Sonntag, 31. März 2013

Der Ostersonntag-Ermutigungs-Post: If someone makes you miserable more than they make you happy...



Someone ist in diesem Falle Flo. Und in letzter Zeit sind da schon eine Menge unangenehmer Gefühle. Ob das die ganzen positiven Gefühle auswiegt? Rational weiß ich, dass ich ihn gehen lassen muss. Emotional kann ich mich noch nicht dazu entschließen. Heute nicht, aber vielleicht morgen, oder übermorgen, oder...

Donnerstag, 28. März 2013

Was kann ich von meinen Klienten lernen?

Liebe Mathilda,

vier Wochen ist heute her. Und so wird der Gründonnerstag ein besinnlicher Tag, an dem sich Innehalten und Überlegen lohnen. Heute machten mir zwei Klientenkontakte und fast keine Flo-Kontakte zu schaffen. Und so wird das heute ein Brief aus der Kategorie: Was kann ich von meinen Klienten lernen?

Eine Klientin, die seit 1998 in dem Wissen lebte, dass sie nicht schwanger werden könne, hatte sich in ihrem Leben und ihrer ungewollten Kinderlosigkeit eingerichtet. Es war nicht leicht, aber so war es nun mal. Und so lebte sie damit. Dann wurde sie 2003 unerwartet schwanger. Gegen alle Regeln. Und verlor das Kind. 2012 nochmals eine Schwangerschaft und leider wieder eine Fehlgeburt. Was mich beeindruckte war, dass die Klientin und ihr Partner nun beschlossen hatten, zu verhüten, um die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches zu verhindern. Eine nochmalige Enttäuschung durch eine weitere Fehlgeburt sei schmerzhafter als die endgültige Kinderlosigkeit. Will heißen: Wenn man etwas so sehr möchte,  sich so sehr danach sehnt, ist die Unerfüllbarkeit leichter auszuhalten, wenn der Grund eine unverrückbare Konstante ist? Besteht aber die Möglichkeit, dass der sehnlichste Wunsch doch irgendwie erfüllbar ist, so ist mit dieser Hoffnung noch viel schwerer umzugehen. Wie viel Hoffnung verträgt der Mensch, wenn doch die Gefahr der Unerfüllbarkeit groß ist? Durch ihre eigene Entscheidung zur Verhütung ist die Klientin selbst aktiv geworden und aus ihrer nicht selbstbestimmten, handlungsunfähigen Position herausgekommen. Und hier kommt die Parallele zu meiner eigenen Geschichte ins Spiel. An genau dieser handlungsunfähigen Stelle befinde ich mich mit Flo. Nur dass ich mein „Verhütungsmittel“ noch nicht gefunden habe. Als er im November meine überboardenden Gefühle nicht erwidern konnte, lebte ich ein paar Wochen mit dem Wissen, dass meine Sehnsüchte ihm gegenüber nicht erfüllbar sind. Er konnte meine Verliebtheit nicht erwidern. Doch seit 4 Wochen weiß ich, dass ich ihm wichtig bin, dass ich sein Leben bunter und ihn zufriedener mache. Es ist also eine ganz unkalkulierbare Hoffnung entstanden, von der ich nicht weiß, wo sie hinführt. Von meiner Seite aus ist alles klar, von Flo´s Seite gar nicht. Klar ist, dass die Hoffnung neben diesem schönen Optimismus auch verdammt weh tut. Aber so ist das: Ohne Ab kein Auf. Ich weiß, dass ich dieser Hoffnung ein Ende bereiten muss, wenn ich wieder einen gleichmäßigen Alltag haben möchte. Es muss von mir ausgehen. ICH muss mit der „Verhütung“ beginnen. Aber will ich das? Kann ich das? Kann ich die Hoffnung jetzt sterben lassen? Ich habe alles versucht. Wenn er wollen würde, würde er aktiv werden. Ich kann das nicht weiter vorantreiben. Wie oft habe ich das wohl schon geschrieben? Wenn das doch nur in meinen sehnsuchtsvollen Kopf ginge. Ich würde gerne zu einer Haltung wie „Denk ja nicht, dass ich ewig auf dich warte.“ gelangen, aber leider kann ich mir das selbst noch nicht glauben. Das bin ich nicht. Ich spiele keine Spielchen.

Meine zweite Klientenbegegnung war ein Mann, der vor 12 Jahren von seiner schillernd-charmanten, narzißtischen Ehefrau wegen einem anderen Mann verlassen wurde. Er leidet bis heute darunter. Sein Leben ist zerstört, existentielle Bedrohung eingeschlossen. Das ist die andere Seite meiner Sehnsüchte, dass mir das Leben an dieser Stelle vor Augen hält, was ich auch hätte mit meinem Handeln zerstören können. Sowohl in meiner eigenen als auch in Flo´s Familie. Das ist schon heftig. Ich habe solche Gedanken zu meinem eigenen Schutz versucht zu vermeiden. Ich komme daran natürlich nicht vorbei. Wenn ich mich diesen Gedanken hingebe, bin ich bald unweigerlich in der Position, mich zu rechtfertigen. Nicht vor dem Klienten natürlich, jedoch vor mir selbst. Ich hatte nie vor, eine Trennung zu bewirken. Ich will Florian ja gar nicht ganz, aber dieses Unterfangen birgt die unverrückbare Gefahr, dass sich als Nebenprodukt Trennungen ergeben können, auch wenn das nicht von mir gewollt ist. Natürlich hat mein Klient den potentiellen Geliebten abgewertet. Und ich habe ihn auch verstanden, konnte seinen Schmerz nachvollziehen. Und ich fühlte mich irgendwie schlecht und ertappt.

Was habe ich also heute von meinen Klienten gelernt? Wenn Du selbstbestimmt leben willst, musst du die Sache selbst in die Hand nehmen. Ein Plädoyer dafür, sich nicht vom Verhalten anderer abhängig zu machen. Und dabei besteht einfach die Gefahr, dass jemand verletzt wird. Du oder seine Frau. Wer dieser jemand sein wird, das kannst Du beeinflussen. Mit den Konsequenzen musst du leben. Aber ist es nicht der reine Selbsterhaltungstrieb, der mir mich selbst wichtiger erscheinen lässt als seine Frau, eine fremde Frau?

Was sagt mir das nun alles?  

Ich muss selbst einen Weg finden wie ich mir die Hoffnung auf die Erfüllung meiner Sehnsucht zerstöre. 

Hoffnung zerstören ist etwas, was mir zutiefst wiederstrebt. Noch dazu wenn alles so schön sein könnte. Aber dazu gehören halt Zwei. Wenn ich mich nicht zermürben will, muss ich mich lösen. Ich brauche Zeit dazu. Vielleicht hilft mir das Wissen, was ich hätte zerstören können? Ich glaube nicht. Das habe ich doch alles hundertfach durchgewälzt. Und meine Schlussfolgerung war, dass ich es versuchen muss. Alles versuchen muss, um später nicht zu bereuen, dass ich es nicht getan habe. Das hat mich um eine gewaltige Erfahrung reicher gemacht. Ich bin jetzt anders als vorher. Weitsichtiger. Weiser. Das bringt mich weiter. Und wenn Flo da nicht mitgehen kann, ist er einfach noch nicht so weit. Ich weiß natürlich nicht, inwiefern er schon mal in einer solchen Situation war. Was ich schon glaube, ist, dass er noch nicht in der Situation war, dass ihm eine ihm ebenbürtige Frau so offen kommuniziert hat, dass sie eine Affäre möchte. Und dazu eine so tolle Frau. Und es ist ihm nicht egal. Ich bin ihm nicht egal. Ihm fehlt ein ganzes Stück zu einem guten Narzissten. Er geht nämlich nicht über Leichen. Seine Mitmenschen sind ihm nicht egal. Und das ist auch gerade die Schwierigkeit, denn das macht es schwerer, mich von ihm zu lösen. Ach Mann, jetzt bin ich schon wieder an dieser Stelle. Ich kann es nicht abstellen. Ich rumifiziere hin und her. Was solls? Es ist wie es ist. Wenn ich nur schon da wäre. Stattdessen jagte ich den ganzen Tag lang einem persönlichen Wort von Flo hinterher. Ohne jeden Erfolg. Ich war dabei, tieftraurig die Klinik zu verlassen als er mir einen intensiven Blick zuwarf und mir frohe Ostern wünschte. Ich war trotzig! Was sollte das alles? Hatte er sich wirklich so im Griff, dass er nichts Persönliches durchdringen ließ? Ich wollte ihn rütteln und schütteln. Es ist so schwer, sich einzugestehen, dass er nicht so empfindet. Und doch kann ich mich so täuschen? Es ist ja nicht so, dass ich die Aufregung, Abwechslung, das Lebensgefühl gesucht habe. Er - der Richtige - war einfach da, zur falschen Zeit, am richtigen Ort. Und ich war in einer vulnerablen Lebensphase. Vielleicht wäre es zu einer anderen Zeit anders gewesen, aber immer hätte ich ihn sehr anziehend gefunden.

Trotzige Grüße von Eva
 
 

Mittwoch, 27. März 2013

You shoot me down, but I won´t fall

Liebe Mathilda,

Glückwunsch zum Anschluss an die Außenwelt. Ich habe schon das Gefühl, dass die Telekom das heute bei Dir hinbekommt. Ich fühlte mich heute so als sei ich erstmal im Leben zurück. Habe gestern einen Tag lang geheult, weil mir mal wieder das unausweichliche Desaster meiner Situation bewusst wurde: Meine Sehnsüchte laufen in eine Sackgasse. Langsam tut es weh. Abartig weh! Ich wusste, dass das früher oder später kommen würde. Ich wusste, dass es sowieso kommt. Also konnte ich mich auch richtig hineinwerfen und mich in meinen Gefühlen suhlen. Gestern war schlimm. Habe geheult und mich zu Adele noch mal richtig reinfallen lassen. Du bist definitiv der einzige Mensch, der weiß wie es in mir aussieht. 
Heute habe ich wieder etwas Auftrieb. Ich spüre, dass ich mich lösen muss, mich von Flo verabschieden muss. Aber wie? Wie werde ich es bloß los? Ich muss es wohl betrauern. Ich muss da durch. Ich kann es nicht beschleunigen. Ich merke, dass meine Stimmungslage so abhängig von ihm ist. Und ich merke immer mehr, dass er keinen Finger rühren wird. Egal, was in ihm arbeitet, er wird keine weitere Nähe zu mir suchen. Nähe im Beruflichen schon - das ist ja das Gemeine daran, dass er mir dort die Nähe gibt, die ich im Privaten gerne hätte -, aber er wird nicht forcieren unsere Situation zu klären. Dazu steckt er zu tief in seinem Leben. Kann sich nicht da raus bewegen, nichts Neues ausprobieren. Ist noch nicht soweit. Schade, dass unser Timing nicht übereinstimmt. The Greatest Irony of love: Sich zum falschen Zeitpunkt in den Richtigen verlieben. Ich kann unsere Verbindung nicht weiter vorantreiben und Flo wird es nicht tun! 

Ja, und dann bin ich darauf gekommen, dass ich mir jetzt erstmal Zeit lasse bis zu meinem Urlaub, der 15. April beginnt. Bis dahin heißt es: Aufstehen, Krone richten und weitergehen. Irgendeinen Sinn wird das Ganze schon haben. Hat es doch immer. Und da ich mich jetzt in der außergewöhnlichen Situation befinde, dass mein Angebeteter ziemlich genau weiß, was ich möchte und er meiner Anwesenheit auch nicht abgeneigt ist, kann ich jetzt alles Mögliche ausprobieren. Ich kann flirten, ihn provozieren, ihn herauslocken, Spaß haben. Alles, was ich schon immer tun wollte, denn ich habe nichts zu verlieren. Mit diesem Entschluss fühlte ich mich sofort leichter. Ja, ich habe mich unglücklich verliebt, aber ich kann das, was mir davon bleibt, genießen. Damit muss Flo zurechtkommen. Ich habe nichts zu verlieren. Ich habe Flo heute mit einem warmen, offenen (und eindeutigen) Lächeln begrüßt, das prompt zurückkam. Das war wirklich genial. Wenn ich daran denke, muss ich grinsen. Das Lächeln und die Begrüßung kamen sofort zurück. Ich nahm das gerne an. Dann waren wir ein wenig zusammen, allein unterwegs und ergaben uns natürlich wieder in Fachgesprächen. Wir waren auf der Intensivstation, um eine Klientin zu besuchen. Ich hatte schon den Eindruck, dass er wollte, dass ich ihn begleite. Er fragte nicht direkt, so als wolle er es mir offen lassen. Keine Ahnung, vielleicht ist er auch einfach nur ein Schisser. Wir sollten damit aufhören uns gegenseitig für behindert zu erklären und uns nicht zuzutrauen, mit der Situation umgehen zu können. Ich muss von dem Gedanken wegkommen, wie ich Flo diese Situation zumuten konnte. Es ist wie es ist. Und es ist sehr gut und offen von mir kommuniziert. Was will er mehr? Ich bin dann jedenfalls mit ihm auf die ITS und wir unterhielten uns. Fachgespräche natürlich. Es war nicht ganz so wie neulich als er sich um Kopf und Kragen redete, nur um nicht auf ein persönliches Thema zu kommen. Heute war es irgendwie lockerer und humorvoller. Nicht so ernst. In unserem "Fachgespräch" konnte ich ihm ab und zu ein nettes Paroli bieten, wenn er davon überzeugt war, zu einer Klientin "durchgedrungen" zu sein. Ich verstreute nette Zweifel, die ihn ein bisschen verunsicherten. Und dann - wir standen im Treppenhaus, ich musste nach oben, er nach unten - dachte ich jetzt wäre eine Gelegenheit, persönlicher zu werden und ihn nach seinem Befinden zu fragen. Und ich tat es. Ich fragte ihn ganz geradeheraus "Wie geht es dir?" Die persönlichste Frage der letzten 4 Wochen. Und das Weichei blieb wo es war (augenroll): auf der fachlichen Ebene. Meinte, dass viel zu tun gewesen sei und er sehr eingespannt war, weil ein leitender Arzt im Urlaub war. Und dass er lieber zwischen Station und Sprechstunde hin- und herpendeln würde (Oder zwischen seiner Frau und mir?) als an einem Ort stationiert zu sein. Er sagte das locker und lächelnd. Wir waren uns schon nah, hatten tollen Blickkontakt. Seine blauen Augen sind soooo krank. Aber ich merkte auch, dass er in der Situation nicht weiter persönlich werden wollte. Oder keine Ahnung, vielleicht weiss er nicht wie ich die Frage meinte. Ich meinte natürlich: "Wie sieht es jetzt in dir aus, seit du weisst, dass ich eine Affäre mit dir möchte? Was macht das mit dir? Wie siehst Du jetzt unsere Verbindung. Wie wünschst du sie dir? Wie geht es dir mit der Situation?" Es ist ja nicht so, dass ich ihm was Schlechtes wünsche (Wenn ich das könnte, wäre ich bestimmt schon weiter). Ich will ja Kontakt zu ihm. Er ja auch zu mir. Es war heute oberflächlich locker und lustig zwischen uns, aber Flo war nach meiner Frage auch darauf bedacht, mir nicht noch mal allein unter die Augen zu treten. Naja, vielleicht bilde ich mir auch das nur ein. Vielleicht interpretiere ich überhaupt zuviel in ihn hinein. Er ist auch nur ein Mann mit Problemen, über Gefühle zu sprechen. Es wirft ihn etwas aus der Bahn, aber er hat zuviel Angst, um sich zu bewegen. Damit muss er leben. Ich werde am Ende nichts bereuen. Und er? Das wird er allein sehen und damit klarkommen müssen. Ich weiß, dass ich ihm in Erinnerung bleiben werde. Auch damit muss er leben. Diese Spur habe ich hinterlassen. Das muss ich mir immer wieder sagen, wenn ich mich wieder frage: Wozu das alles? Und ich finde, ich kann ruhig ein bisschen damit anfangen, ihn abzuwerten. Der so smarte und korrekte Arzt muss aufpassen, dass er nicht vergisst zu leben. Ich kann nicht in ihn hineinschauen, aber es mag Momente geben, in denen er sich grähmt, mich verpasst zu haben. Dann irgendwann (Wie viele Jahre wird das wohl dauern?) bin ich nicht mehr da. Und dann ist es zu spät.
Es wird jetzt eindeutig kraftvoller und kompromissloser. Meine Zeilen des Tages (und vielleicht neue Signatur):


"I´m bulletproof, nothing to loose. 
Fire away, fire away.
Ricochet, you take your aim. 
Fire away, fire away.
You shoot me down, but I won´t fall. 
I´m titanium." 
Titanium - David Guetta feat. Sia




Ich bin kampferfahren und habe nichts mehr zu verlieren. Ein Streifschuß bringt mich nicht zu Fall, denn ich bin aus einem besonderen Material: Für manche ist es Titanium, für andere Reselienz, Widerstandskraft, für mich ist es die Stärke, die man braucht, um eine Liebe zu überleben.
Starke Grüße von Eva



Dienstag, 26. März 2013

"The reason I hold on...


 ...cause I need this hole gone."
Rihanna feat. Mikky Ekko - Stay




Für den Moment tut es scheißweh, dass meine Gefühle nicht erwidert werden. 
Ich spüre körperlich die Sehnsucht und den Schmerz. 
Es ist tragisch und ich könnte darin zerfließen. 
Ich heule! 
Ich fühle mich noch immer so sehr zu ihm hingezogen. Ich freue mich einfach, wenn er mir über den Weg läuft. Ich will ihm nichts Schlechtes. Im Gegenteil. Wenn man liebt, will man doch nur das Beste für den Angebeteten. Und wenn das das Beste für ihn ist, dann soll es so sein. 

Trotzdem tut es scheißweh!
Ich spüre körperlich die Sehnsucht und den Schmerz.
Es ist tragisch und ich könnte darin zerfließen.
Ich heule!...

Montag, 25. März 2013

Wait it out

Guten Abend, liebe Mathilda,


"It feels less important when you want to wait it out
I had enough feeling give me what I want or put me on the streets
I'm getting tired of living my life like nothing's happening

Talk is cheap but lies are even cheaper
So it's really me I want you to count the ways you can make it up to me
I'm getting tired of everybody talking and not doing a thing"
The Morning Benders - Waiting for a war


Ja, ist halt nur eine Phase mit dem versiegenden Handlungsdrang und dem In-sich-ruhen gewesen. Jetzt ist es doch so, dass ich unheimlich gerne handeln würde und mich aktuell ziemlich zusammenreiße, es nicht zu tun. Flo und ich lächeln uns an wie schüchterne Teenager. Als ob wir über dieses Stadium nicht schon lange hinaus wären. Ich zumindest! Aber ich kann nur abwarten und das mitmachen, was er zu wagen bereit ist. Und wenn es teenagermäßige Blicke sind. Dabei sieht er heute so ganz unteenagermäßig heiß aus. Ich aber auch :-) Ach ich weiß nicht, es ist so schwer, die Dinge einfach laufen zu lassen, auszusitzen und nicht selbst aktiv zu werden. Aktionismus nennt man das wohl. Ich gebe mir sehr viel Mühe, nicht in diesen zu verfallen. So findet z.B. ein Symposium auf dem Flo´s Onkel spricht, der auf einem ähnlichen Fachgebiet unterwegs ist, statt, zu dem großflächig eingeladen wurde. Naja, und ein bischen wird das in meiner Position auch von mir erwartet, dass ich dort auftauche. Ich hätte schon große Lust, seinen Onkel zu hören. Noch dazu in dem Wissen, dass auch Flo selber dort sein wird. Meine persönliche Horrorvision, die mich aktuell daran hindert, ein Symposium mit ihm zu genießen: Für Flo könnte es so eine Art Familientreffen sein und er bringt seine Frau mit. Wie kann ich meine Horrorvision entkräften, ohne selbst aktiv zu werden. Wenn man schon alles mögliche getan hat, hilft manchmal einfach abwarten. Und so kam es heute als Flo und ich in einer Runde mit anderen Kollegen zusammenstanden dazu, dass eine Ärztin fragte, wer denn zu dem besagten Symposium geht. So konnte ich beiläufig meine Teilnahme erwähnen, ohne Flo direkt darauf anzusprechen. Er weiß nun, dass ich dort auftauche und ich nehme mal an, dass er freiwillig keine solche Situation konstruieren rde, in der seine Frau auf mich trifft. Seit Frau Z.´s Party weiß er ja wie ich zu solchen Situationen stehe. Und so egal bin ich ihm nicht. Ich gehe mal davon aus, er würde mir bescheid geben. So besorgt ist er sicherlich um mich. Und das hat zum Vorteil, dass er zur Abwechslung mal aktiv werden müsste. Insofern ganz ohne mein Zutun sehr gut gelaufen. Ich kann mich also nur bestätigt darin finden, jetzt erstmal gar nichts weiter zu tun. Frei nach dem Motto: Jetzt machen wir erstmal nichts und dann warten wir ab! Ist übrigens sauschwer. Wenigstens The Morning Benders scheinen so etwas schon einmal durchgemacht zu haben.




Mann, bin ich froh, wenn Du endlich wieder einen Telefonanschluss hast. Kaum darüber reden, macht mich irgendwie ganz stumm. Und bei Dir so? Hoffe Du kommst klar und konntest schon ein bisschen in Deiner neuen Behausung entspannen.

Liebe Grüße von Eva.

Sonntag, 24. März 2013

Sonntagabend-Ermutigungs-Post: Life is about trusting your feelings...

Liebe Mathilda,

mein Wochenende war recht vollgepackt. Wir waren bei meinem Vater und heute vormittag brunchen. Dann noch laufen und nun liege ich platt und glücklich auf dem Sofa. Hatte nicht mal Zeit zum Schreiben und das will was heißen. Ich genieße wo ich bin, und freue mich natürlich auf Montag.

Und hier einer meiner Lieblings-Zitate von livelifehappy.com:



Sehr beruhigend: Nichts bleibt wie es ist. Alles - das Schöne und das Furchtbare - vergehen und verändern sich. That´s. life!

Liebste Grüsse von Eva.

Freitag, 22. März 2013

When the moon hits your eye, it´s like a big pizza pie!

Liebe Mathilda,

hier kommt meine neueste Flirtsituation, die mich zumindest ein bisschen aus der Tiefenentspannung der letzten beiden Tage holte: Unsere Abteilung gönnte sich heute ein gemeinsames Pizzaessen. Pizza, Pizza! Wir sitzen alle pizzaessend zusammen, Flo mir gegenüber. Ich zerschneide meine Pizza gekonnt mit einem stinknormalen Messer, damit ich die Stücke mit der Hand essen kann. Ich dachte das könnte Flo beeindrucken. Männer sollen ja Frauen mögen, die genussvoll essen. Die Ärztin neben Flo nimmt meine Schneidetechnik wahr und sagt sichtlich beeindruckt: 

"Das schneiden Sie mit einem ganz normalen Messer durch?"

Ich schlagfertig 

"Ja, ganz ohne Skalpel." Eine Anspielung auf die Operationstätigkeit der hier anwesenden Ärzte. Flo darauf belustigt 

"Das ist die Macht der Gedanken."

Eine Anspielung auf meine Therapeutentätigkeit. Offensichtlich liefern wir uns gegenseitig Anspielungen. Wir spielen miteinander und spielen macht bekanntlich Freude. Ich treibe es noch weiter sage zweideutig:

"Ja ... wenn ich etwas will, bekomme ich es auch hin." 

Und dabei lächle ich ihn provozierend an. Er grinst zurück. Lächeln, Lächeln, Lächeln. Für die anderen im Raum geht es um Pizzazerteilen, für mich geht es um: Wie kriege ich ihn rum? Worum geht es für Flo? Ich kann seine gedanklichen Prozesse nur mutmaßen: "Meint sie die Pizza oder mich? ... Sie meint mich! Mich, mich, mich! ... Shit, und sie wird es wirklich noch hinkriegen."



"When the moon hits your eye
It´s like a big pizza pie."


Entweder ich mache gerade ein posttraumatisches Wachstum durch oder ich bin in meiner unerschöpflichen Hoffnung einfach nicht belehrbar. Meine persönliche Krise mündet aktuell in einen Zustand, in dem ich alles gesagt, alles aufgeschrieben, alles gelitten habe. Was soll jetzt noch kommen? Es geht weiter mit und ohne Flo. 

Ein schönes Wochenende wünscht Dir
Eva


Donnerstag, 21. März 2013

The greatest irony of love

Hallo meine liebe Mathilda,

es ist hier so alles ziemlich normal auf der Arbeit. Fast merkwürdig kommt es mir vor, dass mich das weder traurig noch froh macht, noch sonst irgendwie angenehm oder unangenehm ist. Eine monatelang vergessene Gleichförmigkeit macht sich breit. Der Handlungsdrang von letzter Woche ist irgendwie gerade verflogen. Ich ruhe in mir selbst und entwickle mich. Unaufhörlich. Ich kann schließlich nicht stehenbleiben. Weiterhin lockere, spaßige, aber auch ernste, fachliche Situationen mit Flo. Fazit: Seine Unruhe nimmt wohl eher zu. Meine nimmt ab. Nicht, dass ich mich noch entliebe bevor er aus der Hüfte kommt :-) Sich zum "richtigen" Zeitpunkt in die "richtige" Person zu verlieben, ist ein Glücksfall, ist Magie. Aber oftmals haut das einfach nicht hin und die Liebe lacht dich aus.


Mein Spruch des Tages:



Und die gute Nachricht: Zumindest Punkt 3 kann mir mit Flo nicht mehr passieren. Bleiben also nur noch 1. und 2. Und wenn die Liebe mich auslacht, dann lache ich eben einfach zurück.

In diesem Sinne wünsch ich Dir noch einen schönen Abend,
Eva

Mittwoch, 20. März 2013

Koffeinschock

Liebe Mathilda,

immer schön atmen!

Hirschhausen sagt 


"Gemeinsame positive Erlebnisse, aber besonders gemeinsame Anstrengungen, Bedrohungen und Stresssituationen schweißen einen zusammen.“ 


und machen im Nachhinein glücklich. Etwas, auf das Du Dich schon mal freuen kannst. Wenn am Ende die angenehme Erschöpfung eintritt, ist das Glück nicht mehr weit. Du hast die letzte Zeit wirklich tolle, lebensverändernde Dinge auf den Weg gebracht. Dass das Kraft kostet, ist normal.

Ach ja, und ich starte jetzt mal mit der Arbeit. Flo sitzt bereits im Nebenzimmer und behandelt Klienten. Ist schon skuril, aber auch schön, dass wir so Wand an Wand sitzen. Alles so erstaunlich normal. Wir tun, was unsere Berufung ist, mit den Kollegen, mit denen wir das gerne tun. Ganz angenehm irgendwie. Vielleicht habe ich mich ein Stück von ihm entwöhnt. Ich beobachte ihn so mit einigem Abstand. Sehe, dass er beim Eingießen seinen Kaffee verschüttet und verhuscht den Deckel von der Kanne fallen lässt. Ja, ich habe schon wieder mit ihm Kaffee getrunken. Diesmal schon morgens. Was soll das noch werden? Koffeinschock noch vor 9 Uhr morgens? 

 

Symptome einer Koffeinintoxikation laut Wikipedia:

    Zu viel Kaffee?  Interessiert mich nicht die Bohne!
  • Anregung des Zentralnervensystems und Schlaflosigkeit [habe ich praktisch immer in Flo´s Nähe]
  • Erhöhung der Herztätigkeit, des Blutdrucks und Pulssteigerung [Ich habe das nicht nachgemessen und trage auch kein 24-h-Langzeit-Blutdruck-Messgerät - soll ja ziemlich nervig sein - wenn ich auf Flo treffe, aber vermutlich ist es ein untrügliches Zeichen, dass sich meine gesteigerte Pulsfrequenz wie Paukenschläge in meinem Kopf anhören.]
  • Konzentrationsstörungen oder -steigerungen [Bei mir auf jeden Fall Steigerung, was seine Augenfarbe und die liebevollen, kleinen Fältchen betrifft, die sich um seine Augen bilden, wenn er lacht. Und bei ihm gibt es in den letzten Tagen lauter kleine Begebenheiten, die auf Unkonzentriertheit schließen lassen. Hat das was mit mir zu tun? Keine Ahnung, ich bin nicht dabei, wenn er ohne mich unkonzentriert ist.]
  • Hyperaktivität [bemerke ich zurzeit eher bei Flo]
  • Kopfschmerzen bei Entzug [von Koffein oder von Flo?]
  • Durchfall [dazu möchte ich echt nichts sagen]
  • Angsterscheinungen [hin und wieder]

Und die Diagnose lautet: immer noch schwer verliebt.

Intoxikierte Grüße,
Eva

Dienstag, 19. März 2013

Kaffee oder Prosecco?

Liebe Mathilda,

wie siehts aus in Deiner beneidenswerten Wohnung? Und wie war die erste Nacht, du ein-bisschen-verliebte Wohnungsbesitzerin?

Heute war ein schöner Tag. Es ist so einfach mit ihm. So locker und leicht, wenn er das doch nur in aller Konsequenz einsehen würde. Ein glücklicher Tag, der erst gar nicht so aussah, weil Flo heute morgen irgendwie zurückhaltend-muffelig wirkte als wir allein und die Ersten im Besprechungsraum waren. Naja, muffelig kann man auch nicht sagen, eher fachlich konzentriert, denn er erklärte mir bereitwillig irgendeinen Beckenknochen. Und wer weiß, dass er jedem kleinen Detail epische Größe verleihen kann, der wird auch einen schnöden Beckenknochen interessant finden. Ich würde ihm gerne meine Beckenknochen erklären. :-) Das wäre mal eine schlagfertige Antwort gewesen. Ich glaube er war ganz froh, dass es um irgendetwas Fachliches ging.  Mit mir allein wirkt er doch sehr befangen. Und ich kann mich natürlich auch nicht von einer gewissen Befangenheit frei machen. Auch nicht verwunderlich, denn ich habe ihm gesagt, dass ich sofort eine Affäre mit ihm anfangen würde. Wenn ich zum Beispiel im Klientengespräch bin und ich höre ihn an meinem Büro vorbeigehen, ist bei mir innerlich Alarm angesagt. Ich werde dann innerlich aufgeregt und es drängt mich zu ihm. Ich habe bei weitem nicht die Geduld, die ich ohne Flo hatte. In den Therapien werde ich schneller sehr konkret und manchmal auch krass auf den Punkt gebracht, aber wirkungsvoll. Ich erschrecke mich vor mir selber. Ich bin purer, kompromissloser und am großen Ganzen interessiert. An dem, was meine Welt im Innersten zusammenhält. Insofern ändert sich durch die Erfahrung mit Flo auch mein Therapeutenverhalten und auch hat meine Erfahrung mit sterbenskranken Menschen mein Verhalten gegenüber Flo geprägt. Wo sonst sollte dieses Du-bereust-nur-das-was-du-nicht-gatan-hast herkommen als von den Menschen, die mir auf ihrem Sterbebett von ihren ungelebten Träumen erzählen. Ich hätte das sonst so nicht ausgesprochen und ich bin noch immer so stolz auf mich, dass ich es getan habe. Das wird eine der Geschichten sein, die ich auf dem Sterbebett erzählen möchte. Ich entwickle mich. 

Ich traf Herrn Dr. Mollis dann heute Mittag im Aufenthaltsraum wieder, noch vier weitere Mitarbeiter anwesend. Es war eine lockere Stimmung und er hat richtig mit mir geflirtet. Und ich meine RICHTIG. Und ich hab mitgemacht. Ich kam in die Küche und registrierte wie Flo gerade Kaffee kochte. Das kam mir natürlich gerade recht, denn auch ich wollte einen Kaffee trinken und mehr noch wollte ich in seiner Nähe sein. Das nennt man eine glückliche Gelegenheit. Ich fragte, wann denn der Kaffee fertig sei und setzte mich zu ihm. So über Eck. Beide herausfordernd auf den Tisch gestützt, gelungert, so dass wir schon ziemlich aufeinander hockten. Ich wagte nicht, ihn aus dieser Entfernung anzusehen; schließlich waren noch vier Leute um uns herum. Wenn wir allein gewesen wären, hätte ich es vermutlich schamlos ausgenutzt, aber womöglich war Flo auch nur so „mutig“, weil er nicht mit mir allein war. Auf jeden Fall fragte er dann, ob ich schon eine Tasse hätte und ich schwöre er zuckte, um mir eine Tasse zu holen, aber ich war schneller aufgestanden. Er nahm die Kanne von der Maschine bevor der Kaffee fertig war, um ihn mir einzugießen. Für einen kontrollierten Arzt war das wahrscheinlich schon sehr verwegen, hätte doch der Kaffee weiter aus der Maschine laufen und die Küche überschwemmen können. Ich wagte nicht ihn anzusehen als er mir "mutig" - mein Ritter - den Kaffee eingoß. Und ich kippte wie selbstverständlich die Milch dazu. Ich schreibe das als wäre es ein erotischer Akt! Ich war schon äußerst erfreut, dass er das tat. Innerlich ging wohl ein Leuchten von mir aus. Ich war ganz schön durcheinander über so viel Zuwendung und konnte nur in meine Tasse gucken wie der Kaffee dort in einer perfekten Biegung hineinlief. Hätte ich ihn mit meinem verträumten Blick angesehen, wäre es wohl auffällig geworden. Wenn wir allein gewesen wären, hätte ich es natürlich getan. Ich glaube Flo konnte dagegen nur so locker sein, weil er nicht mit mir allein war. Das ist der prickelnde Unterschied. 

Eva mit Dr. Mollis im Kaffeeglück?
Im Aufenthaltsraum hing ein Kalender, auf dem aktuellen Kalenderblatt ein muskulöser Mann mit nacktem Oberkörper abgebildet. Flo meinte dazu, dass er mal mit dem „Männerbeauftragten“ der Klinik sprechen müsse und er sich diskriminiert fühle. Und ich darauf, dass er dann erstmal in den Keller gehen solle, wo noch ganz andere Bilder aufgehängt sind. Guter Plan! Wie locke ich ihn in den Keller? Jemand anderes in der Runde warf ein, dass der Kalender immerhin schöner anzusehen sei als der Kalender, auf dem die Geburtstage aller Mitarbeiter eingetragen waren. Ich fragte, wer denn noch so Geburtstag hätte und versuchte in meiner Kurzsichtigkeit von Weitem zu erkennen, welcher Name da stand. Und Flo so scherzhaft „Ja, wer hat denn dieses Jahr noch Geburtstag? Wohl fast alle.“ Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jetzt leuchtet er. Schon klar, das war die Retourkutsche für den Keller. Er wollte mich eindeutig necken. Er flirtete, dass sich die Balken bogen. Und das zweieinhalb Wochen nachdem ich ihm ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Die Situation war sehr prickelnd. Und Flo weiß, dass ich mit anderen Leuten im Raum nicht aufs Ganze gehen würde. Aber wir beide wissen, was Sache ist. Und er ist sich auch völlig bewusst darüber, was er tut. Er muss sich darüber bewusst sein, dass er mich damit ermutigt. Oder nicht? Ist das einfach seine Art? Und selbst wenn, müsste er seine Art nicht überdenken, wenn er solche Reaktionen bei mir nicht forcieren wollte. Will er sie also forcieren? Ist es ihm egal, wenn ich gegen die Wand laufe? Oder spielt er gar mit dem Feuer? Während ich mich das alles fragte, tranken wir und flaxten weiter rum. Er schenkte mir noch mehr Kaffee ein als sei es Prosecco, den man einfach so lange nachgießt bis der letzte Tropfen ausgetrunken ist. Er überschlug sich fast. Nachdem ich meine Tasse zum letzten Mal genüßlich geleert hatte, stand ich entschlossen wieder auf, ungefähr eine Zehntelsekunde vor ihm. Er stand daraufhin so schnell auf, dass er dabei fast ein Glas umriss. Kann alles auch nur Zufall sein, aber schön wär's natürlich schon, wenn ich ihn so aufwühlen würde, dass er ein Glas umschmeißt. Woher kam die Eile? Konnte er nicht aushalten, dass ich vor ihm ging? Oder erinnerte er sich wieder, wozu er hier auf der Arbeit war? Zum Arbeiten? Ich hielt ihm noch die Geschirrspülerklappe auf und er bedankte sich ganz leise, fast intim. Nur für mich. Wir stellten unsere Tassen in einer fast perfekten Choreografie in den Geschirrspüler. Und er sagte kaum hörbar „Tschüss“, mit so einer kaum spürbaren Enttäuschung in seiner Stimme, dass unsere Begegnung schon vorbei war. Und ich sagte in genau dem selben leisen, enttäuschten Ton „Tschüss“. 

Und jetzt brauche ich mal eine „objektive“ Einschätzung meiner „subjektiven“ Schilderung. Er muss doch merken, dass er mich mit seinem Verhalten ermutigt? Gibt es eine andere Erklärung für sein Verhalten außer dass er mir doch zugeneigt ist? Ich glaube schon, dass es ihm schmeichelt. Wem würde das nicht gefallen? Ich glaube aber auch, dass er ein echtes Interesse an mir hat. Es machte bisher jedenfalls den Anschein, dass er sich sogar Sorgen um mein Gefühlsleben macht. Will er irgendwas testen? Oder ist es ihm egal, dass er mich ermutigt? Auf der anderen Seite kümmert er sich ja offensichtlich um mich, überschlägt sich fast um mir Kaffee einzugießen usw. Ich bin verwirrt! Spannung ist auf jeden Fall drin.

Soviel für heute, liebe Grüße aus dem Kaffeeglück,
Eva

Montag, 18. März 2013

Poetischer Wochenauftakt

Liebe Mathilda,

Montag! 
Hatten Flo und ich, wir beide wohl zeigt uns übers Wochenende etwas zu beruhigen.

Das Wochenende war schön und gar nicht schwer zu ertragen. Und ich hatte heute morgen sogar kurzzeitige Vermeidungsstrategien, auf die Arbeit zu fahren - wie wahrscheinlich jeder normale Arbeitnehmer, der sich nicht gerade in hypomaner Verliebtheit befindet. Naja, kurzzeitig, weil dann doch die Freude, ihn wiederzusehen überwog. Und es war umso vieles leichter heute morgen. Denn nach der Besprechung, in der wir beide saßen und ich schon mal die Stimmung erspüren konnte, war es genauso leicht wie ich mir das die ganze letzte Woche gewünscht hatte. Könnte aber auch daran liegen, dass ich heute zwar gut, aber nicht so gefährlich aussah. Als wir im Pulk nach der Besprechung zusammenstanden, ging es noch kurz um einen Klienten, der hyperventiliert hatte. Unter "somatischen" Ärzten offensichtlich ein Ereignis! Und im Beisein von zwei Ärztinnen sagte Flo noch so scherzhaft, dass er das kenne. Danach kündigte sich die freudige Gelegenheit an, dass ich mit ihm allein! in die Verwaltung gehen würde. Yess!!! Dabei führte er noch kurz ein ungefährliches fachliches Thema aus und brachte es auf den Punkt, um Zeit für „Leichteres“ zu haben. Und dann fragte ich ihn scherzhaft wie oft er denn so hyperventilieren würde. Mal sehen, ob er mitflirtet. Und er meinte darauf, dass ihm das tatsächlich schon manchmal passiert sei. Vor dem Medizinstudium hatte er nicht gewusst, was das sei, später schon. Moment, kommt jetzt ein ungewollter Einblick in seine seelischen Abgründe? Wollte eigentlich keine Konflikte zutage fördern. Er sagte das such eher in einem locker leichten Ton, sich selber nicht so ernst nehmend und schließlich lachten wir beide. Das war echt schön wie wir so zusammen über den Hof gingen und dabei fröhlich waren. So scheinbar ganz normal, bis er aus irgendeinem Grund das Thema wechselte. Mach ruhig, Flo, in deiner Verzweiflung! Ich genoss es so nah neben ihm her zu gehen, so dass wir uns fast wieder berührten. Und er roch so gut! Zum Verzweifeln. Dann kamen wir ins Gebäude auf die Besprechung mit der Verwaltungsleiterin zusteuernd. Er verschwand zu seinem üblichen Toilettengang nicht ohne vorher zu sagen, dass er sich noch einen Kaffee mitnehmen wolle. Ich ging also in die Küche und stellte schon mal zwei Tassen hin, schaffte es aber irgendwie bis er wieder da war mit dem Eingießen zu warten. Er kam rein, stellte noch eine weitere Tasse für Frau Z. dazu, um dann so echt traummäßig die Milch auf den Kaffee zu gießen. Ja, worüber man sich zu freuen kann. Wenn ich meine Beschreibungen so lese, merke ich doch eine erhebliche subjektive, um nicht zu sagen übertriebene Färbung. Immerhin hat Flo nicht mich, sondern nur den Kaffee mit der Milch übergoßen. So wie man das unter Kollegen wahrscheinlich tut. Dann zogen wir - er mit zwei, ich mit meinem eigenen Kaffee bewaffnet - zur Verwaltungschefin. Als er angekommen und plaziert seinen ersten Schluck Kaffee nahm, sagte er (wir beide waren die einzigen, die schon saßen) theatralisch 

"Ahh...das ist das einzig schöne an diesem Morgen: den warmen Kaffee im Hals zu spüren." 

Okay, ich bin nicht die einzige, die hier zu subjektiven Übertreibungen neigt. Sind wir hier auf einem Lyrikwettbewerb oder in einer öden Verwaltungsbesprechung? Mit ihm erreicht selbst die trockenste Sitzung einen lyrischen Höhepunkt. Er kann so poetisch sein, so ernst gemeint poetisch. Jedenfalls verpackt er es so, dass ich ihm alles glauben würde. Auch dass Kaffee sein einziger Halt an diesem Morgen ist. Wie wir da so sitzen, kann ich ihn nur bewundernd anschauen. Er sagte dann mehr so in seinen nicht vorhandenen Bart gebrubbelt 

"Naja, nicht das einzige Schöne.“ 

Was meint er bloß? Etwa das:


Das ist ja süß! Wo ist seine Souveränität hin? Ihm passierten schon allerhand so lustige, unbewusste Schnitzer. Flo, das arbeitet schon sehr in dir. Auf fachlichem Gebiet bist du dir sicher, zwischenmenschlich mit mir nicht.

Poetische Grüße,
Eva 

Sonntag, 17. März 2013

Sonntagabend-Ermutigungs-Post: Wherever you are...

Liebe Mathilda,
Wochenende ist schon wieder um. Ich war ziemlich beschäftigt, was auch irgendwie gut war und viel abgelenkt hat. War am Samstag mittag bei dem schönen Wetter laufen, was total herrlich war. Da habe ich auch so einiges abgebaut. Und ich meine keine Kalorien :-) Und so genieße ich am Wochenende, was ich habe und lechze in der Woche dem hinterher, was ich nicht habe. :-) / :-(  Und dass das beides mit voller Kraft nebeneinander existieren kann, zeigt mein Sonntagabend-Ermutigungs-Post:




Einen schönen Abend und bis bald,
Eva

Samstag, 16. März 2013

Mehr als nichts, aber nicht genug

Liebe Mathilda,

scheiß Gefühle! Wie werde ich sie bloß los? Es tut verdammt weh, denn ich kann immer klarer sehen, dass Flo nicht genug für mich empfindet. Nicht genug!

Mein Plan war eigentlich genial. Ich sah gestern heiß aus und bin auch ein paarmal sehr selbstbewusst an ihm vorbeigeschwebt. Keine Ahnung, ob er innerlich mit den Ohren geschlackert hat. Wie wir uns mehrmals auf dem Flur begegneten und immer so aneinander vorbeiliefen, war das eigentlich ganz schön. Mir ist ja so langsam jedes Mittel recht, außer wenn es so aussieht als würde ich mich ihm anbieten. Meine neue Strategie ist nun: nicht mehr verbal über unsere „Verbindung“ kommunizieren, sondern nonverbal. Ich dachte, er ist auch nur ein Mann und da kann ich meine Reize schließlich einsetzen. Und so trug ich gestern den „verboten“ gut aussehenden Rock und tanzte ihm so richtig attraktiv und gaaaaaaaaaanz zufällig immer vor der Nase herum. Was dann passierte als wir zusammen Mittagessen waren, war weniger schön. Zunächst mal sah er mich nicht wie ich da bereits an einem Tisch saß, sondern setzte sich woanders hin bis ihn eine Ärztin darauf aufmerksam machte. Sie meinte dann scherzhaft zu mir, dass sie das persönlich nehmen würde. Ich stimmte ihr ebenso scherzhaft zu. Wozu er lustig und ertappt sagte, dass wir ja mal hätten winken können. Schnucki, wenn das, was ich tue, kein Winken ist, weiß ich auch nicht.  Auf jeden Fall unterhielt er sich dann die ganze Zeit mit dieser Ärztin. Sie hatten wohl eine gemeinsame Studienzeit entdeckt. Es war kaum ein Reinkommen ins Gespräch möglich. Es war mir sehr unangenehm, so als sei ich da fehl am Platz. Er konnte mich nicht mal ansehen. Oder er wollte mich nicht mal ansehen. Hat völlig den Kontakt abgeschnitten. Man könnte hier mutmaßen, dass er sich in Sicherheit bringt, denn sonst fallen ihm ja ausnahmslos alle attraktiven und ästhetischen Momente auf. Er muss sich richtig Mühe gegeben haben, mich zu ignorieren. Und als wir dann zu mehreren aus der Kantine wieder zurückgingen, kam das Thema auf eine unserer Klientinnen mit einem Alkoholabusus zu sprechen:

F. "Ich habe die Alkoholabhängigkeit aus dem Arztbrief genommen."

E. "Warum denn das?" Das ist meine Chance in das noch immer sehr arztlastige Gespräch einzusteigen. Und nun kann er mich nicht weiter ignorieren:

F. "Hat die Klientin denn dir gegenüber zugegeben, dass sie alkoholabhängig ist?" Ich merke wie ich beim Schreiben schon wieder hochfahre! Ich bin wohl nicht die einzige von uns beiden, die provozieren will.

E. „Nein, aber dass ist doch ein Symptom der Krankheit!" versuche ich es auf der sachlichen Ebene.

F. "Na, es gibt schon Abhängige, die sich das eingestehen." Glaubt er eigentlich selbst, was er da sagt? Daraufhin eine der auch noch anwesenden Ärztinnen:

G. „Aber selten.“

E. "Das geht an der Realität vorbei. Bei z.B. Somatisierungspatienten vergibt man die Diagnose auch und gerade, weil die Krankheitseinsicht fehlt. Die fehlende Einsicht ist sogar ein Kriterium für die Erkrankung."

F. "Mhh."

E. "Die Klientin hatte sogar einen Tremor als sie stationär bei uns war." Wieviel Hinweise brauchst du denn noch?

F "Ja, und bei mir im Gespräch hatte sie sogar eine Fahne." Häääh? Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Lässt er die Diagnose nun gelten oder nicht.

E. "Aber warum hast du denn dann die Diagnose aus dem Brief genommen?" Ich wollte ihn ja nicht verhören, aber irgendwie tat ich das schon.

F. "...Weil ich es NICHT MIT DER KLIENTIN BESPROCHEN HABE!" Das war laut! Ich konnte ihn nur fassungslos über seine unpassende Intonation anstarren.

E. "Mhh?" Er bemerkt das und spricht sanfter, rechtfertigender weiter:

F. "Ich bespreche sonst mit den Klienten alles, was im Brief steht."

E. "Ach so. Na gut."

Das Ende des Gesprächs war kalt und abgewürgt. Kalte Blicke von ihm und wahrscheinlich auch von mir. Ich wollte das gar nicht. Ich wollte locker und leicht mit ihm kommunizieren. Stattdessen ist das einzige, worüber ich mit ihm ins Gespräch finde ein absurdes Detail in einem Arztbrief, auf das ich ihn festnagele! Keine Ahnung wer jetzt Recht hatte. Einmal mit diesem Gespräch angefangen, hatte ich immer nur das Gefühl, dass ich das nicht so stehen lassen kann. Ich will ja schließlich kein Mäuschen sein, das nur bewundernd zu ihm aufblickt und alles bedingungslos akzeptiert, was er tut. Und ich glaube das will er auch nicht. Das fasziniert ihn zumindest nicht. Vielleicht hat das ja die positive Konsequenz, dass er am Wochenende an mich denkt. Naja, man denkt auch an Bankräuber und Amokläufer, aber sind sie deswegen toll? Verlieben tut man sich deswegen nicht in sie. Es ging nicht darum, dass er die Diagnose („meine Diagnose“) anzweifelte, sondern darum, dass er sie nicht mit der Klientin thematisiert habe. Eigentlich legetim und nachvollziehbar. Warum sagt er das nicht gleich? Sieht ja wohl ein Blinder, dass hier auf einem Nebenschauplatz die Beziehungsebene ausgetragen wird. 

Ich bin dann ziemlich schnell gegangen, geflüchtet und habe mich in meinem Büro verbarikadiert und geheult. Fakt ist, dass er einfach eine Diagnose gestrichen hat. Darf er das? Ja klar, darf er das. Und ich darf ihn auch darauf ansprechen und nachfragen. Wahrscheinlich sieht er das gar nicht so dramatisch. Ich hätte mir gewünscht, dass er das mit mir besprochen hätte. Er hat keine Ahnung davon, welche inneren Kämpfe ich ausstehe. Das war der Augenblick, wo ich versucht habe, Dich zu erreichen. Ich dachte dann, dass diese Situation kurz vor dem Wochenende ziemlich beschissen ist und hatte den Impuls, ihn anzurufen – und habe widerstanden.  Ich habe die Spannung irgendwie ausgehalten… und wie du gesagt hast aus dem Fenster geguckt und Luft geholt. Ich war so wütend auf mich selbst und auf F.! Ich habe mir überlegt, was es mir bringen würde, ihn nach der Aktion anzurufen. Es war mehr so ein innerer Drang, weil das Wochenende vor der Tür stand und ich dachte „Toll, damit kann ich mich nun das ganze Wochenende beschäftigen!“ Schon ein Scheißgefühl. Und dann überlegte ich, was es wirklich an seiner Haltung ändern könnte, wenn ich ihn anrufe. Ihm würde nur bewusst wie tief ich immer noch drin stecke. Und das habe ich ihm ja gesagt, da besteht also kein weiterer Bedarf. Es wäre für meine eigene Beruhigung gewesen, dass „alles zwischen uns gut ist“. Lustig, was ist schon „gut“ zwischen uns? Ich weiß, was er nicht will oder sich nicht eingestehen kann. Es wäre für mich. Es wäre aber nur etwas, was es mir noch schwerer machen würde, mich von ihm zu lösen. Ich mag ihm nicht zwingend zeigen wie schlecht es mir geht. Und dann wieder denke ich, sollte ich genau das tun. Dazu habe ich dann wieder Fantasien, die auf keine Kuhhaut gehen. Ich könnte zu ihm gehen, unter Tränen, ihm zeigen wie schwer mir das alles fällt, ihn um eine Umarmung bitten (was er nur schwer ablehnen könnte) und ich würde mich in seinen Haaren vergraben, seinem Duft atmen, seine Wärme spüren, ihm seine Fähigkeit nehmen noch eine Grenze zu ziehen. Und all diese puren Erfahrungen könnten in einen leidenschaftlichen Kuss übergehen. 

Also habe ich mich nicht bei ihm gemeldet, packte meine Sachen und verließ die Klinik. Beim Rausgehen kam er mir entgegen, etwas taxierend, dann vorsichtig und bald darauf zuckersüß lächelnd, mir ein schönes Wochenende wünschend und mir die Tür aufhaltend. Das kann er wirklich gut. Ist das nun mehr eine aufgrund seines Harmoniebedürfnisses antrainierte Fassade oder ein ehrlich gemeintes "Alles wieder okay?" Ich danke, wem auch immer, für diese Begegnung, die mich jetzt am Wochenende etwas ruhiger sein lässt. Hab dann zu Hause alles noch mal aufgeschrieben und dann ging es schon. Habe mir vorgenommen, dieses Wochenende nicht an ihn zu denken und bin bereits gescheitert. Dann habe ich gestern ab 20 Uhr durchgeschlafen, weil ich völlig erschöpft war. Solche Gefühlsüberwallungen strengen einfach mordsmäßig an! Vorhin war ich laufen und jetzt fühle ich mich ganz gut.

Dass mit der Spannung und der Auseinandersetzung gefällt mir. Vielleicht ist das wirklich so. Gut, dass ich nicht angerufen habe. So kann ich mich erst mal sortieren überlegen, was ich weiter mache, kann die Mitleidstour überdenken. Sollte ich wirklich heulend zu ihm gehen und mir eine Umarmung abholen? Ist es das, womit ich ihn kriegen könnte? Sind solche depressiven Gefühle nicht das letzte, was er gebrauchen kann? Oder sind sie es, die ihn weich werden lassen? Aktuell testen wir auf der fachlichen Ebene unsere Standfestigkeit. Das ist etwas, was ich keinesfalls suche und brauche aber es ist aktuell eine Möglichkeit mit ihm in Kontakt zu kommen. Ich sollte mich einfach nur noch um mich selbst kümmern und nicht darum, was Flo will. Aber das ist es ja gerade, wenn man verliebt ist. Ich sorge mich um ihn. Er macht äußerlich einen ganz stabilen Eindruck. Ich wohl auch. Das hat ja nichts mit den inneren Prozessen zu tun. Wenn mein relativ unüberlegtes Geständnis im November Unruhe in sein Leben gebracht hat, dann wird mein ganz konkreter Vorschlag nach einer Affäre sein Leben erheblich ins Wanken gebracht haben. Und damit kämpfen wir nun beide.


„Shit happens: 
Mal bist du die Taube, mal bist du das Denkmal.“
Eckart von Hirschhausen


Die Frage ist, wer ist Taube und wer ist Denkmal. Mal so, mal so. Wir reagieren aufeinander, so viel ist sicher. Es lässt ihn nicht kalt. Und das ist mehr als nichts.

Eva