Montag, 31. Dezember 2012

Congratulations

Ihr seid super! Für mich kaum zu glauben aber wahr: 1000 Seitenaufrufe!

“Our lives are not our own. We are bound to others, past and present, and by each crime and every kindness, we birth our future.” 
David Mitchell, Cloud Atlas

Ich danke Euch und wünsche Euch den Jahresausklang, den Ihr Euch selbst vorgestellt habt. Gesundheit, Liebe und ein bisschen Bewegung in Eurem Leben.

Eure Eva!

Resümee und Ausblick

Mein persönlicher Jahresrückblick geht mir seit einigen Tagen im Kopf herum. Ich habe mich davor gedrückt, es aufzuschreiben. Die Euphorie der ersten Verliebtheit ist vorbei und auf der Arbeit war es zuletzt nur noch frustrierend, obwohl ich nach der verzweifelten Feuerzangenbowle wieder ausgenüchtert nicht sagen kann, dass Flo wirklich abweisend zu mir war. Es gab einfach keine Gelegenheit, dass wir uns allein begegneten, was er auch wohl so eingerichtet hat. Und so habe ich versucht während der Weihnachtszeit und zwischen den Jahren nicht an ihn zu denken, weil es einfach nur frustrierend war. Schmetterlinge gibt es seit einiger Zeit nicht mehr. Ich muss mich der Realität stellen und die ist wenig euphorisch. Was bleibt also von dem vergangenen Jahr in Erinnerung? Es war ein aufregendes Jahr, das sich wohl in einer Schlagzeile formuliert so anhören würde:
 

Berufstätige Mutter, die den Balanceakt zwischen Kindererziehung, Liebe und beruflicher Verwirklichung schaffen will, verliebt sich während einer bisher stabil geglaubten Beziehung in den weit und breit einzigen Mann, der ihr auf der Arbeit begegnet und ihr unheimliches Selbstbewusstsein gibt.


Januar: 
Viele Krankheiten bei Kai gipfeln in einer Lungenentzündung, die mich daran zweifeln lässt, ob ich wirklich schon wieder arbeiten gehen sollte.

Februar: 
Konstantin bricht in letzter Minute den Skiurlaub ab, um bei mir und Kai zu bleiben. Sein Kern ist bei der harten Schale sehr weich. 

März
Konstantin beginnt seinen ersten Vollzeitjob. Wir freuen uns wie die Schneekönige als er den Vertrag unterschreibt. Dr. Mollis tritt in mein Leben und beginnt als ein Kollege in meiner nächsten Nähe zu arbeiten. Ich ahne nicht in Ansätzen, was das beeutet. Ich halte ihn unvorsichtigerweise zunächst für einen affektierten Schnösel der Marke Dirigent.

April: 
ist mir nicht in besonderer Erinnerung. Und das hat schon seinen Sinn, denn danach gehts richtig los.

Mai:
Ich arbeite mit Dr. Mollis gut zusammen. Es macht Spaß und funktioniert, noch ohne Hintergedanken. Eine große Therapeutenveranstaltung, die in Bezug auf die Therapeuten eher frustrierend, in Bezug auf die Anerkennung aus meinem Team aber grandios ist. Herr Mollis preist zum ersten Mal meine Vortragskünste und erwischt mich dabei unverhofft an einer sehr sensiblen Stelle.

Juni:  
Mama´s vierter Todestag, Konstantins Geburtstag und Florians Geburtstag. In dieser Reihenfolge. Drei der wie sich zeigen wird wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Juli: 
Ich biete Dr. Florian A. Mollis das "Du" an und merke zunächst neugierig belustigt, dass er mich interessiert. Ich denke, dass nach meinem Urlaub, den ich teilweise mit Papa und Kai (Konstantin ist ja zu dem Zeitpunkt noch in der Probezeit und bekommt keinen Urlaub) verbringe, alles wieder verblasst sein wird. Aber ich bin enttäuscht, dass er auf dem Symposium, auf dem ich referiere, nicht anwesend ist. Allein das hätte mich hellhörig machen müssen.

August:
Es geht richtig los. Ich bemerke, dass ich mich in Flo verliebt habe und versuche es mir auf alle möglichen Art und Weisen zu verbieten. Ich laufe und schreibe und verfalle Adele, die ich über Monate rauf und runter höre. Und ich beginne, als eine Art Bewältigungsstrategie dieses Blog zu schreiben. Ich denke, wenn ich nur oft und tief genug daran denke und mich damit auseinandersetze, geht es schnell vorbei. Ich tauche immer tiefer in meine Gefühlswelt ein.

September:
Aufgrund einer organisatorischen Umstrukturierung auf meiner Arbeit gehöre ich nun offiziell in den Bereich, dem auch Flo angehört. Schicksal, besondere Versuchung oder Bürde? Ich bin noch mehr in seiner Nähe und koste es aus. Konstantin und ich verschieben unseren geplanten Urlaub auf Oktober, was der ganzen Verliebtheit eher zuträglich ist.

Oktober:
Unser Urlaub, der wirklich schön und harmonisch ist. Fast alles stimmt, wenn nur nicht die Gefühle einem anderen Mann gegenüber wären. Ich frage mich, was mir in der Beziehung mit Konstantin eigentlich fehlt und finde keine Antwort. Ich weiß, dass sich etwas ändern muss.

November:
Meine Gefühle für Flo nehmen ein Ausmaß an, dass ich kaum noch schlafen und essen kann. Ich bin voller Schmetterlinge und weiß nicht wie Flo´s Flirtattacken zu werten sind. Ich bin verzweifelt und beschließe ihn einzuweihen, damit sich die unhaltbare Situation ändert. Ich warte einen weiteren Vortrag ab, zu dem er anwesend sein wird, damit ich zu dem Zeitpunkt einen kühlen Kopf bewahren kann. Dann weiß ich: es gibt nur einen Weg und kein Zurück. Und der heißt: Mit ihm sprechen. Ich bitte ihn um ein Gespräch, zu dem er sofort bereit ist. Was davon bleibt, sind seine Aussagen: „Ich kann das nicht erwidern. Ich habe mich selbst gerade erst stabilisiert“ und „Es ist schon etwas mehr als nur gut miteinander auskommen.“ Danach ist es qualvoll. Konstantin, Kai und ich verbringen ein Wochenende bei meinem Vater, bei dem ich mich äußerlich irgendwie halte, jegliche Pläne für Weihnachten usw. jedoch ablehne. Ich begründe alles mit zu viel Arbeit und es geht mir wirklich scheiße.

Dezember:
Nach etwas Satbilisierung wird mir immer klarer, dass ich auch mich Konstantin reden muss. Indem ich das Thema "Flo" umschiffe, suche ich das Gespräch. Ich rede mit Konstantin und sage ihm, was mir fehlt. Er ist tief getroffen und wirklich mitgenommen. Ich kämpfe um meine Beziehung, meine Familie. Ich bin stolz darauf, was ich getan habe, finde mich unheimlich mutig. Ich bin auf einem Selbsterfahrungsstrip, lese die Steve-Jobs-Biografie und Paulo Coelho`s "11 Minuten". Hierzu ein Zitat von Steve Jobs, dem Apple Gründer: „Der Gedanke, dass ich bald tot sein werde, ist die wichtigste Entscheidungshilfe für die großen Fragen des Lebens, weil fast alles - alle äußeren Erwartungen, aller Stolz, alle Versagensangst - im Angesicht des Todes bedeutungslos wird, bleibt nur das wirklich Bedeutsame übrig. Sich vor Augen zu halten, dass man sterben wird, ist die beste Methode, die ich kenne um nicht in die Falle zu tappen, sich selbst vorzumachen, man habe etwas zu verlieren. Wir alle sind bereits nackt es gibt keinen Grund, nicht seinem Herzen zu folgen.“


Was wird also das wirklich Bedeutungsvolle im Jahr 2013 sein? Ich möchte meine Beziehung zu Konstantin stabilisieren. Das wichtigste ist meine Familie, allen voran mein Kind, mein Partner, mein Vater, mein Bruder und seine Familie, meine Freunde. Ich liebe auch meine Arbeit. Ich bin da absolut richtig und möchte da bleiben. Ich habe so viele Ressourcen und bin so froh, dass ich ein fühlender Mensch bin. Ich bin froh, dass Fühlen, Lieben, Freuen und auch Leiden niemals aufhören und keine Momentaufnahme der Pubertät sind. Ich gestalte selbst mein Leben, stehe zu meinen Gefühlen. Sie sind gut und richtig, weil sie da sind. Ich werde sehen, wo es mit Flo hingeht. Ich wünsche mir, dass wir wieder einen lockeren Umgang miteinander finden. Ich möchte auf meiner Arbeit bleiben und möchte auch, dass er bleibt. Ich kann das ertragen. Ich habe durch diese Erfahrung unheimlich viel gelernt.

Freitag, 28. Dezember 2012

Music keeps you alive

Hey Leute,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Eine Zeit für Rückblicke und Auswertungen. Welche Musik mich in diesem bewegenden Jahr begleitet hat, seht ihr auf meiner neuen  


Music-keeps-you-alive - Seite


die ich heute scharf gestellt habe. Schaut mal rein und lasst Euch inspirieren!


With music,
Eure Eva! 

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Feuerzangenbowle for (one) woman only


Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag im Jahr 2012. Den angekündigten Weltuntergang haben wir überstanden. Dennoch erlebe ich hier gerade meinen ganz persönlichen. Meinen eigenen Absturz. Ich sitze Feuerzangenbowle-trinkend in meiner Wohnküche, vor einem oppulent gedeckten Tisch, der alle Leckereien für ein Raclette enthält. Konstantin und die eingeladenen Freunde, die seit gesteren bei uns sind, haben innerhalb von wenigen Stunden einen fiesen Magen-Darm-Virus bekommen, den Kai letzte Woche bei uns eingeschleppt hatte. Heute Mittag hatte es zunächst das befreundete Päärchen erwischt, die sich nächstes Jahr wohl überlegen werden, in solch ein Gebiet biologischer Kampfstoffe zu fahren. Seit einer Stunde geht es nun Konstantin schlecht. Ich blieb bisher verschont und möchte das auch bleiben. Und so wird aus unserem anvisierten Racletteabend eine One-woman-show. Alle schlafen (wenn sie nicht gerade auf dem Klo sitzen oder hängen) und ich habe mich mit dem Raclette hier verschanzt. Soviel zu meiner aktuellen Weltuntergangssituation. Schlimmer geht immer. Und so versuche ich wo sie schon einmal da ist, die bewusstseinserweiternden Eigenschaften der Feuerzangenbowle zu nutzen und mir zu überlegen, ob das nun die Strafe Gottes für meine gefühlsmäßige Aufruhr in 2012 ist.

Mit Konstantin ist es nach unseren Gesprächen sehr pur und schön. So wie ich es mag. So wie es war als wir uns kennenlernten. So wie es war als ich mich in ihn verliebte. Mir ist wieder klarer, warum ich mich in ihn verliebte, mich für ihn entschieden hatte. Er ist ein liebevoller Partner und Vater unseres Kindes. Anders kann ich das nicht sagen. So klar, dass es auch angetrunken keiner weiteren Worte bedarf. Einfach riiiiiichtiiiiiig!

Und das Thema "Flo" ist gerade eher frustrierend. Und so unklar, dass es leider viel mehr Worte braucht. Resumierend ist mir aufgefallen, dass ich schon Angst habe, den Kontakt zu ihm zu verlieren. Wir waren uns mal so nah. Naja, wohl eher gefühlt. Gesagt hat er ja, dass aus uns nichts wird. Wenn ich seine Reaktionen so zusammenfasse, geht er mir warum auch immer aus dem Weg. Das will ich nicht, aber er offensichtlich. Nur eine beispielhafte Situation: Vor seinem Infekt gab er mir mein Buch zurück, dass ich ihm vor Monaten ausgeliehen hatte. Ich sah es schon von weitem leuchten als er mit dem Buch unter dem Arm bewaffnet in die Ambulanz kam. Als wir uns kurz daruf im Vorbeigehen sahen, teilte er mir mit, dass er es mir geben wolle, aber… Ja, warum tat er es denn eigentlich nicht? Stattdessen wollte er es in sein Fach legen und mir später geben. Hää? Ich steh mal wieder auf dem Schlauch und fragte mich warum er das tat. Vielleicht war die Situation für ihn nicht entsprechend. Keine Ahnung! Er bleibt ein Rätsel für mich. 



Manchmal nervt mich das dermaßen, dass ich ihn zur Rede stellen möchte. Wut ist ein gutes Gefühl und deutet auf Veränderung hin. Und dann fand ich, als ich in mein Büro zurückkehrte, mein Buch auf meinem Tisch wieder. Er hatte es inklusive einer Post-it-Notiz dort hingelegt, in der er sich dafür herzlich bedankte und auf den Inhalt bezugnehmend angab, schon etwas die Welt verbessert zu haben. Als ich das Buch beim Hereinkommen auf meinem Tisch liegen sah, atmete ich instinktiv den Raumduft ein. In der Hoffnung etwas von seinem Duft wahrzunehmen. Es ist faszinierend, er betritt den Raum zu einer Besprechung oder ähnlichem und ich atme nur ihn ein. Ich bin absolut fixiert darauf. Ich freute mich über die Notiz und ärgerte mich gleichzeitig, dass er damit einen persönlichen Moment mit mir vermieden hatte. Und später als ich in meinem Büro bei offener Tür dokumentierte und ihn daran vorbei laufen hörte, bat ich inständig, dass er doch hereinkommen möge. Seine Schritte hielten inne (mein Herz auch), er ging zurück und steckte den Kopf durch die halboffene Tür. Er sagte mir nochmal mündlich, dass er mein Buch dort hingelegt hatte. Ich sagte ihm innerlich lächelnd, dass ich es gefunden hatte. Und schon war er wieder weg. Er traute sich offensichtlich nicht zu mir ins Zimmer. Ich weiß nicht, was er erwartete. Nein, ich muss mich korrigieren: Er traute sich nicht zu mir ins Zimmer als ich anwesend war. Muss wohl an mir liegen. Was soll das Ganze? Ich hatte ihn doch bereits darum gebeten, dass wir so normal wie möglich miteinander umgehen. Und nun? Wird es ein verkrampftes Aufeinandertreffen? Ich hätte so gerne Kontakt zu ihm. Aber das hätte ich mir wohl vor meinem Geständnis überlegen sollen. Während einer kleinen Weihnachtsfeier vor 2 Wochen hatte ich kein persönliches Wort mit ihm gewechselt. Ich bin echt frustriert. Was bildet er sich eigentlich ein, mich so unglücklich zu machen? Naja, ist sein gutes Recht, den Kontakt zu mir zu vermeiden. Er hat mir nichts versprochen. Vielleicht sollte ich ihn wieder mal darauf ansprechen. Er bekommt noch Angst vor mir. Scheint doch sehr harmoniesüchtig zu sein. Nur tut er mir gerade sehr weh. Es hat den Anschein als lasse er mich links liegen. Ach ich weiß nicht. Der Zettel auf dem Buch ist nicht gerade gleichbedeutend mit links liegen lassen. Es ist manchmal so frustrierend, dass ich mir verbiete, an ihn zu denken. Ich fürchte, ich halte das sonst nicht aus.

"Ich versteh' dich nicht, weil du nicht dieselbe Sprache sprichst.
Alles Schall und Rauch.
Herz im Ausverkauf.
Ich versteh' dich nicht. Du versprichst viel - doch du hältst es nicht. 
Du wirst hier nicht mehr gebraucht.
Alles Schall und Rauch.
Schall und Rauch."
Tim Bendzko - Schall und Rauch

Was fange ich noch an mit diesem Abend außer festzustellen wie frustrierend es ist, Herrn Dr. Florian A. Mollis begegnet zu sein? Ist das armseelig wie ich hier sitze, zwischen Pilzen, Käse, Gemüse, meiner verlassenen Raclettepfanne, schmachtend, wütend und eigentlich doch ganz zu Hause? … Ich bin langsam total betrunken nach der fünften Tasse Feuerzangenbowle. …Ich hoffe in diesem Zustand gelockerter Kontrollinstanzen auf wichtige Erkenntnisse. Doch vor allen Erkenntnissen kommen die Fragen. Zu viele Fragen für meinen Geschmack. …Was soll ich bloß tun? Soll ich die Situation jetzt einfach so auf sich beruhen lassen? Soll ich da nochmal intervenieren? Und wenn ja, wie und mit welcher Intention? Sollte ich weiter Kontakt zu ihm suchen? Ich könnte ihm ein neues Buch in sein Fach legen (das wäre zumindest mit gleicher „vermeidender“ Münze zurückgezahlt). Mit dem Hinweis „Neue Tipps für Weltverbesserer“. Dann würde ich mich auf seine Kommunikationsebene begeben. Birgt natürlich die Gefahr, dass er es mir zurück gibt mit dem Hinweis nicht mehr so mit mir kommunizieren zu wollen. …Neee, schließlich hat er mit so komischen Kommunikationswegen angefangen. Ich meine, er bricht eher in mein Büro ein als mir persönlich zu begegnen! …Ich das jetzt gut oder schlecht? …Schon wieder Fragen. Diese befürchtete Reaktion, dass er ein Buch von mir abwehrt, ist dann doch sehr weit hergeholt. Und selbst wenn, dann wäre es immerhin eine Reaktion und besser als gar nicht zu wissen, woran ich bin. Ich könnte ihn auch direkt darauf ansprechen, dass ich den Eindruck habe, er gehe mir aus dem Weg. Ich könnte ihm auch sagen, dass ich es schade finde, dass wir gar nicht mehr dazu kommen miteinander zu sprechen. ………Pffff…Vielleicht bewerte ich das alles auch über. 

Ach, ich weiß nicht. Noch mehr Feuerzangenbowle als Strategie für die Bewältigung eines total verkorksten Abends? Einen Versuch ist es wert.

Groß- und kleinschreibung werden langsam egal.

satzzeichen sind auch nur begrenzungen zwischen sätzen die einfach hinaus in die welt wollen

alles egal

vieles will ausgesprochen werden

wie viel davon will auch gehört werden

manchmal hasse ich ihn dafür… dass er in mein leben getreten ist

und dann …liebe ich ihn wieder dafür


eva aus der küche

Dienstag, 25. Dezember 2012

Weihnachtsüberlebensguide


Solltet Ihr die Weihnachtstage mit der Familie in Form eines Gipfeltreffens, vielleicht sogar im ehemaligen Elternhaus verbringen, könnte folgender Überlebensguide hilfreich sein.

1. Große Erwartungen: 
Kommuniziere möglichst frühzeitig, was Du Dir wünschst und vor allem was Du Dir nicht wünschst. Ich praktiziere das seit einigen Jahren und es funktioniert wirklich super. Die Romantik, dass einem (vom Prinzen auf dem Scheißgaul) die Wünsche von den Augen abgelesen werden, ist zwar sehr ergreifend, aber unrealistisch und führt ziemlich sicher zu Enttäuschungen. Sich seiner Erwartungen bewusst zu sein und sie seinen Lieben bewusst zu machen, hilft dabei nicht so enttäuscht zu sein, wenn sie nicht eintreten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Erwartungen erfüllt werden, sind exponentiell erhöht.

2. Geschenke annehmen: 
Damit Entwicklungsprozesse auch während des Festes weiter vorangehen und man nicht das Gefühl von vollständiger Regression hat, kann die Aufgabe Geschenke anzunehmen eine gute Übung sein. Für all diejenigen, denen es schwer fällt Hilfe, Präsente, Unterstützung jeglicher Art anzunehmen: Traut Euch! Es ist für Euch und kommt in vielen Fällen von Herzen. Wenn Euch jemand etwas schenkt, habt ihr es persönlich verdient. Und damit es auch gefällt: siehe 1.

3. Realitätstesten: 
Der Film "Single Bells" kann prophylaktisch sehr gut auf das Gipfeltreffen vorbereiten und kann auch während eines solchen Treffens die Situation erheblich entkrampfen. Die Realität ist hier näher als man denkt und das Lachen kann einem im Halse stecken bleiben. "Die Omama", "Lillybet" und "Gregor" werden sich wieder erkennen und in der realen Situation einen Gang runter schalten.

4.  "Überlebensmittel": 
Die Lebensmittel reichen! Man kann nicht mehr essen als man eben essen kann. Es ist kein Krieg! Es bleibt immer etwas übrig. Ergo musst Du nicht an Heiligabend zwei Tüten Mehl und drei Packungen Reis kaufen.

5. Pläne: 
Allzu starre Pläne sind zum Scheitern verurteilt. Rituale sind gut, aber nur wenn sie von einer Gemeinschaft getragen werden. Das betrifft Essenszeiten, Sitzordnungen und Dinge, die schon immer so und natürlich früher viel besser waren. Und: Pläne kann man ändern! Wie wäre es mit einem neuen Ritual?

6. Versöhnung, nein Danke!: 
An Weihnachten verträgt man sich mit den Leuten, mit denen man sich das ganze Jahr nicht verstanden hat, auch nicht besser. Im Gegenteil. Die psychiatrischen Kliniken erleben spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag einen Zulauf von vor allem Patienten mit Familienkoller. Finger weg von Versöhnungsaktionen unterm Tannenbaum.

7. Fernsehen:
Dreimal "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sind Pflicht. Für die Herren der Schöpfung wahlweise durch "Stirb langsam 1-4" zu ersetzen. Nach Lust und Laune den Text mitsprechen oder mittanzen. Auch mit verteilten Rollen in der Familie. Wer übernimmt den Part von "Kleinröschen"? Die Fans werden es wissen.

8. Frische Luft:
Geht zwischendurch nach draußen an die frische Luft. Auch und vor allem allein. Das pustet das Gehirn von den gefühlten 100 Jahren Traditionen, die einem bei der Rückkehr nach Hause wieder erwarten, frei.

9. Bewegung: 
Toben mit Kindern, Joggen, zur und von der Kirche zurück laufen... Alles ist erlaubt, was einen von der Couch hochzieht.

10. Süßigkeiten helfen:
Retet die Erde! Es ist der einzige Planet mit Schokolade! Marzipan, Krokant, Nougat, Crispy Chocolate, zartschmelzende Macademiaversuchung und vor allem Schokoladenrosinen...

11. Nächstes Jahr wird alles anders!

Die besten und herzlichsten Weihnachtsgrüsse,
Eure Eva

Sonntag, 23. Dezember 2012

Da war es plötzlich so als seien wir nur zu zweit.

“Mir fehlen die Worte, 
Ich hab die Worte nicht, 
Dir zu sagen, was ich fühl. 
Ich bin ohne Worte, 
Ich finde die Worte nicht. 
Ich habe keine Worte für dich.
Du bist die Erinnerung an Leichtigkeit, 
Die ich noch nicht gefunden haben, 
Der erste Sonnenstrahl nach langem Regen…“ 

Tim Bendzko 
Wenn Worte meine Sprache wärn


So schön und verwirrend. Ich habe viele Worte und diese haben meine jeweiligen Adressaten auch schon erreicht. Ich weiß nicht mehr, auf wen dieses von mir viel gehörte Lied besser passt. Und da ich das nicht weiß, tue ich das, was ich immer tue, wenn ich meine Gedanken sortieren muss: Schreiben.

Es fällt bei der Dokumentation meiner Liebes- und Leidensgeschichte meist nicht so auf, aber es gibt auch einen großen Bereich in meinem Gefühlsleben, der sich mit Konstantin beschäftigt. Konstantin. Mein Konstantin! Da ich aus einer relativ zufriedenen und glücklichen Partnerschaft stamme, verspürte ich bisher keinen Drang das aufzuschreiben. War ja alles in Ordnung, was ich natürlich jetzt anzweifeln muss. Ich wäre nie selbst drauf gekommen. Erst als sich eine dritte Person gefühlsmäßig in unsere Zweisamkeit drängte, begann ich nachzudenken. Druck verusachen ja eher die Aspekte, die verwirrend, aufregend, aufwühlend sind. Das war zwischen Konstantin und mir nicht so. Und außerdem reden wir ja miteinander, so dass ich für unser zwischenmenschliches Leben das Schreiben bisher nicht benötigte.  Um das Ganze nun etwas gesamtheitlicher zu behandeln, kommt hier die aktuelle Situation zwischen Konstantin und mir. Ganz ohne Flo.

Ich hatte gestern ein gutes Gespräch mit Konstantin, indem ich ihm den Ernst der Lage, meine Gefühlswelt erklären konnte ohne wirklich den Anlass, den Grund, dafür zu benennen. Ich hatte mir auch das natürlich lang und breit überlegt und war zu dem Schluss gekommen, dass es hier zwar Kommunikationsbedarf gab, aber dass es wirklich keinem helfen würde, wenn ich jetzt die ganze Wahrheit auf den Tisch legen würde. Jetzt, wo klar ist, dass zwischen Flo und mir ja völlig korrekt überhaupt nichts passiert ist. Ich hielt es also im Sinne der Schadensbegrenzung für richtig, ehrlich zu bleiben, aber nicht alles zu sagen. Ziwschenzeitlich hatte ich Angst davor, dass ich noch hätte die gesamte Wahrheit sagen müssen, wenn Konstantin gebohrt hätte, aber das tat er nicht. Stattdessen ging es ganz um uns beide, unsere Beziehung, wie wir uns trotz der Elternschaft nicht als Paar verlieren. Ich machte ihm klar, dass ich mich nicht geliebt fühle, dass sich Gewohnheit eingeschlichen habe, dass ich die Verliebtheit vermisse, dass ich um uns kämpfen will und das deswegen anspreche. Dass ich eine solche Situation in einem früheren Leben schon einmal erlebt habe und mir unsere Beziehung zu wichtig sei, um sie einfach so nebenher laufen zu lassen.

Es hat ihn ziemlich getroffen. Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Auswirkungen haben könnte. Zuerst ging er völlig aus dem Felde, zog sich an und ging wortlos nach draußen. Diese und andere Reaktionen zeigten mir seine Verletzbarkeit, wo ich doch sonst wenig von seinen Emotionen bemerke, er mir wenig davon zeigt. Ich fand das zuerst sehr positiv, weil es immerhin eine emotionale Reaktion war. Doch nachdem er gegangen war, überkam mich das beklemmende Gefühl, dass ich etwas unwiederbringlich zerstört haben könnte. Und das machte mir dann doch Angst, denn zu keiner Zeit habe ich wirklich daran gedacht mich von Konstantin zu trennen. Meine emotionale Reaktion bestätigte mir selbst, dass ich ihn liebe. Nach einer gewissen Zeit ging ich ihm mit Kai hinterher. Wir hatten am Nachmittag eine Verabredung bei Freunden und verbrachten dort einen relativ normalen Nachmittag. Abends, als Ruhe eingekehrt war, redeten wir weiter. Es fiel mir schwer, meine Probleme zu erklären, wo er sie doch seinerseits gar nicht sah. Es wirkte sicherlich vieles total unkonkret. Ich umschiffte alle Themen, die mit Flo zu tun hatten und sie gehörten auch gar nicht hierher.

Ich sagte ihm dass es mir so vorkommt, dass er nur mit mir ein Haus bauen will, weil ich seine Partnerin bin. Und nicht weil ich die EINE bin. Und ich will die Eine sein. Ich versuchte ihm mehrmals klarzumachen, dass es mir nicht um Vernachlässigung in dem Sinne geht, dass er seine eigenen Sachen und Hobbies verfolgt. Im Gegenteil, ich finde es sogar bereichernd, wenn jeder seine eigenen Bereiche hat. Doch Konstantin brachte dieses Vernachlässigungs-Thema von sich aus. Ich widersprach, dass es mir um die Gefühle gehe. Dass es bei mir nicht mehr kribbeln würde wie am Anfang. Und dass ich nicht ein Haus mit ihm bauen will nur um ein Haus zu bauen. Und dass ich ihn auch nicht nur deswegen heiraten will. Ich glaube ich habe so ziemlich alles, was mir auf dem Herzen lag, gesagt (und Flo feinsäuberlich abgeschnitten). Gestern hatten wir ganz ruhig darüber gesprochen und ich dachte auch, dass es für uns beide demnach o.k. war. Ich fühlte mich erleichtert und ein bisschen zufrieden. Ich hatte das Gefühl, nun abwarten zu können, was passiert. Ich hatte einiges dafür getan, um unsere Beziehung zu retten. Und heute sitze ich gerade in der Küche, um zu schreiben, da kommt unverhofft Konstantin viel zu früh von der Arbeit. Ich erfasste sofort, dass er bereits gefühlsmäßig übermannt war. Er war schon halb am Weinen als er herein kann. Für einen kleinen Moment kamen mir Zweifel, ob vielleicht sich vielleicht trennen wollte. Angst, große Angst bei mir. Seine ersten Worte waren „Ich wollte dir nur sagen, ich komme nicht nach Hause“ dann eine Gedenkpause in der meine Zweifel geschürt wurden (ich sah mich schon als allein erziehende Mutter) „weil du meine Sachen wäscht oder für mich kochen sollst, sondern wegen Dir. Wegen dir komme ich nach Hause.“ Es fiel ihm sichtlich schwer, vermutlich hatte er die ganze Nacht und den ganzen Tag mit sich gerungen, aber er sagte es. Er kämpfte um mich, was mich als ich es erstmal erkannte, unheimlich erleichterte, imponierte, mich ein kleines bisschen glücklicher machte. Natürlich kann ich mich nicht daran erfreuen, dass es ihm schlecht geht, was ja offensichtlich so war, aber es war so wichtig, das zu sehen. Zu sehen wie sehr Konstantin an mir hängt, wie stark er für mich empfindet. Er gab sich große Mühe und die ganze Zeit weinte er. Ich fand das total beeindruckend. Die harte Schale hat so einen weichen Kern und ich war glücklich, dass er ihn mir heute gezeigt hat. Er tat mir auch leid, dass er das jetzt durchmachen musste, aber so war es nun mal. Und wenn das nötig war, um uns wach zu rütteln, war es das wert. Wir nahmen uns in die Arme und verharrten so minutenlang. Ich bin bereit, um unsere Beziehung zu kämpfen, an ihr zu arbeiten. Ich sagte und versicherte ihm, dass ich zu keiner Zeit überlegt habe mich von ihm zu trennen. Ich hatte schon den Eindruck, dass er Angst vor einer Trennung hatte. Ich wollte ihm diese Angst nehmen, sagte ihm wie erleichtert ich schon seit gestern gewesen bin. Und wieder dass es mir sehr leid tue, dass er jetzt so traurig ist. Und das alles meine ich so ehrlich. Da war auch kein Platz für Flo. Da war es wieder so als wären wir wieder nur zu zweit. Ich liebe unsere kleine Familie, unseren Sohn, unsere viel zu kleine Wohnung, die wir schon so lange miteinander teilen. Ich weiß nicht, ob ich Flo ganz aus meinen Gedanken verdrängen kann. Im Moment bin ich aufgrund seiner Abwesenheit und meiner eigenen gefühlsmäßigen Neuorientierung dorthin, wo ich hingehöre, ganz gut von ihm entwöhnt.
Womit ich mich jetzt beschäftigen muß, ist das Arbeiten an meiner Beziehung. Ich habe mir auch überlegt, ob der Reiz einer Verbindung zu Flo gewesen wäre, es überhaupt zu können, es zu schaffen. Was interessiert mich wirklich so sehr an ihm? Ist es die Aufmerksamkeit, die mir Konstantin auch geben kann, jetzt wo er weiß worum es mir geht? Ist es das Flirten, das mit Konstantins Knopfaugen auch hervorragend geht? Und wenn es keines von beiden ist, was bleibt dann noch? Ist es der puren Nervenkitzel im Alltagstrott? Der Anreiz etwas Unerreichbares zu erreichen? Und sollte es Letzteres sein, wusste ich heute als ich Konstantin umarmte, dass ich das nicht bringen kann. Dass ich nicht bringen kann, etwas parallel mit Flo zu haben. Auf Kosten von zwei Partnern und vier Kindern. Es ist fast so als sei ich endlich wach geworden. Die Texte von Tim Bendzko passen plötzlich genauso gut auf mich und Konstantin 

„Keine Ahnung was passiert ist. Wo kommst du denn plötzlich her. 
Einer wie du, der sagt „Ich liebe dich“ gibt's doch eigentlich nicht mehr.“ 
Sag einfach ja


„Ich brauch viel mehr davon, erst dann fang ich zu leben an. 
Ich will viel mehr davon, damit ich atmen kann“ 
Mehr davon

Wie auch immer, ich habe das Gefühl, dass dies einen Abschied bedeutet. Und es wird der Abschied von Flo sein. Meine Gefühle werden sicherlich noch einige Male aufflackern, wie eine Kerze kurz bevor sie erlischt. Ich werde immer wissen, dass sie da gewesen ist und dass ich sehr mutig gewesen bin. Und dass ich alles getan habe. Und das macht mich traurig und zuversichtlich zugleich.

Samstag, 22. Dezember 2012

An der langen Leine verhungern lassen

Es ist diese Woche nicht mehr so viel passiert. Mit anderen Worten: Flo war krank zu Hause und ich habe ihn seit Mittwoch nicht zu Gesicht bekommen. Das ist ebenso frustrierend wie heilsam, denn ich weiß jetzt, dass ich ihn dieses Jahr nicht mehr wiedersehen werde. 



Habe also aus Mangel an Begegnung mit ihm Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Und außerdem muss ich mich von der Sehnsucht ablenken, die wirklich hartnäckig ist. Was tut man also als unglücklich und aussichtslos verliebte Frau? Man liest die alten Schmacht-Posts durch und schwelgt in Erinnerungen. Eine gewisse Reflektionsfähigkeit vorausgesetzt kann das auch zu neuen Einsichten führen. Seit ich die Beiträge von vor 1 Monat gelesen habe, sind mir 3 Sachen klar geworden:

1. Es hat sich seitdem so unheimlich viel bewegt. Ich habe mich bewegt. 
2. Es gibt nun weniger Höhen und Tiefen. Mein Gefühl ist eher gleichbleibend mittelmäßig eingestellt. (Ist es das, was ich wollte? So schön wie Schmetterlinge auch sind, ich kann sie nicht monatelang ertragen ohne mich dabei selbst zu zerstören.)
3. Ich bin so mutig. Und so reflektiert. Ich habe mir alles sehr gut überlegt und es umgesetzt. Und die Erwartungen, die ich an Flo hatte, sind auch eingetreten. Was will ich also mehr?

Ich habe mir verschiedene Gedanken darüber gemacht, warum er gerade jetzt krank wurde. Ist sonst so gar nicht seine Art. Er macht ja eher einen sehr stabilen, gesettelten Eindruck. Aber dass es ihn krankheitstechnisch richtig erwischt hat, zeichnete sich ja schon am Dienstag ab. Ihm ging es offensichtlich nicht gut. Die ganze Arbeit und dann die ständige Ärzteknappheit. Mittendrin meine gefühlsmäßige Entblätterung. Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, ob die paar Tage Auszeit wohl auch damit zusammenhängen könnten. Will er mir die Entwöhnung vielleicht durch seine Abwesenheit erleichtern? Dann hätte er wohl gleich wegbleiben müssen. Und das ist wirklich ein völlig verquerer Gedanke. Dass er krank zu Hause bleibt, damit ich mich besser von ihm lösen kann? Wahrscheinlich war er einfach nur krank. Jetzt, wo ich endlich - gefühlt war es wirklich eine lange Zeit - wieder normaler mit ihm umgehen kann, lässt das Fragen aufkommen. Sollte seine Krankheit irgendetwas mit mir zu tun haben, kann das für mich nur gut sein. Ich meine, dass ihm alles zu viel werden könnte, dass sich eine Kollegin in ihn verliebt hat und er selbst erstmal damit klarkommen muss. Ich muss wirklich mit diesem Beziehungsdenken aufhören. Das ist ja schon wahnhaft. Ich vermisse ihn einfach sehr. Deswegen redete ich gestern lange mit der Seelsorgerin. Die einzige, die von meinen Gefühlen für ihn weiß und ihn auch persönlich kennt. Sie meinte, als ich ihr seine Reaktionen auf mein Geständnis beschrieb, dass das nicht so eindeutig sei. Dies ließ natürlich wieder Hoffnung bei mir aufkommen. Sie sagte mir aber auch, dass ich die Finger davon lassen solle und schätzte ihn so ein, dass er sich durch mein Geständnis schon sehr geschmeichelt fühlen müsste und dass er auch nicht wolle, dass meine Gefühle weggehen. Sowas wie: "An der langen Leine verhungern lassen"Das ließ dann noch mehr Hoffnung in mir aufkommen. Ich weiß gar nicht, ob das so gut ist. Und Hoffnung worauf? Dass es hier nicht zu einem konventionellen Happy-End kommen wird, ist wohl recht deutlich. Dann muss ich mir vielleicht mein persönliches Happy-End erfinden?
Nun ja, trotz oder gerade wegen der langen Leine kann er sich nicht sicher sein wie sich meine Gefühle verändern. Gut ist, dass er weiß, dass ich vor ca. einem Monat in ihn verliebt war. Er weiß nicht wie sich meine Gefühle bis heute verändert haben. Es wird nicht so wie vor Ground zero sein, weil er weiß, dass ich in dieser Richtung "anfällig" bin. Wenn er es wissen will, muss er mich also fragen. Was er nicht tun wird. Da bin ich mir ziemlich sicher. Er fürchtet sich wohl möglich davor. Vielleicht fürchtet er sich auch vor seinen eigenen Gefühlen.


"Every step I take, every move I make
Every single day, every time I pray
I'll be missing you
Thinkin of the days, when you went away
What a life to take, what a bond to break
I'll be missing you"

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Was ist bloß ... mit Dr. Perfect los?

Ach, ich weiß auch nicht. Eigentlich ging es heute ganz viel versprechend mit einem Lächeln zwischen uns los. Ich war froh, dass ein neuer Tag angebrochen war. Es zog mich auf die Arbeit und ich fühlte mich dabei nicht mal mehr schlecht. Eine neue Errungenschaft, wenn ich auf die Qualen der letzten Monate zurückblicke. Es ist ja auch nicht so, dass es mir nicht gefällt, wenn ich zu Hause bin. Aber das Herzklopfen, das Gefühl lebendig zu sein, ist woanders. Ist das richtig? Kann das überhaupt richtig sein? Und wieso soll etwas, was sich so gut anfühlt, verkehrt sein?


Morgens in der Besprechung hatte ich die Wahl, mich ihm direkt gegenüber zu setzen oder eine andere Person dorthin zu lassen. Ich war mutig und entschied mich dafür, ihm so nah wie möglich zu sein. Wir lächelten uns zu. Als ich dann jedoch etwas zu sagen hatte, war ich plötzlich nicht mehr so überzeugt von meiner konfrontativen Vorgehensweise. Ich schaute an ihm vorbei und vermied damit den direkten Blickkontakt, weil ich es nicht ausgehalten hätte. Einen Millisekundenmoment kreuzen sich doch unsere Blicke. Er sah mich an und sagte etwas Anerkennendes zu mir. Doch den Rest des Tages kam er mir irgendwie distanziert vor. Keine Ahnung, er wirkte überarbeitet. Es schien ihm nicht gut zu gehen. Bartstoppelig und mehr unterwegs als greifbar, so dass ich ihn kaum sah.
Ein unerwartetes, spontanes Treffen war mir am Nachmittag dann doch noch vergönnt als ich ihn auf dem Gelände traf und wir zusammen unseren gemeinsamen Weg fortsetzten. In einem Anflug meines zurückeroberten konfrontativen Mutes fragte ich ihn spontan, ob er auf der morgigen Fortbildungsveranstaltung, die noch nach einer verantwortlichen Person aus unserem Team dürstete, die Blumen überreichen könnte. Als ich ihn mir nach meiner Frage von der Seite genau betrachtete und auf eine Antwort wartete, wirkte er irgendwie erschöpft, fertig und sagte stimmig, dass er gesundheitlich angeschlagen sei. Da bemerkte ich erst, dass er einen kleinen Schal trug. Schön abgestimmt auf sein hellblaues Hemd.  Er lehnte meine Bitte mit der Begründung ab, dass er morgen um die anvisierte Zeit bereits zu Hause sein wollte. Oder wenn er es noch bewerkstelligen könnte zum Vortrag einer von ihm sehr geschätzen Ärztin fahren wolle. Es gefiel mir natürlich überhaupt nicht, dass er zu ihrem Referat gehen wollte, hatte sie doch erst gestern erhebliche, bisher unbekannte Eifersuchtsgefühle in mir ausgelöst, als sie mich fragte, wo er sei und sich sogleich nach meiner Antwort in sein Zimmer aufmachte. Wow, was für ein starkes Gefühl! Ich merke schon, dass ich glaube, ich habe das Recht in ihn verliebt zu sein, gepachtet. Und jetzt wagt sich diese Ärztin in sein Zimmer. 1. Wie kann sie das wagen, wo ich mir das noch überhaupt nicht getraut habe? 2. Was will sie von ihm? Wahrscheinlich ist alles sehr harmlos. Ich bemerke an dieser meiner Reaktion, dass er mir keinesfalls egal ist und dass ich, wenn ich schon unglücklich verliebt in ihn bin, doch bitte die Einzige sein möchte. Macht es das besser? Für sie vielleicht eine Lapalie. Aber das ist es eben nicht für mich. Ich bin entbrannt und weiß nicht, ob ich es abstellen würde, wenn ich könnte. Aber zurück zur eigentlichen Situation. Ich sah seine Not und dass er eigentlich ziemlich fertig aussah. Wahrscheinlich hätte er sowieso nach Hause gehört. Ich wünschte ihm mit einem Gesichtsausdruck, der ihm transportieren sollte „Mensch, das tut mir leid. Gute Besserung." Auf jeden Fall war es heute eher so, dass ich ihn stützen musste und nicht umgekehrt wie sonst in den letzten Wochen. War auch mal ein gutes Gefühl wieder auf Augenhöhe zu sein bzw. die offensichtlich Stabilere von uns beiden zu sein. Ich kann mich natürlich nicht daran erfreuen, wenn es ihm schlecht geht, aber wenn es denn so ist, begebe ich mich automatisch auf Ursachensuche, warum es ihm schlecht geht.

Ich würde seine Erschöpfung natürlich gerne so interpretieren, dass er mir etwas von seinen Gefühlen zeigt, muss es aber auch als weitere Ablehnung akzeptieren. Ach was, er ist einfach erschöpft von der ganzen Arbeit. Gerne würde ich darin auch irgendwelche Gefühlsverwirrungen erkennen, die ihn an der Erholung hindern und den Abstand zu mir suchen lassen. Aber wahrscheinlich muss ich akzeptieren, was es ist: nämlich dass ich auch nur eine Kollegin für ihn bin. Bin ich das? Es klingt mir noch in den Ohren wie er sagte „Es ist schon etwas mehr als nur gut miteinander auskommen.“ Ja, schön wär's. Wie auch immer, es fehlte die locker-fluffige Stimmung zwischen uns. Vielleicht kann das ja auch nicht immer so sein. Zur Überbrückung bis ich herausgefunden habe - falls ich das jemanls tun werde - warum er wirklich so hinüber ist, könnte Tim Benzko `s „Auf den ersten Blick“ einen Lösungsansatz bieten. Ist das nicht ein Titel über den momentanen Flo?:

„Er war so sehr mit sich und seiner Welt im Reinen. 
Er war so sehr von sich selbst überzeugt. 
Er wollte immer mehr und hat sich nie dafür verbogen. 
Das fiel ihm nicht schwer, ihm ist das Glück zugeflogen.

Auf den ersten Blick sieht man nicht, dass nichts davon wahr ist, 
wie groß die Gefahr ist, dass er fällt, wenn er die falsche Richtung wählt. 
Auf den ersten Blick sieht man nicht, dass er genau wie du und ich noch nicht angekommen ist. 
Und dass er eigentlich nur den Weg nach Hause sucht. 

Ich war so sehr damit beschäftigt so wie er zu sein,
Denn ich war so sehr von ihm überzeugt. 
Ich wünschte mir sehr, ich wäre mit ihm geflogen, 
Doch dann habe ich bemerkt, auch er blieb am Boden. 

Wann fällt dir auf, dass euch nichts unterscheidet? 
Wann hörst du auf, all die anderen zu beneiden? 

Denn nur auf den ersten Blick sieht man nicht, dass nichts davon wahr ist, 
wie groß die Gefahr ist, dass er fällt, wenn er die falsche Richtung wählt. 
Auf den ersten Blick sieht man nicht, dass er genau wie du und ich noch nicht angekommen ist. 
Und dass er eigentlich nur den Weg nach Hause sucht."

Dienstag, 18. Dezember 2012

Aggressiver, stolzer, hoffnungsvoller - Die neue Playlist


Das Zusammenstellen und exzessive Anhören neuer Playlists gehört mittlerweile zu meinen Top-Verarbeitungsstrategien. Ich verkonsumiere Musik wie andere Nahrung. Und es müssen immer neue Songs her. Ich stelle einen direkten Zusammenhang zwischen Verarbeitungsgeschwindigkeit und Häufigkeit, die Playlist zu wechseln, fest. Es ist schön und vertraut, sich in den Geschichten dieser Titel wiederzufinden. Scheinbar haben die prominenten Leidensgenossen ganz ähnliche Geschichten durch. Und das heißt: Ich bin nicht allein!
Vorbei sind nun die ausschließlich depressiven Schmachtsongs, denen ich mich in den letzten Wochen hingegeben habe. Es wird aggressiver, stolzer und hoffnungsvoller. Ich erreiche nun eine Phase, in der mir sehr bewusst ist, dass ich leide und das auch bewusst so wähle. Deswegen darf in meiner neuen Playlist „Love the way you lie“ nicht fehlen:



„Just gonna stand there and watch me burn, 
But that's alright because I like the way it hurts.
Just gonna stand there and hear me cry,
But that's alright because I love the way you lie.
I love the way you lie.“


Ja, so ungefähr komme ich mir vor, wenn ich Dir, Flo, täglich begegne, wir unsere gemeinsame Arbeit machen. Der Kontakt ließe sich natürlich noch weiter reduzieren, aber das will ich gar nicht. Viel schlimmer als durch Deine Anwesenheit zu leiden wäre durch Deine Abwesenheit zu leiden. Das ist schon alles etwas selbstverletzend. Oder Schadensbegrenzung? Ich kann die Gefühle ja nicht einfach abstellen. Also heißt es das zu leben, was am erträglichsten ist. Und das scheint wohl zu sein, Dir unter die Augen zu treten, mich von Dir anschauen zu lassen, wissend, dass Du ahnst welche Kämpfe in mir stattfinden. Schmerz ist immerhin besser als Taubheit.
Neben diesem Suhlen im eigenen Leid gibt es noch zwei weitere Songs, die Licht am Ende des Tunnels erahnen lassen. Alicia Keys „Superwoman“ hat es mir angetan:


„Everywhere I'm turning
Nothing seems complete
I stand up and I'm searching
For the better part of me
I hang my head from sorrow
State of humanity
I wear it on my shoulders
Gotta find the strength in me
'Cause I am a Superwoman
Yes I am, yes she is
Still when I'm a mess,
I still put on a vest
With an S on my chest
Oh yes, I´m a Superwoman.“


Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, fühle ich mich manchmal bei aller Tragik wirklich Superwoman-mäßig. Ich fliege über die noch dunkle Straße und fühle mich einzigartig. Ich bin stolz auf mich, dass ich das bis hier hin durchgezogen habe und nicht vor der Realität davongelaufen bin. Sich die eigenen Gefühle eingestehen ist ein Schritt, aber diese DER anderen Person mitzuteilen ein anderer.
Und dann gibt es da noch das kleine feine „Sag einfach Ja“ von Tim Bendzko, das nicht nur Licht am Ende des Tunnels bedeutet, sondern sogar Hoffnung:


„Keine Ahnung was passiert ist.
Wo kommst Du denn plötzlich her?
Eine wie Du, die sagt: „Ich liebe dich“
Gibt´s doch eigentlich nicht mehr.
Ich hätte nie von Dir zu  träumen gewagt
Und jetzt bist Du plötzlich wahr.

Dieser Tag
Verlangt nur das eine von Dir:
Sag einfach Ja
Für diese Reise mit mir“

 
Gefährliche Hoffnung? 
Ja, das birgt auf jeden Fall die Gefahr, erneut verletzt zu werden. Aber ginge es danach, künftige Verletzungsquellen auszuschließen, müsste ich mich einschließen und in Watte packen. Verletzung und Erfüllung – das eine geht ohne das andere nicht. Es ist auch so unglaublich schön zu träumen. Und Träume, so wird allerorts gesagt, sind so wichtig. Vor allem ganz konkrete Träume. Ich kann nur sagen: Ja, ich habe sehr konkrete Träume. Was wäre das Leben ohne Träume? Nur halb so bunt und aufregend.