Dienstag, 29. Januar 2013

Just do it!

Liebe Mathilda,

grandios und unvergleichlich sind Deine Tipps, sich auf ein Date vorzubereiten: duschen, rasieren, Kondome bereitlegen, Kerzen anzünden. Wenn ich nur mal schon so weit wäre. Ich muss mich jetzt irgendwie beruhigen, sonst drehe ich noch durch. Ablenkung durch Aktionismus ist hier gefragt. Was gibt´s also zu tun?.


To-Do-Liste:


1. Es gibt nur den Weg ihn anzusprechen. Wie werde ich es also tun?

2. Was sage ich, wenn er weiter fragt?

3. Wie arrangiere ich ein mögliches Treffen? - Nettes Café heraussuchen und ihm meine Telefonnummer geben.

4. Was sage ich ihm?

So die Kurzform meines Vorhabens, dessen Umsetzung so einige unüberwindbare Hürden zu bieten scheint. Seit meinem festen Entschluss renne ich herum wie ein losgelassenes Rennpferd. Und die Schmetterlinge sind schlimmer als je zuvor zurückgekehrt. Ich warte auf meine Chance und schwanke zwischen einem gelassenen "Sie wird schon kommen." und einem panischen "Was, wenn ich alle Chancen verpasse". Torschlußpanik nennt man das wohl. Es gab heute vielleicht vier Fast-Chancen und immer als ich gerade losbrechen wollte, kam etwas oder jemand dazwischen. Es ist kaum zum Aushalten. Könnte mir nicht mal das Schicksal weiterhelfen? Ich brauche bloß eine kleine Gelegenheit. Dass er mal den Kopf in mein Zimmer steckt oder wir gemeinsam über den Hof gehen. Und ich merke, dass ich unheimlich aufgeregt bin. Mit fortschreitender Zeit wird das nicht unbedingt besser. Ich müsste habituieren können, aber gerade das scheint im Teufelskreis aus Erwartungsängsten, körperlichen Symptomen und Vermeidungsstrategien nicht zu passieren. Angstmanagement in Reinform!  
Vielleicht so rum: Es muss mehr Leichtigkeit aufkommen. Wobei "muss" ja schon mal "leicht" und "kommen" ausschließt. Mir "kommt" der Gedanke, dass ich Verliebtsein mit der Sucht nach Aufregung verwechsle. Ist dem so? Sind die Schmetterlinge nur zurück, weil ich den Entschluss gefasst habe, mit ihm zu sprechen? Sind Sie zurück wie ein letztes Aufbäumen bevor diese Illusion endgültig zerstört wird? Genieße ich diese Aufregung mehr als die ganze Klärung? Und was ist mit der Aussicht, dass in ein paar Tagen alles vorbei sein könnte? Will ich mir das wirklich antun? Nein, das will ich wirklich nicht schon wieder überdenken. Es ist beschlossen! Ich habe den Rubikon bereits überschritten. Es gibt kein Zurück mehr. Und wahrscheinlich habe ich mich heute auch schon reichlich merkwürdig verhalten, so dass er sowieso ahnt, dass ich was plane. Ganz ruhig! Ich muss loslassen! Ich muss lockerer werden. Wie denn? Alkohol am Arbeitsplatz? Ist nicht erlaubt. Und ich will selbstbewusster und fröhlicher rüberkommen. Ich bin doch gedanklich so weit gekommen und jetzt haut mich die Umsetzung so um. Moment, neulich sagtest Du mir was äußerst Hilfreiches:
 
"Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Zimmer ist."
Der Dalai Lama


Meine Gelegenheit kommt bestimmt. Ich brauche etwas Geduld und kann die Zeit dazu nutzen ruhiger, selbstbewusster, fröhlicher zu werden. Ist er eigentlich die ganze Zeit im Nebenzimmer? Gefühlt war er das den ganzen Tag. Und wir sind echt oft aneinander vorbei gelaufen. Einmal war es eine Hundertstelsekunden-Entscheidung, ihn doch nicht anzusprechen. Ich hatte praktisch schon eingeatmet, um zu meiner Frage anzusetzen als uns jemand den Flur entlanggehend ins Gespräch fiel. Eine Person, die ausgesprochenes Feingefühl für Timing hat. Also wieder eine verpasste Gelegenheit. Also wieder nichts. 
Die Zeit wird knapp. Da waren es nur noch 17 Tage! Just do it!


Habe ich zu diesem Thema sehr passend gefunden. Ich hänge irgendwo zwischen „I´ll try to do it“ und „I can do it“. Manchmal nehme ich zwei Stufen auf einmal und bin plötzlich bei „I will do it“. Ganz schlimm wird es, wenn ich ein paar Stufen hinunterfalle und plötzlich wieder überdenken muss wie ich es überhaupt zu tun gedenke. Wenn ich nur schon oben wäre…

Verzweifelte Grüße,
Eva

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