Liebe
Mathilda,
Angus, der
ehemalige Soldat und unser Bed-and-Breakfast-Man gestaltet alles sehr
liebevoll, scheint aber ein bißchen sozialphobisch zu sein. Er redet wenig, nur
das Nötigste. Andererseits wirken seine Gesten und Taten sehr zugewandt, so als
könnte er sich einfach verbal schlecht ausdrücken. Er kreiert uns ein echt liebevolles,
schottisches Frühstück in seinem wohnzimmermäßigen Eßbereich für Gäste. Er
zeigt uns seine Hühner und fährt uns zu seinen Kühen. Angus erinnert mich
vielleicht auch wegen dem ähnlichen Klang seines Namens an Ennis del Mar, den
Hauptheld aus Brokeback Mountain. Was habe ich geheult bei diesem Film.
Wahrscheinlich ist es auch das landwirtschaftliche Umfeld und die Berge. Und
meine Stimmung, dass eine Liebe, die mir passiert ist, keine Zukunft hat.
Und vermutlich
bewahrt Angus irgendwo in seinem schrulligen Haus ein Erinnerungsstück an eine
verlorene Liebe auf, die ihn ein bisschen verändert hat. Wie wahrscheinlich wir
alle. Wie Ennis del Mar, der noch Jahre nach Jack´s Tod dessen Hemd auf einem
Bügel unter seinem eigenen Hemd aufbewahrt. Boah, die Szene hat mich echt
fertig gemacht. Dies führt mich zu der Überlegung, ob ich mir durch den Blog nicht etwa ein eigenes Erinnerungsstück, einen Erinnerungskult an meine Gefühle für Flo kreiere. Schließlich habe ich kein Hemd oder sonst irgendwas von ihm. Wobei, was ist mit den Zetteln und post-it-Notizen, die er mir geschrieben hat? Und, oh ja, ich erinnere mich wie ich versuchte einen 5-Euro-Schein, den er mir gab, aufzubewahren. Und dann die Frage: Ist es nötig Erinnerungsstücke zu vernichten, um jemanden gehen zu lassen? Ich weiß ja trotzdem, das er da war. Ich schreibe solange ich denken kann. Und ich wäre nie auf die Idee gekommen, meine Tagebücher zu vernichten. Sie machen viel zu viel von mir selbst aus. Wie wahrscheinlich alle unsere Erinnerungen uns selbst ausmachen. Erinnerungskult hin oder her - mein Blog ist wahrscheinlich beides: Verarbeitung und Erinnerung. Und deswegen einfach notwendig. Keep calm and let it go.
Das Wetter
klärt sich auf (wie meine Gedanken). Wir wandern um Seen und über riesige Gebiete, die mit überdimensionalem Heidekraut bedeckt sind. Kai ist zufrieden, wenn er Steine ins
Wasser werfen kann. Ansonsten läuft er unheimlich viel für einen so kleinen
Jungen. Dann und wann lässt er sich überreden, eine Weile im Wanderrucksack zu
reisen, was selbst für Tino eine schwere Aufgabe ist. Hier einige Impressionen:
| Angus´ lovely cows |
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| Gras is always greener on the other side |
| Every teardrop is a waterfall |
| Road to nowhere |
Liebe Grüße,
Eva

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