Donnerstag, 31. Januar 2013

Mit Knieproblemen den Tank leer fahren

Liebe Mathilda,

es ist mal wieder kaum zum Aushalten. Das Schreiben hilft mir wirklich sehr dabei, nicht komplett durchzudrehen. Nachdem wir uns gestern zu meiner großen Erleichterung getroffen und die Knieprobleme des Herrn M. ausgewertet hatten, habe ich fast den Tank meines Autos leer gefahren ohne es zu merken. Kai war bei Tinos Eltern und so musste ich nicht auf die Zeit gucken, was mir fast zum Verhängnis wurde. Auf der Landstraße betete ich dann für eine Tankstelle und sah mich schon wie den "I´m walking"-Mann mit dem Benzinkanister losziehen. Naja, ist ja nochmal gutgegangen, aber das zeigt mal wieder wie sehr ich von der Rolle bin. Wie sehr mich ein Knie aus der Bahn werfen kann. Es tat so gut, dass Du mir die Eigenverantwortlichkeit für sein Knie aufgezeigt hast. Ich selbst wagte das erst gar nicht zu hoffen, aber natürlich wird er sehr genau bemerkt haben, dass er Körperkontakt zu mir hatte. Einfach schön wie Du mich aus dieser Ungläubigkeit in die Euphorie geführt hast. Fast bis auf eine Landstraße mit einem leeren Tank. Aber das wäre es wert gewesen.

Bei meinen pragmatischen Überlegungen wird immer klarer, dass ich die Trennung zwischen dem einen und dem anderen Leben noch perfektionieren muss. Die Spaltung und Geheimnistuerei nehmen zu. Und natürlich, wenn ich irgendwie mit Flo kommunizieren will, muss das abgetrennt von meinem restlichen Leben passieren. Ein bisschen paranoid bin ich schon. Und so sitze ich hier schreibend auf der Arbeit. Es ist diese Woche nicht so viel zu tun und dadurch habe ich viel zu viel Zeit mir Gedanken zu machen und eine Gelegenheit abzuwarten. Was, wenn ich jetzt einfach zu ihm hinüber gehen würde, und es ihm sagen würde? Ich habe ständig solche Impulse, fange an Mails an ihn zu schreiben und verwerfe dann die Ideen. Das einzige, was mir im Weg steht, ist, dass ... ich es diesmal weniger tragisch und mit Leichtigkeit angehen lassen will. Ich muss ihn das irgendwie aus der Situation heraus fragen. Und dann lüge ich mir jedes Mal selbst in die Tasche, indem ich mir sage: Die Situation passt nicht. Es wäre so günstig heute: wenig Leute auf der Arbeit, wenig zu tun. Ich weiß, dass er sich in sein Zimmer verkrümelt hat. Ich könnte einfach klopfen. Und dann denke ich: Klopf da bloß nicht an. Ich hatte heute bereits zwei Gelegenheiten, in denen ich fast mit ihm allein war. Ich hätte es tun können. Aber dann redete er so viel und ich hörte ihm zu. Blabla - alles Ausreden. Mann, der muss doch merken wie sehr ich unter Strom stehe.
Nun mal ganz ruhig: Ich werde es tun. Ich bin schon losgelaufen. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Gelegenheit. Ich habe schon so lange gewartet, da kommt es auf ein paar Tage auch nicht an. Ich bin stark. Ich bin selbstbewusst. Ich weiß, was ich will. Ich weiß, was ich sagen will.
So einfach stehen die Dinge. Ich möchte noch ein bisschen in diese Flirtlaune kommen. Wie macht man das? Ob ich ihn frage, ob er mit mir Mittagessen geht? Und da könnte ich es ja irgendwie einfließen lassen. Mmh ... ist eine Überlegung wert. So ein ganz unverbindliches Mittagessen unter Kollegen. Ach nein, doch nicht! Nur noch 15 Tage. Oder doch Mittagessen mit ihm? Grrrrr... Knoten im Gehirn. Immer schön atmen!

Verknotete Grüße,
Eva

Mittwoch, 30. Januar 2013

Knieprobleme

Liebe Mathilda,

nur kurz die neueste Begegnung zwischen Flo und mir, die sehr "berührend" war, aber nicht wirklich eine Chance bot, ihm die alles entscheidende Frage zu stellen. Da waren es nur noch 16 Tage. Keine Chance, weil gefühlte 50 Menschen im Raum sind als sich Flo neben mich setzt. Ich sitze bereits im Aufenthaltsraum an einem Tisch und schlürfe heißen Kaffee. "Berührend", weil die 50 Menschen nicht sehen, was unter dem Tisch passiert.
Aufgelockerte Stimmung. Ich bin tatsächlich schlagfertig und gut gelaunt. Er wohl auch. Kurz nachdem er sich gesetzt hat, berührt sein Oberschenkel / Knie wie zufällig meinen. Ich habe aus meiner Erinnerung versucht, den Berührungspunkt einzugrenzen, was mir nicht gelungen ist. Und es war ein wirklich großer Berührungspunkt, wohl mehr eine Berührungsfläche ... vom Knie bis hinauf zum Oberschenkel. Ich bin eine große Frau und habe einen laaaaangen Oberschenkel. Ich koste es sehr aus, mich immer wieder daran zu erinnern. Als die Meldung dieses taktilen Reizes bei mir im Gehirn ankommt, ist Alarm angesagt. Mein erster Impuls: Bein wegziehen. Mein zweiter Impuls: Ich zieh mein Bein ganz bestimmt nicht weg. Schließlich war ich zuerst da und er setzte sich neben mich. Die Berührung geht also eindeutig von ihm aus. Ich genieße unsere Berührung also still und unterhalte mich weiter so als ob nichts wäre. Vielleicht 1 Minute lang oder so. Das ist wirklich lange für eine solche "zufällige" Unterm-Tisch-Berührung. Ich genieße! Ich hätte noch länger genossen, wenn er nicht wieder aufgestanden wäre. Was ich nicht weiß ist, ob er das überhaupt bemerkt hat. Mathilda, können wir uns spontan treffen, um das auszuwerten? Andererseits wird er ja wohl kaum am Knie taub sein oder gibt es bei Männern eine unbekannte Krankheit namens Femur-Anästhesie, die sogenannte Oberschenkeltaubheit? Mal ehrlich: Bei jedem anderen hätte ich diskret das Bein weggezogen, weil mir das eindeutig zu nah für eine kollegiale Beziehung gewesen wäre. Und er forciert es. Will er mich am Ende testen? Will er Kontakt zu mir aufnehmen? Unterm Tisch? Mit Hilfe seines Knies? Ein wirklich schönes Knie!

Ich schreibe ernsthaft über ein einzelnes Männerknie.
Wie tief bin ich gesunken?

Knieende Grüße,
Eva

Dienstag, 29. Januar 2013

Just do it!

Liebe Mathilda,

grandios und unvergleichlich sind Deine Tipps, sich auf ein Date vorzubereiten: duschen, rasieren, Kondome bereitlegen, Kerzen anzünden. Wenn ich nur mal schon so weit wäre. Ich muss mich jetzt irgendwie beruhigen, sonst drehe ich noch durch. Ablenkung durch Aktionismus ist hier gefragt. Was gibt´s also zu tun?.


To-Do-Liste:


1. Es gibt nur den Weg ihn anzusprechen. Wie werde ich es also tun?

2. Was sage ich, wenn er weiter fragt?

3. Wie arrangiere ich ein mögliches Treffen? - Nettes Café heraussuchen und ihm meine Telefonnummer geben.

4. Was sage ich ihm?

So die Kurzform meines Vorhabens, dessen Umsetzung so einige unüberwindbare Hürden zu bieten scheint. Seit meinem festen Entschluss renne ich herum wie ein losgelassenes Rennpferd. Und die Schmetterlinge sind schlimmer als je zuvor zurückgekehrt. Ich warte auf meine Chance und schwanke zwischen einem gelassenen "Sie wird schon kommen." und einem panischen "Was, wenn ich alle Chancen verpasse". Torschlußpanik nennt man das wohl. Es gab heute vielleicht vier Fast-Chancen und immer als ich gerade losbrechen wollte, kam etwas oder jemand dazwischen. Es ist kaum zum Aushalten. Könnte mir nicht mal das Schicksal weiterhelfen? Ich brauche bloß eine kleine Gelegenheit. Dass er mal den Kopf in mein Zimmer steckt oder wir gemeinsam über den Hof gehen. Und ich merke, dass ich unheimlich aufgeregt bin. Mit fortschreitender Zeit wird das nicht unbedingt besser. Ich müsste habituieren können, aber gerade das scheint im Teufelskreis aus Erwartungsängsten, körperlichen Symptomen und Vermeidungsstrategien nicht zu passieren. Angstmanagement in Reinform!  
Vielleicht so rum: Es muss mehr Leichtigkeit aufkommen. Wobei "muss" ja schon mal "leicht" und "kommen" ausschließt. Mir "kommt" der Gedanke, dass ich Verliebtsein mit der Sucht nach Aufregung verwechsle. Ist dem so? Sind die Schmetterlinge nur zurück, weil ich den Entschluss gefasst habe, mit ihm zu sprechen? Sind Sie zurück wie ein letztes Aufbäumen bevor diese Illusion endgültig zerstört wird? Genieße ich diese Aufregung mehr als die ganze Klärung? Und was ist mit der Aussicht, dass in ein paar Tagen alles vorbei sein könnte? Will ich mir das wirklich antun? Nein, das will ich wirklich nicht schon wieder überdenken. Es ist beschlossen! Ich habe den Rubikon bereits überschritten. Es gibt kein Zurück mehr. Und wahrscheinlich habe ich mich heute auch schon reichlich merkwürdig verhalten, so dass er sowieso ahnt, dass ich was plane. Ganz ruhig! Ich muss loslassen! Ich muss lockerer werden. Wie denn? Alkohol am Arbeitsplatz? Ist nicht erlaubt. Und ich will selbstbewusster und fröhlicher rüberkommen. Ich bin doch gedanklich so weit gekommen und jetzt haut mich die Umsetzung so um. Moment, neulich sagtest Du mir was äußerst Hilfreiches:
 
"Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Zimmer ist."
Der Dalai Lama


Meine Gelegenheit kommt bestimmt. Ich brauche etwas Geduld und kann die Zeit dazu nutzen ruhiger, selbstbewusster, fröhlicher zu werden. Ist er eigentlich die ganze Zeit im Nebenzimmer? Gefühlt war er das den ganzen Tag. Und wir sind echt oft aneinander vorbei gelaufen. Einmal war es eine Hundertstelsekunden-Entscheidung, ihn doch nicht anzusprechen. Ich hatte praktisch schon eingeatmet, um zu meiner Frage anzusetzen als uns jemand den Flur entlanggehend ins Gespräch fiel. Eine Person, die ausgesprochenes Feingefühl für Timing hat. Also wieder eine verpasste Gelegenheit. Also wieder nichts. 
Die Zeit wird knapp. Da waren es nur noch 17 Tage! Just do it!


Habe ich zu diesem Thema sehr passend gefunden. Ich hänge irgendwo zwischen „I´ll try to do it“ und „I can do it“. Manchmal nehme ich zwei Stufen auf einmal und bin plötzlich bei „I will do it“. Ganz schlimm wird es, wenn ich ein paar Stufen hinunterfalle und plötzlich wieder überdenken muss wie ich es überhaupt zu tun gedenke. Wenn ich nur schon oben wäre…

Verzweifelte Grüße,
Eva

Montag, 28. Januar 2013

Pragmatische Überlegung: Wie date ich ihn?

Liebe Mathilda!

Eine Autofahrt nach Hause später - heute ohne Musik und das damit zusammenhängende, singende Geschmachte, weil ich meinen mp3-Player vergessen hatte. War vielleicht ganz gut so, da ich somit ausschließlich meinen Gedanken nachhängen musste. Passiert ja sowieso nichts zufällig.
Wie wäre es hiermit?

„Flo, ich würde jetzt doch gerne auf dein Angebot zurückkommen, dass wir mal einen Kaffee trinken gehen. Auf neutralem Boden sozusagen.“

Und wenn er weiter fragen sollte, warum oder ähnliches:

„Bei mir persönlich hat sich eine Menge getan und ich würde dich gerne daran teilhaben lassen“

Und wenn er immer noch fragt:

"An der einen Stelle komme ich nicht weiter und ich würde gerne deine Meinung dazu hören“ - Das ist echt gut!

Da kann er eigentlich nur „Ja“ sagen. Nur ein Kaffeetrinken unter Kollegen-Freunden. Versuche ich mich gerade selbst zu überreden? Was ich ihm dann sage, kann ich mir immer noch in Ruhe überlegen. - Als hätte ich das nicht schon tausend Mal getan. Ich kann es eben einfach nicht in Ruhe überlegen! Ich fange schon bei dem Gedanken daran an zu hyperventilieren. Und seitdem es so konkret wird, sind die Schmetterlinge mit brutaler Wucht zurück. Manchmal weiß ich nicht, ob es nicht eher ein Gefühl von Übelkeit ist. Das macht mich echt fertig. 

Die nächste Frage wäre dann, wann überhaupt solch ein Treffen stattfinden kann. Ich kann ihm lediglich sagen, dass ich abends relativ gut weg kann, wenn ich es vorher organisieren kann. Ich denke das muss dann auch von ihm kommen, wann es ihm passen könnte. Und wo? Finde mal ein Café mit folgenden Eigenschaften: Nicht zu nah an meinem und an seinem Wohn- und unserem gemeinsamen Arbeitsort. Kuschelig, aber nicht zu intim. - Oh je, wenn ich daran denke wie ich mich an dem betreffenden Abend von Tino verabschiede. Kann ich mich eigentlich noch im Spiegel anschauen? Hey, ich gehe (noch) nicht fremd. Ich tue das, um mit meinen eigenen Gefühlen klar zu kommen, um mich nicht selbst zu verletzen, um mich nicht selbst zu verleugnen und um meine Beziehung zu erhalten. Sollte Flo zu einem Treffen bereit sein, kann ich ja immer noch anbieten, einen Treffpunkt herauszusuchen. Ich würde ihn fragen, ob diese oder jene Gegend okay ist und dann wahrscheinlich gucken, was es da so gibt. Ich bin total raus aus diesem "Eine-passende-Location-aussuchen". Wann habe ich das zuletzt gemacht? Vor gefühlten 20 Jahren? - Oh Gott, ohne Alkohol geht das keinesfalls! Mathilda, ich brauche Deine Hilfe. Ich muss mich und meine Kontrolliertheit vorher etwas außer Gefecht setzen. Ich brauche mehr Leichtigkeit! Und ein bisschen mehr Witz und Esprit. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Kann ja auch mal was Belangloses am Anfang erzählen. Schlagfertigkeit ist auch gefragt. Luftiger und leichter muss es sein! Wie eine Affäre eben sein sollte. Keine zusätzlichen Verpflichtungen, sondern nur das Schöne genießen.

Pragmatische Grüße,
Eva

Auf die Plätze - fertig - los!

Liebe Mathilda,

ein paar "normale" Begegnungen mit Flo, ein bisschen Geflirte und schon ist es schlimmer als je zuvor. Ich sitze in der Klinik und bin nicht so richtig arbeitsfähig. Deswegen schreibe ich jetzt direkt aus dem Hauptquartier meiner Schmetterlinge. Mit meinen beiden ständigen Begleitern "Euphorie" und "Verzweiflung" bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich gar nichts mehr mit Gewissheit weiß. Bin ich tatsächlich in Flo verliebt oder in die Illusion, die ich mir von ihm kreiert habe? Oder bin ich in die Aufregung verliebt? Die Frage, die jetzt wichtiger als irgendwann scheint, ist: „Was will ich?“ 
Ich will auf jeden Fall meine kleine Familie erhalten, meine Liebe zu meinen Sohn und meinem Mann. Was will ich noch? Ich möchte gerne eine wie auch immer geartete Beziehung zu Flo, wobei der schon einmal mitgeteilt hat, dass er das nicht erwidern kann. Ich drehe mich im Kreis. Chasing Pavements. Ich sagte ihm, dass ich mich in ihn verliebt habe, nicht was ich von ihm will. Es lässt sich nicht auf den Wunsch nach körperlichem Kontakt reduzieren. Ich wünsche mir schon einen geistigen Austausch. Keine Verpflichtungen natürlich. Auch keine Rechte? Einfach Spaß zusammen haben? Es geht schon darum, ihm sehr klar zu kommunizieren, was ich mir wünsche. Für den Fall, dass er sich das doch vorstellen kann. Und wie soll ich es sonst herausfinden? Ich kann nicht ewig schmachtend auf der Arbeit herum sitzen. Und das werde ich, wenn ich nichts ändere. Das werde ich, weil ich mir sonst immer die Möglichkeit ausmale, wie es sein könnte. Um damit klarzukommen, brauche ich eine klare Aussage von ihm und kein „Es ist schon etwas mehr als nur gut miteinander auskommen.“ Das ist gummibandmäßig und es kann so ziemlich alles bedeuten. 

Mein neuestes Problem und zugleich Quell romantischer Fantansien ist eine Einladung, die mich heute unverhofft traf. Unsere Verwaltungsleiterin veranstaltet ein Party, eine halbprivate Feier, zu der sie uns - Flo, mich, ein paar andere Ärzte - nach der Besprechung herzlich einlud. Und nun rotiert es die ganze Zeit in mir: Was wenn sich die Einladung auch auf die Partner bezieht? So dass ich auf seine Frau treffen könnte. Das bringe ich nicht. Und das will ich nicht. Wenn das so wäre, würde ich nicht hingehen wollen und Gott weiß was für eine Ausrede erfinden. Wenn es nicht so wäre, würde ich umso lieber hingehen. Ich weiß, es ist albern, aber es tut mir weh, wenn er von seiner Frau spricht. Und es würde mir noch mehr weh tun, wenn ich sie zusammen sehe. Eifersucht ist ein tragisches Gefühl. Aus der Position, in der ich mich befinde, umso mehr. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mal das Recht auf Eifersucht habe. Ich bin ganz froh, dass ich kein Bild von "Laura" - seiner Frau - habe. Das muss ich mir nicht antun. Und obendrein, weiß ich nicht, ob er ihr von mir und meinem Geständnis erzählt hat. Das muss ich mir wirklich nicht antun...

...10 Minuten später...

Ich könnte ihn ja einfach fragen, ob er allein oder mit Frau auf die Feier kommt. Das wäre wohl das Naheliegendste und das Einfachste. Nur mit welcher Begründung? Ich könnte es als Einleitung für das sowieso fällige Gespräch zwischen uns benutzen. Dann weiß er nur sofort in welche Richtung es geht und ich mich noch immer nicht von meiner Verliebtheit befreien konnte. Oder ich bitte ihn um das Gespräch und frage ihn erst dabei nach seiner Frau? Was aber bedeutet, dass ich das Gespräch in den nächsten 2 1/2 Wochen hinbekommen muss. Puh! Das wäre ganz schönes Eiltempo. ... Ach, was soll's: Ich bitte ihn einfach um dieses Gespräch. Und wie ich ihn kenne, wird er es schon möglich machen.

... 5 geschockte Minuten später ...

Okay! Soeben erhielt ich die schritliche Einladung zu der Feier am 16. Februar! Ein Event, dass man sich definitiv nicht entgehen lassen sollte. Die Einladung schließt auch die Partner mit ein. Das erfordert eine Planänderung: Ich muss mit ihm sprechen. Tolle Planänderung! 
Mir bleiben von heute an 18 Tage, um zu klären: 
1. Geht Flo mit seiner Frau zu der Party? 
2. Gehe ich mit Konstantin zu der Party? 
3. Was, um Himmels willen, ziehe ich an? 
Um das herauszufinden (ich meine vor allem die ersten beiden Fragen), komme ich nicht daran vorbei, ihn um ein Gespräch zu bitten. Wenn ich ihn auf Laura anspreche, wird er definitiv merken, aus welcher Richtung der Wind weht. Es ist also notwendig. Jetzt! Ich kann es nicht weiter aufschieben. Mein Leiden und Schmachten hat einen extern gesetzten Endpunkt: die Party der Verwaltungsleiterin.

Entschlossene Grüße,
Eva

Donnerstag, 24. Januar 2013

Eva meets Galadriel

Okay, das Treffen mit Mathilda tat sehr gut. Wir trafen uns in einem thailändischen Restaurant, das einen Hauch von Urlaub in den kalten Januar brachte. Ich erzählte ihr von meinen Gedanken, hauptsächlich Flo betreffend, um nur einmal mehr festzustellen, dass es mir viel leichter fällt etwas aufzuschreiben als etwas auszusprechen. Vermutlich gibt es da draußen einen ganzen Haufen sozialphobischer Autoren, die grandiose Sachen schreiben. Aber wenn sie diese grandiosen Sachen mündlich von sich geben sollen, ist das bei weitem nicht so flüssig. Jedenfalls nicht so vertraut, nicht so erprobt wie schreiben. Und dennoch hilfreich etwas von der ganzen Aufregung abzubauen. Wo soll ich auch sonst hin damit? Außer dieses Blog fällt mir da nichts ein.

Also weiter im Text: Zwischen Flo und mir macht sich eine vertraute, flirtende Leichtigkeit breit, die mich mehr und mehr an seinen nicht erwiederten Gefühlen zweifeln lässt. Ist da doch etwas von seiner Seite? Nach der Begegnung am Dienstag bin ich mir da ziemlich sicher. So ganz unbefangen scheint er nicht zu sein, meint auch Mathilda. Um das jedoch konkret herauszufinden, werde ich nicht um ein Gespräch mit ihm herumkommen. Für die unbefriedigende Alternative, es einfach so laufen zu lassen, bin ich noch nicht oder nicht mehr bereit. Hoffnung macht sich in mir breit. Und damit eine erneute Chance verletzt zu werden. Aber was, wenn er sich tatsächlich auf ein Treffen außerhalb der Klinik einlässt. Der Gedanke ist so verlockend, dass er alles andere in den Schatten stellt. Wenn ich mir also die Chance nehme, nochmals Klartext mit ihm zu reden und er sich drauf einlassen sollte, muss ich vorbereitet sein. Ich möchte ihm mein unerschöpfliches Interesse an ihm zeigen. Was interessiert mich an ihm? Was könnte ich ihn fragen? Und was würde er sich entlocken lassen? Kann nie schaden, das immer wieder zu üben. Ich könnte z.B. fragen:

“Und ... wie siehst du denn jetzt unsere… Zusammenarbeit?“

„Wie ist das denn für dich, mit mir zusammen zu arbeiten?“

„Hat sich für dich seit meinem Geständnis etwas verändert?“

„Glaubst du, dass wir normal miteinander umgehen?“

„Ich möchte gern mehr darüber erfahren, wie die ganze Situation für dich eigentlich ist.“

„Wie empfindest du denn die Situation zwischen uns?“

"Was empfindest du für mich?"

„Hast du jemanden von meinem Geständnis erzählt?“

"Hast du deiner Frau davon erzählt?" (Nein, das sollte ich mir nicht antun!)

„Hast du dich mit jemandem darüber austauschen können?“

„Wie soll es jetzt weitergehen?"

„Ich habe schon manchmal den Eindruck, dass du mir ausweicht.“

„Früher bist du öfter mal in mein Zimmer gekommen.“

„Was meintest du eigentlich mit "Ich habe mich selbst gerade erst stabilisiert"?“

„Was meintest du bloß mit "Es ist schon etwas mehr als nur gut miteinander auskommen"? Das hat mir wirklich über Wochen Kopfzerbrechen bereitet!“

„Ich möchte gern exponenzielles Wachstum mit dir betreiben“ (!)

„Hast du es dir hier (auf der Arbeit) so vorgestellt wie es jetzt ist?“

„Interessiere ich dich als Frau überhaupt nicht?“

„Interessiere ich dich als Mensch?“

„Was interessiert dich an den Menschen?“

„Was ist das wichtigste, das du über dich selbst gelernt hast?“

„Was ist die wichtigste Eigenschaft, die dich beschreibt?“


Okay, wenn ich nur die Hälfte dieser Fragen stelle, habe ich ihn wohl möglich für immer vergrault. Ich darf nicht vergessen, dass ich vermutlich mehr oder jedenfalls anders über die ganze Situation nachgedacht habe. Dass er vermutlich kein Blog über die ganze Angelegenheit schreibt. Und dass er vielleicht auch großen Respekt vor mir hat. So als Mensch und Therapeutin und vielleicht auch als Frau, die zu ihren Gefühlen steht. Ich muss noch an der Leichtigkeit arbeiten. Manchmal komme ich mir bei diesem wohl unausweichlichen Unterfangen vor wie Galadriel im Herrn der Ringe (die Fans werden sich erinnern), die überwältigt von der Kraft des Ringes zu Frodo sagt:


"Ich leugne nicht, dass mein Herz das sehr begehrt hat. 
Anstelle eines dunklen Herrschers hättest du eine Königin! 
Nicht dunkel, aber schön und entsetzlich wie der Morgen! 
Tückisch wie die See!
Stärker als die Grundfesten der Erde! 
Alle werden mich lieben und verzweifeln! 
Ich bestehe die Prüfung. Ich werde schwächer werden und in den Westen gehen und Galadriel bleiben."

Bevor mich jetzt alle für größenwahnsinnig halten: Das ist wohl meine Art mit dieser außergewöhnlichen Situation fertig zu werden. Ich neige in meiner Gedankenwelt ein kleines bisschen zur Dramatik. Ich werde Flo gegenüber nicht die Galadriel miemen. Doch in der Übertreibung fällt es umso leichter, sich selbst zu erkennen. Und das ist mal ganz allein von mir.

Viele Grüße,
Eure Eva  

Dienstag, 22. Januar 2013

Paarhygiene am Dienstag

Hui! Mal wieder platze ich bald. Ich halts kaum aus, wenn ich nicht darüber reden, schreiben, singen, nachdenken kann. Und alles wird angeheizt durch die offensichtlich gute Stimmung zwischen mir und Flo. 



Vielleicht finden wir auch gerade zu der alten Leichtigkeit zurück und machen uns beide vor, dass das nicht gefährlich ist. Er nimmt wieder auf, was ich sage, was er eigentlich immer tat. Er freut sich über kleine Details, die ich über unsere Klientinnen berichte. Und die Kleinigkeiten sind wohlgemerkt immer etwas detailierter als die Fakten, die er zu tage fördert. Er ist oft beeindruckt von mir. Wir lachen zusammen über die skurile Lebensgeschichte der hypomanen Klientin, die sich von ihrem zwanghaften Lebenspartner und ehemaligem Gefängnisschließer trennte. Wir verstehen uns. Manchmal habe ich Bedenken, dass die anderen etwas merken. 
Eine schöne Visite später sitze ich !allein! im Aufenthaltsraum und schlürfe Kaffee, um mich einfach über die neue Leichtigkeit zu freuen und mich etwas von der ganzen Aufregung zu erholen. Doch dann höre ich seine Schritte und mein Bedürfnis nach Erholung ist sofort Vergangenheit, also augenblicklich nicht mehr vorhanden. In mir ruft es "Komm her, komm rein". Und er tut es! In mir ist folgendes los: Erleichterung und neue Aufregung zugleich. Er ist in Eile und muss irgendeine Liste fertigstellen, schaut aber nach, ob noch Kaffee da ist. Ich habe mir selbst schon einen Krümelkaffee gemacht, da ich den Rest in der Kanne als nicht ausreichend betrachtete. Das weiß er ja nicht. Also lasse ich es mir nicht nehmen, dass wir schauen gemeinsam in die Kaffeekanne schauen wie in ein Loch, in dem wir einen Schatz vermuten. Staunend über die Kaffeemange befindet er "Das reicht mir" und gießt sich die restlichen 90 ml ein. Er ist ja in Eile und muss seine Liste fertigstellen, was er nicht vergisst immer wieder zu erwähnen. Er setzt sich mir gegenüber und es entsteht ein Gespräch. Ich überfliege das Programm eines in unserer Klinik stattfindenden Curriculums, das auf dem Tisch liegt, und freue mich, dass für meinen Vortrag der Titel "Selbstsorge" ausgewählt wurde. Ich erkläre Flo, dass ich diesen Titel passender finde als die ursprüngliche "Psychohygiene". Er stimmt mir zu und meint funkelnd: "Es gibt ja auch Paarhygiene." Häää? Das nenne ich mal ne Überleitung. Werde ihn als Nachfolger für Markus Lanz vorschlagen. Und dann überschlägt es sich in mir: Was meint er bloß? Ist es einfach so dahingesagt? Meint er sich und seine Paarbeziehung? Meint er mich und meine Paarbeziehung? Meint er, wir sollten irgendeine Art von Hygiene betreiben? Ich würde liebend gerne alles Mögliche mit ihm betreiben. Ich bin so perplex über seine Querverbindung zur "Paarhygiene" und so durcheinander durch die tausend Fragen, die sofort in mir aufsteigen, dass ich darauf nicht weiter eingehen kann. Etwas feige ist das schon. Zwischendurch springt er auf, sucht nach etwas Essbarem, sortiert seine leeren Brotdosen, die er mitnehmen möchte. Lächeln, lächeln, lächeln. Es ist eine angenehme, aufgeladene, geradezu prickelnde Stimmung. Er sagt mehrmals, dass er wirklich gerne mit mir hier sitzen würde, aber leider die Liste fertigmachen muss. Ich bin amüsiert. Er wohl auch. Nochmal lächeln. Er muss los. Seine Brotdosen stehen vor mir. Ich erinnere ihn daran als er Anstalten macht, ohne die Dosen hinauszutorkeln. "Die wolltest du nicht mitnehmen?" fragt er scherzhaft, nimmt sie und geht als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich keine Verwendung für leere Brotdosen habe.
Erstens: Was war das denn?
Zweitens: Da geht noch was! 

"I'm so excited and I just can't hide it
I'm about to lose control and I think I like it
I'm so excited and I just can't hide it 
And I know I know I know I know I know I want to"
The Pointer Sisters - "I´m so excited"

Es ist wohl unausweichlich, dass ich mich konkret mit den nächsten Schritten auseinandersetzen muss. Heute Abend treffe ich mich mit Mathilda. Das muss ich auswerten und das Gespräch vorbereiten.

Freitag, 18. Januar 2013

Liebe - Ein unordentliches Gefühl

Es arbeitet in mir wie noch nie. 
In einem noch nie dagewesenen Selbsterfahrungstripp versuche ich Antworten zu finden. Antworten in Büchern, in Songs, in meinen eigenen Gedanken. 
Es geht voran, aber es dauert.



Und dann Flo, der diesem Selbsterfahrungstripp regelmäßig eine andere Richtung gibt. Die letzten Tage haben den Anschein von Normalität. Zumindest denke ich, dass es so nach außen wirkt. Wer weiß das schon? Wie es innerlich in mir aussieht, ist freilich ein ganz anderes Kapitel. Er findet es „schön“ mit mir (oder mit einer Therapeutin?) Visite zu machen. Ich warte auf ihn, wenn er mich darum bittet. Wir sind ein eingespieltes Team, flaxen wieder herum, wenn wir vor dem Patientenzimmer sind. Er erzählt mir von den sanften Augen eines Chirurgen. Was soll das denn? Ich meine, so etwas soll es auch unter Chirurgen geben. Aber welchem heterosexuellen Mann fällt das schon auf? Es entwickelt sich ein lockeres Gespräch, das ich so gerne weitergeführt hätte. Flo erzählt was von sich, aus seiner früheren Arbeitszeit. Und obendrein fragt er mich „Trinken wir noch einen Kaffee?“ (schmelz). Aber ich muss zur Supervision! Shit, ich kam einfach nicht auf die Idee, das Gespräch mit ihm über die Supervision zu stellen. Kommt bestimmt eine neue Gelegenheit versuche ich mich zu beruhigen. Innerlich bin ich angetan und glücklich, dass er das mit dem Kaffee gesagt hat. Mit etwas Abstand betrachtet, ist es natürlich gut, dass ich die Supervision vorziehe. Und das hält zudem die Spannung zwischen uns aufrecht. Und dann der Höhepunkt der gestrigen Dienstübergabe: Wir schauen uns zusammen ein Video auf einem Smartphone an. Er hält das Handy so, dass wir beide hineingucken können. Er rückt an mich noch näher heran als ich an ihn. In mir ist Alarm! Ich genieße diese Sekunden, wage nicht ihn anzusehen, genieße einfach die Nähe, die Fastberührung unserer Schultern. Oder berühren sie sich? Kurzzeitig zumindest. Und heute morgen wieder die Visite und Gespräche über Patienten und Anekdoten auf dem Stationsflur.

Was mache ich bloß? Ende des Jahres fragte ich mich öfter, ob ich überhaupt noch in ihn verliebt bin. Wie mir das so aussieht, scheint es wohl doch noch so zu sein. Die Wucht der Schmetterlinge ist vergangen, dennoch schaffe ich es nicht, eine neutrale Haltung zu ihm einzunehmen. Was also tun? Die Antwort suche ich noch.

„Ein Gefühl garantiert nichts, ein Gefühl kann auch nicht täuschen. Ein Gefühl hat keine Wirklichkeit…“
Karl Jaspers

Soviel zum Thema: Ist mein Gefühl richtig? Wenn ich das Gefühl habe, zwischen mir und Flo etwas klären zu müssen, dann ist das wohl richtig. Und warum um alles in der Welt ist es mir überhaupt passiert, dass ich mich in ihn verliebt habe? Er war wohl in einer sensiblen Lebensphase (Mutterschaft geht über in das „Ich-bin-auch-noch-eine-Frau“ als Kai größer wird) einfach da und bediente mit seinen Verhaltensweisen und seiner Erscheinung mein Beuteschema. Wenn ich Richard David Precht in "Liebe - Ein unordentliches Gefühl" glaube, dann hat das auch etwas mit meinen frühen Bindungserfahrungen zu Mutter und Vater zu tun. Ich versuche gerade meine persönliche Liebes-Landkarte zu erstellen. Welche Beziehungen habe ich erlebt? Wie haben sie mich, ich sie geprägt? Und vor allem: Wo führt das hin? Wichtige Erkenntnis: Verliebtheit (auch die in Flo) geht vorbei! Und selbst wenn mein sehnlichster Wunsch erfüllt würde, wäre meine Gefühlssituation in 7 Jahren wieder die gleiche. Liegt es an mir, dass ich nicht ertragen kann, dass das Kribbeln weggeht? Bin ich verliebt in die Liebe? Bin ich ein Liebesjunkie?
„Wenn ich liebe, liebe ich jemanden. Ich projeziere etwas in ihn hinein. Meine Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen haben ein Gegenüber und ein Ziel.“
Richard David Precht
Was projeziere ich also in Flo hinein? Sehe ich in ihm meinen persönlichen Retter? Den empathischen Frauenversteher mit den sinnlichen Augen? Meinen persönlichen Edward Cullen? Ich jage einem Trugbild nach, das es so nicht gibt. Nur warum finde ich diese Projektionen nicht in Konstantin? Oder habe ich sie nur nicht gesucht? Es hat etwas mit der Aufregung zu tun. 

„Denn die Erwartungen an unseren Liebespartner sind – zumindest in den stark individualisierten Gesellschaften – zwei: 
Versteh mich! Und: Mach mein Leben interessant.“ 
Richard David Precht

Wir suchen Bindung und Aufregung. Wie lässt sich das beides miteinander vereinbaren? Eins ist klar: Flo macht mein Leben interessant, zumindest meine Projektionen von ihm. Er hat meine Gefühlswelt geradezu revolutioniert und durcheinandergewirbelt. Bei Konstantin finde ich tiefe Bindung, die ich auch völlig bejahe und die ich keinesfalls missen möchte. Es ist der Nervenkitzel, dieses „Ich-bin-am-Leben“-Gefühl. Kann ich die Aufregung auch ohne Flo in mein Leben zurückholen? Kann ich mich so entlieben? Will ich mich überhaupt entlieben? Die eine Hälfte sagt „Ja“ und möchte, dass sich alles wieder sortiert und ruhiger wird. Die andere Hälfte aber wünscht sich die Aussprache mit Flo, in der ich ihm unmissverständlich mitteile, was ich möchte und fühle. Wann soll das stattfinden? Wo soll das stattfinden? Was will ich ihm sagen? Und wer kann mir dabei helfen, diese Fragen zu beantworten?

Mittwoch, 16. Januar 2013

Das süße Nichts

Und immer wieder Flo! Und dabei ist es nur ein süßes Nichts, was er mir gibt. Ein süßes Nichts, was zwischen uns ist. Ist es nun süß oder nichts?




Ich bin eindeutig noch zu abhängig von dem Thema. Ich bin da noch nicht durch, obwohl schon ein ganzes, großes Stück vorangekommen. Ich muss mir über meine eigenen Bedürfnisse klar werden. Was will ich also? Das, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist: in meiner Partnerbeziehung und meiner kleinen Familie bleiben und den Prozess vorantreiben. Das ist einfach und braucht nur wenige Worte. Life is simple. Es gefällt mir überwiegend wie ich lebe. 
Was will ich dann von Flo? Das ist kompliziert und verbraucht viele Gedanken und Worte. Will ich eine Affäre mit ihm? Natürlich ist er auch körperlich anziehend, aber was wäre wirklich, wenn es dazu kommen würde? Oh Gott, oh Gott! Das habe ich mir noch gar nicht überlegt. Das ist jetzt auch nicht der Punkt. Der Punkt ist vielmehr, dass ich mit einer überwältigenden Verliebtheit zu ihm startete und eine seelische Verbindung zu ihm suchte. Was heißt da seelische Verbindung? Ich suche Nähe und Gespräche, persönliche Gespräche. Ich kann mich weiterhin nicht konzentrieren, wenn ich ihm und er mir in die Augen sieht. Ich starre auf seinen Mund und denke nur „beherrsche dich“. Nebenbei laufen in meinem Kopf diese Bilder ab. Sein Mund. Seine Lippen! Oh, es sind keinesfalls platonische Wünsche, die ich mir da ausmale. Und so muss ich mir wohl eingestehen, dass es dann anscheinend doch ein körperliches Bedürfnis ist. Ich möchte also seelische und körperliche Nähe zu ihm in welcher Art von Beziehung auch immer. Welche Art von Beziehung? Bleibt ja nicht viel mehr als eine Affäre. Oder fällt Euch was ein? Wichtige Erkenntnis beim Sich-darüber-klar-werden, was ich möchte.
Ich konzentriere mich hier gerade völlig auf meine eigenen Bedürfnisse. Natürlich ist mir auch klar, dass er mein Werben schon einmal abgelehnt hat. Mathilda meint, dass ich meine Bedürfnisse klarer kommunizieren müsse. Bisher habe ich ihm ja lediglich gestanden, dass ich mich in ihn verliebt habe und nicht, was ich nun damit anfangen möchte. Und da ich das selber nicht abschließend weiß, versuche ich mir hier darüber klar zu werden. Vielleicht geht es besser nach dem Aussschlussprinzip. Was ich nicht will, ist eine verpflichtende Beziehung zu ihm. Das haben wir beide und das ist auch schön so und soll auch so bleiben. Alles andere kann ich mir vorstellen. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihm gerne auf eine nicht verpflichtende (?) (Naja, möchte immerhin schon dass ich die einzige Affäre wäre), diskrete Art und Weise näher kommen. Ich möchte ihn körperlich und seelisch kennen lernen. Ich möchte unsere Energien bündeln und auch gut mit ihm zusammenarbeiten. Das Problem oder das Glück ist, dass wir zusammenarbeiten. Was fasziniert mich nur so an ihm?

Es ist seine Stimme. Ganz viel Stimme! Die sanfte, aber bestimmte Stimmlage.

Manchmal sind es seine Augen, seine Blicke. Und "manchmal" ist komplett untertrieben.

Es ist seine Art, mit Klienten, mit Menschen umzugehen.

Es sind keinesfalls seine Haare, obwohl sie zu ihm passen.

Es ist sein Duft.

Es ist seine Begeisterung für zwischenmenschliche Abläufe.

Es ist seine Reflektiertheit. 

Es ist seine überraschende Meinung übers Weltgeschehen, die ich von einem gut situierten Mann nicht erwartet habe.

Das ist so eine schöne Liebeserklärung, die da einfach so aus mir rausfließt. Ich bin von meinen eigenen Worten gerührt. Nicht auszudenken, wenn ich ihm das sagen könnte! Doch wie stelle ich mir das vor? Wie soll ich in die Lage kommen, dass ich ihm sagen kann, was ich möchte? Und wann überhaupt? Morgens sitze ich ganz professionell in der Besprechung und zwischendurch treffe ich mich mit ihm für zwischenmenschlichen Austausch? Wie soll das gehen?? Und was soll da gehen? Grrrrrrrr! Ich denke zu weit. Vielleicht wäre es gut, ihm das Angebot zu machen, es ganz aus der Klinik rauszuhalten. Und außerhalb zu treffen? Für ein weiteres Gespräch, sofern es eines geben sollte, wäre es sowieso gut, es aus der Klinik rauszuhalten. Vielleicht sollte ich mal die Cafés im Umkreis checken. Zu gefährlich, wenn uns jemand sieht? Und dann würde ich ungern heulen. Ich möchte es eher auf die lockere, entspannte, witzige, aufregende Art. Ja, aber es ist schon irgendwie auch eine ernste Situation. Ich brauche einen Ort außerhalb der Klinik. Einen öffentlichen Ort, wo es nicht zu ruhig ist, wo man sich aber auch nicht anschreien muss, um sich zu verstehen. Und dort würde ich ihm dann sagen: 

„Schön, dass du gekommen bist. Ich wollte schon immer mal mit dir bei Kerzenschein...“  

Naja, an der Einleitung muss ich noch arbeiten. Aber die Kernaussage soll sein:

„Ich habe in der letzten Zeit sehr viel an mir gearbeitet und mehr über meine Gefühle, über mich gelernt als in den letzten zehn Jahren. Ich sehe jetzt viele Sachen klarer und möchte dir das genauso klar kommunizieren. Ich habe an meiner Beziehung gearbeitet und einige Veränderungen auf den Weg gebracht. Ich fühle mich wohl dabei. Ich möchte in meiner Beziehung bleiben und weiter daran arbeiten, aber das sagte ich ja schon. Was meine Gefühle für dich angeht, so bin ich noch immer froh, dich eingeweiht zu haben, weil das viel ins Rollen gebracht hat. Ich weiß heute, dass ich keine Beziehung zu dir möchte, alles andere aber kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich stehe zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen. Würde ich sie verleugnen, würde ich mich selbst verletzen. Mir vor Augen zu halten, dass ich nur dieses eine Leben habe, ist die beste Methode, die ich mir vorstellen kann, sich nicht vorzumachen, dass ich etwas zu verlieren habe. Wir alle bereits nackt, es gibt keinen Grund, nicht seinem Herzen zu folgen.“ 

Okay, das letzte Stück ist von Steve Jobs geklaut. Dem Ganzen fehlt offensichtlich noch die Leichtigkeit. Ich muss da weiter drüber nachdenken. Ich bin noch nicht durch mit diesem süßen Nichts.

"So I put my faith in something unknown
I'm living on such sweet nothing
But I'm trying to hope with nothing to hold
I'm living on such sweet nothing
And it's hard to learn
And it's hard to love
When you're giving me such sweet nothing
Sweet nothing, sweet nothing
You're giving me such sweet nothing"
Sweet nothing - Calvin Harris