Montag, 4. März 2013

An end has a start

Liebe Mathilda,
eine neue Woche, die bei mir unter dem Motto steht: An end has a start! So auch die Editors auf meiner neuen Playlist, die ganz gut ausdrückt wie ich mich fühle. Die ganze Situation mit Flo hat schon viel von Ende und Anfang. Und dass auch ein Anfang darin innewohnt ist das einzig Tröstliche.

Es ist nicht so emotional niederschmetternd wie im November als ich Flo in einem Verweiflungsakt meine Verliebtheit gestanden hatte. Dieses Mal hat er mein Werben ja auch nicht wirklich vehement abgelehnt und ließ zudem durchblicken, dass es ihm schwer fällt. Der Vergleich zum November lässt manchmal die trügerische Hoffnung aufkommen, dass nur noch ein bisschen fehlt bis ich ihn doch dazu bringe. Ist das der Anfang, der diesem Ende innewohnt? Oder einfach nur Verleugnung der Tatsachen? Der Anfang ist mir noch nicht klar. Das Ende schon. Ich bin bis zum letzten für mich und meine Gefühle eingestanden. Ich werde mir auf dem Sterbebett nicht vorwerfen müssen „Hättest du mal…“. Dass Flo wahrscheinlich nicht dazu bereit ist, unsere gemeinsame Verbindung auszuleben, ist sehr schade, bedauerlich, geradezu niederschmetternd.
Mir ist klar geworden, dass Flo jetzt sehr genau weiß, was ich will, ich aber nicht genau, was er will. Vielleicht weiss er das selber nicht genau. Ich will ihm nichts unterstellen. Ich weiss, dass er etwas für mich empfindet, dass er das aber nicht über die Arbeit hinaus leben kann / will. Ich muss jetzt alles etwas ruhen lassen, ihm Zeit geben, ihn kommen lassen. Es wird ihn aufwühlen, Unruhe in sein Leben bringen. Er ringt mit sich selbst. Er empfindet etwas für mich (was auch immer das ist). Ich bin ihm wichtig. Er kann sich eine Verbindung im Privaten mit mir nicht vorstellen, weil seine Familie das Wichtigste ist. Sehe ich übrigens genauso. Es fällt ihm schwer, mein Werben abzulehnen. Aber er lehnt es eben ab. Das bedeutet nichts anderes als dass ich mich von dem Gedanken verabschieden muss, dass jemals zwischen uns eine solche Beziehung bestehen wird, wie ich sie mir wünsche. Ich mache seinen Tag bunter, steigere seine Zufriedenheit. Wir sind auf einer Wellenlänge. Wird mir das reichen? Und wenn nicht, welche Möglichkeiten habe ich außer Kündigung? Das Schlimme ist, dass ich hier nun am Ende meiner Möglichkeiten bin. Ich habe alles versucht, getan, probiert. Von meiner Seite aus ist alles gesagt, alles ausgesprochen. Es ist endgültig. Alles weitere liegt nicht in meiner Hand. Ich muss das akzeptieren und wahrscheinlich könnte ich das besser, wenn er es klarer ausgesprochen hätte. Nicht dass ich auf die Holzhammermethode stehe, aber seine Reaktion lässt natürlich Raum für Interpretationen. Und das ist immer schlecht für Ablösungsprozesse. Er sagt, dass ich ihm wichtig bin (was ich bloß nicht auf die Goldwaage legen soll und deswegen wahrscheinlich gerade tue), dass ich seinen Tag bunter mache, dass er am Ende eines Arbeitstages zufriedener nach Hause geht. Wie viele Kolleginnen schaffen das noch? Er sagt auch, dass er sich alles im Beruflichen, aber nicht darüber hinaus vorstellen kann. Ja, dann lass es uns eben auf der Arbeit leben! Was ich sagen will, ist, dass gar nichts klar ist. Ihm fällt es schwer das abzulehnen. Warum tut er es dann? Weil es im Persönlichen ein Ungleichgewicht gibt, was er im Beruflichen nicht empfindet. Er ist sehr wertschätzend, erkennt mich als gleichberechtigte Kollegin an, hält viel von meiner Meinung. Klar ist eigentlich nur, was ich von ihm will. Vielleicht bildete ich mir ein, nach unserem Gespräch einen besseren Plan davon zu haben, was er eigentlich will. Dass er mir nicht um den Hals fällt, habe ich mir gedacht. Mein Supergau, dass er alles abstreitet, ist total ausgeblieben. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass er davonläuft. Aber nicht, dass er sich alles anhört, es kaum abstreitet, dann sagt, dass er sich eine Affäre nicht vorstellen kann, ihm die Ablehnung aber sehr schwer fällt? Ein runder Abschluss ist es jedenfalls nicht. Er hat auf jeden Fall ein Problem damit, nein zu sagen (zu mir zumindest). Er könnte glaube ich einen Kontaktabbruch nur schwer ertragen. Ich weiß, dass ich die Klarheit bei ihm jetzt nicht mehr weiter vorantreiben kann. Ich muss ihm Zeit lassen. Bei mir ist jetzt Ende mit Geständnissen. Also heißt es abwarten. Und das wiederum ist für mich so schwer. 
Und so ringen zwei Eva´s in mir. Die eine - nennen wir sie die Good-Bye-Eva - sieht die unausweichliche Aufgabe, sich abzulösen, sich unabhängig von ihm zu machen, da nach meinem Geständnis nur der Rückzug bleibt. Die andere - nennen wir sie die Hello-Eva - sieht die Hoffnung auf einen neuen Anfang, eine neue Qualität von mir selbst und der Beziehung zu Flo. Ich bin jetzt sehr selbstbewusst, fühle mich attraktiv und sexy wie nie. Ich bin eine mutige, gefühlvolle und reflektierte Frau. Eine Frau, die absolut weiß, was sie will. Und die dafür eingestanden ist. Und ich bin so stolz auf mich, dass ich es getan habe. Und doch ist mir bewusst, dass Flo sich vermutlich niemals auf eine Affäre einlassen wird. Das passt einfach zu ihm und wahrscheinlich bin ich ihm auch deshalb verfallen.
Zwischen uns war es heute am Montagmorgen erstaunlich und merkwürdig entspannt. Es mutet fast an als fühlte er sich in meiner Nähe wohl. Oder will er nur seine halbherzige Ablehnung ausgleichen, damit ich nicht aus dem Kontakt gehe? Das sind meine Überlegungen. In der Realität rückte er in unserer Besprechung ganz nah an mich heran :-) (so nah wie im Merkur). Das war schon strange! Er kommunizierte mit mir, lächelte, schaute mich an. Und ich reagierte darauf, redete und lächelte mit ihm, schaute ihn auch an, forcierte es aber nicht. Will heißen: Der Kontakt geht von ihm aus. Natürlich ging es bei seinen Kontaktaufnahmen nur um Fachliches, aber er macht sehr deutlich, dass er Kontakt zu mir möchte. Auf wie vielen Kommunikationsebenen kann man gleichzeitig empfinden? Es ist fast so als wäre ihm ein Kontaktabbruch ebenso furchtbar vorstellbar wie mir. So nach dem Motto: Ich will zwar keine Affäre mit dir, aber sei mir nicht böse und bleib um Gottes Willen in meiner Nähe. Manchmal kommt es mir so vor als wolle er testen, ob zwischen uns alles in Ordnung ist (was auch immer er für "in Ordnung" hält). Und da stehe ich nun, mit einem Flo, der nicht von meiner Seite weicht, aber auch nicht so nah bei mir stehen möchte wie ich das gerne hätte. Ich werde ihn nicht wegstoßen, ich kann ihn gar nicht wegstoßen. Alles weitere kann jetzt nur noch über Blicke, Gesten, Körperkontakt kommen. Naja, und nun versuche ich in diesem Zustand, wo alles endet und alles neu anfängt, zu leben.
Hello- und Good-Bye,
Eva

1 Kommentar:

  1. liebe eva,
    an end has a start oder auch: an end is a start! hört sich als motto sehr gut an!
    und ja, ich denke auch, dass in ihm was reifen und sich entwicklen muss! aber abwarten hört sich immer so nervig an, vielleicht einfach die situation bzw. das leben jetzt mit der situation bestmöglich lebendig zu leben? und das was du beschreibst, wie ihr miteinander umgeht ist das doch schon mal sehr sehr nett!! ;-) und ich finde dich nach wie vor richtig mutig und toll!!

    umarme dich ganz dolle
    alles liebe,
    mathilda

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