Mittwoch, 31. Juli 2013

Spontan ist auch für negative Überraschungen gut

Liebe Mathilda,


mein Gott, es ist wirklich schwierig hier mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Hoffe es klappt jetzt aus der Hotellobby, dem einzigen Ort wo hier WLAN verfügbar ist und alle Treppenstufen von Touristen besetzt sind. Und auch sonst entpuppt sich unser Urlaubsdomizil langsam. Neben ein paar wirklich schönen Sachen (Superschöner, nicht überlaufener Strand, toller Wellnessbereich, 4-Sterne-Appartment, dass grösser als unsere Wohnung ist  - ok, bei unserer Wohnung auch kein Problem) gibt es leider einige Sachen, bei denen ich mich so gar nicht erholen kann: 2-Sterne-Frühstück (für mich die wichtigste Mahlzeit am Tag), unfreundliches Personal, dass sich weigert unser bruchstückhaftes Polnisch - wir habens wirklich versucht - zu verstehen oder wenigstens englisch zu sprechen und im ganzen Land kein Mittel gegen Blasenentzündung. Tino und mich schweißen diese unschönen Sachen zusammen. Vielleicht muss das auch so sein. Nach einer derart bewegten Zeit in unserer Beziehung wäre wohl ein traumhafter Urlaub irgendwie unpassend gewesen. Da ist es doch passender, wenn wir uns gemeinsam für eine Sache einsetzen müssen. Tino ist mein Retter und die Stabilität in Person. Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Gestern verteidigte er unsere Strandmuschel bei stärkstem Wind und fand auch noch Gefallen dran. Eine Rolle, die offensichtlich bei mir zu Bewunderung führt und damit schon mal klappt. Heute folgte dann die Apothekentour wegen meiner Blasenentzündung, die ich mir wohl wegen dem vielen Strandwandern im kalten Wasser geholt habe (ich schließe die psychosomatische Ursache jetzt einfach mal aus - auch Therapeuten und ihre Krankheiten haben mal Urlaub). Tino fand heraus, wo Apotheken zu finden sind, was Blasenentzündung auf polnisch heißt usw. Aber in Polen scheinen weder diese Erkrankung noch die Mittel dagegen zu existieren. Ich wollte doch nur stinknormalen Blasen-und-Nieren-Tee. Gibt's hier nicht. Nicht zu Glauben. Irgendwann gaben wir auf und machten uns ab diesem Zeitpunkt lustig über das einzige Land auf Erden, was ohne Cystitis auskommt. Meine Kreativität war also gefragt, wenn ich diesen Urlaub nicht genauso spontan wieder abbrechen wollte wie ich ihn begonnen hatte. Was habe ich zur Verfügung? Einige Sorten Tee und jede Menge Bier. Nun sitze ich hier in dicken Socken mit 2 Litern meiner ganz kreativen Spezialmischung: Kamillen- und Cranberrytee versetzt mit warmem Bier (zumindest das ist hier in unendlichem Ausmaß vorhanden). Das ist die harntreibendste Variante, die ich mcgyver-mäßig aus den mir zur Verfügung stehenden Zutaten kreieren konnte. Soviel zu meiner abendlichen Beschäftigung. Und jetzt muß ich auch unterbrechen, denn in dieser Hotellobby - wie soll es auch anders sein -  gibts kein Klo.

Flüchtige Grüße von Eva

(gesendet aus einer bevölkerten Hotel-Lobby)

Danke für 5000 Views!!!



1 Jahr mein eigenes Blog.
5000 Views.
Mehr als ich je erwartet hätte.
Danke!

Eva

Montag, 29. Juli 2013

Spontan ist immer für eine Überraschung gut

Liebe Mathilda,

Kai, Tino und mich hat es kurzfristig an die polnische Ostseeküste verschlagen. Bei all der Bewegung in unserem Leben war ein langfristiges Urlaubbuchen diesen Sommer nicht drin und so entschieden wir sehr spontan, an der Wetterlage und den noch verfügbaren Appartments orientiert, hierher zu fahren. Auf den ersten Blick macht alles einen sehr schönen Eindruck. Waren am Strand bis der Sand in jede Ritze gekrochen war. Kai hat exzessiv gebuddelt und geplanscht.

Sandige Urlaubsgrüße von Eva

(gesendet über WLAN aus einer spelunkenartigen Kneipe)

Sonntag, 28. Juli 2013

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Ich steh nicht mehr still...

Liebe Mathilda,

zugegeben bei dieser Hitze, bei der man sich eher weniger bewegen möchte, ein grenzwertiger Vorschlag von Tim Bendzko, aber so wahr:

"Ich steh nicht mehr still
Auch wenn man mich hier in Ketten legt.
Ich steh nicht mehr still
Auch wenn dann hier alles aus den Fugen gerät.
Ich steh nicht mehr still
Ich will nicht vergessen mal was zu riskieren.
Ich steh nicht mehr still
Setz alles auf Rot, was hab ich schon zu verlieren?"
Ich steh nicht mehr still - Tim Bendzko


Liebe Grüße,
Eva

Freitag, 26. Juli 2013

Nur einen Herzschlag

Liebe Mathilda,

danke für die Komplimente!! Bin überrascht und beeindruckt, dass sich mein Schreiben verändert. Ich merke das ja nicht. Man könnte fast sagen: Es schreibt mich. Und so wie ich mich verändere, verändert sich wohl auch mein Schreiben. Bei dem ganzen im Hier-und-Jetzt-Leben habe ich wohl noch nicht erwähnt, dass heute mein letzter Arbeitstag vor einer kleinen, feinen Woche Urlaub war.

An diesem letzten Tag gab es nochmal aufwühlende Begegnungen mit und ohne (dafür über) Dr. Flo. Als ich auf die Station komme, sitzt Flo bereits brav in seinem Sprechzimmer. Die Tür hat er einladend offen gelassen, aber ich kann widerstehen und geselle mich stattdessen zu den versammelten Schwestern, die freitags stets durch eine lautstarke Lockerheit gekennzeichnet sind. Der "Hühnerhaufen" hat sich im Aufenthaltsraum versammelt und gackert vor sich hin. Thema heute: Wie messe ich den Puls? Schwester Andrea macht es vor. In dem Gelächter tauchen bald eindeutige Fantasien auf, wer hier den Puls fühlen soll. Wohlgemerkt erst bei den Hühnern und dann bei mir. Der nicht anwesende Dr. Flo wird als Pulsmesser und allgemeiner Retter angehimmelt. Die Stationsassistentin meint fachmännisch, zum Pulsmessen komme es auf den Rhythmus an. Mir rutscht heraus: "Welcher Rhythmus? Der vom Puls oder der von Dr. Mollis?" Noch mehr Gelächter und mein persönliches Verständnis für Flo, dass er diesem Gegacker nicht beiwohnen möchte. Ausschließlich Frauen auf einem Haufen können eine ungebremste Kraft oder auch das Verderben sein.

Im Laufe des Tages ereilte mich natürlich die übliche Katastrophe vor dem Urlaub. Diesmal war es eine wahnhaft gewordene Klientiin, die bei körperlicher Gesundheit und guter Prognose davon überzeugt war, dass sie in den nächsten Stunden bis Tagen sterben werde. Ihr Mann bemühte sich händeringend, sie zu uns zu bringen, und ich informierte Flo darüber. Auch mit der Frage, ob er sie in eine psychiatrische Klinik einweisen kann. Ich ging zu ihm ins Sprechzimmer als gerade kein Klient bei ihm war. Er diktierte einen Arztbrief in sein Diktiergerät. Ich war noch nie in den Genuß gekommen, ihn beim Diktieren zu erleben, und stellte fest, dass er sogar alle Leerzeilen und Absätze mit ansagt. Das ist wahrscheinlich so üblich und total normal, und dennoch finde ich es irgendwie ... sexy wie er das sagt. Halte mich für schräg, aber wahrscheinlich könnte er auch das Telefonbuch vorlesen und ich würde es schön finden. Eine Minute oder so hörte ich mir sein Diktat an, dann stoppte er, versprach sich und sagte leise "Scheiße" (wie sympathisch! habe noch nie ein Schimpfwort aus seinem Mund gehört). Neugierig fragte er "Du wolltest was von mir?" Will ich doch immer! Ich schilderte ihm den Fall und er war sehr sachlich und sortierte ein bisschen die Möglichkeiten, die es aus ärztlicher Sicht gab. Ich war mir danach noch immer nicht einig, was ich mit der Klientin genau anfangen würde, aber es tat gut, es ihm erzählt zu haben. Ich war bereits am Aufstehen, da fragte er "Das bereitet Dir ganz schön Sorge, oder?" Mich erwischte diese Frage kalt. Hätte nicht damit gerechnet, dass er persönlich wird. Einen kurzen Moment spürte ich Tränen in mir aufsteigen (Was war das und wo kam es her?) und in meinem Gesicht ließ sich das sicherlich ablesen. Es überraschte mich selbst, dass das in dieser Situation passierte. Es ging dabei wohl nicht um die Klientin. Klar machte ich mir Sorgen um sie, doch noch mehr berührte mich, dass er das wahrnahm und sich offensichtlich für mich interessierte. Damit konnte ich nicht umgehen, versuchte mich in kürzester Zeit in den Griff zu bekommen, was mir gelang, und bestätige ihm, dass "es" mir Sorge bereitet. Im Herausgehen bat er mich, ihm später davon zu erzählen wie es mit der Klientin gelaufen ist. Puhh, das war schon eine Situation mit Herzklopfen.

Um die Mittagszeit hatte ich ein paar Antipasti und frisches Brot im Aufenthaltsraum drapiert, um kuliniarisch mitzuteilen, dass man hier in der nächsten Woche auf mich verzichten müsse. Ich hatte mit Barbara schön den Tisch gedeckt. Hungrig trommelten wir die Leute zusammen. Doch wo war Flo? Ich entschied spontan ihn anzurufen, was ich gefühlt zuletzt vor ein paar Monaten getan hatte. Ich war also mutig und locker, überlegte nur ganz kurz, was ich ihm sagen würde. Ich hörte auf den Klingelton und dann:

F: "Mollis?"

E: "Hallo Flo, Eva hier."

F: "Hallo Eva."

E: "Mmhh ... hier wartet eine leckere Urlaubslage darauf gegessen zu werden. Willst Du nicht auch dazu kommen?"

F: "Ja, ich muss noch ... Mhh .. Ich komme."

E: "Ok, bis gleich."

Was war das? Kurze Überlegung bei ihm, ob nicht irgendetwas wichtiger ist als meine Urlaubslage und dann der Entschluss, dass es jetzt nichts Wichtigeres gibt. War eigentlich ganz einfach, sich mit ihm zu verabreden. Flo kam mit seinem Feeling für den entscheidend verzögerten Zeitpunkt erst in den Aufenthaltsraum als bereits alles gerammelt voll war. Er stand dann ein bisschen verloren am Rand, weil kein Platz mehr frei war und schlürfte einen Kaffee im Stehen. Das war ja nun nicht der Plan, aber wer zu spät kommt ... Ich versuchte den stehenden Flo auszublenden, da er ja wohl fähig ist, sich einen Stuhl zu besorgen. Barbara fragte mich später zu dieser Situation, ob Florian angespannter sei als sonst. Keine Ahnung, bin da nicht objektiv und Barbara scheint eine Menge zu merken. Irgendwann erhoben sich einige Leute, so dass freie Plätze entstanden und ... Flo setzte sich ohne Worte neben mich! Das nächste Herzklopfen war mir damit sicher. Mit seiner Nähe stellte sich in Millisekunden das Klumpengefühl in meinem Magen - auch Schmetterlinge genannt - wieder ein. Er fragte mich, ob die Klientin inzwischen angekommen sei. Ich bestätigte ihm das und erzählte wie ich mit der Klientin und ihrem Mann gesprochen hatte und dass ich den Mann bestärkt hatte, seine Frau selbst in die psychiatrische Klinik zu bringen, damit nicht so ein krasses Vorgehen wie eine Einweisung gegen ihren Willen nötig sein würde. Ich wirkte wohl viel beruhigter als heute vormittag und Flo demzufolge auch. Dann verwickelte ich ihn in ein anderes Gesprächsthema. Es ging um den Klienten von vorgestern, der 50 Jahre dort lebte, wo er nie sein wollte. Ich fand heraus, dass sein Lieblingssohn Pilot sei und er durch ihn in der ganzen Welt herumgekommen sei. Demzufolge konnte er seinem ungeliebten Wohnort wohl immer mal entfliehen. Wir brauchen also alle unsere kleinen Urlaube, Sonderflüge, Geheimnisse ... Aktuell fliege der Sohn aber nur noch europaweit, was jemanden, der in der ganzen Welt herumgekommen sei, nicht mehr sonderlich reize. Flo musste lachen wie ich das erzählte. Und das freute mich. Ich hatte wie immer das Gefühl, dass er den tieferen Sinn meiner Worte verstand. Aber was sind Worte gegen nonverbale Signale? Er gab beim Essen wohlige Laute von sich und schwärmte von meinen Antipasti. Diesmal war ich in der Fütterposition. Es hatte schon wieder etwas Sinnliches wie wir wortlos und nebeneinander einfach nur genossen. Wenn das die Vorspeise ist, wie ist dann erst der Hauptgang? :-) Und kann da überhaupt noch etwas Sinnlicheres kommen oder ist damit alles schon verpufft? Wenn bloß diese Neugier nicht wäre. Nach allem, was ich dir schon geschrieben habe, muss mir doch klar sein, dass Herr Mollis die Hauptspeise wohl auslässt oder zumindest nicht mit mir vertilgt. Zu Kuchen und Vorspeisen mag er sich wohl hinreißen lassen, aber gegessen wird offensichtlich zu Hause.



"Ich kann nicht über heiße Kohlen laufen.
Ich kann nicht über Wasser gehen.
Doch ich kann fühlen, wenn Du da bist.
Ohne hinzusehen.
Sag jetzt keinen Ton, denn ich fühle Dich schon.
Du bist nur einen Herzschlag entfernt
Auch wenn ich Dich aus den Augen verlier.
Bist nur einen Herzschlag entfernt.
Warum bin ich nicht immer auch bei Dir?
Ich kann nicht aufhören zu staunen,
Weil Du mich immer so bewegst.
Ich kann nicht aufhören zu glauben,
Dass Du grad neben mir stehst."
Nur einen Herzschlag - Tim Bendzko
(noch 7 Tage bis zur Waldbühne)


Schöne Urlaubsgrüße,
Eva

Donnerstag, 25. Juli 2013

Poetischer Kuchen zwischen raschelnden Hortensien

Liebe Mathilda,

und hier eine weitere poetische Geschichte aus meinem therapeutischen Leben: Flo, der sich nun seit einer Woche wieder auf der Arbeit eingewöhnt hat, schleppt hier sukzessive seine Urlaubsschmackazien ein. Zu meiner Freude kommt es dazu, dass ich mit ihm allein! im Aufenthaltsraum am Tisch sitze und Kaffee trinke. Mit anderen Kollegen wäre es nur Kaffeetrinken, mit Flo ist es ein sinnlicher Genuß. Wir lümmeln zwischen zwei Tassen Kaffee etwas auf dem Tisch herum. Angenehme wohlige Atmosphäre. Er bietet mir von dem Kuchen an, der auf dem Tisch steht. Ich lehne zunächst ab. Als sich aber herausstellt, dass er ihn aus Italien mitgebracht hat und dass er nach einem ganz speziellen, nur dort vorkommenden, einzigartigen! Gewürz schmeckt (Sachen anpreisen und mich davon überzeugen kann er wirklich gut), probiere ich. Er hat sich schon Mühe gegeben, mich zum Essen zu bewegen. Das hat schon was sehr Sinnliches. Ich schmecke! Nicht nur den Kuchen, nein, die ganze Atmosphäre. Ich gehe mit Flo und meinen Geschmacksnerven auf eine kleine Urlaubsreise. 

"Schmeckt nach ... Urlaub" 

sage ich. Er kann nur zustimmen und freut sich, dass er meinen Geschmack getroffen hat. Das ist der Moment, wo ich mich dann doch zu sagen traue, dass er (auch nach einer Woche Arbeit) total gut erholt aussieht. Er freut sich über das Kompliment - der alte Narzisst! Und erzählt von der Sonnenschutzcreme, die er jeden Tag brav aufgetragen hat. Und davon, dass man es kaum verhindern könne dort braun zu werden. Oh ja, wie furchtbar. Ich frage ihn, ob er denn überhaupt einen Sonnenbrand bekäme und er bejat das. "Laura" und zwei seiner Kinder seien ja eher dunkle Typen. Ich sage darauf, dass ich nur einmal durch die Sonne gehen muss und schon rot bin. Andernfalls bin ich durch eine vornehme Blässe gekennzeichnet, die mir keiner so schnell nachmacht. Und außerdem bin ich Bräunungscremespezialistin. Auch und gerade für das Auftragen. Ich beherrsche die absolut streifenfreie Variante! Und ich möchte bitte für meinen Hauttyp bemitleidet werden! Und dann erzählt er von früher, von seiner Kindheit. Wie er damals die Sonne empfunden hat ... und die Sonnenschutzcreme. Ich sage, dass ich mich nicht erinnern kann, dass ich mich als Kind in den 80ern mit Sonnenschutz eingecremt habe. Gabs so etwas da überhaupt schon? Wahrscheinlich möchte ich auch für den Mangel an Sonnencreme in den 80ern bedauert werden. Und so plänkelt das locker-fluffige Gespräch dahin. Überhaupt wirkt alles sehr blumig und gefühlvoll. Es geht um Schmecken, Duften, Fühlen - kurz um alle Sinne gleichzeitig. Flo erzählt mir (oder ist es eine Gedichtzeile, die er gerade kreiert hat???), dass im Herbst der Wind die verblühten Hortensien zum Rascheln bringt. Sabber! Ich glaub auch es raschelt. Und immer wieder Kuchen. Diese sinnliche Kuchenkostaktion. Fehlt bloss noch, dass er mich füttert.

Zum Thema Genießen und Träumen hat Tim Bendzko (noch 10 Tage bis zur Waldbühne!) folgendes zu vermelden:


"Hinter mir liegen Dinge,
Die mich nicht interessieren.
Ich fokussier meine Sinne,
Und leb nur noch im Jetz und Hier.
Solange ich träumen kann,
Gehört mir die Welt.
Solange ich träumen kann,
Form ich sie, wie sie mir gefällt.
Solange ich träumen kann,
Sind die Sterne zum Greifen nah.
Solange ich träumen kann,
Werden alle Wünsche wahr."
Leicht sein - Tim Bendzko







Das alles bescherte mir neben der Aktivierung all meiner Sinne bei der nächsten Begegnung mit Flo auch wieder Schmetterlinge im Bauch. Also doch! Eine Woche hat es gedauert. Ich sitze in der Sonne ... und träume von poetischem Kuchen zwischen raschelnden Hortensien.



Ok, Süße, gute Besserung und bis morgen.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Privataudienz


Liebe Mathilda,

hoffe ich habe ordentlich Spannung aufgebaut mit der Ankündigung meiner mail:

Also ... Flo´s und meine gemeinsame Visite gestaltete sich gestern zunächst sehr sachlich, schnell und ohne große Umschweife. Doch es wurde immer besser je länger wir in Kontakt waren. Das ist wohl ein gutes Zeichen und spricht absolut dafür, dass wir den Kontakt intensivieren sollten. Auf der Privatstation wurde es "privater". Flo und ich standen am Bett eines 77jährigen Klienten, der seit 50 Jahren in einem Ort lebt, in dem er nicht leben will und der nebenbei bemerkt in der Nähe von Flo´s früherem Wohnort liegt. Es hätte ihn damals mit seiner Frau dahin verschlagen und er sei auch nach ihrem Tod, der viele Jahre zurückliegt, nie davon weggekommen. Warum verweilt man an einem Ort, an dem man sich nicht wohl fühlt? Klient und Arzt fanden eine Gemeinsamheit und führten es ganz maskulin-rational auf "die schöne Landschaft in der Gegend" zurück. Ah ja, alles klar. Da hat man ja auch 50 Jahre lang was zu gucken. Vor dem Patientenzimmer sagte ich zu Flo:

E: "Ist doch schlimm, oder? 50 Jahre etwas tun, was man nicht will."

Ich meinte damit, dass ich schon ein paar Monate geschweige denn 50 Jahre schlimm finde, und appelierte natürlich an seine eigenen Wünsche, von denen er ja bekanntlich nichts gucken lässt. Was tat Flo? Er lachte und sagte:

F: "Ja, er wird sich jetzt bestimmt ändern." 

Sarkasmus? Und meinte er damit jetzt den Klienten oder sich selbst?
Bei der nächsten Klientin ergab sich eine nette Unregelmäßigkeit. Normalerweise kennt Flo unser Klientel früher als ich und er stellt mich entsprechend vor. Diesmal kannte ich die Klientin schon und stellte zur Abwechslung mal ihn vor. Ein tolles Gefühl, bei dem ich bemerkte wie ich ins Rudern kam. Wie stellt man jemanden vor, mit dem man ganz andere Dinge als Arbeit vorhat? Schließlich soll ich ihn in seiner beruflichen Funktion vorstellen und es soll weder zu euphorisch, noch zu gefühllos wirken. Ich sagte schließlich:

E: "Guten Morgen, Frau L., ich habe ihnen heute unseren leitenden Arzt Herrn Dr. Mollis mitgebracht, der sie auch gerne kennenlernen würde."

Den Rest übernahm Flo selbst in seiner offenen und einnehmenden Art. Wir hatten ein längeres Gespräch mit der jungen Frau, die gestern eine weitreichende Operation in Kauf nehmen musste. Flo und ich, wir sind gut im Team! Wir schafften es, ihr bei allem Respekt für ihre desolate Lage etwas Zuversicht einzuhauchen. Wir schaffen zu zweit, wozu einer allein nicht in der Lage wäre. Synergie-Effekt nennt man das.

Nach der Visite wurde es noch privater. Ich fragte Flo, ob er sich in seinem Urlaub gut erholt hat. Eigentlich wollte ich ihm ja das Kompliment machen, dass er gut erholt aussieht, hatte es aber an dieser Stelle nicht über die Lippen gebracht. Er meinte darauf, dass er wenig geschlafen habe, weil zu viele schöne Dinge in seinem Leben losseien. Er sei gestern im Theater gewesen und spät ins Bett gekommen. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Soll ich solch einen Redefluss stoppen? Er hatte ja offensichtlich nur auf eine Gelegenheit gewartet, es zu erzählen. Trotzdem wollte ich auch was von mir mitteilen und erzählte ihm von meiner Bootfahrt letzte Woche. Als wir im Aufenthaltsraum angekommen waren, fragte er:

F: "Gibt es auf dem Boot auch eine Toilette?"

Scheint wohl ne schwache Blase zu haben, der Herr Mollis. Er nippte an seinem Kaffee. Ich verneinte die Verfügbarkeit einer Toilette und sagte amüsiert:

E: "Nein, dass muss man entweder 2 Stunden aushalten oder zwischendurch ans Ufer."

Er nahm das auf Lunge und ging wohl davon aus, dass unter meinen Gästen ein paar Pionierblasen waren.

F: "Musstet ihr tatsächlich ans Ufer?"

E: "Nein, das ist nichts für schwache Blasen."

goß meinen letzten Schluck Kaffee hinunter und stelle damit klar, wer in mein Boot darf. So viel zu meiner Verfügbarkeit für Flo, denn allzu leicht will ich es ihm ja auch nicht machen. Natürlich würde ich ihn sofort in mein Boot lassen, aber das muss er ja nicht wissen. Du hast recht, er kann ruhig mal ein bisschen baggern. Ich freute mich über meine schlagfertige Antwort und dass ich ihn ein bisschen aufs Korn genommen hatte. Soviel zu dem kleinen Ausschnitt aus meinem Lebeb mit Flo. Alles andere lief nonverbal ab, denn das Lächeln und Grinsen, was anschließend den Raum erfüllte, kann ich nicht mit Worten beschreiben.

Hach....

Seufzende Grüße,
Eva 

Dienstag, 23. Juli 2013

Vampire Diaries für Therapeuten

Liebe Mathilda,

hmmm ... komme gerade von einer Privataudienz mit Flo (muss ich Dir später unbedingt ausführlich erzählen!) und lese Deinen letzten Kommentar.

Nicht mehr so verfügbar? Dann merkt er wohl mehr als ich selbst im Moment. Ich kann nicht sagen, dass sich das großartig geändert hat: Zwischen Tino und mir wird das nichts ändern. Und trotzdem bin ich sehr an Flo interessiert und habe wahrscheinlich weiterhin die Hoffnung, dass doch noch was geht.

Dies wurde vor einigen Tagen im Staffelfinale von "Vampire Diaries" (Ja, ich habe doch wieder mit dem Vampirkram (klingt schon ein bisschen drogenabhängig, oder?) angefangen und gönne ihn mir jetzt mit Tino zusammen :-)) auf den Punkt gebracht: Die Menschenfrau Elena kann sich seit nunmehr 3 Staffeln nicht für einen der beiden Vampirbrüder Stefan oder Damon entscheiden. Sie liebt den "guten" Stefan und verzehrt sich nach dem "verwegenen" Damon. Sie sagt, wenn sie sich für einen der beiden entscheidet, verliert sie den anderen. Das klingt jetzt sehr logisch und da hätte ich wohl auch schon früher drauf kommen können, aber für mich war es tatsächlich ein erleuchtender Moment. Wenn ich mich für den "guten" Tino entschieden habe, muss ich mich dann gegen den "verwegenen" Flo entscheiden? Und ist diese Rollenzuteilung überhaupt richtig? Vielleicht ist ja auch Flo der "Gute" und Tino der "Verwegene"? Vielleicht wünsche ich mir auch beides von beiden? Und warum dann noch von beiden? Reicht nicht einer? Diese Verwirrtheit kommt auch gut in der Serie rüber, denn der "gute" Stefan hat bei genauem Hinschauen (eigentlich unübersehbar) die halbe Staffel seine blutrünstige, dunkle Seite ausgelebt. Und in einem Rückblick, in dem die allererste Begegnung zwischen Elena und Damon gezeigt wird, wird deutlich, dass Damon eigentlich sehr mitfühlend ist. - Tja, das Leben ist eben nicht Schwarz-Weiß, sondern ein buntes Pflaster. Keine tiefgründige Serie, aber durchaus für Erkenntnisse gut (wer sie sucht) und mit Suchtpotential bei Leuten, die auf romantische Fantasy-Action mit groooooßen Gefühlen stehen. Neugierig? Ich mein ja nur, wäre ne Möglichkeit die Krankenlagerzeit zu überbrücken :-)

Gute Besserung und Du hörst bald von mir. Muss Dir ja noch von dem ausgeprägten ... Flirt mit Flo erzählen.

Liebste Grüße,
Eva

Montag, 22. Juli 2013

Laufstegfantasien

Liebe Mathilda,

heute fühlte ich mich wieder mal sehr attraktiv. Ach was, ich sah einfach heiß aus! Mit 36 bin ich nun im "ageless age" (Bemerke schon wieder so Resümee-Neigung an mir. Was habe ich bloß immer mit dem Alter?). So manche 25jährige lässt sich das Gesicht auf Mitte 30 trimmen (so gesehen bei Lindsay Lohan). Der Sinn erklärt sich mir nicht, aber es fühlt sich gut an in einem Alter zu sein, das andere erstrebenswert finden. Wobei das total irrational ist, da man ja überhaupt nicht darauf einwirken kann wie alt man ist. Viele fürchten sich davor alt zu werden. Von meinen Klienten mit den infausten Prognosen höre ich dagegen Ängste, dass sie nicht alt werden. Was wollen wir also? 36 sein? Irgendwas muss dran sein an der äußerlichen und innerlichen Anziehungskraft 36jähriger Frauen. Ich trug heute einen sehr schlichten, aber auch unheimlich sexy Rock und fühlte mich wie 36. Eine Frau, die weiß was sie will und die sich in genau der richtigen Mischung aus Selbstbewusstsein und Weiblichkeit eingefunden hat. In dieser seelischen Verfassung begegnete mir mein Objekt der Begierde: Dr. Flo. Diesmal auf einem belebten Flur. Ich kam aus der einen, er aus der anderen Richtung gelaufen. Es waren ein paar Sekunden, in denen wir die 20 Meter aufeinander zugingen bis wir aufeinandertrafen. Er erblickte mich und meine ganze Gestalt. Und hier kommt der Rock ins Spiel, der bei den vorangegangenen Begegnungen unterm Kittel versteckt war, den ich nun wegen der Wärme abgelegt hatte. Flo erblickte mich also und scannte mich von oben nach unten!! So gingen wir, uns darüber bewusst, dass wir irgendwie sehr positiv aufeinander reagieren, wie zwei schöne Menschen aufeinander zu. Slow motion. Als er nah genug war, schenkte er mir ein warmes Lächeln. Wenn das nicht ernst gemeint war, war es zumindest super gespielt. Ich lächelte zurück. Es hatte den Anschein als würde hier gepost. Und auch deswegen kam ich mir ein bisschen wie auf dem Laufsteg vor wie wir da so aneinander vorbeiliefen. Wer macht hier die beste Show? Ein kurzer intensiver und wunderschöner Moment und schon musste es weitergehen.

Etwas später saß ich gerade im Behandlungszimmer mit einer Ärztin im Gespräch vertieft. Die Tür stand weit offen und ich saß so, dass ich hinaussehen konnte. Plötzlich ging Flo draußen vorbei. Er sah mich dort sitzen, hielt während seines Vorbeigehens einen intensiven Blickkontakt mit mir ... und war wieder verschwunden. Fast wie im Theater, wo die Figuren von einer zur anderen Seite laufen und dann wieder hinter der Bühne verschwinden. Fragt sich, wer hier Bühne und wer hier Publikum ist. Wer von uns beiden ist der größere Narzisst? Ich konnte mich an ihm kaum sattsehen (was für mich als Publikum spricht) ... verdammt, warum ging mir das so durch und durch? Mich brachte dieser Blick ganz schön aus dem Konzept. Ich verlor den Faden meines Gespräches und musste mich kurz sammeln. Das war doch ursprünglich meine Idee, ihn dort, wo Worte nicht weiterhelfen, mit Gesten, Blicken und nonverbalen Signalen (z.B. mein heutiger Rock) zu locken. Schlägt er jetzt mich gleichen Mitteln zurück? Macht er mich nonverbal fertig?

Es bleibt ein Beigeschmack. Es ist der Beigeschmack, dass Flo´s Reaktionen gut einstudiert sind und ihn seiner Persönlichkeit entsprechend in einem tollen Licht erscheinen lassen. Wer weiß schon wie viel echt und wie viel gespielt ist. Von uns beiden. Oder wie es Tim Bendzko sagen würde:


"Das hier glänzt so schön. 
Das hier zieht mich magisch an. 
Ich weiß noch nicht wofür,
Ich brauch es sicher irgendwann.

Oh welch ein Zufall, dass ich dich hier finde. 
Wer hätte das gedacht? 
Dein Anblick berauscht meine Sinne. 
Mit dir mach ich den Tag zur Nacht.

 Ich will das jetz, hier, alles
Auch wenn es gelogen ist.
Ich hab dich so sehr vermisst
Auch wenn du mir noch nicht begegnet bist.

Aber dann kam der Moment. 
Du zeigst dein wahres Gesicht. 
Ich drehe und wende die Fakten 
Und Fakt ist, ich brauche dich eigentlich nicht.
Aber ich will das jetzt, hier, alles 
Auch wenn es gelogen ist.
Ich hab dich so sehr vermisst. 
Auch wenn du mir noch nicht begegnet bist."
Auch wenn es gelogen ist - Tim Bendzko


Liebste Grüße von Eva

Sonntag, 21. Juli 2013

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Alles, was du wissen musst...

Meine Bendzko-Zeile des Tages: 


"Alles, was Du wissen musst,
Ist, dass der Himmel brennt.
Geh vor die Tür
und sieh ihn dir an."

Alles was du wissen musst - Tim Bendzko


Noch 13 Tage,
Eva

Samstag, 20. Juli 2013

Die therapeutische Wirksamkeit von Tim Bendzko



Liebe Mathilda,

in letzter Zeit ist wahrscheinlich schon öfter meine Affinität für Tim Bendzko aufgefallen. Ich höre gerade sein zweites Album rauf und runter. Von heute an sind es noch 14 Tage bis ich ihn in der Berliner Waldbühne erleben werde. JA, ich habe Karten! Bis dahin will ich textsicher sein. Falls Euch eine lauthals Tim Bendzko singende Autofahrerin begegnet, bin ich das. Ich würde ihm sofort therapeutische Wirksamkeit bescheinigen und habe so manchen Titel schon Klienten empfohlen, um für sich Lösungen zu finden. Hey Tim, hier ist eine 36jährige Therapeutin, die Deine Texte für therapeutisch wertvoll hält. Danke für so viel Weisheit in einem so jungen Geist! 

Ich fühl mich wirklich verstanden und angesprochen in seinen Texten. Ich finde mein Leben darin wieder. Mag daran liegen, dass ich ein allgemeingültiges Leben führe und die besungenen Probleme viele Menschen betreffen. Ich erinnere mich wie ich mir die gleichen Gedanken machte wie in „Wenn Worte meine Sprache wären“ beschrieben. Das war bevor ich Flo mein Geständnis lieferte. Bei der Textzeile „Du bist die Erinnerung an Leichtigkeit, die ich noch nicht gefunden hab, der erste Sonnenstrahl nach langem Regen.“, die lange Zeit meine mail-Signatur war, läuft es mir kalt den Rücken runter. So sehr bewegt mich das. Durch die emotionale Verknüpfung kommt es offensichtlich zu psychophysischen Reaktionen :-) In „Auf den ersten Blick“ fand ich Flo wieder als er einfach nicht auf mich reagierte. Ich wünschte mir, dass ich bald mal „Das letzte Mal“ als Meilenstein erreiche. Was habe ich zu diesem Titel geheult? Tim Bendzko ist nicht nur weise, sondern berührt mich, berührt die Menschen.

Berührte Grüße,
Eva