Donnerstag, 10. Januar 2013

Meine neue Normalität

Seit gestern fühlt sich alles wieder so "normal" zwischen Flo und mir an. Normalität? Realität? Oder alles nur Träume von beiden? Richard Sanderson fragt sich das schon seit den 1980ern als Vic Beretton ihren Mathieu auf einer Fete trifft (La Boum, 1980). Wollten damals nicht alle Mädchen Sophie Marceau sein?
 
 
 
Nichts mehr zu spüren von Fluchtverhalten oder der Vermeidung von Blickkontakt. Man könnte fast meinen, dass wir zum altbekannten Dreamteam zurückkehren. Was ist passiert seit der Veranstaltung, in der ich erlebte wie sich Flo unter Stress verhält? Stress wegen der Veranstaltung oder wegen mir ist dabei erstmal zweitrangig, obwohl mir letzteres natürlich besser gefallen würde. Gestern suchte er ganz fachlich normal und sehr angenehm meine Nähe. Ich war dabei, ins andere Gebäude zu gehen und er lud sich freiwillig dazu ein, mich zu begleiten. Er und ich allein unterwegs in der morgendlichen Geschäftigkeit der Klinikflure. Romantische Umgebung! Vor der Endoskopie, vor der zu diesem Zeitpunkt noch keine wartenden Patienten sitzen, nimmt er auf einer Bank Platz und bittet mich dazu. Aufgeregt frage ich mich: Was soll das werden? Ein Date im Wartebereich? Ein merkwürdig ruhiger Platz für ein so geschäftiges Krankenhaus. Wir sehen uns ganz "normal" - wie vor Ground Zero - an und diskutieren einen Fall. Ich war in meinem Element, konnte ihm die Fragen zu der betreffenden Klientin ohne Herzklopfen beantworten. Wie beschließen sehr dreamteammäßig wie wir weiter vorgehen. Wir sind zwei Zahnrädchen, die perfekt ineinandergreifen. Ich bemerke, dass ich nicht mehr umfalle, wenn ich ihn intensiv ansehe. Oder ist es einfach nur kognitive Vermeidung, weil ich mich auf den Fall konzentriere? Ansätze von Schmetterlingen sind freilich nicht zu vermeiden. Was soll's? Ich genieße die lockere Unterhaltung, die mit einer lockeren Verabschiedung endet. Sein Weg führt ihn weiter durch die Endoskopie. Ich muss in die andere Richtung. Der Anfang ist gemacht nach dieser verkorkst-verklemmten Veranstaltung mit seinem Vortrag. Und es wird noch besser, denn später trefe ich ihn wieder allein im Aufenthaltsraum und setzte mich zu ihm, weil wir gleich wieder total unkompliziert ins Gespräch kommen. Hat den Anschein als haben wir uns viel zu sagen. Ich lasse einen Sicherheitsabstand von 2 Stühlen zwischen uns und versuche das Gespräch weg von einem rein fachlichen Austausch etwas persönlicher werden zu lassen. Er fängt selbst von seinem Vortrag an und ich melde ihm meine Eindrücke zurück. Sehr ehrlich. Ich sage ihm, dass er bei der Beantwortung der Fragen richtig in seinem Element gewesen ist und dass er während des Vortrages an seinen Folien geklebt hat. Ist das übergriffig? Wohl eher mutig. Und ehrlich. Er dankt mir auf jeden Fall dafür, weil man das ja in seiner Position sonst kaum erfahre und aus solchen Rückmeldungen nur lernen könne. Und es klingt auch von seiner Seite ehrlich. Keinesfalls gekränkt, sondern ein bisschen entwaffnet von meiner Ehrlichkeit. Ich merke, dass uns diese Ehrlichkeit gut tut und beschließe öfter Klartext mit ihm zu reden. 
Ich fühle mich heute in meiner neuen Ehrlichkeit bestätigt als unsere gemeinsame Visite äußerst stimmig abläuft. Ich merke, dass Flo sich besondere Mühe gibt, therapeutisch korrekt - falls es so etwas gibt - zu sein. Es macht mir Spaß, ihn etwas unter Druck zu setzen. Das erhöht die Spannung. Schon irgendwie krank. Das, was ich möchte, kann ich nicht kriegen. Stattdessen ist mir fast jedes Mittel recht, um Aufregung zwischen uns zu erzeugen. Ja, und so ging es locker-flockig weiter. Ich sage ja, es geht wieder recht "normal" zwischen uns zu. Kleine Flirtmomente inbegriffen. Ein Blick. Ein Lächeln. Eine Normalität wie ich sie gerne habe. Und ich interpretiere da wahrscheinlich immer noch zu viel rein. Ich schwanke und zweifle an seiner Ablehnung meiner Gefühle, empfinde sie bald als halbherzig. Kann er mich mit derselben Masche nochmals täuschen? Ist das ein Sport für ihn? Nicht nett, wenn ich mich an die Schmerzen erinnere, die er mir damit bereitet hat. Aber was, wenn da doch etwas ist? Ich drehe mich im Kreis und bin bald wieder bei "Chasing Pavements" angelangt. Ich wünsche mir die flirtende Leichtigkeit zwischen ihm und mir zurück, wie sie bestand bevor ich ihn einweihte. Und wenn sie dann da ist, verunsichert sie mich. Was will ich also? Das alles wieder aufrollen? Genießen wie es ist? Reicht mir das? Soll das schon alles sein?
 
"And loving you seems right
Perhaps that's my reality"
Richard Anderson - Dreams are my reality

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