Ich war am Montag äußerst gespannt wie es sein würde, ihm nach der "Haushaltsgeräteführung" auf unserer Jubiläumsfeier wieder nüchtern und in geordenter Atmosphäre zu begegnen. Aber nichts! Es gab nicht EINE kleine
Begegnung! Er war lange Zeit in dem Raum neben mir verschwunden und ich hörte seine
Stimme durch die Wand. Ich hatte die ganze Zeit Schmetterlinge im Bauch.
Es wird immer klarer, dass kein Weg daran vorbei führt. Ich muss ihm zeigen, dass ich mehr als nur kollegiale Anerkennung und Wertschätzung für ihn empfinde. Ich muss das anscheinend so oft aufschreiben, damit es in mein Hirn und meine Handlungen übergeht. Heute morgen kam wieder mein Klein-Mädchen-Reaktionsmuster "Zeig ihm bloss nicht, dass Du ihn magst" durch. Ich habe mich den halben Vormittag darüber geärgert, dass ich vom Parkplatz kommend nicht auf ihn gewartet hatte - auf ihn, der gerade aus seinem Auto stieg - und nur ein flüchtiges "Morgen" für ihn hatte und dann entschwand. So nach dem Motto: Lass mich ihm bloss nicht begegnen, dann könnte er noch etwas merken. Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen! Und ich wurde auch noch dafür bestraft. Er war weder in der morgendlichen Besprechung, noch danach auf der Station. Immerhin wusste ich, dass er da war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht ansprechen würde und Abstand hält. Ich weiß nicht, ich leide wahrscheinlich unter Beziehungsdenken und sollte nicht alles mit mir in Verbindung bringen. Vielleicht hatte er auch nur einfach viel zu tun. Vielleicht suchte er aber auch Abstand, weil er doch aus irgendeinem Grund meine Gefühle erkannt hat oder weil ihm sein angetrunkener Zustand peinlich war oder er selbst merkwürdige Gefühle mir gegenüber hat. ...Ja klar, er sucht Abstand und ich interpretiere mir das so hin, dass am Ende was Schönes herauskommt.
Zweite Chance heute: Ich sah ihn allein in seinem Sprechzimmer sitzen als ich daran vorbeiging. Gedankenalarm: "Halt stop! Geh ihm nicht schon wieder aus dem Weg! Neue Chance, die genutzt werden will! ... Was könnte ich ihn fragen?" ist meine nächste Überlegung. Mein Körper drehte sich während dieser Überlegung bereits um und ging zurück zu ihm ins Zimmer hinein. Er war mir sofort zugewandt. Ich setzte mich unbeholfen auf den Stuhl vor ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm so gar nichts an mir auffällt. Allein ihm wird ein Hinweis fehlen, es in die richtige Richtung zu interpretieren. Wenn Worte meine Sprache wärn, hätte ich mir dort in seinem Sprechzimmer sitzend nichts aus den Fingern saugen müssen. Ich fragte ihn ... wie es mit Patientin X gelaufen war, die gestern mitsamt ihrer pathologisch verbandelten Tochter seine Sprechstunde gesprengt hatte. "Es war grauselig." antwortete er erschöpft und führte die Situation bereitswillig genauer aus. Er hatte so seine Theorien, was die Dynamik zwischen Mutter und Tochter betraf. Und er sei gespannt, wie mein Eindruck ist, wenn ich morgen mit ihr gesprochen habe. Immerhin sprachen wir miteinander, so richtig einen Satz nach dem anderen. Ich konnte ihn dabei nicht die ganze Zeit anschauen. Das packte ich nicht! Ich schaute ab und zu aus dem Fenster hinter ihm. Nicht gelangweilt, sondern überlegend und ihm zuhörend. Draußen vorm Fenster stand sein Auto, was auch nicht gerade besser war als ihn anzuschauen. Wo ich auch hinsehe: irgendwelche Dinge, die ich mit ihm in Verbindung bringe.
Wenn wir über fachliche Angelegenheiten sprechen, kann ich dem Gespräch halbwegs intelligent folgen und etwas dazu beitragen. Sobald es um etwas Privates geht, gerate ich ins Stocken. Vielleicht bemerkte er meine Hemmungen und redete deswegen weiter über die Fortbildung letzte Woche, bei der er nicht dabei sein konnte. Und dass wir morgen ja mal die Visite zusammen machen können. Ich natürlich zugestimmt. Und dann stand ich in der Annahme er müsse weiterarbeiten schnell auf. So etwas könnte ich ihn ja auch mal fragen und nicht einfach davon ausgehen. Oder wenigstens so: "Okay, ich nehme an Du musst weitermachen. Bis später." Dann kann er immerhin darauf eingehen und zustimmen oder sagen "Bleib doch." Ja, das wäre schön. Wenn Worte meine Sprache wärn...
Wenn wir über fachliche Angelegenheiten sprechen, kann ich dem Gespräch halbwegs intelligent folgen und etwas dazu beitragen. Sobald es um etwas Privates geht, gerate ich ins Stocken. Vielleicht bemerkte er meine Hemmungen und redete deswegen weiter über die Fortbildung letzte Woche, bei der er nicht dabei sein konnte. Und dass wir morgen ja mal die Visite zusammen machen können. Ich natürlich zugestimmt. Und dann stand ich in der Annahme er müsse weiterarbeiten schnell auf. So etwas könnte ich ihn ja auch mal fragen und nicht einfach davon ausgehen. Oder wenigstens so: "Okay, ich nehme an Du musst weitermachen. Bis später." Dann kann er immerhin darauf eingehen und zustimmen oder sagen "Bleib doch." Ja, das wäre schön. Wenn Worte meine Sprache wärn...
Und
ich bin wieder an dem gleichen Punkt: Wie zeige ich ihm, dass ich
Gefühle für ihn habe? Mathilda meinte ich könnte mir zunächst mal ein paar
Fragen überlegen, was mich denn an ihm interessiert und ich gerne wissen
möchte. Damit ich in möglichen weiteren Gesprächen nicht immer so
unvorbereitet bis völlig gaga bin. Sie meinte, es ist ganz leicht. Ich solle ihn nur
immer schön für das Gesagte verstärken, dann würde er gerne
weitererzählen. Was interessiert mich also an ihm? Hier mal eine Auswahl aus meinem Fragenkatalog:
- Was machst Du in Deiner Freizeit?
- Welche Musik magst Du?
- Hast Du Dich schon mal in eine Kollegin verliebt? (gefährlich!)
- Und wenn ja, was hast Du getan?
- Welche Filme magst Du?
- Wie sieht Dein Schreibtisch aus?
- Was ist Deine Lieblingseissorte?
- Wann hast Du begonnen zu studieren?
- Wo kommst Du her / bist Du aufgewachsen?
- Hast Du Geschwister?
- Leben Deine Eltern noch?
- Wo hast Du Deine Frau kennengelernt? (Will ich das wirklich wissen?)
- Worauf achtest Du bei anderen Menschen?
- Du bist schon ganz gerne der Hahn im Korb, oder?
- Was bringt Dein Herz zum Schmelzen?
- Wohin gehst Du mit Deinen Sorgen?
- Welchen Dektophintergrund hat Dein Computer?
- Wovon handelte Dein letzter Vortrag?
- Worüber würdest Du ein Buch schreiben?
- Was schätzen Patienten an Dir?
- Was schätzen andere Menschen an Dir?
- Was schätzen Frauen an Dir?
- Was schätzen Deine Kinder an Dir?
- Weißt Du wie Du auf Frauen wirkst?
- Wohin würdest Du gerne in Urlaub fahren?
- Was war Dein schönster Urlaub?
- Was ist Deine wichtigste Eigenschaft?
- Was kannst Du eigentlich nicht gut?
- Geht´s Dir gut? / Wie geht es Dir?
- Wollen wir einen Kaffee zusammen trinken? / Kommst Du mit mir einen Kaffee trinken?
- Wie genau hast Du die Patientin operiert? Wie hast Du das so toll hinbekommen?
- Du gehst toll mit den Patienten um. Wo hast Du das gelernt?
- Welches Buch ließt Du gerade?
- Welche Musik hast Du zuletzt gekauft?
- Hast Du Dich schon mal in eine Kollegin verliebt? (gefährlich II)
- Wie bist Du eigentlich darauf gekommen, Arzt zu werden?
- Wie lange hast Du überlegt umzuziehen?
- Was gefällt Dir an anderen Menschen?
- Hast Du Haustiere?
- Wann kommst Du an Deine Grenzen?
- Bist Du zufrieden?
- Bist Du glücklich?
- Was hast Du denn nun aus meinem Buch ausprobiert?
- Was ist Dir bei Freunden wichtig?
- In welcher Stimmung kannst Du am besten arbeiten?
- Mit welcher Note hast Du Dein Studium abgeschlossen?
- Trägst Du Dein Haar schon immer so?
- Was war das netteste, was Dir ein Kollege / eine Kollegin je gesagt hat?
- Was machst Du am liebsten mit Deinen Kindern?
- Gibt´s eigentlich eine schlechte Angewohnheit an Dir?
- Was würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?
- Was würdest Du tun, wenn Du nur noch 3 Monate zu leben hättest?
- Küsst Du gerne?
- Was machst Du während der Fahrt auf die Arbeit?
- Wobei verlierst Du die Kontrolle?
- Was bringt Dich aus der Fassung?
- Wurdest Du schon mal operiert?
Ich
sehe, mir fallen so einige Fragen ein, die ich ihm stellen könnte. Ich
bin vielleicht etwas aus der Übung, was das Flirten angeht. Aber er ist
doch ach so interessiert an zwischenmenschlichen Prozessen und
Verhaltensweisen. Was könnte ich denn sagen, wenn er mich das nächste
Mal was fragt - was Persönliches meine ich, wenn er mir wieder mal einen
"interpretationswürdigen Brocken" hinwirft?:
- Du, das überfordert mich jetzt.
- Du bringst mich echt aus der Fassung.
- Ich arbeite so gerne mit Dir zusammen. Ich finde, dass es einfach gut passt.
- Du verblüffst mich immer wieder.
- Ich kann Dir das jetzt gar nicht sagen, aber frag mich morgen nochmal.
- Nein, es geht mir nicht gut und ich würde Dir gerne erzählen warum.
- Das musst Du mir unbedingt genauer erklären.
- Das finde ich total spannend.
- Erzähl mir mehr davon.
- Wenn ich Dich so ansehe, fehlen mir manchmal die Worte.
- Ich habe da ein Problem. Vielleicht kannst Du mir helfen?
- Ich bin eine tiefgründige, warme, gefühlvolle Frau, auch wenn ich das aktuell nicht so zeigen kann.
- Ich habe viele Baustellen.
- Ich fühle mich in Deiner Gegenwart sehr wohl.
- Ich würde Dir gerne noch andere Seiten von mir zeigen, denn Du kennst mich nicht mal annähernd.
- Was auch passiert, das ändert nichts an unserer guten Arbeitsbeziehung.
- Ich rede viel, wenn ich erstmal damit angefangen habe. Du hast das nur noch nicht erlebt.
- Tschuldigung, ich war gerade von Dir abgelenkt. Kannst Du das nochmal sagen?
- Ich muss Dir etwas sagen, dass ich schon seit einiger Zeit mit mir herumtrage. Zuerst habe ich mich sehr dagegen gewehrt und wollte es nicht wahrhaben. Ich hatte und habe auch Angst wie das, was ich Dir jetzt sage, unsere Beziehung verändert, aber ich sehe immer klarer, dass ich zu meinen Gefühlen stehen möchte. Flo, ich habe mich in Dich verliebt.
"Du bist die Erinnerung an Leichtigkeit, die ich noch nicht gefunden hab.
Der erste Sonnenstrahl nach langem Regen."
Tim Bendzko
Wortreiche Grüße,
Eure Eva!
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