Liebe Mathilda,
habe mir schon Sorgen gemacht, weil ich so lange nichts von Dir gehört habe.
Auf der Arbeit ist alles gut. Ich fühle mich gleichauf mit Flo. Es gibt aktuell nicht mehr dieses Gefälle, dass ich mich meinen Gefühlen so ausgeliefert fühle, und alles von ihm abhängt. Wenn auch viel von ihm abhängt. Ich habe am Freitag nicht mal an ihn denken müssen als er seinen Vortrag hielt. Ein Fortschritt. Ich war beschäftigt mit meinem eigenen Leben. Und um 19 Uhr stellte ich fest, dass er seinen Vortrag nun wohl hinter sich haben müsse.
Und heute kommt er in den Besprechungsraum als schon viele Leute anwesend sind. Er setzt sich mir schräg gegenüber, sieht heute endlich mal wieder gepflegt und auch etwas erholt aus und wir haben einen wirklich ausgeprägt lächelnden Begrüßungsblickkontakt. Dabei bilden sich ganz viele Fältchen um seine Augen. Und um meine wohl auch. Und dann hielt er ja den nächsten Vortrag. Fazit: Erheblich langsamer (gähn) als der letzte Vortrag, den ich von ihm hörte. Keine rhetorische Glanzleistung. Schlaftablette! Eben was für die Minusliste. Danach treffe ich ihn mit ein paar anderen Leuten auf dem Flur. Ich setze gerade dazu an, ihn zu fragen, wie es am Freitag bei der Patientenveranstaltung war, da bemerkt eine Assistenzärztin wie gut ich heute aussehe. Ja, es tut gut, wenn Dich jemand in seiner Gegenwart auf Dein gutes Aussehen anspricht. Soll er doch sabbern. "Wohl geföhnt?" Ich darauf locker "Ich bin immer geföhnt." Ich sonne mich ein bisschen in dem Kompliment bis ich Flo tatsächlich frage wie denn sein Vortrag letzte Woche war. Ich gebe also die Aufmerksamkeit an ihn ab. Er erzählt bereitwillig, dass die Veranstaltung gut besucht war und einige Nachfragen kamen. Er erwähnt nochmal, dass er es dank meiner Vorlage ja leicht hatte. Recht so. Ich frage, ob er die Technik, Laptop und Beamer, wie aufgetragen mit zu sich genommen hat. Er bejaht das und fragt, wo es nun weiter hin muss. Ein Organisationstalent ist er wirklich nicht. Ich sage ihm, dass sie zurück ins zentrale Techniklager muss. Er meint, dass er das heute nicht schaffen wird dort hinzuwandern. Ich - ja, ich kannst nicht lassen - biete ihm an, dass er die Sachen zu mir bringt und ich dann wandern gehe. Ich tue das, damit er einen Grund hat zu mir zu kommen und nicht weil ich so scharf drauf bin, in das entlegene Gebäude zu gehen. Aber das ist wohl klar. Er stimmt zu.
Mir bleibt noch das Schmankerl mit ihm zusammen in die Ambulanz zu gehen. Betty ist dabei, führt aber nebenbei ein Telefoat, so dass es eigentlich ein Zweiergespräch zwischen uns ist. Und Betty ist ja dabei auch sehr diskret und würde sich ja eher zurückziehen, damit ich ein paar nette Momente mit ihm habe. Mir fällt auf, dass wir nicht so nah nebeneinander hergehen als wenn wir alleine wären. Was sagt uns das? Bringt dieser Gedanke irgendeinen Erkenntnisgewinn? Er rückt mir mehr auf die Pelle, wenn es keiner merkt? In unserem Gespräch geht es nochmal um seinen Vortrag. Er hatte wohl ganz "arztunüblich" mit Moderationskarten gearbeitet, auf die die Patienten etwas aufschreiben sollten. Ich frage ihn, was dabei herauskam. Er erzählt und erzählt ... von Krankheitsmythen. Dann bringt er den "Hirschhausen": Wenn Du eine schwarze Katze über die Straße laufen siehst, haben die Konsequenzen damit zu tun, ob du eine Maus bist. Oh, er ist noch in der Hirschhausen-Phase, in der ich vor nem Jahr war. Hat er garantiert von mir. Ich habe Hirschhausen ihm gegenüber ja oft erwähnt. Damals. Das er das jetzt aufgreift... Naja, wir sind mittlerweile auf dem Hof angekommen und stehen vor dem Eingang zu seinem Gebäudeteil. Warum hält er davor an? Ich erkenne die günstige Gelegenheit und ich stelle mir die Frage: Will ich lieber mit ihm in sein Zimmer gehen (und den Laptop holen) oder dass er zu mir in mein Zimmer kommt (und mir den Laptop bringt)? Ganz klar: Ich will zu ihm! Betty ist immer noch am telefonieren, so dass Flo und ich uns gut abseilen könnten. So schlage ich ihm also vor, dass wir die Technik jetzt gleich holen können. Es funktioniert. Die Schlaftablette in ihm hätte das ja nie von sich aus vorgeschlagen. Vielleicht will er mich nicht ermutigen, vielleicht hat er aber auch einfach keinen Arsch in der Hose. Er nimmt meinen Vorschlag jedenfalls sofort an: "Ja, klar, wenn Du jetzt Zeit hast." Häh? Für einen ca. 30s-Umweg wird es gerade noch reichen. Oder was hat er mit mir in seinem Zimmer vor? Wir gehen zu ihm, was weniger erotisch ist als es sich anhört. Sein Zimmer - ich mache die Tür nachdem ich mit ihm hineingegangen bin zu - ist in einem Ordnungszustand wie vor ungefähr einem Jahr ... bevor er aufgeräumt hatte! Von den Resten seiner einzigen Pflanze ragen zwei kahle Äste in die Luft. Ich merke, dass hier nichts zu holen ist. Habe nicht das Bedürfnis, ihn auf irgendetwas emotional Klärendes anzusprechen. Er muss erstmal selber mit sich klar kommen. Immerhin ist es ein Schritt, dass wir beide offensichtlich ohne Angst zusammen in sein Zimmer gehen können. Ausbaufähig! Das Kopfkino jagt mir einige nonverbale Fantasien durch den Sinn ("zufällig" mit ihm zusammenstoßen / ihn anrempeln, gegenseitig in den Augen versinken und rumknutschen). Ich hab Schiß vor meinen eigenen Gedanken und schnappe mir das Laptop. Ich sage ihm, dass seine Abwesenheit am Freitag vor seinem Vortrag ganz schön für Unruhe gesorgt hat. Er stimmt mir sofort zu und deutet an wie sehr er davon genervt ist, weil sich sonst auch niemand für diese Veranstaltungsreihe interessiert. Ich schnappe mir auch noch den Beamer und gehe in Richtung Tür. Er fragt, ob er mir wenigstens 1 Gerät abnehmen kann. Ich bin zu schnell - eindeutig. Ich muss was abgeben. Muss ihm was abgeben. Vor allem Verantwortung für die ganze Sache zwischen uns. Ich muss mich etwas treiben lassen ... z.B. mehr Kopfkino in die Realität umsetzen.
Als ich die Tür wieder öffne, sehe ich, dass er unser Bild vom Staffellauf (das ich ihm doch damals in sein Fach gelegt hatte und worüber wir einen netten Flirt in einem Türrahmen hatten; siehe "Ein einziger Moment war die ganze Aufregung wert" vom 30. Mai 2013, "Bewegte Bilder" vom 3. Juni 2013 und "Fotos für die Dunkelkammer" vom 4. Juni 2013) an seine Tür geklebt hat. Nicht so auf ne Pinnwand, die es in dem ganzen Chaos sowieso nicht gibt. Nein, richtig angeklebt. Genau in Sichthöhe über der Türklinke. So dass er es vermutlich bei jedem Verlassen des Raumes ansehen muss. Zur Erinnerung: Es sind 5 Personen auf dem Bild: Flo und ich stehen dicht nebeneinander in der Mitte und haben sportlich die Arme umeinander gelegt. Warum hat er es dorthin geklebt? 1. Er erinnert sich gerne an den Lauf. 2. Er hat Gefühle für eine oder mehrere der anderen Personen auf dem Bild. 3. Er ist in sich selbst verliebt. (Ja, das wohl auch immer) 4. Er hat Gefühle für mich. Das ist mir wirklich eine große innere Freude und ich tendiere einfach mal dazu, das 4. auf jeden Fall mit unter seinen Gründen ist, sich das Bild an die Tür zu kleben. Und das bestätigt mir einmal mehr: Der Typ empfindet doch etwas für mich! Meine Fantasie - oder war es Deine - dass er sich Bilder von mir aufhängt, ist also gar nicht soweit hergeholt.
Als ich die Tür wieder öffne, sehe ich, dass er unser Bild vom Staffellauf (das ich ihm doch damals in sein Fach gelegt hatte und worüber wir einen netten Flirt in einem Türrahmen hatten; siehe "Ein einziger Moment war die ganze Aufregung wert" vom 30. Mai 2013, "Bewegte Bilder" vom 3. Juni 2013 und "Fotos für die Dunkelkammer" vom 4. Juni 2013) an seine Tür geklebt hat. Nicht so auf ne Pinnwand, die es in dem ganzen Chaos sowieso nicht gibt. Nein, richtig angeklebt. Genau in Sichthöhe über der Türklinke. So dass er es vermutlich bei jedem Verlassen des Raumes ansehen muss. Zur Erinnerung: Es sind 5 Personen auf dem Bild: Flo und ich stehen dicht nebeneinander in der Mitte und haben sportlich die Arme umeinander gelegt. Warum hat er es dorthin geklebt? 1. Er erinnert sich gerne an den Lauf. 2. Er hat Gefühle für eine oder mehrere der anderen Personen auf dem Bild. 3. Er ist in sich selbst verliebt. (Ja, das wohl auch immer) 4. Er hat Gefühle für mich. Das ist mir wirklich eine große innere Freude und ich tendiere einfach mal dazu, das 4. auf jeden Fall mit unter seinen Gründen ist, sich das Bild an die Tür zu kleben. Und das bestätigt mir einmal mehr: Der Typ empfindet doch etwas für mich! Meine Fantasie - oder war es Deine - dass er sich Bilder von mir aufhängt, ist also gar nicht soweit hergeholt.
Wir gehen wie ich jetzt nach dem langen Nachdenken darüber finde leider viel zu schnell wieder aus seinem Zimmer heraus. Er trägt den Beamer, ich das Laptop. Er erzählt mir von weiteren Vorträgen und das man viel mehr voneinander, von schon vorhandenen Vorträgen profitieren sollte. Ich sage ihm, dass ich zu meinem nächsten Fortbildungstermin den Ressourcen-Vortrag abwandeln werde. Und ich sage so eine kluge Sache wie "Solche Dinge wollen von noch mehr Leuten gehört werden." Keine Ahnung, warum ich das so sage. Er verspricht mir dann zum wiederholten Male, mir seinen Vortrag zu schicken. Ganz von allein kommt er darauf. Er bedankt sich noch tausendmal für die Organisation der Patientenveranstaltung und dann ist auch mal gut. Wir stehen schon lange in meinem Zimmer und labern immer noch darüber. Betty steht überflüssig daneben. Ich könnte ihn knuddeln. Und dann könnte ich ihn auch wieder ohrfeigen!
Ich übe mich weiter darin, nicht so viel an ihn zu denken. Ok - die Länge der mail spricht nicht gerade dafür. Aber am Freitag ist die erste Weihnachtsfeier und ich weiß nicht, ob er kommt. Und ich will mir das auch nicht vorstellen. Wenn er da ist, ist es gut. Wenn nicht, dann auch. Ich kann mich nicht immer so hochputschen.
"Pictures of you
Pictures of me
Hung up on your wall for the world to see
Pictures of me
Hung up on your wall for the world to see
Pictures of you
Pictures of me
Remind us all of what we used to be"
Pictures of me
Remind us all of what we used to be"
The Last Goodnight - Pictures of you
Liebe Grüße von Eva
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