Donnerstag, 15. August 2013

Das Leben stellt uns genau die Aufgaben, die wir brauchen

Liebe Mathilda,
wann kommst Du eigentlich wieder aus dem Urlaub zurück? Ziemlich leer hier ohne Dich.
Frag mich, was zwischen Flo und mir los ist. Kein Wort seit Tagen. Der Kontakt ist ... anders. Gehemmt, verkrampft, vorsichtig, nicht vorhanden - was auch immer. Wir begrüßen uns nicht mal. Ich biete ihm keinen Blickkontakt - bin irgendwie die Schnecke im Schneckenhaus - an, hoffe aber inständig, dass ich welchen von ihm bekomme. Wie soll das gehen? Und wie war das noch mit dem Prinzen auf dem weißen Pferd? Wann kommt er nur endlich? Ich bin gefangen in meiner eigenen emotionalen Wundheit. Ich habe jetzt endlich einen Namen für dieses Sühlen im depressiven Sumpf, weil er mich nicht will: Das "Sadness-is-a-blessing"-Syndrom. Lykke Li weiß wovon ich spreche:

"My wounded rhymes make silent cries tonight
My wounded rhymes make silent cries tonight
And I keep it like a burning
I'm longing from a distance

I ranted, I pleaded, I beg him not to go
For sorrow, the only lover I've ever known

Sadness is a blessing
Sadness is a pearl
Sadness is my boyfriend
Oh, sadness I'm your girl"

Und dieses große Nichts macht sich breit während eine Klientin unser beider Vertrauen sucht. Frau Eilig ist 53 Jahre alt und bekam gerade die erschütternde Diagnose einer fortgeschrittenen Krebserkrankung vermittelt. Das ist meine tägliche Arbeit, die ich so sehr schätze und so sehr sinnvoll finde. Menschen, in der meist größten Krise ihres Lebens zu unterstützen. Bei Frau Eilig, einer schlanken, attraktiven Frau mit großen braunen Augen liegt nun alles offen. Der wunde Körper und die wunde Seele. Sie ist ein Bündel Angst. Und weil das so ist, spricht sie zum ersten Mal über ihre Affäre, ihren Liebhaber, den sie seit drei Jahren trifft. Und sie stellt sich die großen Schuldfragen. Warum hat sie Krebs bekommen? Einen so bösartigen noch dazu. Ist die krank geworden, weil sie sich nicht zwischen ihrem Mann und ihrem Geliebten entscheiden kann? Ist sie krank geworden, weil das Sünde ist? Ist es verwerflich, sich einem solchen Gefühl, einer solchen Begierde, der Liebe hinzugeben? Wo geht Frau Eilig mit ihren Fragen hin? Wo sucht sie nach Antworten? Bei mir! Und bei Flo! Ich bin ihre Therapeutin, Flo ist ihr Arzt. Sie sucht uns beide unabhängig voneinander als ihre Vertrauenspersonen aus. Warum auch sollte das Leben solche fürchterlichen, abstrusen und beinahe unglaublichen Situationen konstruieren, von denen nur einer, nämlich die Klientin, betroffen ist? Es ist hart, so darauf gestoßen zu werden. Für Frau Eilig am meisten. Was erwartet sie von mir? Doch nicht etwa Antworten. Mit ihrer Lebens- und Liebeserfahrung ist sie garantiert schon drei Runden weiter als ich. Zumindest mich springt dieses Affärenthema so was von an. Und natürlich beschäftige ich mich dadurch auch wieder mit meinen eigenen Moralvorstellungen. Für die Klientin wäre es sicher hilfreich, wenn Flo und ich ihren Fall gemeinsam bearbeiten würden. Schließlich hängen Körper und Seele so eng zusammen, sollten sogar eins sein. Doch wie soll das gehen, wenn ihre Therapeutin und ihr Arzt nicht miteinander sprechen? Dazu müssten Flo und ich miteinander kommunizieren. Ja spreeeeeeechen, Dr. Florian Mollis - das ist das, was Menschen so miteinander tun, um Probleme zu lösen!
Muss mit Kai zum Zahnarzt - Kontrolluntersuchung. Hoffe, dass er den Mund aufmacht.
Männer!...
Liebe Grüße von Frau zu Frau,
Eva

1 Kommentar:

  1. liebe eva,

    hat er den mund aufgemacht? kai? bin am montag früh zurueck! könnte aber locker noch ein paar wochen hier dran haengen.... melde mich wenn ich zurück bin! ganz liebe grüße mathilda

    AntwortenLöschen