Mittwoch, 12. Juni 2013

Day 2

Liebe Mathilda,
das klingt ja wirklich nach einem schlimmen freien Tag :-) Lange schlafen und dann ab zum Frisör.
Tag 2 war leider nicht so spannend. Es war nicht so schwierig und damit auch nicht so amüsant, Flo zu vermeiden, da er kaum aus seinem Behandlungszimmer herauskam. Demzufolge merkte er ja auch nicht so viel von meiner neuen Strategie, was natürlich nicht der Plan ist. Wir haben uns heute nur einmal kurz gesehen: Ich stand gerade in einer lustigen Situation in der Tür zum Aufenthaltsraum und er kam aus dem Behandlungszimmer. Luftlinie 20m. Wir sehen uns direkt an. Für 1 Sekunde oder so. Ein schöner Blick, der direkt rein geht. Nun ja, daran konnte ich nicht mehr so viel vermeiden, aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Was macht er?: Er guckt (sehr aufmerksam, was ich da mache). Was hätte ich gerne?: Dass er sieht, dass ich mich auch ganz gut ohne ihn amüsiere und dass er sehr gerne dabei wäre.

Ich selber finde den Vermeide-Zustand jetzt nicht mehr so toll wie gestern, aber immerhin erträglich. Es ist auch nicht wie sonst, dass ich die unbändige Sehnsucht habe, ihn noch einmal zu sehen. Es ist schon etwas dran, wenn man den Suchtkranken rät lieber abstinent zu sein als zu versuchen nur ein bisschen zu nippen. Das lässt sich wahrscheinlich, einmal angefangen, leichter umsetzen. Ich ertappe mich dabei, dass ich mir Mühe gebe, wegzuschauen, wenn er an meinem Fenster vorbeigeht. Natürlich könnte ich ihn durch die Scheibe anschmachten (wie sonst immer), aber es ist auch gut das Mal auszuprobieren. Und vielleicht festzustellen, dass ich ohne ihn leben kann? Und dann hörte ich wie er die nächste Klientin aufrief mit seiner zuckersüßen Masche "Guten Tag Frau Sowieso, tut mir leid, dass sie warten mussten..." Und ich erwische mich dabei wie ich ihn innerlich nachäffe. Naja, da ist auch ne Menge aggressives Potential bei mir. Und überhaupt, der Schuft hat nichts, aber auch gar nichts über meine Geburtstagsgrüße gesagt. Ich sag jetzt auch nichts mehr! Beantrage eine Verlängerung des Projektes.
Liebe Grüße,
Eva

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