Das Zusammenstellen
und exzessive Anhören neuer Playlists gehört mittlerweile zu meinen
Top-Verarbeitungsstrategien. Ich verkonsumiere Musik wie andere Nahrung. Und es
müssen immer neue Songs her. Ich stelle einen direkten Zusammenhang zwischen
Verarbeitungsgeschwindigkeit und Häufigkeit, die Playlist zu wechseln, fest. Es
ist schön und vertraut, sich in den Geschichten dieser Titel wiederzufinden.
Scheinbar haben die prominenten Leidensgenossen ganz ähnliche Geschichten
durch. Und das heißt: Ich bin nicht allein!
Vorbei sind nun
die ausschließlich depressiven Schmachtsongs, denen ich mich in den letzten
Wochen hingegeben habe. Es wird aggressiver, stolzer und hoffnungsvoller. Ich
erreiche nun eine Phase, in der mir sehr bewusst ist, dass ich leide und das
auch bewusst so wähle. Deswegen darf in meiner neuen Playlist „Love the way you
lie“ nicht fehlen:
„Just gonna stand there and watch me burn,
But that's alright because I like the way it hurts.
Just gonna stand there and hear me cry,
But that's alright because I love the way you lie.
I love the way you lie.“
But that's alright because I like the way it hurts.
Just gonna stand there and hear me cry,
But that's alright because I love the way you lie.
I love the way you lie.“
Ja, so ungefähr komme ich mir vor, wenn ich Dir, Flo,
täglich begegne, wir unsere gemeinsame Arbeit machen. Der Kontakt ließe sich
natürlich noch weiter reduzieren, aber das will ich gar nicht. Viel schlimmer
als durch Deine Anwesenheit zu leiden wäre durch Deine Abwesenheit zu leiden.
Das ist schon alles etwas selbstverletzend. Oder Schadensbegrenzung? Ich kann
die Gefühle ja nicht einfach abstellen. Also heißt es das zu leben, was am
erträglichsten ist. Und das scheint wohl zu sein, Dir unter die Augen zu
treten, mich von Dir anschauen zu lassen, wissend, dass Du ahnst welche Kämpfe
in mir stattfinden. Schmerz ist immerhin besser als Taubheit.
Neben diesem
Suhlen im eigenen Leid gibt es noch zwei weitere Songs, die Licht am Ende des
Tunnels erahnen lassen. Alicia Keys „Superwoman“ hat es mir angetan:
„Everywhere
I'm turning
Nothing
seems complete
I
stand up and I'm searching
For
the better part of me
I hang my head from sorrow
I hang my head from sorrow
State
of humanity
I
wear it on my shoulders
Gotta
find the strength in me
'Cause I am a Superwoman
'Cause I am a Superwoman
Yes
I am, yes she is
Still
when I'm a mess,
I
still put on a vest
With
an S on my chest
Oh
yes, I´m a Superwoman.“
Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, fühle ich mich manchmal bei aller Tragik wirklich Superwoman-mäßig. Ich fliege über die noch dunkle Straße und fühle mich einzigartig. Ich bin stolz auf mich, dass ich das bis hier hin durchgezogen habe und nicht vor der Realität davongelaufen bin. Sich die eigenen Gefühle eingestehen ist ein Schritt, aber diese DER anderen Person mitzuteilen ein anderer.
Und dann
gibt es da noch das kleine feine „Sag einfach Ja“ von Tim Bendzko, das nicht
nur Licht am Ende des Tunnels bedeutet, sondern sogar Hoffnung:
„Keine Ahnung was passiert ist.
Wo kommst Du denn plötzlich her?
Eine wie Du, die sagt: „Ich liebe dich“
Gibt´s doch eigentlich nicht mehr.
Ich hätte nie von Dir zu träumen gewagt
Und jetzt bist Du plötzlich wahr.
Dieser Tag
Verlangt nur das eine von Dir:
Sag einfach Ja
Für diese Reise mit mir“
Gefährliche Hoffnung?
Ja, das birgt auf jeden
Fall die Gefahr, erneut verletzt zu werden. Aber ginge es danach, künftige
Verletzungsquellen auszuschließen, müsste ich mich einschließen und in Watte
packen. Verletzung und Erfüllung – das eine geht ohne das andere nicht. Es ist
auch so unglaublich schön zu träumen. Und Träume, so wird allerorts gesagt,
sind so wichtig. Vor allem ganz konkrete Träume. Ich kann nur sagen: Ja, ich
habe sehr konkrete Träume. Was wäre das Leben ohne Träume? Nur halb so bunt und
aufregend.
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