Montag, 29. April 2013

Neustart

Liebe Mathilda,

das war er also, mein erster Arbeitstag. Mein Neustart des Programms "Flo und ich" mit dem hinzugekommenen Modul "Abstand halten". Vorerst eine Demoversion. Ob das Programm läuft und ich dann die Vollversion kaufen werde, kann ich nach dem einen Tag noch nicht sagen. Hier kommt mein heutiger Tag mit Flo:

Ich fahre mit einiger Aufregung in den Knien auf die Arbeit. Ich versuche mir immer wieder mein Vorhaben einzutrichtern und höre Coldplay. Ich bin froh, dass er mir noch nicht auf dem Weg zur Arbeit begegnet. Oder ich versuche mich zu überzeugen, dass ich darüber froh sein sollte. Jede Minute, in der ich ihm nicht begegne, ist von Vorteil. Schließlich habe ich auch die letzten beiden Wochen gut ohne ihn überstanden. Und so würde die Sehnsucht auch weiterhin abnehmen, wenn ich ihn möglichst lange nicht wiedersehe. Doch natürlich ist eine Begegnung, wenn man in einem so kleinen Team zusammenarbeitet, nicht zu vermeiden. Und zugegebenermaßen freue ich mich auch irgendwie darauf. Ich sehe gut und erholt aus, habe schließlich der schottischen Wildnis getrotzt und Nessi besiegt. Ich fühle mich selbstbewusst als ich auf die Station komme und Flo am Stationstresen stehen sehe. Seine Silhouette löst leichte Bestürzung in mir aus, denn es ist der altbekannte Ruck, der mich durchzieht. Egal, ich kann ja jetzt nicht umkehren. Ich gehe weiter auf ihn zu. Als er mein Erscheinen registriert, nehme ich nur wahr wie er mich so von oben nach unten und wieder nach oben abscannt (Ich habe seinen Blick fast auf meinem Körper gespürt), den Mund aufmacht und irgendetwas dazu (Wozu? Zu meinem Aussehen? Zu meinem Erscheinen nach dem Urlaub?) sagen will… und es nicht herausbekommt. Ich freue mich innerlich wie Sau über seine offentsichtliche Verunsicherung und weiß gleichzeitig, dass das nicht ins Modul "Abstand halten" passt. 3 Sekunden später hat zumindest Flo sich wieder in der Gewalt und verwickelt mich in ein Fachgespräch. Netter Ablenkungsversuch, den ich wohlerzogen mitmache. Er updatet mich (lieber wäre es mir ohne "up") über unsere aktuellen Klienten auf der Station. Ich kann ihm folgen, habe aber parallel einen anderen Denkprozeß laufen. Ich habe bemerkt, dass er offensichtlich auf mich reagiert (hihi). Ich denke ´So cool wie Du tust bist Du nicht. Und wenn Du mich schon nicht willst / kannst / möchtest, dann sollst Du wenigstens unter Deiner eigenen Zurückhaltung leiden.` Ich merke: Das ist Abstand halten für Fortgeschrittene. Ich muss erstmal die Grundlagen lernen, darf mich nicht gleich wieder so von ihm umhauen lassen. Wir kommen uns bei dem Fachgespräch gleich wieder zu nah. Als mir das nach dem ersten Genuß dieser Begegnung bewusst wird, entferne ich mich räumlich etwas von Flo. Innerlich etwas durchgerüttelt beende ich diese Begegnung als das Fachliche geklärt scheint. Das war genug. Ich versuche, ihm für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. Dafür ist der erste Arbeitstag gut geeignet, denn es haben sich jede Menge Klientenanmeldungen, mails und Papiere angehäuft, durch die ich mich erstmal durcharbeiten muss. Und dann ist es geschafft: Ersten Tag ohne umzufallen überstanden. Insgesamt wirkt das nicht wirklich wie Abstand halten, sondern eher wie mich vor ihm in Sicherheit bringen.

Grüße auf der Flucht,
Eva

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