzigen, die schon saßen) theatralisch
"Ahh...das ist das einzig schöne an diesem Morgen: den warmen Kaffee im Hals zu spüren."
Okay, ich bin nicht die einzige, die hier zu subjektiven Übertreibungen neigt. Sind wir hier auf einem Lyrikwettbewerb oder in einer öden Verwaltungsbesprechung? Mit ihm erreicht selbst die trockenste Sitzung einen lyrischen Höhepunkt. Er kann so poetisch sein, so ernst gemeint poetisch. Jedenfalls verpackt er es so, dass ich ihm alles glauben würde. Auch dass Kaffee sein einziger Halt an diesem Morgen ist. Wie wir da so sitzen, kann ich ihn nur bewundernd anschauen. Er sagte dann mehr so in seinen nicht vorhandenen Bart gebrubbelt
"Naja, nicht das einzige Schöne.“
Was meint er bloß? Etwa das:
Das ist ja süß! Wo ist seine Souveränität hin? Ihm passierten schon allerhand so lustige, unbewusste Schnitzer. Flo, das arbeitet schon sehr in dir. Auf fachlichem Gebiet bist du dir sicher, zwischenmenschlich mit mir nicht.
Hatten Flo und ich, wir beide wohl zeigt uns übers Wochenende etwas zu beruhigen.
Das Wochenende war schön und gar nicht schwer zu ertragen. Und ich hatte heute morgen sogar kurzzeitige Vermeidungsstrategien, auf die Arbeit zu fahren - wie wahrscheinlich jeder normale Arbeitnehmer, der sich nicht gerade in hypomaner Verliebtheit befindet. Naja, kurzzeitig, weil dann doch die Freude, ihn wiederzusehen überwog. Und es war umso vieles leichter heute morgen. Denn nach der Besprechung, in der wir beide saßen und ich schon mal die Stimmung erspüren konnte, war es genauso leicht wie ich mir das die ganze letzte Woche gewünscht hatte. Könnte aber auch daran liegen, dass ich heute zwar gut, aber nicht so gefährlich aussah. Als wir im Pulk nach der Besprechung zusammenstanden, ging es noch kurz um einen Klienten, der hyperventiliert hatte. Unter "somatischen" Ärzten offensichtlich ein Ereignis! Und im Beisein von zwei Ärztinnen sagte Flo noch so scherzhaft, dass er das kenne. Danach kündigte sich die freudige Gelegenheit an, dass ich mit ihm allein! in die Verwaltung gehen würde. Yess!!! Dabei führte er noch kurz ein ungefährliches fachliches Thema aus und brachte es auf den Punkt, um Zeit für „Leichteres“ zu haben. Und dann fragte ich ihn scherzhaft wie oft er denn so hyperventilieren würde. Mal sehen, ob er mitflirtet. Und er meinte darauf, dass ihm das tatsächlich schon manchmal passiert sei. Vor dem Medizinstudium hatte er nicht gewusst, was das sei, später schon. Moment, kommt jetzt ein ungewollter Einblick in seine seelischen Abgründe? Wollte eigentlich keine Konflikte zutage fördern. Er sagte das such eher in einem locker leichten Ton, sich selber nicht so ernst nehmend und schließlich lachten wir beide. Das war echt schön wie wir so zusammen über den Hof gingen und dabei fröhlich waren. So scheinbar ganz normal, bis er aus irgendeinem Grund das Thema wechselte. Mach ruhig, Flo, in deiner Verzweiflung! Ich genoss es so nah neben ihm her zu gehen, so dass wir uns fast wieder berührten. Und er roch so gut! Zum Verzweifeln. Dann kamen wir ins Gebäude auf die Besprechung mit der Verwaltungsleiterin zusteuernd. Er verschwand zu seinem üblichen Toilettengang nicht ohne vorher zu sagen, dass er sich noch einen Kaffee mitnehmen wolle. Ich ging also in die Küche und stellte schon mal zwei Tassen hin, schaffte es aber irgendwie bis er wieder da war mit dem Eingießen zu warten. Er kam rein, stellte noch eine weitere Tasse für Frau Z. dazu, um dann so echt traummäßig die Milch auf den Kaffee zu gießen. Ja, worüber man sich zu freuen kann. Wenn ich meine Beschreibungen so lese, merke ich doch eine erhebliche subjektive, um nicht zu sagen übertriebene Färbung. Immerhin hat Flo nicht mich, sondern nur den Kaffee mit der Milch übergoßen. So wie man das unter Kollegen wahrscheinlich tut. Dann zogen wir - er mit zwei, ich mit meinem eigenen Kaffee bewaffnet - zur Verwaltungschefin. Als er angekommen und plaziert seinen ersten Schluck Kaffee nahm, sagte er (wir beide waren die einzigen, die schon saßen) theatralisch
"Ahh...das ist das einzig schöne an diesem Morgen: den warmen Kaffee im Hals zu spüren."
Okay, ich bin nicht die einzige, die hier zu subjektiven Übertreibungen neigt. Sind wir hier auf einem Lyrikwettbewerb oder in einer öden Verwaltungsbesprechung? Mit ihm erreicht selbst die trockenste Sitzung einen lyrischen Höhepunkt. Er kann so poetisch sein, so ernst gemeint poetisch. Jedenfalls verpackt er es so, dass ich ihm alles glauben würde. Auch dass Kaffee sein einziger Halt an diesem Morgen ist. Wie wir da so sitzen, kann ich ihn nur bewundernd anschauen. Er sagte dann mehr so in seinen nicht vorhandenen Bart gebrubbelt
"Naja, nicht das einzige Schöne.“
Was meint er bloß? Etwa das:
Das ist ja süß! Wo ist seine Souveränität hin? Ihm passierten schon allerhand so lustige, unbewusste Schnitzer. Flo, das arbeitet schon sehr in dir. Auf fachlichem Gebiet bist du dir sicher, zwischenmenschlich mit mir nicht.
Poetische Grüße,
Eva

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