Donnerstag, 25. Juli 2013

Poetischer Kuchen zwischen raschelnden Hortensien

Liebe Mathilda,

und hier eine weitere poetische Geschichte aus meinem therapeutischen Leben: Flo, der sich nun seit einer Woche wieder auf der Arbeit eingewöhnt hat, schleppt hier sukzessive seine Urlaubsschmackazien ein. Zu meiner Freude kommt es dazu, dass ich mit ihm allein! im Aufenthaltsraum am Tisch sitze und Kaffee trinke. Mit anderen Kollegen wäre es nur Kaffeetrinken, mit Flo ist es ein sinnlicher Genuß. Wir lümmeln zwischen zwei Tassen Kaffee etwas auf dem Tisch herum. Angenehme wohlige Atmosphäre. Er bietet mir von dem Kuchen an, der auf dem Tisch steht. Ich lehne zunächst ab. Als sich aber herausstellt, dass er ihn aus Italien mitgebracht hat und dass er nach einem ganz speziellen, nur dort vorkommenden, einzigartigen! Gewürz schmeckt (Sachen anpreisen und mich davon überzeugen kann er wirklich gut), probiere ich. Er hat sich schon Mühe gegeben, mich zum Essen zu bewegen. Das hat schon was sehr Sinnliches. Ich schmecke! Nicht nur den Kuchen, nein, die ganze Atmosphäre. Ich gehe mit Flo und meinen Geschmacksnerven auf eine kleine Urlaubsreise. 

"Schmeckt nach ... Urlaub" 

sage ich. Er kann nur zustimmen und freut sich, dass er meinen Geschmack getroffen hat. Das ist der Moment, wo ich mich dann doch zu sagen traue, dass er (auch nach einer Woche Arbeit) total gut erholt aussieht. Er freut sich über das Kompliment - der alte Narzisst! Und erzählt von der Sonnenschutzcreme, die er jeden Tag brav aufgetragen hat. Und davon, dass man es kaum verhindern könne dort braun zu werden. Oh ja, wie furchtbar. Ich frage ihn, ob er denn überhaupt einen Sonnenbrand bekäme und er bejat das. "Laura" und zwei seiner Kinder seien ja eher dunkle Typen. Ich sage darauf, dass ich nur einmal durch die Sonne gehen muss und schon rot bin. Andernfalls bin ich durch eine vornehme Blässe gekennzeichnet, die mir keiner so schnell nachmacht. Und außerdem bin ich Bräunungscremespezialistin. Auch und gerade für das Auftragen. Ich beherrsche die absolut streifenfreie Variante! Und ich möchte bitte für meinen Hauttyp bemitleidet werden! Und dann erzählt er von früher, von seiner Kindheit. Wie er damals die Sonne empfunden hat ... und die Sonnenschutzcreme. Ich sage, dass ich mich nicht erinnern kann, dass ich mich als Kind in den 80ern mit Sonnenschutz eingecremt habe. Gabs so etwas da überhaupt schon? Wahrscheinlich möchte ich auch für den Mangel an Sonnencreme in den 80ern bedauert werden. Und so plänkelt das locker-fluffige Gespräch dahin. Überhaupt wirkt alles sehr blumig und gefühlvoll. Es geht um Schmecken, Duften, Fühlen - kurz um alle Sinne gleichzeitig. Flo erzählt mir (oder ist es eine Gedichtzeile, die er gerade kreiert hat???), dass im Herbst der Wind die verblühten Hortensien zum Rascheln bringt. Sabber! Ich glaub auch es raschelt. Und immer wieder Kuchen. Diese sinnliche Kuchenkostaktion. Fehlt bloss noch, dass er mich füttert.

Zum Thema Genießen und Träumen hat Tim Bendzko (noch 10 Tage bis zur Waldbühne!) folgendes zu vermelden:


"Hinter mir liegen Dinge,
Die mich nicht interessieren.
Ich fokussier meine Sinne,
Und leb nur noch im Jetz und Hier.
Solange ich träumen kann,
Gehört mir die Welt.
Solange ich träumen kann,
Form ich sie, wie sie mir gefällt.
Solange ich träumen kann,
Sind die Sterne zum Greifen nah.
Solange ich träumen kann,
Werden alle Wünsche wahr."
Leicht sein - Tim Bendzko







Das alles bescherte mir neben der Aktivierung all meiner Sinne bei der nächsten Begegnung mit Flo auch wieder Schmetterlinge im Bauch. Also doch! Eine Woche hat es gedauert. Ich sitze in der Sonne ... und träume von poetischem Kuchen zwischen raschelnden Hortensien.



Ok, Süße, gute Besserung und bis morgen.

1 Kommentar:

  1. liebe eva,

    fehlt bloss noch, dass er mich füttert! da hab ich mich fast weggepackt! ;-) langsam geht es immer mehr in eine roman-form über! dein schreiben verändert sich! du schreibst mittlerweile für mehr publikum!!!

    umarmung und grüße

    mathilda

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