Dienstag, 29. Oktober 2013

Eva Mendes im Legasthenikerhirn

Liebe Mathilda,



bin heute mit dem Vorsatz wieder auf die Arbeit, ihm auf jeden Fall zu stecken, dass er meinen Namen immer noch regelmäßig falsch schreibt. Ein gutes Gefühl. Änderungswillige Aufbruchsstimmung. Meine Stimmung war locker, weil ich davon überzeugt war, dass ich im Recht bin und eine nicht-entstellende Schreibweise meines Namens erwarten könne. Was soll mir schon passieren? Immer frei raus damit. Ich hatte mir ein paar Formulierungen zurechtgelegt wie: "Ich bin einmalig wie das "V" in meinem Namen." oder "Dich rettet nur noch ein Legasthenie-Gutachten!" Aber insgesamt hatte ich mich gezwungen, nicht zuviel darüber nachzudenken wie ich es ihm sagen würde.

Was ist also passiert? Hier kommt der locker-fluffige Dialog mit viel Grinserei wie er stattgefunden hat als ich heute morgen mit Flo allein vom einen ins andere Gebäude gegangen bin (von seiner brechreizauslösenden Neutralität ist in der realen Begegnung wenig zu spüren):
...
Ich: "Am Freitag kommt Frau Faber."
Flo: überrascht "Was, die Patientin?"
Ich: grinsend "Nein, die neue Therapeutin, Betty Faber" Und um ihm auf die Sprünge zu helfen: "Du erinnerst Dich, dass wir Vorstellungsgespräche geführt haben?"
Flo: auch grinsend "Oh, mit Namen hab ichs nicht so." (Super Vorlage! Jetzt kann ich überleiten.)
Ich: noch mehr grinsend und bestimmt "Ist mir auch schon aufgefallen. Du schreibst meinen immer falsch. Ich werde mit "V" geschrieben."
Flo: "Oh, dann bist Du also eine "Efa"? (Gähn)
Ich: "Nein, eine "Ewa". "Ewa" gesprochen und mit "V" geschrieben."
Flo: "Es ist toll, was Du da zusammengetragen hast." Er wechselt das Thema und spricht mich auf meine umfangreiche Sammlung von Krankheitsmythen an, die ich ihm zu Ehren zusammengestellt hatte.
Ich: "Danke." (Versucht er sich jetzt einzukratzen?)
Flo: "Damit könnte man einen ganzen Tag füllen." (Ja, gerne doch. Wollen wir ein Seminar zusammen geben?)
Flo: auf das Thema zurückkommend "Das geht eigentlich gar nicht. Eva Padberg ... das Model...
Ich: "... ich weiß wer E"v"a Padberg ist!..."
Flo: "Die wird doch mit "v" geschrieben." (Er vergleicht mich nicht wirklich mit einem Super-Model?)
Ich: "Ja, und wenn Du E"w"a Mendes nimmst, wird die genauso geschrieben und gesprochen wie ich!" (Ich vergleiche mich nicht wirklich mit der erotischsten Frau der Welt? Und wenn schon! Er ist ein visueller Typ und wird das mit dieser Vorstellung von Eva Mendes im Kopf besser verankern können als wenn ich ihm die Buchstaben eintätoviere.) 
Ich: "Das geht also sehr wohl ... Ich hatte manchmal Schwierigkeiten damit, den Leuten beizubringen wie ich gesprochen und geschrieben werde, aber..."
Flo: "... nach 1 1/2 Jahren..."
Ich / Flo: "...hättest Du Dir das merken können." / "...hätte ich mir das merken können." (Grinsen auf beiden Seiten)
Flo: wieder ernst und entschuldigend "Ich habe ja so eine ... Lese-Rechtschreib-Schwäche." (Was für ein Geständnis am frühen Morgen. Ha! Ich habs ja gewusst!)
Flo: "Buchstaben sagen mir nicht so viel." (Und ich denke: Er wird niemals meinen blog lesen, weil das einfach nicht sein Kanal ist. Ist das jetzt gut oder schlecht?)
...
Ok, wir können auf seine nächste mail, die bestimmt kommt, gespannt sein. Klarer kann man eine Information nicht formulieren. Mal sehen, ob das in sein Legasthenikerhirn hineingeht.
Mir fällt auf, dass ich ihn mittlerweile ziemlich gut einschätzen kann. Die Legasthenie hatte ich mir als Erklärung ja fast herbeigewünscht. Ist sie doch das einzige, was ihn diesen Fauxpas schadlos überstehen lässt. Schließlich kann er nichts dafür. Und dann war er heute nur bis zum frühen Nachmittag auf der Arbeit. Ihm sei kurzfristig etwas dazwischen gekommen. Vom letzten Jahr weiß ich ziemlich genau, dass seine Frau Geburtstag hat. Ganz kurzfristig natürlich. Weil sich ja Geburtstage jedes Jahr ändern. Armleuchter! Im Gegensatz zu ihm brennen sich Zahlen und Buchstaben in mein Gehirn geradezu ein.


"I'll write your name
across the sky"
Write your name - Yelawolf
Liebe Grüße von E"w"a!

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