Liebe Mathilda,
gefährliche Indoorspielplätze kann ich da nur sagen.
gefährliche Indoorspielplätze kann ich da nur sagen.
Was machen Mütter mit bewegungsfreudigen Kleinkindern bei
Sturzregen? Richtig, sie besuchen Indoorspielplätze oder Spielcafés. Gestern
die Variante einer nachgebildeten Baustellenlandschaft inklusive einem von
Kinderhand zu bedienendem Kran mit überdimensionalem Schwenkarm. Für
Kleinkinder total ungefährlich, weil der Schwenkarm weit über ihre Köpfe fegt.
Für Eltern umso gefährlicher, da genau in Augenhöhe. Und so traf mich der
Schwenkarm mit nicht geahnter Wucht 2 Zentimeter unterm rechten Auge. Es hat
mich richtig ausgehebelt. Ich ging erstmal zu Boden. Glück, dass es nicht
direkt ins Auge ging. Ein Platzwunde bescherrte mir das Ungetüm trotzdem.
Nach ausgiebiger Kühlung meines Auges und meisterhafter
kosmetischer Wiederherstellung, fand ich mein Erscheinungsbild heute
morgen so erträglich, dass ich zur Arbeit gehen konnte. Ich setzte meine
neue Brille auf (statt wie üblich Kontaktlinsen zu tragen), so dass
tatsächlich kaum noch was von dem blauen Auge zu sehen war. Auffallend ist
nun die Brille, die meine Kollegen einfach nicht gewohnt sind, und nicht
meine Gesichtsverletzung. Auch Herr Dr. Mollis hat mich noch nicht mit
diesem Exemplar von Brille gesehen. Er sieht mich und sagt sehr authentisch
und spontan: "Das steht Dir aber sehr gut." Na, dafür lässt man
sich doch gerne ein blaues Auge hauen. Ich freue mich halb tot über
dieses Kompliment und erzähle ihm gleich mitleiderheischend, dass ich
die Brille nicht ganz freiwillig trage. Ich schildere ihm den Besuch
im Indoorspielplatz und meinen Knock-out. Er verzieht
mitleidend-amüsiert das Gesicht. Dazu sieht er mich ausgiebig an und
variiert dabei seinen Blickwinkel. So als müsse er die Brille aus verschiedenen
Perspektiven überprüfen. Es gefällt mir, so von ihm angesehen zu werden. Und
mir kommt der Gedanke, dass er ja nun mit meinem konkreten Brillenabbild
seine Sekretärinnen-Fantasien ausbauen, die ich ihm seit dem
Großvater-Dialog vom Montag einfach mal unterstelle. Ich würde sooooooooooo
gerne wissen, was er denkt, stelle aber fest, dass ich vor nem Jahr auch
schon mal soweit war, dass ich sooooooooooo gern wissen wollte, was er
denkt. Das einzige, was anders ist: dass er ziemlich genau drüber
bescheid weiß wie ich für ihn empfinde oder empfunden habe. Als Fakt wird
das zwischen uns wohl nicht mehr wegzudenken sein, aber Zeiten ändern
sich, so dass er auch nicht davon ausgehen kann, dass sich an meinen
Gefühlen nichts ändert.
Dann beginnt er davon zu erzählen, dass er im November einen Vortrag
über "Fakten und Mythen von Krankheit und Siechtum" halten müsse und
bittet mich und zwei andere Kollegen um Mithilfe, ihm Krankheitsythen zu
nennen. Neben ein paar Mythen, die mir sofort einfallen und den Ursachenattributionen für
Krankheit wäre das doch eine schöne Möglichkeit, ihm eine einfallsreiche,
flirtige mail zu schreiben. Vielleicht kann ich ja noch den einen oder
anderen Mythos mit einfließen lassen wie "Ehebrecher leben
länger." :-) Ich weiß, vielleicht mache ich es schon wieder zu groß,
ABER ES IST EINFACH GROSS. Und lustig wäre es allemal. Fällt Dir noch ein
Mythos ein, den ich zum Besten geben könnte?
Bebrillte Grüße von Eva
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