Habe mein Adele-Verbot ganz gut durchgehalten. Bin aber dafür auch nicht halb so euphorisch wie die letzte Zeit. Ich zweifle. Ich zweifle, ob die Kopfentscheidung ausreicht. Und ob sie wirklich die einzig mögliche Umgangsweise mit Flo ist. Bevor ich in dieser Situation steckte, hätte ich das jedenfalls genauso vertreten wie mir die Seelsorgerin sagte. Alles andere war indiskutabel. Und auch Internetforen sind voll von Ratschlägen, die stets eine Schwarz-Weiß-Entscheidung für oder gegen etwas verlangen. Jeder, der das nicht tut, wird beschimpft. Ich gehe durch die Welt und suche nach der kleinsten Möglichkeit, etwas anderes als den völligen Kontaktabbruch zu Flo zu leben, was für mich einen Wechsel meiner Arbeitsstelle bedeuten würde. Ich sehne mich nach Mathildas Reaktion als ich ihr erstmals von meiner tragischen Verliebtheit berichtete. Wie war das eigentlich? Vor ein paar Wochen trafen wir uns in diesem vietnamesischen In-Restaurant. Sie selbst war gerade von schwerstem Liebeskummer geplagt, und fand zu meiner unheimlichen Erleichterung, Verständnis für mich. Zu fortgeschrittener Stunde sagte ich schamhaft berührt plötzlich "chhabmichverliebt." Ich musste das schnell und vermutlich zu leise sagen, weil ich es sonst gar nicht herausbekommen hätte, so dass sie sofort fragte "Was hast Du?" "Ich habe mich verliebt." sagte ich jetzt deutlicher und etwas zu ihr vorgebeugt. Sie fing an zu grinsen und wollte die ganze Geschichte hören. Das allein ist schon erleichternd, es wirklich und wahrhaftich jemandem zu erzählen ohne das gleich dieser mitleidige Das-darfst-Du-nicht-haben-Blick aufgelegt wird. Sie hat es sich einfach angehört, hat es weder bewertet, noch mir irgendwas geraten. Nicht gerichtet und nicht ermutigt. Mathilda Probus ist eine Insel in meinem Meer von moralischen Ansprüchen! Bei ihr kann ich fühlen wie ich fühle, kann ich sein wie ich bin und das ist eine unheimliche Erleichterung. Mathilda, ich danke Dir dafür.
Vielleicht reicht es ja - eine solche Entlastungsmöglichkeit zu haben - um das alles irgendwie zu überstehen. Ich hoffe und übe, mein eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Natürlich kann ich auch die Meinung der Seelsorgerin und damit wahrscheinlich die Meinung der restlichen Menschheit nachvollziehen. Ich frage mich aber mehr und mehr, ob es sich bei der Umsetzung dieser Meinung, nicht um das vollständige Verbiegen um einer moralischen Vorstellung willen handelt. Und ein Gefühl kann nicht verkehrt sein.
Zwischen all diesen Verwirrungen und Erkenntnissen, laufen (nebenbei) der normale Alltag und das Arbeitsleben weiter. Rein praktisch sieht das so aus, dass ich heute 1 1/2 Stunden mit Flo zusammen Klienten angeschaut habe. Und "mit Flo" heißt nur ich und er. Vielleicht versuche ich eine Art "Konfrontationsbehandlung" und hoffe auf Habituation. Ich sage mal, es war auszuhalten. Was heißt aushalten? Es war ... schön. Es funktionierte gut. Wir sind ein gutes Team. Und mehr auch nicht. Ich habe das heute genau beobachtet. Er flirtet nicht mit mir. Er ist einfach nur nett und wertschätzend. Ich gab ihm auch endlich eine Antwort auf sein Angebot, die Visite zu unser beider Gleichberechtigung therapeutischer zu gestalten. Ich sagte ihm, dass ich mich sehr geschmeichelt fühle, ich das aber nicht für richtig halte. Sehr professionell und wohl nicht nur das Visiten-Angebot betreffend! Er sah das ein und verlor kein Wort mehr darüber. Nach der Visite bedankte er sich wie er es immer tut, und wir gingen getrennte Wege, nur um uns Minuten später zufällig zum Kaffeetrinken wiederzutreffen. Dabei haben wir uns wie gute Kollegen unterhalten. Oder sieht er mich manchmal nicht etwas zu lange an? Eine ganz normale Unterhaltung mit Flo wäre immerhin ein Fortschritt. Ja, und es bedeutet auch mehr Bodenhaftung, was sich erst mal so anfühlt als würde etwas fehlen. Aber was bringt es mir an einer Sache festzuhalten, die nur Probleme bereitet?
Vielleicht reicht es ja - eine solche Entlastungsmöglichkeit zu haben - um das alles irgendwie zu überstehen. Ich hoffe und übe, mein eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Natürlich kann ich auch die Meinung der Seelsorgerin und damit wahrscheinlich die Meinung der restlichen Menschheit nachvollziehen. Ich frage mich aber mehr und mehr, ob es sich bei der Umsetzung dieser Meinung, nicht um das vollständige Verbiegen um einer moralischen Vorstellung willen handelt. Und ein Gefühl kann nicht verkehrt sein.
"Ein Gefühl garantiert nichts, ein Gefühl kann auch nicht
täuschen.
Ein Gefühl hat keine Wirklichkeit außerhalb der Psyche, die es spürt.
Es ist ein Ereignis, keine Sache. Es wurzelt in sich selbst.
Deshalb kann es vergänglich erscheinen wie ein Nachtfalter
oder unsterblich wie ein Gott."
(Karl Jaspers)
Ein Gefühl hat keine Wirklichkeit außerhalb der Psyche, die es spürt.
Es ist ein Ereignis, keine Sache. Es wurzelt in sich selbst.
Deshalb kann es vergänglich erscheinen wie ein Nachtfalter
oder unsterblich wie ein Gott."
(Karl Jaspers)
Zwischen all diesen Verwirrungen und Erkenntnissen, laufen (nebenbei) der normale Alltag und das Arbeitsleben weiter. Rein praktisch sieht das so aus, dass ich heute 1 1/2 Stunden mit Flo zusammen Klienten angeschaut habe. Und "mit Flo" heißt nur ich und er. Vielleicht versuche ich eine Art "Konfrontationsbehandlung" und hoffe auf Habituation. Ich sage mal, es war auszuhalten. Was heißt aushalten? Es war ... schön. Es funktionierte gut. Wir sind ein gutes Team. Und mehr auch nicht. Ich habe das heute genau beobachtet. Er flirtet nicht mit mir. Er ist einfach nur nett und wertschätzend. Ich gab ihm auch endlich eine Antwort auf sein Angebot, die Visite zu unser beider Gleichberechtigung therapeutischer zu gestalten. Ich sagte ihm, dass ich mich sehr geschmeichelt fühle, ich das aber nicht für richtig halte. Sehr professionell und wohl nicht nur das Visiten-Angebot betreffend! Er sah das ein und verlor kein Wort mehr darüber. Nach der Visite bedankte er sich wie er es immer tut, und wir gingen getrennte Wege, nur um uns Minuten später zufällig zum Kaffeetrinken wiederzutreffen. Dabei haben wir uns wie gute Kollegen unterhalten. Oder sieht er mich manchmal nicht etwas zu lange an? Eine ganz normale Unterhaltung mit Flo wäre immerhin ein Fortschritt. Ja, und es bedeutet auch mehr Bodenhaftung, was sich erst mal so anfühlt als würde etwas fehlen. Aber was bringt es mir an einer Sache festzuhalten, die nur Probleme bereitet?
Gestern war ich laufen, was echt gut tat. Mir fiel jeder Schritt leicht und danach wars noch besser. Es macht den Kopf frei und pustet verstaubte Gedanken weg. Es ist schon alles richtig so wie es "läuft" sagt mein Kopf. Und mein Bauch wünscht sich dieses Kribbeln. Nur noch eine Weile. Bis zu meinem Urlaub vielleicht. Nur noch eine Weile.
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