Es ist schlimm!
Ich leide!
Ich weiß nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Ich höre die ganze Zeit „Adele".
So schöne, traurige Musik! Sehr zu empfehlen für Menschen, die sich in ihrem Unglück suhlen wollen. Macht echt süchtig. Und ich sollte das nicht tun - soviel Adele hören meine ich -, weil sie mich noch leidender und schmachtender macht. Ich muss da durch und doch will ich da drin bleiben.
So schöne, traurige Musik! Sehr zu empfehlen für Menschen, die sich in ihrem Unglück suhlen wollen. Macht echt süchtig. Und ich sollte das nicht tun - soviel Adele hören meine ich -, weil sie mich noch leidender und schmachtender macht. Ich muss da durch und doch will ich da drin bleiben.
Oh Mann, es hat mich voll erwischt. Wo sind die 20 Jahre hin. Ich höre mich genauso wie damals und doch auch wie meine eigene Großmutter an.
Wo war ich in meinem letzten post stehengeblieben? Wie war das eigentlich als er aus dem Urlaub zurückkam? Ich freute mich, dass er wieder da war. Es war irgendwie aufregend. Aufregend für mich ganz alleine. Manchmal reichte es mir schon, wenn ich ihn von Weitem sah. Wenn er auf der Bank vor meinem Fenster saß. Einfach, dass ich wußte, er ist da. Ich mochte es, wenn er in mein Zimmer kam, um mir von einer Klientin zu berichten. Er sah dabei selbst sehr mitgenommen aus. Ich
guckte betroffen, war auch betroffen, aber mehr noch starrte ich ihn
ein bisschen an. Ich konnte meine Gefühle dabei nicht ausblenden.
Vielleicht fragte ich noch nach Details über die Klientin, was uns beide
noch betroffener machte. Ich hatte schon immer etwas übrig für depressiv,
ausweglose Situationen. So herrlich traurig. Es gibt bestimmt einen
Fachausdruck dafür. Bin ich wirklich so kaputt? Vielleicht ist mir nur ein bisschen Romantik abhanden gekommen, die ich hier zu finden scheine oder zumindest hier hineinprojeziere. Das muss ja auch nicht mehr als Schmachten werden. "Die wahre Romantik...liegt...in der unerfüllten Sehnsucht, Schmachten ist romatischer als lieben - an diesem Punkt reichen sich die Frühromantik mit ihrem unerfüllten Sehnen in der Literatur und die Spätromantik mit ihren US-amerikanischen Fernsehserien die Hand." (Richard David Precht: Liebe - Ein unordentliches Gefühl)
Die äußeren Begingungen zwangen uns, eng miteinander zusammen zu arbeiten. Mehrere Mitarbeiter, die ihm unterstellt waren, fielen aus, so dass die Visiten mit ausschließlich uns beiden sehr hochkarätig besetzt waren. Es war so angenehm, mit ihm zu arbeiten. Er ging auf die Klientinnen ein und ich hatte das Gefühl, dass es ihm wirklich etwas bedeutet. In den Klientengesprächen brauchte er länger als andere Ärzte, worüber sich die meisten Mitarbeiter einfach nur aufregten. Und ich fand es einfach…unvergleichlich. Er ging wirklich auf die Menschen ein und wartete vor dem Klientenzimmer schon mal mit Laienpsychologie auf. Manchmal holte er sich eine leicht unsichere Rückversicherung bei mir, da ich ja die Expertin bin. Ich spüre keine hierarchische Distanz wie ich sie so oft im Klinikalltag erlebt habe. Und dann meldet sich mein Gewissen: Er ist 38 Jahre alt, verheiratet und hat 3 Kinder. Ich bin 35 Jahre alt, glücklich liiert und Mutter. – Es darf nicht sein. Ich muss es loswerden!
Jedenfalls ist er der erste, der mich so unwahrscheinlich einbezieht. Letzte Woche hatte er die Idee, dass ich doch auch mehr in der Visite mitwirken könne, damit es „gleichberechtigter“ wird. Welcher leitende Arzt schlägt denn das bitte vor? Mein Weltbild vom Gesundheitswesen wurde durch diese und andere Änßerungen von ihm völlig auf den Kopf gestellt. Ich trat an ihn heran, vielleicht ein bisschen zu nah – habe in letzter Zeit Probleme beim Einschätzen des richtigen Abstandes – und fragte, an was er denn gedacht habe. Darauf antwortete er das mit der Gleichberechtigung. Ich sagte, dass ich es mir mal durch den Kopf gehen lasse. Ich lasse mir das jetzt seit 1 Woche unaufhörlich durch den Kopf gehen und komme zu keiner Lösung. Ich werde ihm etwas darauf antworten müssen. Was könnte ich denn halbwegs Sinnvolles in der Visite tun? Ich nutzte sie bisher einfach zum diagnostischen Beobachten. Und das war gut und richtig. Warum komme ich nur so ins Schwanken auf vorher sicher gelaubtem Terrain? Und es bleibt doch immer noch eine ärztliche Visite. Was erwartet er von mir? Ich finde es gut, die Dinge in Fluss zu halten. Warum nicht immer mal was verändern? Nur so kommt man weiter und entwickelt sich. Was mich daran schreckt, ist, dass die Klientinnen immer noch wegen ihrem körperlichen Problem und nicht wegen ihrer Psyche bei uns sind. Oder ich kann mit so viel Wertschätzung seinerseits nicht umgehen? Natürlich wird es komplizierter, weil ich in der ganzen Situation emotional befangen bin.
Und dann macht er mir auch noch Komplimente, sei es über meine Art zu referieren, sei es über mein Äußeres, und weiß höchstwahrscheinlich gar nicht, was er damit anrichtet. Ich komme am Dienstag mit einer neuen Frisur auf die Arbeit – ein Tag an dem wir uns lediglich mal kurz von Weitem gesehen haben. Am Mittwoch trifft er mich im Treppenhaus und sagt auf meinen Kopf deutend „Sieht gut aus“ mit dem Hinweis „schon seit gestern." Mathildas Kommentar dazu: „Er ist sehr … aufmerksam.“ Ja, oder was? Ist das normal für einen Typen? Ich meine, führt er irgendwie Buch darüber, wann wer beim Friseur war? Oder wie merkt er sich so etwas? Oder bemerkt er es nur bei mir? Verlockender Gedanke! Mir ist ja auch klar, dass ich ihn und seine Reaktionen hochstilisiere, aber was soll ich denn tun, wenn ich ständig mit ihm konfrontiert bin und er auch noch so nett zu mir ist? Gestern sitze ich in einer Besprechung neben ihm und wir sprechen danach noch über die eine oder andere Klientin. Ich lausche seinen Erläuterungen und schaue ihn an – wieder etwas zu wenig Abstand. Ich muss öfter wegschauen, sonst drehe ich durch. Manchmal muss ich mir das Lachen verkneifen. Schließlich geht es um ernste Themen: junge Menschen mit infauster Prognose. Aber vielleicht lässt uns gerade das in einem Boot sitzen, auf einer Wellenlänge schweben. Die tägliche Auseinandersetzung mit wirklich schweren Schicksalsschlägen, die ein Außenstehender einfach nicht verstehen, nicht nachempfinden kann. Richard David Precht sagt in seinem Buch "Liebe - Ein unordentliches Gefühl" dazu: "Außergewöhnliche Situationen begünstigen außergewöhnliche Gefühle. Und das Gefühl, etwas besonderes zu erleben, kann eine Erregung so in die Höhe treiben, dass sie dazu führt, sich zu verlieben." Die Wahrscheinlichkeit sich auf einer baufälligen Hängebrücke zu verlieben ist einfach größer als im Supermarkt. Ist dies also meine persönliche Hängebrücke? Und warum passiert mir das jetzt? Zu diesem Zeitpunkt? Warum habe ich sie überhaupt bemerkt? Und warum lasse ich mich darauf ein, dieses baufällige Ding zu betreten? Was hat mich geschubst oder gelockt? Wann wird mir das Ganze um die Ohren fliegen? Und die alles entscheidende Frage: Werde ich weitere Schritte auf dieser aufregenden Brücke gehen?
Und dann macht er mir auch noch Komplimente, sei es über meine Art zu referieren, sei es über mein Äußeres, und weiß höchstwahrscheinlich gar nicht, was er damit anrichtet. Ich komme am Dienstag mit einer neuen Frisur auf die Arbeit – ein Tag an dem wir uns lediglich mal kurz von Weitem gesehen haben. Am Mittwoch trifft er mich im Treppenhaus und sagt auf meinen Kopf deutend „Sieht gut aus“ mit dem Hinweis „schon seit gestern." Mathildas Kommentar dazu: „Er ist sehr … aufmerksam.“ Ja, oder was? Ist das normal für einen Typen? Ich meine, führt er irgendwie Buch darüber, wann wer beim Friseur war? Oder wie merkt er sich so etwas? Oder bemerkt er es nur bei mir? Verlockender Gedanke! Mir ist ja auch klar, dass ich ihn und seine Reaktionen hochstilisiere, aber was soll ich denn tun, wenn ich ständig mit ihm konfrontiert bin und er auch noch so nett zu mir ist? Gestern sitze ich in einer Besprechung neben ihm und wir sprechen danach noch über die eine oder andere Klientin. Ich lausche seinen Erläuterungen und schaue ihn an – wieder etwas zu wenig Abstand. Ich muss öfter wegschauen, sonst drehe ich durch. Manchmal muss ich mir das Lachen verkneifen. Schließlich geht es um ernste Themen: junge Menschen mit infauster Prognose. Aber vielleicht lässt uns gerade das in einem Boot sitzen, auf einer Wellenlänge schweben. Die tägliche Auseinandersetzung mit wirklich schweren Schicksalsschlägen, die ein Außenstehender einfach nicht verstehen, nicht nachempfinden kann. Richard David Precht sagt in seinem Buch "Liebe - Ein unordentliches Gefühl" dazu: "Außergewöhnliche Situationen begünstigen außergewöhnliche Gefühle. Und das Gefühl, etwas besonderes zu erleben, kann eine Erregung so in die Höhe treiben, dass sie dazu führt, sich zu verlieben." Die Wahrscheinlichkeit sich auf einer baufälligen Hängebrücke zu verlieben ist einfach größer als im Supermarkt. Ist dies also meine persönliche Hängebrücke? Und warum passiert mir das jetzt? Zu diesem Zeitpunkt? Warum habe ich sie überhaupt bemerkt? Und warum lasse ich mich darauf ein, dieses baufällige Ding zu betreten? Was hat mich geschubst oder gelockt? Wann wird mir das Ganze um die Ohren fliegen? Und die alles entscheidende Frage: Werde ich weitere Schritte auf dieser aufregenden Brücke gehen?
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