Dienstag, 25. September 2012

Unerreichbar oder nicht?



Seit gestern bin ich wieder auf der Arbeit. Ich war schon etwas aufgeregt und mir relativ sicher, dass die Schmetterlinge bald zurückkommen würden. Und doch zeigten sie sich enttäuschenderweise aus Mangel an Begegnung heute nicht. Oder geht es letztendlich gar nicht um Flo und ich lächze nur nach diesem Gefühl? Bin ich ein Schmetterlings-Junkie? Heute war er den ganzen Tag nicht da, weil seine Frau Geburtstag hatte. Ja, seine Frau! Das sollte ich mir öfter mal vergegenwärtigen. Seine Frau! Und die Kinder! Meine Laune sank augenblicklich als mir bewusst wurde, dass ich ihn heute nicht wie erwartet sehen würde. Das hat mir in frühen Vorzeiten bei der ersten Verliebtheit meines Lebens auch schon immer genügt: IHN einfach nur zu sehen. Alles andere, jeder Fort- oder Rückschritt würde ja auch das Gefühl zerstören, was ich so gerne konservieren würde. Kann ich aber nicht. Ich sags ja, Schmetterlings-Junkie.
Dabei ging es am Montag mit unserem Wiedersehen so gut los. Die erste "Begegnung", von der er möglicherweise gar nichts mitbekommen hatte, fand auf dem Weg zur Arbeit statt. Wegen einer Baustelle musste ich einen etwas veränderten Weg fahren, so dass das letzte Stück unseres Weges übereinstimmte. Ich weiß genau - woher eigentlich? - wo er langfährt. Keine Ahnung, habe ihn noch nie da gesehen, ist aber einfach die kürzeste Verbindung von seinem Stadtbezirk aus. Ich dachte gerade, dass er ja gleich auf die Straße einbiegen müsste, auf der ich bereits an der Ampel stand. Und im selben Moment fuhr er dort lang. Normalerweise hätte ich auf die Entfernung mit meiner Kurzsichtigkeit gar nichts erkannt, aber ich war mir absolut sicher, dass er es war. Und so war es auch. Mein Herz klopfte. Ich sehnte das Grün an meiner Ampel herbei und raste ihm dann hinterher. Versuchte mich aus der Befürchtung heraus, ihm vor lauter Aufregung hinten reinzufahren, zu zügeln. Und dann war ich direkt hinter ihm. Wieder an der Ampel stehend. Mein Herz wummerte wie wild. Alle Zweifel waren weggeblasen. Ich versuchte mir äußerlich nichts anmerkend zu lassen, falls er mich im Rückspiegel sah. Ein Muster namens "Lass ihn ja nichts merken." Ich muss da glaube ich etwas ändern. Da stand ich nun wartend an der nächsten Ampel direkt hinter ihm, versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen, schaute wieder weg. Und wieder hin. Und wieder weg auf seine Autonummer, die sich sowieso schon in mein Hirn gebrannt hatte. Die Nummer, die er noch nicht auf seinen jetzigen Wohnort umgemeldet hat, ist unter den hiesigen Kennzeichen gut erkennbar. Sticht heraus wie der ganze Mann. Und was soll dieses "LF" hinter dem Städtebuchstaben? Zufall oder eine Bedeutung dahinter? Es war 6:53 Uhr. In der Klinik angekommen parkten wir beide entfernt voneinander ein. Er bemerkte mich nicht und ich ließ mich auch nicht bemerken. Das reichte mir fürs erste. Ein Hormonschub noch bevor ich einen Fuß in die Arbeitsstätte gesetzt hatte.

Offiziell begegneten wir uns erst im Konferenzsaal. Ich saß schon auf meinem Platz als er hereinkam, mein Herz einen Hüpfer machte und er sich neben mich setzte. Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte als er mich sah. Was war das? Eine Begrüßung oder der spontane Gedanke "Ah, da ist ja Eva. Da setzt ich mich doch glatt daneben." In meinem Inneren Freude, aber auch Zweifel oder so ein merkwürdig überlegenes Gefühl, dass ich vielleicht doch nicht so sehr in ihn verliebt bin jetzt wo ich ihn aus der Nähe betrachten konnte. Oder doch? Oder nicht? Oder doch? Es finden ganz normale Gespräche zwischen uns statt. Ist das nun gut oder schlecht? Für ihn sind es wahrscheinlich nur ganz normale Begegnungen, für mich ist es eine Gelegenheit, ihm nah sein zu können. Das klingt schon sehr devot, was ich nicht sein möchte. Später hatte ich einen Weg durch die Klinik zurückzulegen. Und Flo kam mit! Ich fühlte mich super wie wir Seite an Seite den Weg entlanggingen, etwas über unsere Urlaube sprachen usw. Er kam bald darauf zu sprechen, dass er seine Pflanze aus meinem Zimmer abholen müsse. Wohlgemerkt hatte er sie in der ganzen Woche, die er ja schon wieder arbeitete und mich eine Kollegin vertrat, nicht abgeholt. Hatte er etwa gewartet bis ich wieder da war? Das könnte man glatt so interpretieren. Ich scherzte und sagte zu ihm irgendwas in der Richtung, dass er "ihn" - den Baum - wirklich bald mal abholen müsse. Er darauf: "Das ist eine "Sie" - eine Strahlenaralie." Danke für die Botanik-Lehrstunde und den flirtigen Unterton. Dann eben Strahlen-sonstwas! denke ich und habe ein locker leichtes, strahlendes Grinsen aufgelegt. Innerlich strahlt das Grinsen noch zehnmal mehr. Dies geschah noch vor 8 an meinem ersten Arbeitstag. Wenn das so weitergeht, drehe ich durch. Nein, eigentlich fand ich es einfach nur total angenehm in seiner Nähe. Ich darf mich da nicht zu sehr hineinsteigern. Das Muster ist klar:  

Der unerreichbar geglaubte Angebetete 
wird im Unklaren gelassen, 
um in der Verliebtheit zu baden 
und sich der Angst, abgewiesen zu werden, 
nicht stellen zu müssen.  

Unerreichbar oder nicht? Was wäre denn, wenn ich diesmal etwas anders machen würde als nur aus der Ferne zu schmachten? Ist es nicht an der Zeit, sich weiterzuentwickeln? Nur, in welche Richtung? Diese und andere bewegende Antworten gibts beim nächsten Mal.

Aufgeregte Grüße,
Eure Eva

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen