Liebe Mathilda,
Tino hat sich mit seinem immerwährenden Husten jetzt mal komplett krankschreiben lassen. Nicht zu fassen, dass wir hier das reinste Seuchen-Kombinat sind. Kai fängt auch schon wieder an zu schniefen. Ich bin jetzt fast wieder gesund und hoffe nächste Woche endlich wieder laufen gehen zu können. Von den körperlichen Beschwerden mal abgesehen läuft es zwischen Tino und mir sehr gut. Da Kai gerade eine „Phase“ durchmacht (testet seine Grenzen beim ins Bett gehen und provoziert uns bis zur Weißglut), die hoffentlich bald vorbei ist, stehen wir noch dichter zusammen. Die Emanzipation eines 3jährigen: er beißt und kneift seine Mutter. War gestern echt bedient von meinem sonst so lieben Kind. Soll aber wohl normal sein und ist ja auch wichtig, dass er das austestet. Hmm…gebissen werden will ich trotzdem nicht. Gehe bei Gefahr jetzt in Deckung und schimpfe.
Und unser Möchtegernprinz? Verhält sich halt wie ein Langweiler – zumindest wünsche ich mir, dass ich das so sehen kann. Ich sah ihn gestern als wir – Betty, die Assistenzärztin und ich – nach einer echt frauenmäßigen Unterredung (Assistenzärztin will schwanger werden und trägt einen „Glücksschlüppa“) kichernd aus dem Arztzimmer kommen, in das er gerade kommen wollte. Er ist verduzt und kann die Situation nicht einordnen. Er will die Visite beginnen und ist in Zeitdruck. Brubbelt was von „Das versteh ich jetzt nicht.“ mehr zu sich als zu uns. Ja, da hast du recht, Frauengeschichten verstehst du einfach nicht. Und davon musst du auch nichts wissen. Ich bin kühl, erwidere zwar seine Blicke, provoziere aber keine weiteren. Am Patientenbett fängt er an, mit mir zu rempeln. Du weißt schon, so mehr "zufällige" Berührungen an Ellenbogen und Schultern. Was soll mir das sagen? Er stellt Körperkontakt her? Ich halte Abstand, betrachte ihn wie er seine Reden schwingt. Ist das nicht ein Bauchansatz unter seinem feinsäuberlich zugeknöpften Kittel. Oder nur die Wulst von seinem Hemd? Selbstwertschonend muss ich es als Bauchansatz interpretieren. Und überhaupt, mir fällt auf, dass er komisch spricht und Silben verschluckt sowie Schwierigkeiten mit den Zischlauten hat. Er stellt Betty mehrmals als "Betsy" vor. Ist er in Zeitdruck? Oder hat er getrunken? Ein weiterer Punkt für die Minusliste. Auf dem Flur gibt es dann eine gefährliche Begegnung: Er lehnt an der Wand und berichtet mir von einer Klientin, die heute in seine Sprechstunde kommt. Ich lehne mich dazu. Fehlt bloss noch, dass wir neben unseren Körpern auch noch die Köpfe an die Wand lehnen und uns schmachtend ansehen. Oder tun wir das nicht auch? Blaue Augen fixieren mich. Etwas zu lange. Ich bleibe kühl und sage, dass er der Klientin, die offensichtlich psychisch aufgewühlt ist, ja nochmals die therapeutische Begleitung anbieten kann. Ich meine wohl eher ihn damit. Was soll das alles? Ein anderes Mal dreht er sich auf dem Flur nach mir um. Er wirft mir diese Blicke zu, die er vermutlich für ganz normal hält. Ich sehe darin was anderes, aber er wird nicht aus der Hüfte kommen. Er lächelt und sagt mir nett "Hallo". Langweilig! Meine heutigen Demontage-Fantasie: Er ist auch nur ein alternder Stresstrinker, bei dem langsam der Lack ab ist.
Liebe Grüße an den Strand,
Eva
Tino hat sich mit seinem immerwährenden Husten jetzt mal komplett krankschreiben lassen. Nicht zu fassen, dass wir hier das reinste Seuchen-Kombinat sind. Kai fängt auch schon wieder an zu schniefen. Ich bin jetzt fast wieder gesund und hoffe nächste Woche endlich wieder laufen gehen zu können. Von den körperlichen Beschwerden mal abgesehen läuft es zwischen Tino und mir sehr gut. Da Kai gerade eine „Phase“ durchmacht (testet seine Grenzen beim ins Bett gehen und provoziert uns bis zur Weißglut), die hoffentlich bald vorbei ist, stehen wir noch dichter zusammen. Die Emanzipation eines 3jährigen: er beißt und kneift seine Mutter. War gestern echt bedient von meinem sonst so lieben Kind. Soll aber wohl normal sein und ist ja auch wichtig, dass er das austestet. Hmm…gebissen werden will ich trotzdem nicht. Gehe bei Gefahr jetzt in Deckung und schimpfe.
Und unser Möchtegernprinz? Verhält sich halt wie ein Langweiler – zumindest wünsche ich mir, dass ich das so sehen kann. Ich sah ihn gestern als wir – Betty, die Assistenzärztin und ich – nach einer echt frauenmäßigen Unterredung (Assistenzärztin will schwanger werden und trägt einen „Glücksschlüppa“) kichernd aus dem Arztzimmer kommen, in das er gerade kommen wollte. Er ist verduzt und kann die Situation nicht einordnen. Er will die Visite beginnen und ist in Zeitdruck. Brubbelt was von „Das versteh ich jetzt nicht.“ mehr zu sich als zu uns. Ja, da hast du recht, Frauengeschichten verstehst du einfach nicht. Und davon musst du auch nichts wissen. Ich bin kühl, erwidere zwar seine Blicke, provoziere aber keine weiteren. Am Patientenbett fängt er an, mit mir zu rempeln. Du weißt schon, so mehr "zufällige" Berührungen an Ellenbogen und Schultern. Was soll mir das sagen? Er stellt Körperkontakt her? Ich halte Abstand, betrachte ihn wie er seine Reden schwingt. Ist das nicht ein Bauchansatz unter seinem feinsäuberlich zugeknöpften Kittel. Oder nur die Wulst von seinem Hemd? Selbstwertschonend muss ich es als Bauchansatz interpretieren. Und überhaupt, mir fällt auf, dass er komisch spricht und Silben verschluckt sowie Schwierigkeiten mit den Zischlauten hat. Er stellt Betty mehrmals als "Betsy" vor. Ist er in Zeitdruck? Oder hat er getrunken? Ein weiterer Punkt für die Minusliste. Auf dem Flur gibt es dann eine gefährliche Begegnung: Er lehnt an der Wand und berichtet mir von einer Klientin, die heute in seine Sprechstunde kommt. Ich lehne mich dazu. Fehlt bloss noch, dass wir neben unseren Körpern auch noch die Köpfe an die Wand lehnen und uns schmachtend ansehen. Oder tun wir das nicht auch? Blaue Augen fixieren mich. Etwas zu lange. Ich bleibe kühl und sage, dass er der Klientin, die offensichtlich psychisch aufgewühlt ist, ja nochmals die therapeutische Begleitung anbieten kann. Ich meine wohl eher ihn damit. Was soll das alles? Ein anderes Mal dreht er sich auf dem Flur nach mir um. Er wirft mir diese Blicke zu, die er vermutlich für ganz normal hält. Ich sehe darin was anderes, aber er wird nicht aus der Hüfte kommen. Er lächelt und sagt mir nett "Hallo". Langweilig! Meine heutigen Demontage-Fantasie: Er ist auch nur ein alternder Stresstrinker, bei dem langsam der Lack ab ist.
Liebe Grüße an den Strand,
Eva
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen