Liebe Mathilda,
das war also mein Geburtstag. Wieder ein Jahr reifer. Privat bin ich mehr und mehr im Reinen. Beruflich tanze ich Flo attraktiv vor der Nase herum. Ich trage ein schönes Sommerkleid. Und seine Blicke sind eindeutig an mir interessiert. Aber so ist er halt. Das hat nichts mit irgendwelchen Chancen zu tun, die ich mir bei ihm ausrechnen könnte. Mit Kittel bewaffnet erwische ich ihn allein in seinem Sprechzimmer und will ihn etwas zu dem Klienten fragen, den er gestern operiert hat. Er lächelt mich an und lässt mich herankommen. Dann unterbricht er mich und sagt: "Du hattest Geburtstag oder?" Ich lächle zurück und bestätige ihm das. Mir ist innerlich so als wenn jetzt eine Umarmung fällig wäre. Aber der Schisser gibt mir nur umständlich seine feuchtwarme Hand. Mir liegt auf der Zunge zu sagen "Florian, das war doch keine Gratulation." Und ich spinne mein Kopfkino weiter, dass er darauf entweder einsteigt und mich umarmt oder mir sagt, dass das zu gefährlich wäre. Ich würde darauf antworten "Für wen?" und es wäre einfach klar zwischen uns. Naja, durchdrehende Gedanken halt, wenn man eine Chance zur Umarmung vom längst vergangenen Objekt der Begierde verpasst. Stattdessen bietet er mir einen Platz an. Ja, er will, dass ich bleibe. Ach Flo, das hatten wir doch alles schon. Und wie lange soll das noch so gehen? Mit mir nicht, ich stelle ihm meine Fragen und weg bin ich.
Was soll ich hier noch? Meine Schreibtherapie neigt sich dem Ende zu. Der Grund dafür ist vergangen und ich habe mehr erreicht als ich erwartet habe.
Stolze Grüße,
Eva
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