Freitag, 7. September 2012

Antworten für Rosenstolz

Wie soll ich es bloß aushalten? Ich bin jetzt in der sehnsuchtsvollen Schmachtphase und werde mir darüber bewusst wie gut ich es habe, wenn ich mein Objekt der Begierde jeden Tag sehen kann (ausgenommen im Urlaub). Andere müssen auf jede Begegnung hoffen oder diese mühevoll organisieren. Und ich muss sie im Normalfall einfach nur passieren lassen. Jeder Gedanke, jede Musik, jede Regung erinnert mich an ihn und lässt weiterhin das schöne mulmige Gefühl in der Magengegend entstehen. Von einer Löschung meines Pawlowschen Hundereflexes ist noch nichts zu spüren. 

Ok, als ich überlegte, was ich schreiben könnte, wo doch nichts Neues mit meinem Objekt der Begierde passiert ist, versank ich mal wieder musikhörend in meinen Gedanken. Es gibt ja Musik, die einen traurig macht (davon scheine ich besonders viel auf meinem mp3-Player zu haben), die einen glücklich macht und dann gibt es Musik, die einen gedanklich weiterbringt. Ein absolut empfehlenswerter Titel dafür, sich über die großen Fragen des Lebens klar zu werden, ist Rosenstolz` "Wir sind am Leben" (höre ich gerade pausenlos und gröle jeweils laut mit). 


Der Song - wer kennt ihn nicht? - besteht ja größtenteils aus Fragen. Und diese Fragen möchte ich mir jetzt mal selber beantworten:

"Hast Du alles probiert?" - Nein.
"Hast du alles versucht?" - Nein, noch lange nicht.
"Hast du alles getan?" - Und das schon gar nicht.
"Wenn nicht, fang an." - Nur wann?
"Hast Du wirklich gelebt?" - Ein bisschen schon, aber vielleicht nicht bis in die letzte Konsequenz.
"Hat Deine Welt sich wirklich gedreht?" - Wenn Du ständig mit sterbenden Menschen oder Menschen, die ihre Endlichkeit sehr sichtbar vor Augen haben, arbeitest, kannst Du nur versuchen, Deine Welt zu drehen und zu genießen oder Du findest keinen Sinn mehr im sowieso endlichen Leben.
"Was willst Du sagen?" - Du machst mich verlegen / unruhig.
"Wenn willst Du fragen?" - Den Herrn Mollis persönlich natürlich.
"Was willst Du erleben?" - ... Da bin ich mir unschlüssig.
"Und was willst Du geben?" - Vielleicht einige meiner rigorosen Moralvorstellungen abschaffen? Konstantin würde ich nicht hergeben dafür.
"Wer gibt Dir den Frieden?" - Konstantin, da bin ich zu Hause.
"Und was ist liegengeblieben?" - Zu wenig Bewegung, Unruhe, Aufregung in meinem Leben.
"Ich kann Deinen Herzschlag hören." - Ja, das glaube ich gerne.
"Keiner wird Dich zerstören." - Beruhigend.
"Du bist am Leben." - Ja, das spüre ich deutlich.
"Du bist am Leben." - Jaaaaaaaaaaaaaaa!
"Weil Dein Herz noch Feuer fängt." - Ich stehe in Flammen.
"Weil Dein Herz die Liebe kennt." - Ich lerne sie immer besser kennen.
"Du bist am Leben."
"Du bist am Leben." - Sagte ich ja bereits.
"An was willst Du glauben?" - Ich glaube an die Liebe. Dass sie keinen Unterschied macht zwischen arm und reich, alt und jung, intelligent und einfältig, passend und unpassend. Sie kann sich überall und nirgends einstellen. Möchte ja beinahe auch an Schicksal glauben, dass mir das überhaupt passiert ist. Vom Schicksal wirst Du auf die Aspekte gestoßen, mit denen Du noch nicht im Reinen bist.
"Oder glaubst Du an Dich?" - Ich gebe mir Mühe.
"Wie oft wirst Du betrogen?" - Ich hoffe nicht.
"Wie oft belügst Du Dich?" - Am Anfang vielleicht etwas.
"Wie viel Türen wirst Du öffnen?" - Das wird sich zeigen. Ich bin ja noch unterwegs.
"Welches Schloss knackst Du nie?" - Hmm, hat sich bisher noch nicht bei mir vorgestellt.
"Wie oft kannst Du wiederstehen?" - War bisher absolut immun gegen Avancen männlicher Verehrer. Könnte ich Flo wiederstehen?
"Und wann gehst Du in die Knie?" - Ja, Flo ist ganz klar mein "Knieproblem".
"Warum wirst Du weinen?" - Irgendwann wird es sicher wehtun. Dann werde ich weinen.
"Und wie oft bleibst Du stumm?" - In vielen anderen Lebenslagen, in denen ich mich gut zusammenreißen kann.
"Und für wen wirst Du beten?" - Für Kai und für Konstantin.
"Weißt Du wirklich warum?" - Weil ich sie liebe.
"Und bei wem wirst Du schlafen?" - Zu Hause.
"Und vor wem rennst Du weg?" - Vielleicht einst vor Flo, aber vorerst frage ich mich noch wo er jetzt ist? Wann werde ich ihn wiedersehen? 

Ihr könnt Euch die Fragen übrigens auch selbst beantworten. Es kommen erstaunliche Sachen dabei heraus. Manches war mir vorher nicht so klar. Ich sollte das in ein paar Monaten wiederholen. Wie wird das Ganze dann aussehen? Wie wird es mir in ein paar Monaten gehen? Und wie geht es mit Flo weiter? Nichts steht fest. Alles ist gestaltbar. Sicher ist nur, dass ich dieses Gefühl nicht festhalten kann und dass ich mich in zwei Wochen in der Sicherheit wiegen werde, dass alles nicht so schlimm, nicht so groß war. Nur, um dann festzustellen, dass es doch groß ist.

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