Liebe Mathilda,
so, bin wieder auf der Arbeit. Und über die "arbeitsfreien" Tage ist bei mir ein neues Motto gereift:
Be yourself
oder besser
Be myself
oder noch anders
"I could be the one to set me free"
(in Anlehnung an: I could be the one - Avicii)
Vor allem in Flo´s Gegenwart. Mir war ja letzte Woche aufgefallen, dass ich mich gut entspannen konnte als er nicht da war. Also war jetzt mein Plan, mich einfach mehr wie ich selber zu verhalten auch wenn er dabei ist. Es war schön, ihn heute wiederzutreffen. Und auch schön zu beobachten, dass mich das nicht mehr so sehr aus der Fassung bringt. Er setzt sich in der Beprechung neben mich, sieht etwas verwegen-unrasiert, aber fröhlich aus. An seiner Lippe wohl ein abgeheiltes Herpesbläschen. Gut, dass ich Anfang der Woche nicht da war. Er füsselt etwas mit mir - "zufällige" Berührungen, wenn er auf seinem Stuhl hin- und herrutscht. Ich denke nur so bei mir: Mann, hab den Mut mich richtig anzufassen oder lass es bleiben. Während wir einen Vortrag hören, tuscheln wir etwas über "wundgestillte Brustwarzen" - ein Thema, über das man sich mit Müttern und Florian :-) eben gut austauschen kann. Er ist und bleibt ein Mädchen :-). Anschließend gehen wir zwei allein über den Hof. Ich frage ihn: "Und, seid ihr gut umgezogen?" Er meint darauf, dass natürlich alles in einem bauähnlichen Zustand ist, aber alles nötige vorhanden. Und das er die unausgepackten Kisten ausblenden könne, im Gegensatz zu seiner Frau. Ich dringe da nicht tiefer ein, bin da die verkehrte Ansprechpartnerin, wenn es um seine Frau geht.
Beim Mittagessen kam Flo dazu als ich bereits ein halbes Brötchen vertilgt hatte. Ich merkte wie ich mich innerlich spannte und versuchte dem entgegenzuwirken. Ich versuchte mich einfach mit ihm so zu verhalten wie ohne ihn. Mir war zum Beispiel aufgefallen, dass ich ohne ihn viel entspannter spreche. Ich wähle meine Worte mehr, bin bedacht und überlege bevor überhaupt etwas über meine Lippen kommt, wenn er dabei ist. Und ich halte irgendwelche lustigen Aussagen zurück, wenn er dabei ist. Eigentlich doof, weil ich doch gerade diese lockere Ebene mit ihm möchte. Ich redete also einfach weiter wie ich bevor er auftauchte geredet hatte, und ich redete natürlich auch mit ihm. Ganz easy und ernte am Ende einen tollen Blickkontakt.
Auswirkungen dieser neuen Be-yourself-Lockerheit auch an anderen Fronten: Ich sitze hier in unserem neuen Therapieraum. Plötzlich klopft mein Büronachbar von gegenüber an, seines Zeichens Katastrophenbeauftragter der Klinik. Er hätte Champagner für die Einweihungsfeier (ist weder terminiert, noch groß angekündigt) gebunkert. Leide ich unter Beziehungsdenken oder ist bei dem auch der Frühling ausgebrochen. Es war recht eindeutig, dass er mit mir Sekt trinken will. Er hätte mehrere Flaschen in seinem Auto. Na ist ja schön. Ich frage: "Was haben Sie denn vor?" und er antwortet irgendwas Ausweichendes. Nee, das hat mir gerade noch gefehlt. Katastrophenbeauftragter sagt ja auch irgendwie alles.
Liebe Grüße von Eva
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen