Liebe
Mathilda,
auf dem Weg
nach Pitlochry, wo wir in einem schönen Bed-and-Breakfast eines ehemaligen
schottischen Soldaten untergekommen sind, entdeckten wir Dunfirmline, die
Geburtsstätte Schottlands. Hier liegen die sterblichen Überreste von Robert the
Bruce, der als Kämpfer für die Unabhängigkeit Schottlands hochstilisiert wird
und dem einen oder anderen aus „Braveheart“ bekannt ist. Lustigerweise
orientierten sich die Erfinder Batmans an Robert the Bruce und ließen seinen
Geist in Bruce Wayne weiterleben. Das gefällt Konstantin, der eine Affinität für
Superhelden hat, ebenso gut wie mir und Kai. Irgendwo sind wir doch alle
Widerstandskämpfer und Rebellen.
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| Befestigungsmauer in Fort William |
In der Kirche, in der die Gebeine des Robert
the Bruce liegen, schlüpft Kai unter der Absperrung durch und klettert die
halbe Treppe zur Kanzel hoch bis ich ihn einfangen kann. Ist das Blasphemie? Oder
eher der Erkundungs- und Unabhängigkeitsdrang eines 2 ½ Jährigen? Die Welt mit Kinderaugen
sehen: Für ihn muss
die Kanzel wie eine riesengroße Rutsche aussehen. Ich bin amüsiert und die anwesenden Einheimischen haben offensichtlich
genug schwarzen Humor, um Kai´s Aktion zu übersehen. Sehr sympathisch und rauh
sind die Leute hier. Wir wandern, picknicken und sind mittlerweile wie ein paar
Camper ausgerüstet. Es tut so gut, einfach nur in der Natur unterwegs zu sein,
auf einen Berg zu steigen oder auf einen See zu starren. Schweigend und redend
mit den mir nahesten Menschen: Kai und Tino. Ich führe ja bekanntlich meinen
eigenen Unabhängigkeitskrieg. Und ich merke von Tag zu Tag, dass es eine
Emanzipation von Flo sein muss, sein soll. Er ist in diesem Spiel zu viel. „Keep calm and become independent“.
| Mauern und ... |
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| Gräber allerorts. |
Unsere Überlandfahrt führte uns durch Fort William, einer ehemaligen Befestigungsanlage. Mauern und Gräber begegnen uns an allen Ecken und Enden. Ist solch ein Kult nötig? Die bemoosten Mauern, die wegen des scharfen Windes um fast jedes Feld gestapelt sind, wirken fast sympathisch. Sie fügen sich in die Landschaft ein und erscheinen nicht so unumstößlich. Und irgendwie haben sie in ihrem verwitterten Zustand etwas Morbides, dass überwunden werden kann. Also, überwinden wir die Mauern in unseren Köpfen und schauen, was dahinter liegt.
Ganz
unabhängige Grüße,
Eva


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