Freitag, 1. März 2013

I did it - Part I


Es ist vollbracht!

Vor ein paar Stunden noch saß ich mit ihm zusammen und hatte wohl schon so einiges an Klartext geredet. Es ging mir euphorisch, am Boden zerstört, gleichmütig, unaufgeregt, angespannt und was sonst nicht noch alles. Aber fange ich ganz von vorne an:

Die Warterei hat ein Ende als ich um kurz nach 18:00 Uhr das Café Merkur betrete, welches erstaunlich voll ist. Ich habe Zeit und gucke mir alle verfügbaren Plätze genau an, bemerke sofort, dass der von uns beiden für passend befundene Tisch frei ist. Da es sich dabei aber um ein wirklich kuscheliges Plätzchen hinter großen Pflanzen, eine halbrunde Lederbank, auf der man sehr cool etwas erhöht wie auf einem Barhocker sitzen kann, verläßt mich kurzzeitig der Mut, so dass ich nach einer weniger eindeutigen Alternative suche. Da ich aber keine finde und das Stadium der Uneindeutigkeiten schon lange verlassen habe, nehme ich das als Zeichen und besetze das anvisierte Séparée. Dann entschließe ich mich, Flo auf seine SMS zu antworten und ihm zu schreiben, wo ich sitze, damit er mich in dem verwinkelten Etablissement findet. Der Countdown läuft. Minuten können lang sein und allerlei Gedanken zutage fördern. Ich bestelle einen Kaffee. Und führe ein Entlastungsgespräch mit Dir (Mathilda, ich bin Dir so dankbar!). Warten! Nervosität! Ich überlege, ob ich gut aussehe, was ich tue. Ich versuche locker zu bleiben, zu sein, zu werden, was mit zunehmender Wirkung  des Alkohols einfacher ist. Ich lauere die ganze Zeit, dass er das Café wie ich von links kommend betritt. Ich weiß noch nicht, dass das Merkur zwei Eingänge hat.
Um 18:37 Uhr sehe ich das letzte Mal auf die Uhr und plötzlich sehe ich ihn - meinen Kollegen, ärztlichen Retter und Traum meiner schlaflosen Nächte - unerwartet  von rechts kommen. Er sieht mich sofort und seine ersten Worte betreffen scherzhaft die kuschelige Atmosphäre:

Flo "Das ist aber ein lauschiges Plätzchen." sagt er lächelnd und wir begrüßen uns.

Eva "Ja, ich hoffe es ist nicht zu ...?" mir fehlt das Wort ("eindeutig", "grenzüberschreitend", "nah") und ich lasse den Satz ins Leere laufen.

Ist auch nicht mehr nötig, denn er zieht bereits seine Jacke aus und platziert sich rechts neben mir auf der Lederbank. Unter seiner Jacke kommt der schwarze Rollkragenpullover zum Vorschein. Das wirkt zusammen mit seiner schätzungsweise 1 1/2 Tagen zurückliegenden Rasur unheimlich anziehend. Oh Gott, nicht schon wieder hyperventilieren! Sehr sexy, noch dazu in dem gedimmten Licht. Er weiß wohl doch, was er tut. Trotzdessen dass mein Gehirn sabbert, kommen wir ins Gespräch. Es ist so einfach. Ich frage nach, ob er so lange operiert hat und bedauere ihn etwas. Er fragt mich, ob ich das mit Kai gut organisieren konnte und was das für eine Sitzung war, von der ich gerade komme. Eine lockere Unterhaltung in ungezwungener Atmosphäre, die so angenehm ist, dass man es eine ganze, lange Weile aushalten möchte. Wir machen es uns gemütlich. Er bestellt ein alkoholfreies Weizen und Brot, ich zwei Tappas (die Du und ich so "erotisch" fanden) und ein Wasser.
Dann bewegen wir uns in unserer Unterhaltung langsam von der Oberfläche weg. Ich sage ihm wie schön ich es finde, dass wir es geschafft haben, uns zu treffen und dass ich mein Geständnis von damals nicht einfach so zwischen uns stehen lassen will. Ich sage, dass die letzten Monate wirklich einem einmaligen Selbsterfahrungsstrip glichen und dass ich sooo viel geredet, sortiert, geschrieben und verarbeitet habe. Und dass ich damals ziemlich aus der Bahn geworfen war und nun mein Gleichgewicht und das, was ich will, wieder gefunden habe. Und dass er Recht hatte als er sagte, dass man aus solch einer Situation gestärkt hervorgehen würde. Er hört mir aufmerksam zu, sagt hier und da etwas dazu. Ich nehme an Fahrt auf und es wird ein richtiges Gespräch. Und ich kann mich ziemlich gut an meinem roten Faden lang hangeln.
Ich sage ihm, dass mir in meiner Beziehung einiges klar geworden ist, Toni und ich viel zusammen überlegt, gesprochen haben, dass wir uns lieben und dass wir zu dem Schluß gekommen sind, uns und unsere kleine Familie zu erhalten. Dass wir unsere Beziehung gerettet haben. Flo´s Reaktion darauf ist skeptisch:

Flo "Das ging aber schnell." Er bezweifelt, dass ich in so kurzer Zeit in meiner Partnerbeziehung ins Gleichgewicht gekommen bin.

Eva "Es ist immerhin fast vier Monate her seit ich in meiner tiefsten Verzweiflung war. In der Zeit kann man schon eine Menge verarbeiten."

Sein Misstrauen scheint damit nicht ausgeräumt, aber er lässt es so stehen. Ich vertiefe das nicht weiter, denn ich bin ja nicht zum Rechtfertigen hier mit ihm zusammen getroffen. Mein Gefühl sagt mir aber, dass ich an dieser Stelle erstmal ein bisschen Sicherheit für ihn schaffen muss und sage:

Eva "Ich kann Dir nur sagen wie ich das empfinde. Und ehrlich, ich wünsche Dir und Deiner Frau, Deiner Ehe wirklich nur das Beste. Ich wollte da keine Unruhe stiften."

Flo "… Das hast Du aber. Du hast eine ganz schöne Unruhe in mein Leben gebracht. Und das hat mich nicht kalt gelassen." Es hat ihn berührt, schon damals. Was wird erst das jetzt mit ihm machen?

Eva "Das tut mir leid, aber ich bereue das nicht. Im Gegenteil, es hat mich weitergebracht."

Flo "Irgendwo war es ja auch ein Risiko für Dich, mir davon zu erzählen. Ich hätte es ja auch herum erzählen können oder so."

Eva "Keine Ahnung warum, aber ich hatte dieses Vertrauensgefühl und zwar schon bevor ich mit Dir sprach. Ich habe mich Dir wahrscheinlich auch nur anvertraut, weil ich dieses Vertrauen spürte."

Flo "Die letzten Wochen hatte ich den Eindruck, dass Du entspannter und glücklicher wirkst."

Eva "Ja, das kann sein."

Ich bin wirklich das ganze Treffen über relativ locker und kann gut sprechen. Tränen sind ganz fern, gar kein Thema. Ich fühle mich sehr wohl in seiner Gegenwart. Ich vermisse das jetzt schon. Ich glaube, er ist etwas erleichtert, als er merkt, dass das Gespräch in diese Richtung geht.

Eva "Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass ich nun sehr genau weiß, was ich will. ... Nett übrigens, dass es Dir für mich leid tat, dass ihr nun doch nicht zu Frau Z.´s Party gehen konntet und ich extra wegen Euch nicht hingegangen bin. Für mich war das Wichtigste das ganz klar zu kommunizieren, so dass ich meine eigene Entscheidung fällen konnte. Ich wollte mich dem einfach nicht aussetzen."

Flo „Und wenn ich allein gekommen wäre, wärst du mit Konstantin gekommen?“

Eva „Dann wäre ich allein gekommen!“

Das hat gesessen. Dieser Satz kommt so spontan und schlagfertig aus meinem Mund und bringt mein ganzes Ansinnen bereits auf den Punkt.  Ab diesem Zeitpunkt ahnt er sicherlich, welche Wendung das Gespräch nun nehmen wird. Definitiv, jetzt schnallt er sich an. Immerhin, er bleibt weiter wo er ist: 30 cm neben mir auf einer sehr kuscheligen Bank.

Ich denke es ist nun der richtige Zeitpunkt, um meine Gefühle ihm gegenüber deutlich zu machen.

Eva "Das, was ich Dir gegenüber empfunden habe, ist natürlich nicht weg. ... Es hat sich schon verändert und so. Ich habe aufgehört, es mir zu verbieten."

Flo „Ich kann das nicht nachvollziehen. Ich würde ziemlich schnell das Interesse verlieren, wenn ich merken würde, dass mein Gegenüber diese Gefühle nicht erwidert.“ Netter Versuch.

Eva „Aber vielleicht habe ich nicht das Gefühl, dass von Deiner Seite aus nichts kommt.“

Flo "Ich glaube das hat doch etwas mit Deiner Beziehung zu tun.“


Eva "Ich glaube, meine Gefühle für Dich haben etwas mit mir und mit Dir zu tun."

Flo „Wie geht das, dass Du Dich in Deiner Beziehung stabilisierst und trotzdem diese Gefühle für mich hast?" Er windet sich und wirkt ein bisschen verzweifelt.

Eva „Ich weiß und wusste immer, wo ich hingehöre. Es stand nie zur Debatte mich zu trennen. Ich betrachte das völlig getrennt von Dir. Ich hätte mir das bevor ich Dich traf nicht vorstellen können, aber ich denke, dass beides geht."

Flo "....Wie machst Du das denn, wenn Du nach Hause kommst?" fragte er mitleidig und beeindruckt zugleich. Und ich glaube, dass er auch testen will, ob Konstantin Bescheid weiß.

Eva "Ist das denn wichtig?" Und ich bin ganz stolz auf mich, dass ich die ganze Zeit nicht mal den Impuls habe zu fragen, ob Laura Bescheid weiß.

Flo „Nein, das ist nicht wichtig.“ gibt er sich zufrieden.

Eva „Was sich so richtig anfühlt, kann nicht verkehrt sein. … Und ich spüre einfach, dass da etwas zwischen uns ist.“

Flo "Das ist schon sehr ... selbstbewusst und mutig wie Du das sagst. Wie Du das so als Tatsache hinstellst." Ich glaube das hat ihn ziemlich beeindruckt.

Eva "Das ist einfach meine Wahrnehmung, wie ich es empfinde. Nenn es „eine Wellenlänge, auf der wir liegen“ oder „die Chemie, die zwischen uns stimmt“ oder eine gewisse Spannung.“

Er macht eine hilflose Geste, um das abzustreiten, sagt aber nichts dazu. Es ist ein eher halbherziger Versuch, der mir zeigt: Nicht aufhören, sondern weitersprechen. Und das werde ich tun, aber jetzt muss ich erstmal zur Arbeit.

Coole, stolze Grüße,
Eva

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