Liebe Mathilda,
einfach genial hier auf der Arbeit. Dr. Mollis sucht unübersehbar Kontakt zu mir - kommunizierend, körperlich und flirtend.
Ich erwische ihn in der morgendlichen Besprechung wie er mich ... anstarrt? Anschaut. So ohne Intention, mich zu grüßen oder mir sonst irgendwas zu vermitteln hängt er seinen Gedanken nach - träumt? - und schaut mich an. Er ist trotz beginnender Erkältung gut drauf, hat eine Stimme wie ein Bär und lässt sich auf der Station Lutschtabletten geben. Als ich ihn mit Betty auf der Station eingeholt habe, sagt er freudig-locker "Ich habe noch Eure Gießkanne." Sein Ausspruch hat schon ein bisschen was von "Ich habe eine Wassermelone getragen". Er nimmt damit bezug auf meine große grüne Kanne, in der der Blumenstrauß für seinen Vortrag steckte als Barbara ihn überreicht hatte. Ich schlagfertig darauf "Oh, und dabei wollte ich doch gestern gießen." Er lacht und es funkt zwischen uns. Ich freue mich, dass demnächst ein Gießkannenbesuch bei mir ansteht. Wir sind irgendwie alle - ich kann das nicht anders beschreiben - angekichert. Im Patientenzimmer bleibt davon bei aller Schwere der Erkrankungen die nötige Leichtigkeit. Sehr angenehmes Arbeiten.
Mein Highlight heute: Mittagessen mit ihm. Er hat sich seit langem mal wieder in die Kantine verirrt als ich dazu komme. Ich setze mich neben ihn. Betty und eine Ärztin sind auch noch dabei. Er ist mit der Ärztin in ein Gespräch über einen Klienten verwickelt. Er bezieht Betty und mich ins Gespräch ein und fragt, ob wir bei besagtem Klienten schon waren. Komplizierte Mutter-Sohn-Beziehungen sind sein Thema. Ich melde ihm zurück, dass wir Therapeuten die Beziehung gar nicht so auffällig fanden. Er tätschelt! mir den Arm und meint, dass es doch immer drauf ankommt, wo man selbst steht. Ich habe keine Ahnung, warum er mich dazu anfässt. Weiß nicht mal, was er genau gesagt hat. Er tut das ja in letzter Zeit öfter. Das Gespräch geht weiter um eine Klientin mit kleinen Kindern, die gerade verstorben ist. Eine unserer genialen Stationsschwestern meinte dazu, dass es besser für sie sei, dass sie in der Vorweihnachtszeit und nicht direkt in den Feiertagen gestorben ist. Dabei geht Florian völlig ab. Er ist völlig genervt von dieser Meinung und vermutet bei besagter Schwester Gefühle der Erleichterung, dass die Patientin verstorben ist, denn "Egal wann die Mutter stirbt, das erste Weihnachten wird scheiße sein." Das saß und passt so gar nicht zu dem Bild des schwerfälligen, änderungsresistenten Mannes, was ich mir von ihm kreiert hatte, um von ihm loszukommen. Beeindruckt mich schon wie er das auf den Punkt bringt.
Und dann, halt Dich fest, schenkt er mir ein Duplo.
Ooooh, wie süß - er als Candyman! Das kam so: Als Betty und ich zu ihm und der Ärztin an den Tisch dazukommen, liegen zwei herrenlose Duplos auf dem Tisch. Als Flo sich dann vorzeitig aus unserer Runde verabschiedet, schiebt er zu meiner Enttäuschung (über seine frühzeitige Verabschiedung und den Entzug der Schokolade) beide Duplos zu der Ärztin und sagt "Gib einen davon Deiner Kollegin." Klar wäre es schön gewesen, länger mit ihm zu essen und ein Duplo von ihm zu bekommen, aber ich bin resistenter gegen solche Enttäuschungen geworden. Was nicht ist, ist nicht. Nachdem Flo sich verabschiedet hat, sehe ich nicht, was er da weiter treibt, denn ich sitze mit dem Rücken zum Ausgang. Herr Mollis. geht in der Zeit, in der ich denke er ist bereits in seine Sprechstunde zurückgeeilt, nochmals an die Kantinenkasse und kauft zwei weitere Duplos. Dann kommt er zurück und faselt was von "Therapeuten brauchen auch Schokolade." Ich ordne die Stimme nicht ihm zu. Klingt wirklich verändert unter der Erkältung. Ich ahne, dass er am Freitag zur Weihnachtsfeier wohl richtig krank sein wird. Als ich mich umdrehe, um zu schauen, wer da was über Therapeuten und Schokolade sagt, erblicke ich meinen Duplo-Prinzen. Er legt mir und Betty jeweils ein Duplo hin. Mich tätschelt er dazu am Ellenbogen - ausgiebig! Mir wird ganz anders. Ich stoße gerührt hervor "Oooooh, das ich aber nett." "Ein verspäteter Nikolaus" sagt er lächelnd. Hach! Was sagst Du dazu? Männer, die Frauen mit Schokolade versorgen. Sind wir nicht alle ein bisschen Greetchen Haase?
Ooooh, wie süß - er als Candyman! Das kam so: Als Betty und ich zu ihm und der Ärztin an den Tisch dazukommen, liegen zwei herrenlose Duplos auf dem Tisch. Als Flo sich dann vorzeitig aus unserer Runde verabschiedet, schiebt er zu meiner Enttäuschung (über seine frühzeitige Verabschiedung und den Entzug der Schokolade) beide Duplos zu der Ärztin und sagt "Gib einen davon Deiner Kollegin." Klar wäre es schön gewesen, länger mit ihm zu essen und ein Duplo von ihm zu bekommen, aber ich bin resistenter gegen solche Enttäuschungen geworden. Was nicht ist, ist nicht. Nachdem Flo sich verabschiedet hat, sehe ich nicht, was er da weiter treibt, denn ich sitze mit dem Rücken zum Ausgang. Herr Mollis. geht in der Zeit, in der ich denke er ist bereits in seine Sprechstunde zurückgeeilt, nochmals an die Kantinenkasse und kauft zwei weitere Duplos. Dann kommt er zurück und faselt was von "Therapeuten brauchen auch Schokolade." Ich ordne die Stimme nicht ihm zu. Klingt wirklich verändert unter der Erkältung. Ich ahne, dass er am Freitag zur Weihnachtsfeier wohl richtig krank sein wird. Als ich mich umdrehe, um zu schauen, wer da was über Therapeuten und Schokolade sagt, erblicke ich meinen Duplo-Prinzen. Er legt mir und Betty jeweils ein Duplo hin. Mich tätschelt er dazu am Ellenbogen - ausgiebig! Mir wird ganz anders. Ich stoße gerührt hervor "Oooooh, das ich aber nett." "Ein verspäteter Nikolaus" sagt er lächelnd. Hach! Was sagst Du dazu? Männer, die Frauen mit Schokolade versorgen. Sind wir nicht alle ein bisschen Greetchen Haase?
Er schickte mir dann tatsächlich noch seinen Vortrag, der wenig textlastig und reich bebildert wirklich kreativ wirkte. Fast ohne Rechtschreibfehler (der Vortrag) verwendete er ein paar Stichpunkte direkt aus meiner Vorlage. Absoluter Minuspunkt ist, dass er tatsächlich wieder "Ewa" geschrieben hat. Man könnte auch eine Provokation dahinter vermuten. Er schrieb
Liebe Ewa,
vielen Dank für Deine Gedanken, vor und während dem Vortrag.
Hier als Anhang der Vortrag, vielleicht auch für Deine Kolleginnen...
Viele Grüße
Florian
Besänftigt durch das Duplo und beeindruckt von wirklich coolen Einfällen schrieb ich zurück. Ich griff dazu eine Folie auf, in der er den Krankheitsmythos "Bei Älteren wächst Krebs langsamer" aufgreift. Er hinterlegt die Folie mit 2 Bildern: ein Ferrari Bj 82 und ein kleiner Ford Bj 2009
Sehr cooler Vortrag!
Besonders die Analogie mit den Autos gefällt mir. Schnell fahren scheint ein Thema für Dich zu sein.
Bis zum nächsten Mal auf der 50er Strecke,
Ewa!
Ziemlich viel Bewegung gerade. Fazit: Er merkt, dass ich mich lösen will und baggert wild herum. Und ich gehe ziemlich gerne drauf ein.
"Yes, the Candy Man can
'Cause he mixes it with love
And makes the world taste good"
The Candy Man - Sammy Davis Jr.
Liebe Grüße von Eva
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