Liebe Mathilda,
mein Gott, es ist wirklich schwierig hier mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Hoffe es klappt jetzt aus der Hotellobby, dem einzigen Ort wo hier WLAN verfügbar ist und alle Treppenstufen von Touristen besetzt sind. Und auch sonst entpuppt sich unser Urlaubsdomizil langsam. Neben ein paar wirklich schönen Sachen (Superschöner, nicht überlaufener Strand, toller Wellnessbereich, 4-Sterne-Appartment, dass grösser als unsere Wohnung ist - ok, bei unserer Wohnung auch kein Problem) gibt es leider einige Sachen, bei denen ich mich so gar nicht erholen kann: 2-Sterne-Frühstück (für mich die wichtigste Mahlzeit am Tag), unfreundliches Personal, dass sich weigert unser bruchstückhaftes Polnisch - wir habens wirklich versucht - zu verstehen oder wenigstens englisch zu sprechen und im ganzen Land kein Mittel gegen Blasenentzündung. Tino und mich schweißen diese unschönen Sachen zusammen. Vielleicht muss das auch so sein. Nach einer derart bewegten Zeit in unserer Beziehung wäre wohl ein traumhafter Urlaub irgendwie unpassend gewesen. Da ist es doch passender, wenn wir uns gemeinsam für eine Sache einsetzen müssen. Tino ist mein Retter und die Stabilität in Person. Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Gestern verteidigte er unsere Strandmuschel bei stärkstem Wind und fand auch noch Gefallen dran. Eine Rolle, die offensichtlich bei mir zu Bewunderung führt und damit schon mal klappt. Heute folgte dann die Apothekentour wegen meiner Blasenentzündung, die ich mir wohl wegen dem vielen Strandwandern im kalten Wasser geholt habe (ich schließe die psychosomatische Ursache jetzt einfach mal aus - auch Therapeuten und ihre Krankheiten haben mal Urlaub). Tino fand heraus, wo Apotheken zu finden sind, was Blasenentzündung auf polnisch heißt usw. Aber in Polen scheinen weder diese Erkrankung noch die Mittel dagegen zu existieren. Ich wollte doch nur stinknormalen Blasen-und-Nieren-Tee. Gibt's hier nicht. Nicht zu Glauben. Irgendwann gaben wir auf und machten uns ab diesem Zeitpunkt lustig über das einzige Land auf Erden, was ohne Cystitis auskommt. Meine Kreativität war also gefragt, wenn ich diesen Urlaub nicht genauso spontan wieder abbrechen wollte wie ich ihn begonnen hatte. Was habe ich zur Verfügung? Einige Sorten Tee und jede Menge Bier. Nun sitze ich hier in dicken Socken mit 2 Litern meiner ganz kreativen Spezialmischung: Kamillen- und Cranberrytee versetzt mit warmem Bier (zumindest das ist hier in unendlichem Ausmaß vorhanden). Das ist die harntreibendste Variante, die ich mcgyver-mäßig aus den mir zur Verfügung stehenden Zutaten kreieren konnte. Soviel zu meiner abendlichen Beschäftigung. Und jetzt muß ich auch unterbrechen, denn in dieser Hotellobby - wie soll es auch anders sein - gibts kein Klo.
Flüchtige Grüße von Eva
(gesendet aus einer bevölkerten Hotel-Lobby)
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