Sonntag, 30. März 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Be yourself...

Nach einer Woche mit guten Gefühlen und einem mindestens ebenbürtigen Stand neben dem Objekt der Begierde, das einen nicht will, die Erkenntnis, die Oscar Wilde schon ewig viele Jahre früher hatte:




Es grüßt Euch,
Eva

Samstag, 29. März 2014

Frauenversteherweichei vs. wirklich cooler Held in Strumpfhosen

Liebe Mathilda,
Deine Bad-Taste-Party war ein großer Spaß, und für mich und Tino ein wichtiger Schritt. Und ja, ich bewundere ihn - meinen Konstantin -, wie er mit der ganzen Situation umgeht. Wie er sich zu Dir - meiner Verbündeten in Sachen Flo - "wagt", angreifbar im albernsten Kostüm (das später zum Bad-Taste-Sieger gekürt wird), in "Strumpfhosen" und mit dem coolen Cow-Boy-Hut. Ich finde ihn deswegen doppelt mutig und sehr sexy. Und das ist nach mittlerweile 9 Jahren Beziehung unheimlich viel.

Mir fällt schon gar nicht mehr ein, wann ich das letzte Mal aus der Klinik geschrieben habe. Ist schon eine Weile her und wohl auch ein gutes Zeichen in Sachen Abnabelung von Flo. Es plänkelt so vor sich hin. Ein Lächeln hier und da, keine tiefgründigen Unterhaltungen. Mal abgesehen von Weisheiten wie "Man sollte den Weg, den man geht, jeden Tag neu überdenken." (Gähn), die er so spontan von sich gibt. Ich gehe nicht weiter drauf ein. Soll er doch den Weg gehen, den er gehen muss. Ich gehe meinen. Habe ich stets gemacht, wenn es um ihn ging. Wir gehen also 2-3 Mal in der Woche den Weg zum gemeinsamen Mittagessen und machen unsere Arbeit. Am Mittwoch ließ er sich von mir zu einem Kaffee einladen. In unseren neuen Raum und mit Betty als Anstandsdame dabei. Die neuen Möbel sind angekommen. Du wirst irre, wenn du das siehst. Der Raum verdient jetzt eindeutig das Prädikat "Schönster Raum der Klinik" und wird nächste Woche offiziell eingeweiht. Rechne damit, dass ich vor Neid angezeigt oder ermordet werde. :-) Ok, Betty, Florian und ich in unserem paradisischen Raum mit der Kaffeekapselmaschine, die wir uns geleistet haben. Ich ziehe mir einen Cappucino, bemerke aber nicht, dass ich zwei statt einer Milchkapsel verbrauche. Ich hab das nicht bemerkt. Es ist Flo's Anwesenheit, die mich vergessen lässt wie man Kaffee kocht. Betty checkt die Situation, insistiert aber nicht weiter. Ich trinke den Cappucino, der irgendwie ganz normal schmeckt und unterhalte mich angeregt mit Flo. Später als ich mit Betty wieder allein bin stellt sie die rhetorische Frage: "Warst wohl wieder im Flowahn?" Wir lachen. Dass Flo nun auch noch den Milchkonsum in die Höhe treibt, geht zu weit. Er trinkt einen Espresso (ohne Milchkapselverbrauch). So gleicht sich alles wieder aus. Wir haben eine zunächst nette Unterhaltung, dann kommt die Rede auf seine Frau und ihre Ausbildung. Sie begibt sich beruflich tatsächlich auf meine Pfade. Nicht, dass ich das Gebiet gepachtet hätte... Ich will das gar nicht wissen, aber manches springt mich einfach an. Mehr noch, ich frage auch noch nach. Der Teil von mir, der mit ihm eine normale kollegiale Beziehung aufbauen will. Er erzählt also von seiner Frau und wie ihre Ausbildung so läuft. Merkt er eigentlich, was er da tut? Ich will ihn verstehen. Zumindest der Teil, der noch immer in ihn verknallt ist. Ich will nicht der Mülleimer für die Belastungen seiner Frau sein. Ich will auch nicht, dass durch solche unbewussten Aktionen der Milchkonsum steigt. Er ist wirklich ein Weichei ohne Gleichen! Sich bei mir, wo ich schon am Boden liege, ausheulen. Ich muss mich mehr um mich kümmern und ihn sein lassen.

Eva

Dienstag, 25. März 2014

In der Arbeit, im Leben und in der Liebe

Liebe Mathilda,

gestern Abend stellte sich heraus, dass Kai's Erkältung doch stärker als erwartet ist und ich mit dem armen Kind zu Hause bleiben werde. Eine Tatsache, die mich noch vor wenigen Wochen an den Rand gebracht hätte. Nicht aus Angst vor irgendwas, sondern vor Sehnsucht, weil ich Flo nicht sehen würde. Da ich die Sehnsucht offensichtlich überwunden habe, bleibt trotzdem die Frage wie Frau sich normal zu einem Kollege verhält. Was also tun, wenn Flo der einzige und nächste Kollege ist, der über meine kindkrankbedingte Abwesenheit Bescheid wissen muss? Ich überlegte nicht lange und folgte meinem ersten Impuls. Ich schrieb ihm kurzerhand eine undramatische Mail mit meiner neuen dramatischen Signatur:


Hallo Florian

leider werde ich morgen nicht auf der Arbeit sein. Kai ist krank und ich bleibe mit ihm zu Hause. Betty ist da und rockt den Laden.

Schönen Wochenstart und Grüße,
Eva

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"Be yourself!
Everyone else is already taken."
Oscar Wilde


Eine ziemlich coole Sache, wenn ich mir überlege, dass es mich vor nicht allzu langer Zeit noch große Überwindung gekostet hätte, ihm fernzubleiben. Und auch ihm eine mail zu schreiben. Nähere ich mich etwa langsam der Normalität an? Erwartungsgemäß kam keine Antwort von ihm, aber ich bin das losgeworden, was ich sagen wollte. So ist das wohl zwischen uns: ich sage an und er reagiert nicht. In der Arbeit, im Leben und in der Liebe.

So viel Tiefgründigkeit zum Wochenbeginn...

Eva

Sonntag, 23. März 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Von der Gelassenheit...

Und wenn es auch noch so verlockend erscheint, einem unrealistischen Traum hinterherzujagen, der Traum bleibt, was er ist: Und meiner ist in erster Linie unrealistisch. Sollte ich mich also wie die letzten 1 1/2 Jahre mal wieder fragen, ob da nicht doch noch was zwischen Flo und mir geht, könnte dies helfen:





Mut hatte ich bereits. Ich arbeite an der Weisheit, dass sich in Flo´s und meinem Fall die Lage nicht ändern lässt. Was ich jetzt brauche, ist die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen. 

Ich wünsche Euch Gelassenheit,
Eva

Freitag, 21. März 2014

Soll er doch klopfen

Liebe Mathilda,

heute war echt krass viel zu tun. Morgens um 9 arbeite ich mich durch meine Patientenliste, gehe zum nächsten Klienten und finde Flo bei ihm sitzend vor. Er war gerade dabei dem Klienten von mir zu erzählen. Timing. Nach dieser Visitierung stehen wir allein auf dem Flur. Ich informiere ihn darüber, dass eine andere Klientin starke Schmerzen hat. Dabei hole ich meine Liste aus der Kitteltasche, um die Namen der vielen Klienten nachvollziehen zu können. Er beginnt die Liste mit mir durchzugehen. Und zwar indem er sich nah - sehr nah - neben mich stellt und mit mir zusammen auf die Liste schaut, die ich in der Hand halte. Ich halte den Zettel und er fährt mit seinen Fingern die Liste hoch und runter. Dabei berührt er ständig meine Hand. Mehrmals – und lange! Eigentlich die ganze Zeit. Ich lasse es geschehen, genieße die Berührung, obwohl mir schon zu dem Zeitpunkt klar ist, dass ich mir später den Kopf zerbrechen werde, warum er das macht. Später frage ich Betty, was ich hätte machen können. Sie sagt „Genießen.“ Ich frage „Und dann?“ Sie geht klar davon aus, dass das einfach seine Art ist. Und selbst wenn er diese Berührung bewusst durchführt, ist sie sich sicher, dass das zu nichts weiter führen wird. Wahrscheinlich entspricht das mehr der Realität als meine Sehnsüchte.

Zurück auf dem Flur, auf dem ein Zettel als Katalysator für verhinderte Berührungen fungieren muss. Zwischen Flo und mir geht es nun um einen  Klienten, den er mir heute aus seiner Sprechstunde kommend vorstellen möchte. Wir überlegen wie wir zueinander finden, wenn besagter Klient da ist. Sich mit ihm zu verabreden war schon immer eine Herausforderung. Ich sage ihm, dass ich zwischen halb 10 und halb 11 in meinem Zimmer bin und er mich dann gerne anrufen kann. Und er darauf tatsächlich ein bisschen enttäuscht „Ich hab ja keine Nummer von Dir.“ Er weiß tatsächlich nicht wie er mich erreichen soll? Wie bitte? Welche Nummer? Meine Dienstnummer? Die dürfte ja wohl bereits im Langzeitgedächtnis abgespeichert sein. Ich habe kein Diensthandy. Habe ich mich bisher erfolgreich dagegen gewehrt. Betty und ich kommunizieren aber schon wegen Räumen usw. über unsere Privathandys. Oder meint er meine private Handynummer? Er hat alle meine Nummern, weiß es aber anscheinend nicht. Ich gab ihm meine Handynummer vor ca. 1 Jahr, er hat mir sogar ne SMS geschrieben. Hat unser Treffen anscheinend so verdrängt, dass ihm auch das entfallen ist. Selbst Schuld. Ich bin so perplex, dass ich ihm darauf sage „Dann klopf eben an.“ Sollte das ein versteckter Wunsch gewesen sein, meine Handynummer zu bekommen, kann ich ihm auch nicht mehr helfen. Hab den Mum und frag mich! Ansonsten viel Spaß beim Klopfen an meiner Tür!

Liebe Grüße,
Eva

Mittwoch, 19. März 2014

Enjoy the silence

Liebe Mathilda.


Es war ein toller Arbeitstag heute, so dass ich mich wie so oft frage, warum da nicht mehr geht. Er - Flo - lobt mich, bezieht mich extrem ein, probiert neue Sachen mit mir aus. Fachlich natürlich. Er verlangt nach meiner Meinung. Er flirtet ganz offensichtlich. Persönlich natürlich. Eine Klientin berichtet mir davon, dass sie sich trotz aller Ängste, Schock und Traurigkeit hier gut aufgehoben fühle, besonders bei Dr. Mollis. Sie fragt mich „Der ist richtig gut oder?“ Kaum zum Aushalten. Ich kann mir gerade noch verkneifen zu sagen, dass er einfach .... mmmh ... ist. Es gipfelt in einer schönen Visite. Nachdem sich der CA aus derselben verabschiedet und Flo und ich die beiden letzten verbliebenen Teilnehmer sind, fragt er mich „Trinken wir noch einen Kaffee?“ Mitten in der Visite! Zwischen zwei Klienten. Als ich zustimme,  besorgt er uns 2 schöne große Kaffee und führt mich in den Aufenthaltsraum der fremden Station. War ich noch nie vorher gewesen. Er meint er wäre gerne hier. Sightseeing im Krankenhaus? Wo gefällt es dir am besten? Es ist so einfach. Wir sitzen uns gegenüber. Er hält Blickkontakt, den ich nicht komplett aushalte. Ich sehe immer mal wieder weg. Wir kommen ins Gespräch über das miese Klima im Team, veränderungsresistente Kollegen und allerlei fachliche Themen. Flo redet sich um Kopf und Kragen, berichtet von irgendeiner Post- wasweißich-Fortbildung, erklärt mir die verschiedenen berufspolitischen Strömungen in Europa und den USA. Was der alles weiß. Ich frage, frage, frage, wo ich ihn schon mal für mich alleine habe. Dank Betty habe ich gerade eine Depeche-Mode-Phase. Im Radio des Aufenthaltsraumes läuft „Enjoy the silence“. Eines meiner Lieblingslieder und so treffend in dieser Situation, in der Flo mehr Worte verbraucht wie in der ganzen letzten Woche.

„All I ever wanted


All I ever needed
Is here in my arms
Words are very unnecessary
They can only do harm“
 Depeche Mode – Enjoy the silence

Wir haben Zeit, sitzen da bestimmt 20 min oder eine halbe Stunde. Er trinkt langsamer als ich, genießt offenbar die Situation. Ist das nicht die Blumenwiese mit meinem Kaffee-Picknick, dass sich letzte Woche in meine Fantasie geschlichen hat? Ich werde persönlicher, frage ihn wie es ihm geht. Frage nach seinem Umzug. Er kann auf die Frage nach seinem emotionalen Zustand nicht eingehen, erklärt mir eher den Zustand seines neuen Hauses. Ja, vielleicht auch eine Aussage über seine Verfassung. Er fragt mich nicht wie es mir geht. Arsch! Trotzdem sehr nettes Kaffeetrinken mit einem Arsch. Wenn er nicht mit mir allein ist, macht er Witze und flirtet mehr. Wenn wir allein sind, ist es eher Körpersprache. Das muss wohl reichen, denn was bleibt sonst? Und so ist und bleibt es einfach tragisch schön, ihm und mir zu lauschen, wo doch alle Wahrheit ohne Worte vor uns liegt. Enjoy the silence!

Liebe Grüße,

Eva

Sonntag, 16. März 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Fantasie ist wichtiger als Wissen...

Nach einer Woche, die mit einmal mehr gezeigt hat welch tolle Sachen doch in meiner Fantasie stattfinden können, kann mich die Realität mal.

Ist es eine Flucht?
Ist es die Kompensation der begrenzten Realität?
Oder ist es einfach wichtiger Träume im Kopf zu behalten egal was uns die Fakten lehren?




Lebt Eure Träume!
Und wenn das - shit happens - in der Realität nicht geht, dann gefälligst in der Fantasie.

Eure Eva

Freitag, 14. März 2014

Größenfantasien

Liebe Mathilda,

na, genießt du das Frühlingswetter?

In meiner Blog-Welt frage ich mich manchmal, was sich seit 1 Jahr eigentlich geändert hat. Nicht, dass es mir genauso ginge wie letztes Jahr. Damals war alles noch viel aufgewühlter und ich war noch fertiger von der ganzen Gefühlsüberwallung, noch abhängiger von Flo. Jedoch wie wir miteinander umgehen, daran hat sich wenig geändert. Flo hat ein paar weniger Haare auf dem Kopf (hatte am Mittwoch in der Fallkonferenz als ich hinter ihm saß ausführlich Zeit, mir seinen lichter werdenden Hinterkopf zu betrachten) und ich lass mich von ihm nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Es ist eher umgekehrt, dass er wohl eher die Stimmung abcheckt und je nachdem in lockere Kommunikation mit mir geht oder - wenns gerade angespannt und stressig bei mir ist - er gar nichts tut. Ich bin etwas schlagfertiger ihm gegenüber, spreche mehr das aus, was mir sowieso die ganze Zeit auf den Lippen liegt. In der Visite räumt er z.B. am Ende eines Klientenkontaktes den Stuhl zur Seite, auf dem der CA am Bett der Klientin saß. Er weist den CA nett darauf hin, damit er nicht ins Leere fällt. Danach flüstert er belustigt zu mir "Das macht man ja eigentlich nur bei Lehrern." Den Stuhl wegziehen meint er. "Ist ja auch ein bisschen so." weise ich ihn auf die ähnliche hierarchische Konstellation hin und stutze ihn damit charmant zurecht. Ich bin auf einer Augenhöhe mit ihm. Ich trage 7-cm-Absätze, so dass wir gleichgroß sind. Mindestens ebenbürtig, nein eigentlich ein bisschen größer als er, fühle ich mich nochmal an dem Tag. Betty verteilt im Namen unserer "Abteilung" kleine Leckereien an die unsere Kollegen. Ich komme unverhofft dazu als sie gerade Florian erwischt und ihm ein Pastetchen in die Hand drückt. Er dankt ihr. Betty gibt ihm den Hinweis, dass das auch von mir sei. Ich komme gerade auf die beiden zugelaufen. Flo geht in Flirtstellung. "Ich bin Euch wohl noch nicht dick genug?" Betty "Das hast du doch sofort wieder runter, wenn du hier hin und herläufst." Ich scanne ihn auffällig von oben nach unten und wieder zurück und sage "Och, da kann schon noch was ran." Ich merke erst dabei, dass es ein bisschen so klingt als wenn ich ihn fressen will und bin ein bisschen amüsiert über mich selber. Als ich das sage, komme ich mir noch ein bisschen größer vor und blicke etwas auf Flo herab. Ich weiß, dass er sich laut eigener Aussage eher für schmächtig hält. Wenn sich seine Sillouette unter der Kleidung mal erahnen lässt, passt das zwar genau in mein Beuteschema, aber das weiß er ja nicht. Ich merke, dass er durch meine Aussage etwas verunsichert ist und dass er überlegt, an welchen Stellen ich mir bei ihm mehr Volumen wünsche. Meine Fantasie ist, dass er meinen im Vergleich zu ihm bestimmt 10 cm größeren und durchtrainierten Konstantin vor Augen hat und den Kürzeren zieht. Wie schön, dass es Fantasien gibt! Sie machen das Leben bunter, wo es zu grau ist. Auf jeden Fall habe ich ein gutes Gefühl nach dieser Situation. Womit er weiterhin wirklich punkten kann, sind so spontane Aussagen auf dem Klinikflur, durch den ein angenehmer Kaffeegeruch zieht. Er wird dann sofort poetisch und ich möchte eigentlich mit ihm auf einer Blumenwiese sitzen und ein Picknick mit frischem Kaffee machen. Das kann er wirklich gut. Und Gucken kann er auch wirklich gut. Und laaaaaaange gucken. Vielleicht sollte ich den Kontakt zu ihm insgesamt beschränken auf Situationen, in denen er intensiven Blickkontakt zu mir sucht und mir poetische Sachen sagt? Und wie lässt sich das verwirklichen?
Und dann war da noch der Fusel in seinem Haar. Ich sehe ihn schon zu Beginn der Visite an seiner Schläfe und habe den Impuls, ihn  wegzumachen. Er passt da nicht hin an seinen hübschen Kopf. Innerlich konkurieren bei mir die zwanghaften Impulse, das in Ordnung zu bringen, das sehnsuchtsvolle Bedürfnis ihn zu berühren und die rationale Überlegung, ob das grenzüberschreitend ist. Als mir die Fantasie in den Kopf kommt, er könnte sich gegen meine Fuselentfernung wehren (total irrational, aber eben meine Fantasie), beschließe ich, den Fusel dort zu belassen und rede mir ein, dass Flo jemanden finden wird, der ihm den Fusel entfernt. Er braucht mich nicht. Es dauert keine 5 Minuten, da kann die Assistenzärztin nicht mehr an sich halten und nimmt ihm den Fusel aus dem Haar. Wäre ich allein mit ihm gewesen, hätte ich es vermutlich getan.

Schöne Tage wünsche ich Dir,
Eva

Mittwoch, 12. März 2014

Be yourself

Liebe Mathilda,
so, bin wieder auf der Arbeit. Und über die "arbeitsfreien" Tage ist bei mir ein neues Motto gereift: 
Be yourself 
oder besser 
Be myself
oder noch anders
"I could be the one to set me free" 
(in Anlehnung an: I could be the one - Avicii) 
Vor allem in Flo´s Gegenwart. Mir war ja letzte Woche aufgefallen, dass ich mich gut entspannen konnte als er nicht da war. Also war jetzt mein Plan, mich einfach mehr wie ich selber zu verhalten auch wenn er dabei ist. Es war schön, ihn heute wiederzutreffen. Und auch schön zu beobachten, dass mich das nicht mehr so sehr aus der Fassung bringt. Er setzt sich in der Beprechung neben mich, sieht etwas verwegen-unrasiert, aber fröhlich aus. An seiner Lippe wohl ein abgeheiltes Herpesbläschen. Gut, dass ich Anfang der Woche nicht da war. Er füsselt etwas mit mir - "zufällige" Berührungen, wenn er auf seinem Stuhl hin- und herrutscht. Ich denke nur so bei mir: Mann, hab den Mut mich richtig anzufassen oder lass es bleiben. Während wir einen Vortrag hören, tuscheln wir etwas über "wundgestillte Brustwarzen" - ein Thema, über das man sich mit Müttern und Florian :-) eben gut austauschen kann. Er ist und bleibt ein Mädchen :-). Anschließend gehen wir zwei allein über den Hof. Ich frage ihn: "Und, seid ihr gut umgezogen?" Er meint darauf, dass natürlich alles in einem bauähnlichen Zustand ist, aber alles nötige vorhanden. Und das er die unausgepackten Kisten ausblenden könne, im Gegensatz zu seiner Frau. Ich dringe da nicht tiefer ein, bin da die verkehrte Ansprechpartnerin, wenn es um seine Frau geht.
Beim Mittagessen kam Flo dazu als ich bereits ein halbes Brötchen vertilgt hatte. Ich merkte wie ich mich innerlich spannte und versuchte dem entgegenzuwirken. Ich versuchte mich einfach mit ihm so zu verhalten wie ohne ihn. Mir war zum Beispiel aufgefallen, dass ich ohne ihn viel entspannter spreche. Ich wähle meine Worte mehr, bin bedacht und überlege bevor überhaupt etwas über meine Lippen kommt, wenn er dabei ist. Und ich halte irgendwelche lustigen Aussagen zurück, wenn er dabei ist. Eigentlich doof, weil ich doch gerade diese lockere Ebene mit ihm möchte. Ich redete also einfach weiter wie ich bevor er auftauchte geredet hatte, und ich redete natürlich auch mit ihm. Ganz easy und ernte am Ende einen tollen Blickkontakt.
Auswirkungen dieser neuen Be-yourself-Lockerheit auch an anderen Fronten: Ich sitze hier in unserem neuen Therapieraum. Plötzlich klopft mein Büronachbar von gegenüber an, seines Zeichens Katastrophenbeauftragter der Klinik. Er hätte Champagner für die Einweihungsfeier (ist weder terminiert, noch groß angekündigt) gebunkert. Leide ich unter Beziehungsdenken oder ist bei dem auch der Frühling ausgebrochen. Es war recht eindeutig, dass er mit mir Sekt trinken will. Er hätte mehrere Flaschen in seinem Auto. Na ist ja schön. Ich frage: "Was haben Sie denn vor?" und er antwortet irgendwas Ausweichendes. Nee, das hat mir gerade noch gefehlt. Katastrophenbeauftragter sagt ja auch irgendwie alles.
Liebe Grüße von Eva

Montag, 10. März 2014

Try something new: Freiwilliger Flo-Entzug und nach Hause finden

Liebe Mathilda,



bin heute und morgen nicht auf der Arbeit. Kai hatte gestern Abend Fieber und einen komischen Ausschlag bekommen, so dass ich heute mit ihm beim Arzt war. 4 1/2 Stunden warten mit einem kranken Kind - da bekommt Zeit echt noch mal eine andere Bedeutung. Letztendlich konnte Scharlach ausgeschlossen werden und wir haben auch alles richtig gemacht. Die Entscheidung, bei Kai zu bleiben, ist mir trotz meiner Arbeitsaffinität - und der Tatsache, dass Flo heute wieder auf der Arbeit auftauchen würde - nicht schwer gefallen. Noch vor einem halben Jahr hätte ich schon sehr überlegt. Und diese Realität ist für eine Mutter schon hart. Sie stößt mich auf die Tatsache, dass ich es meist allen recht machen möchte. Neuerdings auch mir selbst. Immerhin ist das eine Weiterentwicklung. Und diese Weiterentwicklung führt zu Kollisioen. Vielleicht war das heute auch für mich eine gute Situation, um mich entscheiden zu müssen und ziemlich genau zu wissen, was ich möchte. Nämlich bei meinem Kind, bei meiner Familie sein. 
Und außerdem war mir noch gestern aufgefallen wie entspannt doch Zeiten ohne Flo sind. Ich habe nicht den Drang, ständig zu überprüfen, ob ich auch gut aussehe und mich sonstwie zu verbiegen. Ich kann einfach ich sein. Ich weiß, dass ich das auch in seiner Gegenwart tun sollte / möchte, ist mir aber offensichtlich noch nicht gelungen. 
Also, 2 wichtige Erkenntnisse: 
1. Ohne Flo kann es angenehm sein. 
2. Ich will mehr ich sein und nach Hause finden. 
Und außerdem kann er ruhig auch mal ohne mich auf der Arbeit sein. Er braucht mich nicht bzw. wird das allenfalls durch meine Abwesenheit bemerken. Also werde ich am Mittwoch - sofern es Kai wieder gut geht - entspannt auf der Arbeit auftauchen, wo Flo schon wieder mitten im Geschäft steckt. Das tut mir irgendwie gerade gut, obwohl mir klar ist, dass er ja keinesfalls auf mich wartet. Wer dagegen auf mich wartet, ist mir einmal mehr klar. Das ist für Dich mein Sohn:


"The way you sing unlocks my heart 
Just like a key, like a key
And brings you right back home to me"
In the middle - Lilly & Madeleine

Viele Grüße und bis bald,
Eva

Sonntag, 9. März 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Never be afraid to try something new...

Für alle, die in einer Warteschleife stecken oder die sich fragen "Ist das schon alles gewesen?", "Soll das jetzt ewig so bleiben?". Für all jene ist das der richtige Spruch zum Start in eine neue Frühlingswoche:


Verlasst Eure Grenzen. Probiert was Neues.

Eure Eva

Samstag, 8. März 2014

Und ewig lockt das blog...

Liebe Mathilda,
 
nun mal den ausführlichen Rest dieser Woche und was ich und mein alter Ego "Eva" so erlebt haben. Am Donnerstag denke ich, ich guck nicht richtig, als ich Dr. Florian A. Mollis morgens über den Hof schlendern sehe. Aus irgendeinem irrationalen Wunsch heraus hatte ich mir das natürlich vorgestellt wie man sich halt wünscht, was nicht sein wird. Und dann steht er in voller Größe vor dem Besprechungsraum plötzlich wirklich da. Ich registriere das und frage ihn
 
Eva: "Bist du nicht im Urlaub?" Verschmitzt sagt er
Flo: "Doch, eigentlich schon, ... aber wir mussten den Umzug verschieben."
Eva: "Ach, echt?" frage ich ein bisschen mitleidig, aber nicht zuviel. Was interessiert mich fremdes Leid? würde ich gerne darüber denken. Gelingt mir noch nicht ganz, aber er führt das mir gegenüber immerhin nicht weiter aus. 
 
Wir gehen in den Besprechungsraum, der die "kommunikationsfreudige" Sitzordnung von Stuhlreihen vorsieht. Auch aus diesem Graus kann man noch etwas machen, beschließe ich und setze mich in die erste Reihe, genug Platz lassend, dass sich Flo neben mich setzen kann, was er auch brav macht. Er ringt darum, unser Gespräch am Laufen zu halten:
 
Flo: "Und hier so...?" erkundigt er sich nach der Lage der Nation. Ich gebe ihm ein beruhigendes
Eva: "Alles okay." zurück, dass er nicht ganz glauben will.
Flo: "Wenig Assistenten." spielt er auf den Mangel an Assistenzärzten an.
Eva: "Genug Therapeuten." sage ich schlagfertig und zaubere ihm ein Lächeln ins Gesicht. 
 
Dann beginnt die Besprechung und wir können nicht weitertuscheln. Ich genieße es nach all den Monaten noch immer, neben ihm zu sitzen, seine Wärme zu spüren, ihn atmen zu hören (manchmal schnauft er ziemlich :-), sein Parfum zu riechen. Und ich bin wohl die vertrauteste Person im Raum für ihn, dass er sich so brav neben mich setzt. Und dennoch gibt es eine Grenze zwischen uns, ja nicht zu vertraut, zu privat zu werden. Über andere Kanäle erfahre ich später, dass der ein Teil seiner neuen Behausung noch renoviert werden müsse und der Umzug erst drei Tage später erfolgen kann. So kam er also auch am Freitag auf die Arbeit, um seinen Urlaub vor sich herzuschieben. Dazu war es notwendig, dass unsere alteingesessene Dr. Radio wiederum ihren Urlaub verschob, was ich in 10 Jahren noch nicht erlebt habe. Er bekommt genug Aufmerksamkeit von allen Seiten, auch wenn ich meine etwas kürze. Betty berichtet mir später wie er unter den Schwestern von seinem tragischen Hausumbau berichtet und die "Hühner" mitleidig an seinen Lippen hängen. Er braucht mich nicht. Und ich will kein "Huhn" sein.
Am Freitag dann geht es locker-fluffig weiter. Ich mache eine schöne ausgedehnte Visite mit ihm allein und verpasse meine Supervision um 20 Minuten. Okay, das ist jetzt doch was, was nur er schafft, oder ich nur ihm erlaube. Supervision und Flo erfüllen wohl beide den gleichen Zweck: Entlastung und Stimmungsaufhellung. Das geht so weit, dass ich ihn gegen 13 Uhr anrufe und ihn frage: "Möchtest Du heute Mittagessen gehen? ... Dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt." Er stimmt zu. Yes! Ist ja immer ein bisschen risikobehaftet, ihn zu fragen, weil er ja manchmal auch ablehnt. Beim Essen dann - wir essen mal wieder das gleiche - bin ich mutig. Ich sage zu ihm
 
Eva: "Flo, Du bist ertappt." Er sieht mich entgeistert an und hat ein bisschen Angst, was jetzt kommt. Immerhin scheint es nicht zu persönlich zu werden, da der ganze Tisch voller Menschen sitzt, Betty inklusive. Betty nämlich sagte mir am Vormittag, dass als sie sich in unserem neuen Therapieraum am PC angemeldet hatte, Flo´s Benutzername erschienen ist. Für Nichtadministratoren kann das nur bedeuten, dass er an unserem Rechner und noch schlimmer in unserem Raum war. Nicht dass ich was dagegen hätte, aber gefragt werden möchte ich schon. Neulich war das auch schon suspekt als ich den Benutzernamen eines anderen Kollegen vorfand. Naja, Flo ist jedenfalls gespannt, wobei ich ihn ertappt haben will.
 
Eva: "Warst du in unserem Raum?" Verständnislos große Augen. "Betty hat deinen Benutzernamen vorgefunden." Er beteuert glaubwürdig, dass er nicht bei uns war. Ich frage mich auch ehrlich gesagt wie er da hineingekommen sein will und ich glaube ihm natürlich sofort. Er versucht herzuleiten wie sein Benutzername in den Rechner kommt. Und irgendwie kommen wir drauf, dass das Netzwerk sich die letzte Anmeldung vor deiner eigenen merkt. Das würde bei Betty und Flo hinhauen und bei Helge (dem anderen Kollegen) und mir. 
 
Eva: "Das würde erklären, warum Helge neulich auf meinem Rechner erschien." gebe ich etwas aufgelockert von mir.
 
Flo: "Ach so, ein systematisierter Wahn." grinst mich Flo an
Eva: "Nein, von DIR lasse ich mich doch überzeugen." will ich daraufhinweisen, dass es allenfalls eine fixe Idee und noch kein Wahn ist. Es ist eine flirtige Atmosphäre. Er kann es nicht lassen und ich auch nicht. Ich war mutig, dass ich das angesprochen habe. Betty meinte, dass sie sich das nicht getraut hätte. Es bestätigt sich immer wieder, dass Mut mich weiterbringen kann. Mit der Gewissheit, dass er nicht an meinem Rechner war, muss ich mir nicht darüber den Kopf zerbrechen, warum er an meinem Rechner wahr. Die Erkenntnis der Woche! So einfach ist das. Und trotzdem noch kein Ende der Paranoia. Ist vielleicht auch nicht möglich, wenn man ein öffentliches blog schreibt. Als ich heute in kleinem Kollegenkreis von unserer Grundstücksuche und vom Hausbau erzähle, befindet Schwester Annemone, dass ich das bilderdokumentieren und in ein blog schreiben sollte. Wie bitte? Ich gehe darüber hinweg und versuche mir äußerlich nichts anmerken zu lassen. Kann es sein, dass sie mein blog liest? Oder nur ein ungetrübtes Gespühr für ins Schwarze treffen? Es ist möglich, dass sie das blog liest. Immerhin habe ich sie auch hier drin verwurstet und sie wird vielleicht sich, oder wenigstens die Situation wiedererkennen. Und wenn schon. Was solls? Ich bin da echt gespalten. Natürlich begebe ich mich mit dem Blog in die Gefahr, dass das Leute lesen. Und irgendwo will ich ja auch, dass das die Leute lesen. Schaffe ich mir über das blog die Portion Aufregung, die ich von Flo nicht bekomme? Es ist mehr ein Verarbeitungsding glaube ich. Ich sehe deutlich die Entwicklung, wenn ich das alles noch mal lese und schreibe. Und dabei wird auch klar, dass es im letzten halben Jahr ein ziemliche Stagnation zwischen Flo und mir gibt. Das muss jetzt auch bald ein Ende habe, sonst bleibt das noch ewig so.
 
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eva

Mittwoch, 5. März 2014

Frühling in der Frauenklinik

Liebe Mathilda,
 
so eine Erholungszeit von Flo ist ja auch immer gut zum Reflektieren: Jetzt, wo er nicht da ist, kann ich versuchen alles objektiver zu sehen. Ich beobachte, dass andere Kollegen nicht zu unterschätzenden Kalibers ebenfalls nett zu mir sind und wer weiß warum mit mir flirten. Nehmen wir Mark. Dr. Mark Weier - den gutaussehenden Oberarzt, gegen den ich seit jeher irgendwie immun bin. Er ist sicherlich auch gerade in einer Sinnkrise. Und er setzt sich als würde er diese Übereinstimmung ahnen in der Fallkonferenz heute neben mich. Es wird auch die Klientin besprochen, bei deren OP ich letzte Woche mein Debüt hatte. Wenn die Krankheitsgeschichte berichtet wird, werden auch immer die Operateure benannt, so dass die Augen auf Dr. Schmidt, die bei der OP assistierte, gerichtet sind. Wer der Hauptoperateur war und heute durch urlaubsbedingte Abwesenheit glänzt, dürfte wohl klar sein. Daraufhin melde ich mich in einem Anfall von Humor auch als Operateurin, da ich ja auch dabeigewesen war. Mark tuschelt mich daraufhin beeindruckt von der Seite an: "Duuuu?" Ich bestätige ihm das stolz und mich selber nicht so ernst nehmend: "Ja, und ich bin nicht umgefallen." Dann wird er plötzlich ernst und anerkennend: "Diese OP ist schon was Heftiges." sagt der Mann, der täglich den Frauen Gebärmütter und Eierstöcke entfernt. Und seitdem entwickelt sich meine Stipvisite im OP zu einem Running Gag in der Klinik. Heute Nachmittag dann in der ausgedünnten Besprechungsrunde sagt Mark zu mir: "Eva, ich ruf Dich an, wenn wir Dich im OP brauchen." Kombiniert mit einem bestechenden Lächeln. Es ist ein lockerer Spruch, und es ist eindeutig Flirten! Ist bei Mark der Frühling ausgebrochen? Es ist doch gar nicht nötig zu flirten, wo Flo nicht da ist, denke ich als ich mich an dieses Eifersuchtsspiel von irgendwann erinnere, bei dem Mark schon mal herhalten musste. Vielleicht ist das ja auch normal und ich hatte dafür vor Flo nur keine Antennen? Zurück auf der Station gehe ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu nehmen. Helge, der nächste OA, ist ebenfalls da und dabei, sich einen Kaffee zu nehmen. In der Kanne ist noch eine dreiviertel Tasse, die er liebevoll mit mir teilt. "Teilen" trifft es nicht ganz, denn er schenkt erst mir ein und dann sich, so dass in seiner Tasse gerade noch der Boden bedeckt ist. Hätte Flo das gemacht, wäre ich fast umgefallen und hätte ihm gleich wieder tiefere Gefühle mir gegenüber unterstellt! Vielleicht ist das einfach ein sehr netter, kollegialer Umgang, in den ich nichts weiter hineininterpretieren sollte. Oder die lesen mittlerweile meinen Blog? Ein bisschen paranoid bin ich manchmal schon, denn wer hier arbeitet, könnte definitiv auf die Idee kommen, dass es um mich geht.
 
So, und nun lasse ich Flo mal weiter Urlaub machen.
Liebe Grüße von Eva

Montag, 3. März 2014

Wo bleibt die Langeweile?

Liebe Mathilda,
bloggen macht nicht nur echt Spaß, es ist auch ein "Reingungsprozess" für mich.
Auf der Arbeit ist nichts Aufregendes los. Flo ist die nächste Woche im Urlaub und zieht um. Und so kann ich nur zehren vom letzten Freitag als er noch da war oder es einfach mal gut sein lassen. Ja, der Freitag war noch mal richtig schön mit ihm. Hatte was vom Dreamteam bestehend aus den letzten Überlebenden (tatsächlich kein weiterer Arzt oder Therapeut außer uns beiden anwesend). Er schneit morgens herein, um seine Urlaubslage auf dem Küchentisch abzuladen und äußert dann in die Runde, dass er nur kurz zur Station geht. Ich frage:

"Gehst Du zu Frau St.?" (eine Klientin, die am Vortag operiert wurde und die ich noch nicht kenne)
"Ja, kommst Du mit?"

Da ich gerade die von mir verursachte Überschwemmung an der Kaffeemaschine beseitige, kalkuliert er, dass wir uns in 2 Minuten auf dem Hof treffen können. Ich stimme zu ("Bis dahin habe ich fertig geschwommen.") und bin vor ihm da. Da es mich irgendwie fröstelt, gehe ich ihm entgegen. Ich gehe bis vor seine Tür und will gerade eintreten, da kommt er heraus. Beide sind wir etwas freudig überrascht. Was haben wir erwartet? Was mir zum wiederholten Mal auffällt, ist, dass er seinen Schlüssel außen an der Tür stecken lässt, wenn er in seinem Büro ist. Man könnte ihn einschließen. Oder ist es mehr so eine Markierung wie "Ich bin da" oder "Der Laden ist geöffnet". Ich hätte irgendwie Bedenken, dass man mich einschließt. Als ich das das erste Mal sah, klopfte ich bei ihm, um ihm Bescheid zu sagen, dass der Schlüssel steckt (naja, eigentlich um einen Grund zu haben, in sein Büro zu gehen.). Ich ging davon aus, das er den Schlüssel vergessen hatte. Doch er schien nicht überrascht und tat so als sollte das so sein. Wir visitierten dann die Klientin, die sehr devot zu ihm war. "Herr Dr." hier und "Herr Dr." da. Draußen vor der Tür sagt er mir, dass er das gar nicht leiden könne, wenn man ihn auf so einen Sockel stellt. Höre ich da richtig? Ich meine mich zu erinnern, dass er doch ganz gerne im Mittelpunkt steht. Und wenn schon, macht ihn nur wieder sympathischer. Ich ertrage später im Gespräch mit der Klientin noch weitere ihrer Besockelungen. Ich gehe mit Flo zurück in die Ambulanz, von da ab arbeiten wir still vor uns hin und sehen uns nicht mehr bis ... ich am Nachmittag im Büro für Ordnung sorge und endlich dieses Brustimplantat, das wer weiß woher kommt, wieder ins Sprechzimmer räumen will. Flo steht am Anmeldetresen und ich frage ihn das Implantat schwingend, ob er wisse, wo es hingehört. Wir haben einen tollen Blickkontakt. Whom! Von seiner Seite so etwas wie "Erst war sie im OP und auch mit Implantaten kann sie umgehen." (nur meine Fantasie dazu). Ich dagegen denke: "Sieh mich nicht so an. Warum siehst du mich so an?" Es hatte etwas unterschwellig lustiges, wenn auch keiner von uns wirklich lachte. 
Als ich etwas später nach Hause gehe, verabschiede ich mich von ihm. Er sitzt allein in einem Sprechzimmer und diktiert einen Brief. Ich mache mich bemerkbar und er unterbricht sein Diktat. Ich sage: "Na dann, ein schönes Wochenende..." Er lächelt. "... einen schönen Urlaub..." Er grinst. "... einen schönen Umzug." Sein Lachen wird größer, wenn es auch jetzt etwas angespannt wirkt. So als sei ihm der Umzug erst wieder eingefallen. Mir wünscht er eine schöne Zeit. Ich will gehen, wohl etwas zu voreilig, denn als ich fast schon draußen bin, fragt er mich wie es bei Frau St. war. Ich komme wieder rein und nehme das als Einladung, mich hier in seinem Sprechzimmer nochmal kurz niederzulassen. Ich berichte ihm von der Klientin und noch von einer anderen, die gerne nach Hause wolle. Er bedauert es, dass er es heute noch nicht zu besagter Klientin geschafft hat. Ich sage zu ihm, dass er trotz der Notbesetzung entspannt, tiefenentspannt wirke. "Dich kann wohl auch nichts aus der Bahn werfen." stelle ich etwas ketzerisch fest, denn ich weiß, dass auch er aus der Bahn geraten kann. Er meint darauf, dass er es doch sowieso nicht ändern könne. Recht hat er. Ich frage mich wie so oft worüber wir hier reden. Ich beschließe ein zweites Mal zu gehen. Im Rausgehen drückt er mir die Daumen für die nächste Woche (in der er nicht da ist). Die drücke ich mir auch. Ich gebe so etwas geistreiches wie "Das wird schon." von mir, worauf er mir hinterherruft "Das hoffe ich." Irgendwie ist das merkwürdig. Vertraut und auch wieder nicht. So als hätte ich hier zumindest einen platonischen Freund. Ich weiß wie er tickt. Ich weiß wie er reagieren wird. Es müsste doch nun langsam mal langweilig werden. Wird es aber nicht. Es ist jedes Mal von Neuem aufregend. Wo bleibt nur die Langeweile?

Viele Grüße von Eva

Sonntag, 2. März 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Say yes...

Was zeigte mir das Leben diese Woche? Manchmal ist ein Trauma nötig, um ein anderes zu überwinden. Geht es letzendlich darum, dass es immer etwas gibt, was es uns ertragen lässt bzw. es und leichter macht? Sind wir alle auf der Suche nach der besseren Variante unseres Lebens? Ich für meinen Teil: ja!