Liebe Mathilda,
nun nochmal schriftlich was mir heute widerfahren ist. Es ist und bleibt ein Scheiß-Tag, aber nach unserem Telefonat und Bettys Aufbauarbeit ist es leichter zu ertragen.
Der Tag beginnt wie immer morgens, wo ich natürlich – reine Gewohnheitssache – nach Dr. Florian A. Mollis Ausschau halte. Er kommt ungefähr 1 Minute nach mir auf den Parkplatz gefahren. Ich bin bereits wieder am Umkehren, weil keine Parklücke mehr frei ist. Schnappe mir dann jedoch eine mikroskopische Lücke, für die er nicht nur zu spät, sondern auch zu groß gewesen wäre. Pech gehabt. Er muss in einer anderen Straße suchen und so begegnen wir uns erst später in der Besprechung. Die Tage als er sich neben mich setzte, sind wohl Vergangenheit. Ein kurzer Gruß mit den Augen – Blickkontakt kann man das wirklich kaum nennen – ist alles. Dann sehe ich ihn nicht mehr bis ich ihn frage, ob er auf der Karte für eine Sekretärin unterschreiben möchte, die heute ihren letzten Tag hat. Ja, er freut sich wie eh und je, dass ich auf ihn zukomme. Dankt mir, dass ich sowas – mit der Karte – immer im Auge habe, fragt mich wie er sich noch beteiligen kann usw. (Mich mal wieder ansehen, wahrnehmen?) Prickeln ist anders. Ich suche da offensichtlich etwas, was er mir nicht geben kann. Ich könnte das auch akzeptieren, wenn es nicht schon mal dagewesen wäre. Wo ist es bloß hin? Wo ist das Glühen in seinen Augen hin? Ich vermisse das.
nun nochmal schriftlich was mir heute widerfahren ist. Es ist und bleibt ein Scheiß-Tag, aber nach unserem Telefonat und Bettys Aufbauarbeit ist es leichter zu ertragen.
Der Tag beginnt wie immer morgens, wo ich natürlich – reine Gewohnheitssache – nach Dr. Florian A. Mollis Ausschau halte. Er kommt ungefähr 1 Minute nach mir auf den Parkplatz gefahren. Ich bin bereits wieder am Umkehren, weil keine Parklücke mehr frei ist. Schnappe mir dann jedoch eine mikroskopische Lücke, für die er nicht nur zu spät, sondern auch zu groß gewesen wäre. Pech gehabt. Er muss in einer anderen Straße suchen und so begegnen wir uns erst später in der Besprechung. Die Tage als er sich neben mich setzte, sind wohl Vergangenheit. Ein kurzer Gruß mit den Augen – Blickkontakt kann man das wirklich kaum nennen – ist alles. Dann sehe ich ihn nicht mehr bis ich ihn frage, ob er auf der Karte für eine Sekretärin unterschreiben möchte, die heute ihren letzten Tag hat. Ja, er freut sich wie eh und je, dass ich auf ihn zukomme. Dankt mir, dass ich sowas – mit der Karte – immer im Auge habe, fragt mich wie er sich noch beteiligen kann usw. (Mich mal wieder ansehen, wahrnehmen?) Prickeln ist anders. Ich suche da offensichtlich etwas, was er mir nicht geben kann. Ich könnte das auch akzeptieren, wenn es nicht schon mal dagewesen wäre. Wo ist es bloß hin? Wo ist das Glühen in seinen Augen hin? Ich vermisse das.
Er mag gestresst sein:
wieder keine Assistenzärzte da (durchaus ein Problem für leitende Ärzte),
privat baut er ein Haus, Ende Februar kommt der Umzug – es stehen also noch
schlimmere Zeiten an, was Flo´s Verfassung angeht, und ab 17 Uhr muss er sich
einer Telefonschulung unterziehen. Ich kann es nicht mehr hören! Jammern kann
er gut. Und Verständnis bekommt er von vielen, einschließlich mir. Ich habe
auch einen harten Tag, aber nach meiner Verhandlung vor der Kassenärztlichen
Vereinigung fragt niemand. Und ich habe es kundgetan – mehrmals. Bin aber
offensichtlich nicht so der Jammerexperte. Noch mehr kränkt mich das
Mittagessen. Er kommt vielleicht 5 Minuten nach mir. Wir begrüßen uns mit den
Augen. Ich sitze bereits an einem Tisch in der Kantine, der sich langsam füllt.
Es ist noch ein Platz frei als er Ausschau hält. Dennoch wählt er einen Platz
an einem leeren Tisch, schlingt sein Essen hinunter und geht vor mir. Ich weiß
nicht, was das soll. Meidet er mich? Will er allein sein? Traut er sich nicht
an den fast gefüllten Tisch? Wäre es anders gewesen, wenn der Platz neben mir
freigewesen wäre? Das hätte ich gerne, aber schon in der Fallkonferenz werde
ich eines besseren belehrt. Auch hier habe ich mich gerade hingesetzt als er
erscheint. Erscheinen passt besser zu ihm als profanes Hereinkommen. Die
Frauen, die da bereits sitzen – von der Assistenz- bis zur Chefärztin – sind
allesamt befangen und fangen an zu lächeln. Er setzt sich rechts neben mich und
lässt einen Stuhl zwischen uns frei. Was soll das nun wieder? Stinke ich?
Stinkt er wohl möglich? Ist das der heilige Platz, der für unseren verhinderten
Chef frei bleibt? So ein Mist! Neben den bereits erwähnten frustrierenden
Therapieplänen, die für die Patienten entschieden werden und bei denen heute
keine Änderungsmöglichkeit, kein Reinkommen meinerseits möglich scheint, gibt
es hier nichts. Marc – der Oberarzt, der nicht gefährlich und immer für einen
Flirt gut ist – sitzt schräg hinter mir, so dass sich hier auch keine
Provokationen anbieten. Ich sehe Flo von der Seite an und finde, dass er
eine wirklich große Unterlippe hat. Ist mir noch nie so aufgefallen. Muss
unbedingt auf die Minusliste. Betty vergisst später nicht zu erwähnen,
dass ich mir seine Schädelform zu Gemüte führen soll, dann wisse ich wovon wir
abstammen. Und ob ich denn schon mal seine Fingernägel gesehen
hätte. Betty vermutet Allergie auf Desinfektionsmittel oder Nagelpilz.
Beides keine leckeren Erklärungen. Während der Konferenz vergisst er nicht
immer wieder zu erwähnen, dass er ja um 17 Uhr eine Telefonschulung hat. Alle
bedauern ihn. Außer ich und Betty. Und Marc, der konkurrierende Oberarzt,
und bestimmt auch nicht Konstantin. Flo verabschiedet sich dann
frühzeitig und lässt die ganzen leeren Saftflaschen stehen, die er während der
Konferenz in sich hineingeschüttet hat. Die Contenance lässt schon sehr zu
wünschen übrig. Das ist das letzte Mal, dass ich ihn heute sehe. Ich bin ihm
scheiß egal. Ich hätte vor meiner Verhandlung heute echt ein paar gute Wünsche
gebrauchen können.
Betty merkt das wohl und ist spontan bereit, mich bis vor die Tore der KV
zu begleiten. Sie ist ein echter Schatz. Ich fahre mich dem Auto, Betty neben
mir, los und schimpfe bereits als ich an Flo´s beleuchtetem Fenster
vorbeifahre, hinter dem er jetzt seine langweilige Schulung absolviert. Soll er
doch dort einstauben! Linkin Park begleiten uns auf der Fahrt. Bei meinem
Geschimpfe habe ich wohl so einen heilsamen Testosteronstoß, dass ich ohne
darüber nachzudenken, den Weg auf die Autobahn finde. Später als ich mich etwas
abgeregt habe, habe ich Orientierungsschwierigkeiten und verpasse die Abfahrt.
Interessante Beobachtung! Das ganze freundliche Getue auf der Arbeit in unserer
ach so harmonischen Klinik ist einfach sehr, sehr oberflächlich. Und Flo
ist ein Schluffi! Ein harmoniesüchtiges Weichei! Ein Egoist, der nur sich
selbst und seine Belastungen sieht. Wie kann mir nur immer noch etwas an ihm
liegen? Was mich wirklich kirre macht ist, dass er so völlig aus dem Kontakt
geht. Das wird nicht an mir liegen, aber trotzdem stört es mich. Ich will
verdammt nochmal Aufmerksamkeit. Betty schildert mir eine Situation, in
der Flo sie am Montag fragt wie ihr Wochenende war. Sie beginnt ein
Gespräch und fragt ihn, ob er ihre Einschätzung übers Wochenende genauer wissen
will. Er lehnt ab und das zeigt wohl ziemlich deutlich sein Desinteresse, wenn
es einfach ein bisschen tiefer unter die Oberfläche geht.
Vor der KV angekommen (ich finde direkt vor dem Eingang einen Parkplatz), haben wir noch etwas Zeit für den letzten Schliff. Ich nehme meine Kontaktlinsen heraus und setze meine Brille auf. „Die“ Brille. Ich schminke mir die Lippen und gehe mein „Plädoyer“ durch. Betty motiviert mich wie ein Trainer seinen Boxer. Ob ich nicht einen Klienten schildern könnte, damit die Sesselpupser da mal begreifen, dass es um richtige Menschen geht. Ihr Blick fällt auf die Fensterscheibe der KV in die eine Mahn-Präsentation über Ärzte im 3. Reich projeziert wird. Sie fragt scherzhaft, ob ich nicht etwa eine jüdische Patientin auf Lager hätte. Und überhaupt bald sei schließlich wieder der 30.1. - Hitler´s Machtergreifung (Die Betty – ein wandelndes Geschichtslexikon). Sie findet dieses Jubiläum sehr passend für eine solche Verhandlung und schlägt vor, dass ich die KV frage, ob sich eine solche Ungerechtigkeit hier wiederholen soll. Wir sind bei dem ganzen Motivationsgespräch sehr angeheitert. Betty schmückt das äußerst amüsant aus und als wir einen Gedanken daran verschwenden, das wirklich zu tun, stellen wir fest, dass das wohl zu größenwahnsinnig ist und direkt in die psychiatrische Klinik führen würde. Ich schlage vor, dass ich mir die Sesselpupser lieber in der Feinripp-Unterwäsche vorstelle, die Mutti heute Morgen für sie rausgelegt hat. Das hilft, liefert aber sofort eine Querverbindung zu Flo. Was wird er wohl für Unterwäsche tragen? Betty darauf: H&M und bunt, keine Boxershorts, sondern Schlüppa! Manchmal macht sie mir Angst. Was für ein Auto er denn fährt. Audi. Typisches Arztauto wie Volvo, Saab usw. - eine Statusangelegenheit meint sie. Ich komme darauf, dass mir die KV-Feinripp-Herren gar nichts können. Und sollte es auch heute negativ für mich ausgehen, so habe ich es wenigstens versucht und es denen ein bisschen ungemütlich gemacht. Hier taucht wieder die Mücke auf, die einen nicht schlafen lässt. „Wer, wenn nicht du.“ sind die letzten Worte bevor ich Betty umarme, mich verabschiede und in die Arena ziehe. Es tut soooo gut hier eine Freundin zu haben. Es ist in meinen Augen weiterhin eine großartige Sache, für die ich eingestanden bin. Ich stehe auf der für mich richtigen Seite, was auch immer irgendwelche Weiterbildungsordnungen sagen. Mehr kann ich nicht machen. Meint auch meine Anwältin nach der Verhandlung. Vom Gefühl her erinnert mich das ein bisschen an die Situation vor einem Jahr als ich auch 100%ig zu meinen Gefühlen und Überzeugungen gestanden habe. Ich habe alles versucht. Mehr kann ich nicht machen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich in einem Jahr längst über die KV-Ablehnung hinweg sein werde. Und wegen Flo leide ich auch ein Jahr später noch. Ich hoffe das hört irgendwann auf. Es ist nicht leicht das / ihn ständig vor Augen zu haben.
Vor der KV angekommen (ich finde direkt vor dem Eingang einen Parkplatz), haben wir noch etwas Zeit für den letzten Schliff. Ich nehme meine Kontaktlinsen heraus und setze meine Brille auf. „Die“ Brille. Ich schminke mir die Lippen und gehe mein „Plädoyer“ durch. Betty motiviert mich wie ein Trainer seinen Boxer. Ob ich nicht einen Klienten schildern könnte, damit die Sesselpupser da mal begreifen, dass es um richtige Menschen geht. Ihr Blick fällt auf die Fensterscheibe der KV in die eine Mahn-Präsentation über Ärzte im 3. Reich projeziert wird. Sie fragt scherzhaft, ob ich nicht etwa eine jüdische Patientin auf Lager hätte. Und überhaupt bald sei schließlich wieder der 30.1. - Hitler´s Machtergreifung (Die Betty – ein wandelndes Geschichtslexikon). Sie findet dieses Jubiläum sehr passend für eine solche Verhandlung und schlägt vor, dass ich die KV frage, ob sich eine solche Ungerechtigkeit hier wiederholen soll. Wir sind bei dem ganzen Motivationsgespräch sehr angeheitert. Betty schmückt das äußerst amüsant aus und als wir einen Gedanken daran verschwenden, das wirklich zu tun, stellen wir fest, dass das wohl zu größenwahnsinnig ist und direkt in die psychiatrische Klinik führen würde. Ich schlage vor, dass ich mir die Sesselpupser lieber in der Feinripp-Unterwäsche vorstelle, die Mutti heute Morgen für sie rausgelegt hat. Das hilft, liefert aber sofort eine Querverbindung zu Flo. Was wird er wohl für Unterwäsche tragen? Betty darauf: H&M und bunt, keine Boxershorts, sondern Schlüppa! Manchmal macht sie mir Angst. Was für ein Auto er denn fährt. Audi. Typisches Arztauto wie Volvo, Saab usw. - eine Statusangelegenheit meint sie. Ich komme darauf, dass mir die KV-Feinripp-Herren gar nichts können. Und sollte es auch heute negativ für mich ausgehen, so habe ich es wenigstens versucht und es denen ein bisschen ungemütlich gemacht. Hier taucht wieder die Mücke auf, die einen nicht schlafen lässt. „Wer, wenn nicht du.“ sind die letzten Worte bevor ich Betty umarme, mich verabschiede und in die Arena ziehe. Es tut soooo gut hier eine Freundin zu haben. Es ist in meinen Augen weiterhin eine großartige Sache, für die ich eingestanden bin. Ich stehe auf der für mich richtigen Seite, was auch immer irgendwelche Weiterbildungsordnungen sagen. Mehr kann ich nicht machen. Meint auch meine Anwältin nach der Verhandlung. Vom Gefühl her erinnert mich das ein bisschen an die Situation vor einem Jahr als ich auch 100%ig zu meinen Gefühlen und Überzeugungen gestanden habe. Ich habe alles versucht. Mehr kann ich nicht machen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich in einem Jahr längst über die KV-Ablehnung hinweg sein werde. Und wegen Flo leide ich auch ein Jahr später noch. Ich hoffe das hört irgendwann auf. Es ist nicht leicht das / ihn ständig vor Augen zu haben.
"I tried so hard
And got so far
But in the end
It doesn't even matter
I had to fall
To lose it all
But in the end
It doesn't even matter"
And got so far
But in the end
It doesn't even matter
I had to fall
To lose it all
But in the end
It doesn't even matter"
Linkin Park - In the end
Liebe Grüße,
Eva
Habe übrigens noch „New Moon“ eingelegt und finde, dass sich Edward besser im 2. Teil schon hätte in die Sonne stellen sollen. Und ich leere mit Tino gerade eine Flasche Sekt. Daher meine radikale, nicht Twilight verträgliche Meinung: Edward sucks!
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