Ich fasse es nicht. Ich platze bald! Dies beschreibt wohl ganz gut meinen Zustand nach einer abgeschlossenen Arbeitswoche. Weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Was ist eigentlich alles passiert? Nichts und doch alles. Es ist wahrscheinlich gut, dass Flo jetzt erstmal im Urlaub ist. Das Wort "wahrscheinlich" sagt schon alles. Kopf sagt: Es ist besser so; Herz fragt: Wie soll ich die Zeit ohne ihn überstehen? Ich bin mir weder sicher, was gut für mich ist, noch wie er zu mir steht. Er sucht meine Nähe. Er findet es wahrscheinlich angenehm mit mir zu arbeiten. Er erzählt mir private Dinge. Das sind seine unabstreitbaren Verhaltensweisen mir gegenüber. Nun zu deren Interpretation:
Wir begeben uns heute morgen auf die Visite, die irgendwie nicht in Gang kommt, weil Klienten nicht anwesend sind, Akten fehlen, wir beide mehrere Sachen gleichzeitig machen oder sonst noch was. Es ist etwas konfus. Einzig eine histrionisch anmutende Klientin, die heute entlassen werden sollte, trefen wir an. Ihre Vorstellung ist filmreif. Und im Anschluss an die Visite müssen wir tatsächlich über ihre "Darbietung" so herzlich lachen. Lachen tut so gut. Gerade in einem Arbeitsfeld, wo es stets um existentielle Fragen geht. Auch wo gestorben wird, hört das Lachen nicht auf. Das stelle ich mal als provokante These auf.
In unsere heitere Atmosphäre platzt dann plötzlich diese Ärztin, die mich mindestens so histrionisch wie die Klientin begrüßt (überschwengliche Umarmung und dabei dieses leichte Kreischen, was an Rudimente pubertärer Freude beim Anblick der besten Freundin erinnert) und mir mit theatralischen Schilderungen augenblicklich eine ihrer Klientinnen überhelfen will. Flo und ich grinsen in uns hinein. Er checkt die Situation sofort und fragt mich süffisant grinsend, ob er mir gleich mal den Konsilschein für besagte Klientin ausfüllen soll. Ich funkle ihn an: "Danke auch!" und trete ihm gedanklich auf den Fuß. Oh, wenn ich das hier so lese, flirte nicht nur ich mit ihm, sondern er auch mit mir.
Später - als mich dann doch das schlechte Gewissen erreicht, ob die theatralische Klientin der histrionischen Ärztin nicht doch meine Hilfe braucht - wird Flo ganz ernst und entlastet mich von meinem Schuldgefühl, weil ich nicht gleich zu der Klientin hingestürzt bin. Er berichtet kurz, dass er selbst bei besagter Klientin gewesen sei. In seiner unvergleichlich empathischen Art und Weise. Das kann er wirklich gut. Und ihr kriege natürlich Mitleid mit der Klientin und frage mehr mich selbst als ihn "Oder soll ich doch noch mal zu ihr gehen?" Er darauf "Nein" und bestätigt mich in meiner prä-empathischen Entscheidung, sie nicht noch einmal aufzusuchen. Außerdem sagt er, dass die Ärztin grenzüberschreitend gewesen sei und dass das ja mal gar nicht gehe. Ist ja süß: Er beschützt mich!
Wir begeben uns heute morgen auf die Visite, die irgendwie nicht in Gang kommt, weil Klienten nicht anwesend sind, Akten fehlen, wir beide mehrere Sachen gleichzeitig machen oder sonst noch was. Es ist etwas konfus. Einzig eine histrionisch anmutende Klientin, die heute entlassen werden sollte, trefen wir an. Ihre Vorstellung ist filmreif. Und im Anschluss an die Visite müssen wir tatsächlich über ihre "Darbietung" so herzlich lachen. Lachen tut so gut. Gerade in einem Arbeitsfeld, wo es stets um existentielle Fragen geht. Auch wo gestorben wird, hört das Lachen nicht auf. Das stelle ich mal als provokante These auf.
In unsere heitere Atmosphäre platzt dann plötzlich diese Ärztin, die mich mindestens so histrionisch wie die Klientin begrüßt (überschwengliche Umarmung und dabei dieses leichte Kreischen, was an Rudimente pubertärer Freude beim Anblick der besten Freundin erinnert) und mir mit theatralischen Schilderungen augenblicklich eine ihrer Klientinnen überhelfen will. Flo und ich grinsen in uns hinein. Er checkt die Situation sofort und fragt mich süffisant grinsend, ob er mir gleich mal den Konsilschein für besagte Klientin ausfüllen soll. Ich funkle ihn an: "Danke auch!" und trete ihm gedanklich auf den Fuß. Oh, wenn ich das hier so lese, flirte nicht nur ich mit ihm, sondern er auch mit mir.
Später - als mich dann doch das schlechte Gewissen erreicht, ob die theatralische Klientin der histrionischen Ärztin nicht doch meine Hilfe braucht - wird Flo ganz ernst und entlastet mich von meinem Schuldgefühl, weil ich nicht gleich zu der Klientin hingestürzt bin. Er berichtet kurz, dass er selbst bei besagter Klientin gewesen sei. In seiner unvergleichlich empathischen Art und Weise. Das kann er wirklich gut. Und ihr kriege natürlich Mitleid mit der Klientin und frage mehr mich selbst als ihn "Oder soll ich doch noch mal zu ihr gehen?" Er darauf "Nein" und bestätigt mich in meiner prä-empathischen Entscheidung, sie nicht noch einmal aufzusuchen. Außerdem sagt er, dass die Ärztin grenzüberschreitend gewesen sei und dass das ja mal gar nicht gehe. Ist ja süß: Er beschützt mich!
Zwischen zwei Klienten erzählt er mir schon mal private Dinge. Er öffnet sich und gewährt mir Einblicke, von denen er nicht weiß, was er damit bei mir auslöst. Es war alles so stimmig. So als seien wir ein eingespieltes Team, zwei Menschen zwischen denen es einfach funktioniert. Er erzählt, dass er schon als Junge - "Wie süß!" (Die Formulierung habe ich wahrscheinlich zuletzt mit 14 verwendet, aber das kennzeichnet nur meinen geistigen Verwirrtheitszustand) - vor Beginn des Urlaubes immer gerne seinen Koffer gepackt habe und eine besondere Freude daran hätte, möglichst viel Gepäck auf kleinem Raum zu verstauen. Er sei ein Meister im Verstauen. Klingt schon ein bisschen zwangsgestört. Er erzählt auch, dass er das Gefühl habe, seine Frau dieses Jahr mit all der Arbeit allein zu lassen. Und nun müsse sie all die Sachen für den Urlaub ohne ihn packen. Dies war ein so wichtiger Punkt für ihn, dass er selbst darüber schmunzeln musste. Er lasse seine Frau mit so vielen Aufgaben allein, aber Sorgen mache er sich ausgerechnet darüber. Und alles, was er über sie sagt, klingt sehr liebevoll. Und das freut mich ehrlich für ihn. Ich bin schon komisch. Was will ich eigentlich? Ist jetzt nicht die Frage. Kann ich sowieso nicht beantworten. Anschließend treffen wir beim Gang auf eine andere Station irgendeinen Sicherheitsmenschen des Unternehmens, der Flo - seines Zeichens (zwangsgestörter) Sicherheitsbeauftragter unseres Bereiches - belehrte, den Reanimationskoffer regelmäßig zu überprüfen. Kontrollieren sei nicht so seins meinte er darauf zu dem Sicherheitsmenschen. Und ich denke so bei mir, dass das ja nun mal gar nicht hinhaue, sage aber schließlich "Außer wenn es darum geht, Koffer zu packen.", um ihn scherzhaft an seine zwanghafte Komponente zu erinnern. "Das ist privat." entgegnet er mir ebenso scherzhaft schlagfertig. Es ist immer gut, so etwas aufzuschreiben, denn hierbei frage ich mich: Was bekommen andere Menschen von dem Flirten mit. Wer Augen im Kopf hat, wird es merken?
Einen Trumpf habe ich mir aufgehoben, um ihm ein letztes Mal begegnen zu können bevor wir uns für die lange Zeit des Urlaubes nicht sehen werden. Es ist die Glückwunschkarte zur Hochzeit einer Kollegin, die ich organisiert habe. Flo wollte noch unterschreiben und etwas Geld für das Geschenk dazugeben. Ich überlege hin und her. Es wird später und später. Ich habe ihn in ein anderes Gebäude gehen sehen, weiß nicht wo er ist. Ich hoffe darauf, dass er nochmal in unserem gemeinsamen Behandlungsbereich zu tun hat. Ich will ja unseren Kontakt nicht überstrapazieren, ihn nicht nerven. Schließlich nehme ich allen Mut zusammen und rufe ihn auf seinem Diensthandy an. Ich sage: "Ja, hier ist Eva und ich wollte dich noch mal wegen der Glückwunschkarte nerven." Er darauf, dass ich doch nicht nerven würde (Sehr gut! Das wollte ich hören.) und er habe im Gegenteil gerade an MICH gedacht (Super! Das hätte ich nicht zu träumen gewagt). Und er habe (enttäuscht) gedacht ich sei schon weg und er hätte es - das mit der Glückwunschkarte - verpasst. Hääääh? Bitte? So etwas kann man sich doch nicht mal eben ausdenken oder? Oder gibt es Kurse, in denen Männern beigebracht wird, wie man Frauen in weniger als 20 Sekunden bezirzen kann? Und bevor ich fragen kann wie wir nun zueinander kommen, sagt er "Ich komme rüber."
Ok, Alarm bis in die letzte Nervenzelle. Wie soll ich mich beschäftigen bis er hier auftaucht? Irgendwas sortieren? Das hilft bei zwanghaften Therapeutinnen eigentlich gut. Ich sehe mir am besten gar nicht an wie er hier rüber kommt, versuche bei Verstand zu bleiben und mich ans Atmen zu erinnern. Ich ingoriere ihn und seine Schritte weitestgehend bis er bei mir im Zimmer steht. Und so kommt es, dass er ohne Vorwarnung plötzlich mit einem 50cm-Blumentopf mit noch viel größerer Pflanze drin schnaufend in meinem Zimmer steht. Der ist schwer! rattert es in meinem Gehirn. Ich bin kurzzeitig geschockt als er hinter der Pflanze versteckt dasteht. Schon klar: Er will, dass ich das Ungetüm in seiner Abwesenheit gieße. Wohin? Schnell ist ein Platz gefunden. Er stellt den Blumentopf nicht ohne meine Zustimmung ab. Ich sage, dass ich ihn mit diesem Umgetüm ja wohl schlecht wieder zurückschicken könne. Und er darauf etwas amüsiert bagatellisierend und fast ein bisschen entschuldigend, dass die Pflanze wirklich ganz pflegeleicht (Meint er die Pflanze oder sich?) sei. Ja, ja, mal sehen wie es dem Blumentopf so bei mir geht. Ich bin ja nicht gerade bekannt für meine floralen Fähigkeiten, habe im Gegenteil bestimmt schon ein Dutzend Blumentöpfe hier in meinem Büro hingerichtet. Dann unterschreibt er auf der Karte und malt dabei an das "O" von Flo, was auch immer, ein paar Ohren? Oder Haare? Verzierungen, die mich irgendwie ans Poesiealbum erinnern. Wahrscheinlich ist in meinem Gehirn die ganze Zeit aus unerfindlichen Gründen mein Pubertäts-Cluster aktiviert und dafür verantwortlich, dass mir kreischende beste Freundinnen, Poesiealben und Aussprüche wie "süß" einfallen. Und dann gibt er mir noch 5 Euro für das Geschenk, dass ich für die Kollegin besorgt habe. Wie romantisch (Pubertäts-Cluster)! Nachdem die Formalien geklärt sind, folgen die gegenseitigen Urlaubswünsche, denn ich gehe in einer Woche ebenfalls in Urlaub. Es entsteht eine Pause, in der wir beide nicht wissen, was wir sagen sollen. Einen kurzen Moment habe ich den Eindruck, dass noch hätte etwas passieren können. Geht es noch kryptischer? Ich weiß nicht, noch ein längeres Gespräch, noch etwas mehr Zeit. Ich glaube wir wollen uns beide nicht so recht trennen, tun es aber dann aus Vernunft und Mangel an Gründen zusammen zu bleiben. Als er mein Zimmer verlassen hat, rennt er buchstäblich zurück in seinen Bereich und legt sich auf dem Weg fast hin. Das könnte ihm schon ordentlich peinlich sein. Mich bringt es zum Lachen und ich frage mich: Was war das denn?
Dieser ganze Tag war eine Aneinanderreihung von schönen Begegnungen. Irgendwie habe ich bei all dem ein so gutes Gefühl. Ich habe einen netten Kollegen, der fast vor meinem Zimmer hinstürzt - wirklich toll! Das kann sich wirklich nur jeder wünschen. Ein bisschen Selbstironie kann nicht schaden. Als ich Mathilda die Begegnungen schildere, scheint sie sehr amüsiert, dass das kontrollierte Leben der Eva Cormann ins Wanken gerät. Ich sage ihr "Manchmal glaube ich, wir flirten miteinander." (Das glaube ich nach meinem Roman heute sicher). Und sie darauf "Das hoffe ich doch!" Für mich heißt das: Nimm alles mit, was Du erleben kannst. Fühle, spüre, genieße. "All emotions are beautiful. Appreciate every last bite." (The Holstee Manifesto). Denn Du lebst nur einmal.
Ok, Alarm bis in die letzte Nervenzelle. Wie soll ich mich beschäftigen bis er hier auftaucht? Irgendwas sortieren? Das hilft bei zwanghaften Therapeutinnen eigentlich gut. Ich sehe mir am besten gar nicht an wie er hier rüber kommt, versuche bei Verstand zu bleiben und mich ans Atmen zu erinnern. Ich ingoriere ihn und seine Schritte weitestgehend bis er bei mir im Zimmer steht. Und so kommt es, dass er ohne Vorwarnung plötzlich mit einem 50cm-Blumentopf mit noch viel größerer Pflanze drin schnaufend in meinem Zimmer steht. Der ist schwer! rattert es in meinem Gehirn. Ich bin kurzzeitig geschockt als er hinter der Pflanze versteckt dasteht. Schon klar: Er will, dass ich das Ungetüm in seiner Abwesenheit gieße. Wohin? Schnell ist ein Platz gefunden. Er stellt den Blumentopf nicht ohne meine Zustimmung ab. Ich sage, dass ich ihn mit diesem Umgetüm ja wohl schlecht wieder zurückschicken könne. Und er darauf etwas amüsiert bagatellisierend und fast ein bisschen entschuldigend, dass die Pflanze wirklich ganz pflegeleicht (Meint er die Pflanze oder sich?) sei. Ja, ja, mal sehen wie es dem Blumentopf so bei mir geht. Ich bin ja nicht gerade bekannt für meine floralen Fähigkeiten, habe im Gegenteil bestimmt schon ein Dutzend Blumentöpfe hier in meinem Büro hingerichtet. Dann unterschreibt er auf der Karte und malt dabei an das "O" von Flo, was auch immer, ein paar Ohren? Oder Haare? Verzierungen, die mich irgendwie ans Poesiealbum erinnern. Wahrscheinlich ist in meinem Gehirn die ganze Zeit aus unerfindlichen Gründen mein Pubertäts-Cluster aktiviert und dafür verantwortlich, dass mir kreischende beste Freundinnen, Poesiealben und Aussprüche wie "süß" einfallen. Und dann gibt er mir noch 5 Euro für das Geschenk, dass ich für die Kollegin besorgt habe. Wie romantisch (Pubertäts-Cluster)! Nachdem die Formalien geklärt sind, folgen die gegenseitigen Urlaubswünsche, denn ich gehe in einer Woche ebenfalls in Urlaub. Es entsteht eine Pause, in der wir beide nicht wissen, was wir sagen sollen. Einen kurzen Moment habe ich den Eindruck, dass noch hätte etwas passieren können. Geht es noch kryptischer? Ich weiß nicht, noch ein längeres Gespräch, noch etwas mehr Zeit. Ich glaube wir wollen uns beide nicht so recht trennen, tun es aber dann aus Vernunft und Mangel an Gründen zusammen zu bleiben. Als er mein Zimmer verlassen hat, rennt er buchstäblich zurück in seinen Bereich und legt sich auf dem Weg fast hin. Das könnte ihm schon ordentlich peinlich sein. Mich bringt es zum Lachen und ich frage mich: Was war das denn?
Dieser ganze Tag war eine Aneinanderreihung von schönen Begegnungen. Irgendwie habe ich bei all dem ein so gutes Gefühl. Ich habe einen netten Kollegen, der fast vor meinem Zimmer hinstürzt - wirklich toll! Das kann sich wirklich nur jeder wünschen. Ein bisschen Selbstironie kann nicht schaden. Als ich Mathilda die Begegnungen schildere, scheint sie sehr amüsiert, dass das kontrollierte Leben der Eva Cormann ins Wanken gerät. Ich sage ihr "Manchmal glaube ich, wir flirten miteinander." (Das glaube ich nach meinem Roman heute sicher). Und sie darauf "Das hoffe ich doch!" Für mich heißt das: Nimm alles mit, was Du erleben kannst. Fühle, spüre, genieße. "All emotions are beautiful. Appreciate every last bite." (The Holstee Manifesto). Denn Du lebst nur einmal.
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