Ich
hatte mir ja vorgenommen, mutiger zu werden. Ganz im Sinne des oben genannten
Rosenstolz-Mottos. Und nun ist so viel passiert, bin ich so angefüllt mit
Ereignissen, dass ich platzen könnte. „Passiert“ ist nicht das richtige Wort,
denn ich habe ja aktiv dazu beigetragen, dass sich die Begegnungen mit Flo so
gestaltet haben. Und nun muss ich schreiben, schreiben, schreiben.
Vor
Glück.
Vor
lauter Ungeheuerlichkeit.
Vor
lauter Zweifel.
Vor
lauter Verliebtheit.
Ich
war mir am Donnerstag ziemlich sicher, dass es nicht so viele Gelegenheiten geben
würde, auf ihn zu treffen, da ich mich um Sachen kümmern musste, die einfach
keine Schnittstellen zu ihm boten. Ich musste früher auf die Arbeit, was schon
mal eine erneute Parkplatzbegegnung ausschloss usw. Nun ja, anscheinend hat
sich diese Erwartungslosigkeit ausgezahlt, denn ich wurde mit einer Überdosis
Flo belohnt. Vielleicht auch weil ich ganz entspannt an den Arbeitstag herangegangen
bin, da in meiner Herzensangelegenheit sowieso nichts Entscheidendes passieren
würde. Ich traf auf ihn als wir den Konferenzsaal betraten. Nur er, ich und
eine Praktikantin. Ich nutzte die Gelegenheit, ihn so fast für mich allein zu
haben und verwickelte ihn in ein Gespräch über einen Vortrag, den er demnächst
halten sollte. Ihm war ein größenwahnsinniger Titel vorgegeben worden, den er
jetzt verzweifelt zu füllen versuchte. Spaßhaft eingeschüchtert schilderte er
mir seine Vorgehensweise. Und ich hielt die ganze Zeit Blickkontakt, legte
meinen "Große-Augen-Hallo-hier-bin-ich-Nimm-mich-wahr"-Blick auf. Es
lag eine tolle Spannung in der Luft, zumindest auf meiner Seite. Ob er was
bemerkt? Er ist ja emotional nicht gerade auf den Kopf gefallen. Ob er es
richtig interpretiert, ist eine andere Frage. Ich will sagen, er bemerkt
bestimmt, dass da irgendetwas ist, aber vielleicht nicht was. Er flirtet
eindeutig mit mir (Juhu!), aber dazu später. Er lenkte das Gespräch auf ein
Buch, dass ich kürzlich in größerer Runde empfohlen hatte. Die arme
Praktikantin saß die ganze Zeit daneben und wurde ziemlich außen vor gelassen.
Es war mir, die sonst stets um das Wohl aller anderen bemüht ist, EGAL, denn
jetzt hatte ich die Chance mit ihm zu sprechen. Das Buch, "We are what we
do", handelt von kleinen Dingen, die die Welt etwas freundlicher,
umweltbewusster und glücklicher machen. Z.B. beim Einkaufen nicht schon wieder
neue Plastiktüten kaufen, sondern immer eine Tüte dabeihaben. Er berichtete
mir, dass er gestern bei seinem Wocheneinkauf ein schlechtes Gewissen bekam,
weil er an die ganzen Plasiktüten denken musste. Cool, er nimmt meine Zeichen nicht
nur wahr, sondern sie sogar bis in sein Privatleben mit. Ich kann mir Flo
schlecht beim Einkaufen vorstellen. Wahrscheinlich halte ich ihn für alles
andere als einen normalen Menschen. Ich glaube, er ist beeindruckt von meinen
Ideen. Ich bin stolz auf mich. Und warum kauen wir beide manchmal parallel
Kaugummi? Wer hat damit angefangen? Er? Ich? Tut er es mir gleich? Oder ich
ihm? Fragen über Fragen. An Absurdität kaum zu übertreffen. Ich weiß nicht, ob
ich Kaugummikauen interpretieren sollte. Welche Konsequenzen soll das haben? Er
kaut. Ich kaue. So ist das eben.
Es
folgte eine ausgedehnte Visite, in der er sich von seiner charmantesten Seite
zeigte. Er geht auf die Klienten toll ein, geht auf deren Ebene und findet
Kontakt zu ihnen. Ich beobachtete wie er sich mit einer Frau, deren Lebenszeit
sehr begrenzt ist, verbündete und diese sichtlich gerührt und stolz darauf war.
Er nutzt seinen Charme. Und ich kann da nicht einfach aufhören nachzudenken,
wie viel Charme er denn wohl bei mir einsetzt. Er wird das auch bei mir gekonnt
einsetzen, weiß mein Verstand. Aber es funktioniert! Es funktioniert absolut.
Wo hat er das bloß gelernt? Oder ist er einfach so? Ich möchte so gerne mehr
über ihn wissen.
Am Freitag saßen wir in großer Runde bei einem Kaffee zusammen. Es ging um verschiedene
Klienten und ich sagte bei einer bestimmten Klientin, an die ich mich nicht im
Detail erinnern konnte, dass ich da wohl im Urlaub gewesen sein muss. Da sagt
Flo doch tatsächlich (und absolut vorsätzlich) in einem neckenden Tonfall:
"Das sagst Du aber oft. So lang war doch dein Urlaub gar nicht.“ Ich erwiderte
schlagfertig „Nicht lang, aber zum richtigen Zeitpunkt.“ Es fühlte sich so gut
an, dass ich ihm so etwas darauf entgegnen konnte. Damit noch nicht genug, kam
dann tatsächlich heraus, dass er ebenfalls im Urlaub gewesen war als die besagte
Klientin behandelt wurde und er sie auch nicht persönlich kannte. Er hatte
sichtlich Spaß an diesem Gespräch und setzte für die anderen zur Erklärung noch
einen drauf: "Wohlgemerkt waren wir nicht zusammen im Urlaub." und
meinte damit klarstellen zu müssen, dass wir unseren (fast zeitgleichen) Urlaub
nicht zusammen verbracht hatten. Der Kollege, der die Klientin beschrieben hatte
darauf: Es sei ihm völlig egal, ob wir zusammen im Urlaub waren, da er Flo´s
Frau und meinen Mann nicht kenne. Uiuiui! Vorsicht, ins Schwarze getroffen. Innerlich
entglitt mir so einiges. Ich konnte nur wie alle anderen über dieses Wortspiel
mitlachen. Etwas erwidern konnte ich nicht mehr. Wir lachten und Flo sah mich
an. Ich wurde rot, auch das noch. Vielleicht ein kleiner Hinweis für ihn, was
so in mir tobt. Und nebenbei auch noch Hinweise für alle anderen. Wenn er
registriert hat, dass ich Farbe ins Gewicht bekam, wird er sich wohl auch
fragen warum?
Es
tut so gut in seiner Nähe zu sein. Kann sein, dass ich mich da in etwas
verrenne, aber es fühlt sich toll an. Er geht auf mich ein. Er hat sich gestern
ehrlich mit mir gefreut, dass ich ein lange erkämpftes berufspolitisches Ziel
erreicht habe. Ja, auch andere gratulierten mir, aber so ist das mit der
Aufmerksamkeitsfokussierung, wenn man verliebt ist. Ich freue mich riesig auf
die kleine, aber sehr feine und illustere Jubiläumsfeier unserer Klinik, die am
19. Oktober stattfindet. Er wird da sein. Ich auch. Wir werden, nachdem wir „zusammen
im Urlaub waren“, einen ganzen Abend zusammen verbringen. Ich werde Fotos
machen. Es ist so verwirrend und aufregend. Es ist einfach schön und es wird
kompliziert oder sehr schmerzhaft werden. Ich werde es genießen solange es geht
und ich selber nicht das Gesicht verliere. Denn am Ende wird gefragt:
"Hast
Du wirklich gelebt?
Hat
Deine Welt sich wirklich gedreht?“
Verliebte
Grüße von
Eurer
Eva
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