Dienstag, 31. Dezember 2013

Abenteuer im Dezember

„Es war wichtig,
Die Gedanken ziellos schweifen zu lassen
Wie die Wolken am Himmel.
So flohen Angst und Beklemmung aus den Herzen aller,
Und die fanden wieder Mut und Kraft für den
Kommenden Tag.“
Der fünfte Berg – Paulo Coelho



Wir haben uns so weit angenähert, dass wir problemlos beruflich miteinander sprechen können. Die andere Seite leben wir mit liebevollem Rempeln aus. Alles andere bleibt unausgesprochen. Ich genieße die Weihnachtsfeiern, tue das wonach mir ist. Und ja, ich entwickle mich. Auch Flo lehnt sich ziemlich weit aus dem Fenster, in dem er mir ein Duplo schenkt. Das Duplo verspeise ich in einem Wutanfall. Das alles ist in keinem Fall langweilig, sondern das Abenteuer des Lebens. Ich bedanke mich für so viel Abenteuer, für so viel Leben in diesem Jahr.

Montag, 30. Dezember 2013

Möglichkeiten im November

„Ein Mensch darf nie aufhören zu träumen.
Der Traum ist für die Seele,
Was Nahrung für den Körper bedeutet.
Wir müssen häufig in unserem Leben erfahren,
Wie unsere Träume zerstört und unsere Wünsche nicht erfüllt werden,
Dennoch dürfen wir nie aufhören zu träumen.
Der gute Kampf ist der, den wir ausfechten,
Weil unser Herz es von uns verlangt.“
Auf dem Jacobsweg – Paulo Coelho



Wir haben es selbst in der Hand, ob wir auf die Haben- oder die Defizitseite schauen. Ich beschäftige mich immer mehr mit dem Glück, werde zur Expertin auf diesem Gebiet. Flo ist interessiert, aber er kann oder will nicht wirklich mit mir Schritt halten. Mein Herz verlangt diesen Weg von mir und seines verlangt wohl einen anderen Weg. Das wird mir bewusst. Das tut weh, aber nicht so sehr dass ich meinen eigenen Weg ändern würde.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Freiheit im Oktober

„Ich bin kein Fremder
Weil ich nicht für eine sichere Rückkehr gebetet habe.
Ich habe meine Zeit nicht damit vertan, mir vorzustellen,
Wie es bei mir zu Hause, an meinem Tisch, auf meiner Seite des Bettes
Sein würde. Ich bin kein Fremder, weil wir alle immer auf Reisen sind,
Alle gleich müde, mit den gleichen Fragen, den gleichen Ängsten, der
Gleichen Sehnsucht und der gleichen Großzügigkeit.
Ich bin kein Fremder, denn als ich etwas brauchte, bekam ich es.
Als ich klopfte, wurde mit aufgetan. Als ich suchte, fand ich.“
Aleph – Paulo Coelho



Flo und ich nähern uns wieder etwas an. Ich bin so froh über meine gesunde Brust, dass mir scheißegal ist, ob ich ihn mit meinen Gefühlen verunsichere, überfordere oder nerve. Nerven scheidet aus, denn er ist offensichtlich gern mit mir zusammen. Es wird vertrauter. Er erzählt mir von seinem affärenbehafteten Großvater und ich bedeute ihm ebendiesen zum Vorbild zu nehmen. Wir haben engen fachlichen Austausch. Ich tue das aus freien Stücken und gerade weil ich ihn so mag.


Samstag, 28. Dezember 2013

Aufbauen im September

„Aber derjenige, der seinen Tag bewusst lebt,
Nimmt den magischen Augenblick wahr.
Er kann in dem Moment verborgen sein,
In dem wir morgen den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken,
Im Augenblick des Schweigens nach dem Abendessen,
In den Tausenden von Dingen, die uns alle gleich anmuten.
Diesen Augenblick gibt es – den Augenblick,
In dem alle Kraft der Sterne uns durchdringt
Und uns Wunder vollbringen lässt.“
Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte - Paulo Coelho



Ein Augenblick kann alles verändern wie auch die Brustuntersuchung bei meiner Gynäkologin. Zwei Tage und gefühlte 100 Jahre stockt mir der Atem und ich setze alles in Bewegung, um mich nicht von Flo, aber möglichst gestern untersuchen zu lassen. Die Erleichterung über die Entwarnung rückt alles in ein anderes Licht. Ich bin nicht dazu da, es Flo möglichst bequem zu machen. Ich lebe dieses Leben, um zu atmen und um zu lieben. Das ist unsere Aufgabe und ich werde mich nicht mehr verstecken. Ich werde jeden Moment wie ein gutes Stück Schokolade genießen.

Freitag, 27. Dezember 2013

Begeisterung im August

„Der Krieger des Lichts nimmt seine Leidenschaften an
Und genießt intensiv.
Er weiß, dass er auf die Begeisterung der Eroberungen
Nicht verzichten muss.
Sie gehören zum Leben und erfreuen alle,
Die daran teilhaben.“
Handbuch des Kriegers des Lichts – Paulo Coelho


Nach all den Geschehnissen frage ich mich, ob ich nicht etwa auf der Stelle trete, ob ich mich überhaupt vorwärts bewege. Es kommt mir vor als blieben die Gefühle die gleichen. Doch dank des Blogs habe ich eine Möglichkeit nachzuschauen wie es mir im Jahr davor ging. Und daran bemerke ich, dass wie langsam es auch immer geht, sich ständig alles verändert. Ich sehe Flo und finde in ihm mich selber wieder wie ich vor all dem war. Er ist ich bevor mir das alles passierte. Mit seiner Haltung. Seinem Pflichtbewusstsein. Bloß keine Gefühle zeigen. Was bleibt mir anderes übrig als mich auf sein Niveau zu begeben, um die Kommunikation zwischen uns überhaupt aufrecht zu erhalten? Das ist sooo langweilig. So werden wir keine Krieger des Lichts.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Austausch im Juli

„Auf unserem Weg gibt es immer wieder ereignislose Abschnitte,
Und das Geheimnis besteht darin,
Diese Abschnitte zu einer Begegnung mit sich selber
Oder etwas Höherem zu nutzen.“
Die Hexe von Portobello – Paulo Coelho



Alles andere als ereignislos ist der Juli, denn in diesem Monat kam die Wahrheit zwischen Tino und mir auf den Tisch. Und Tino überrascht und beeindruckt mich absolut, wobei ich solche Angst vor der Konfrontation hatte. Tino ist mein „real hero“. Flo ist zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise im Urlaub. Das wäre sicherlich zu viel für mich gewesen. Wie kann also Coelho´s Hinweis gemeint sein. War mir mein Leben zu ereignislos geworden, dass ich mir eine „überflüssige“ Liebe zulegte? Ich ergründe die Untiefen meiner Seele, frage mich ständig wie und warum es dazu kommen konnte. Ich bin in Begegnung mit mir selbst.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Hingabe im Juni

„Das Wesen der Schöpfung ist ein Einziges,
Und dieses Wesen heißt Liebe.
Die Liebe ist die Kraft, die uns wieder vereint,
Damit die auf viele Leben,
Auf viele Orte in der Welt verteilte Erfahrung
Zusammengeführt wird.“
Brida – Paulo Coelho



Im Juni versuche ich mit dem Schwung der Euphorie weiterzumachen. Ich lasse Flo ein Andenken – das Teamfoto unseres Staffellaufes – zukommen, dass er wohl bis heute aufbewahrt. Später wird es wieder ruhiger zwischen uns, so dass ich befüchrte, Flo könnte meinen Gefühlszustand vergessen. Doch dann wird mir klar, dass er vielleicht vergessen wird, was genau ich sagte, aber nicht, welche Emotionen das bei ihm auslöste. Ich werde ihm in Erinnerung sein, auch wenn er weit weg ist. Diese Tatsache - so wird mir klar – ist das einzige, was zwischen uns bleibt, und das wird manchmal so unaushaltbar, dass ich eine Entwöhnung von Flo versuche. Ich gehe ihm ganze 5 Tage aus dem Weg. Dann breche ich das Experiment ab, denn wenn ich Gefühle investiere, dann mit Hingabe.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Harmonie im Mai

„Jetzt, wo ich meinen Weg gefunden habe,
Wird es keine schwierigen Augenblicke mehr geben,
Ich glaube, dass ich eine Mission zu erfüllen habe.“
Die Hexe von Porobello – Paulo Coelho



Ganz ermutigend, dieses Zitat, aber auch im Mai habe ich hin- und hergerissen durch Flo´s ständig wechselnde Annäherungs- und Fluchtversuche versucht, meinen Weg zu finden. Manchmal war es ein Weg nahe am Abgrund, manchmal war es eine rasante, euphorische Fahrt. So auch bei unserem dreamteammäßigen Staffellauf Ende Mai, der mich zu sportlichen und seelischen Höchstleistungen auflaufen lässt. Und am Ende war ein einziger Moment die ganze Aufregung wert.

Montag, 23. Dezember 2013

Annehmen können im April

„Menschen schenken einander Blumen,
Weil Blumen den wahren Sinn der Liebe in sich tragen.
Wer versucht, eine Blume zu besitzen,
Wird ihre Schönheit verwelken sehen.
Aber wer nur eine Blume auf einem Feld anschaut,
Wird sie immer behalten.
Denn sie passt zum Abend, zum Sonnenuntergang,
Zum Geruch nach feuchter Erde und zu den Wolken am Horizont.“
Brida – Paulo Coelho


Ich muss es so annehmen wie es ist, wie ich bin. Und ich bin nun mal in Flo verliebt. Das, was ich getan habe, ist mutig und hat mir so viel gebracht. Und ist Flo nicht etwa die Pflanze, die es sich lohnt von weitem anzuschauen? Im wahren Arbeitsleben trauen wir uns zaghaft wieder näher aneinander heran. Ich gehe wieder in sein Zimmer und mache Bekanntschaft mit seiner toten Pflanze. Offensichtlich ist ihm dieser Spruch nicht bekannt. Ich habe aufgehört, zu verstecken, was ich für ihn empfinde. So bin ich eben. Ich bin ich!

Sonntag, 22. Dezember 2013

Erfahrung im März

"In die Vergangenheit zurückkehren
Und an alte Wunden zu rühren.
Tut weh, ist aber nicht wirklich entscheidend.
Für eine solche Rückkehr spricht nur,
Dass das dort erlangte Wissen mir helfen wird,
Die Gegenwart besser zu verstehen."
Aleph - Paulo Coelho



Im März versuchte ich mit den Nachwirkungen meines eigenen Mutes zu leben. Es tat weh, ich war stolz, ich war traurig, und unsicher waren wir beide. Flo schwieg im weiteren zu dem ganzen Thema wie er es bis heute tut. Ich habe irgendwie weiter gemacht, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit so ziemlich jeder Situation weitermachen kann, und ich habe diesen schwersten aller Monate überstanden.


Samstag, 21. Dezember 2013

Größe im Februar

"Jedes Unwetter bringt Zerstörung
Zugleich aber wässert es die Felder,
Und mit dem Regen kommt die Weisheit
Des Himmels auf die Erde herab.
Doch wie jedes andere Unwetter wird es vorübergehen.
Je heftiger es ist, umso rascher."
"Die Hexe von Portobello" - Paulo Coelho



Im Februar ließ ich mich von diesen ermunternden Worten, aufs Ganze zu gehen, inspierieren. Man bereut nichts, außer das, was man nicht versucht hat. Ich hatte in dieser Angelegenheit noch nicht alles versucht. Ich bat Flo um ein einziges Treffen, dass in dem eigens von mir ausgesuchten Restaurant stattfand. Ich wuchs zu nie geahnter Größe heran und konfrontierte Flo mit meinen Wünschen nach einer Affäre.


Freitag, 20. Dezember 2013

Mein persönlicher Jahresrückblick - Verzweiflung im Januar

Liebe Mathilda,

in Anlehnung an den Pauli-Coelho-Kalender "Veränderungen", der mich das Jahr 2013 über begleitet hat, beginne ich heute mit meinen persönlichen Jahresrückblick. Nach den gestrigen Geschehnissen frage ich mich mal wieder, ob ich mich in Bezug auf Flo überhaupt von der Stelle bewege. Ich suche Rückschau und Ausblick. Und ich beginne im Januar:


"Zuerst musst du eine Strategie entwickeln,
Die sich alles zunutze macht,
Was dir zur Verfügung steht.
Einer Herausforderung begegnet man am besten,
Indem man sich einen unerschöpflichen Vorrat
An Reaktionsmöglichkeiten zulegt."
Aleph - Paulo Coelho




Diese Möglichkeiten hatte ich im Januar mit mir selbst diskutiert. Nach dem ersten Schock, die mein verzweifeltes Geständnis Flo gegenüber brachte, normalisierte sich die Lage zwischen ihm und mir etwas. Ich verstand, dass sich meine Hoffnung durch seine halbherzige Ablehnung nicht stoppen lies. Ich begriff, dass es nur den einen Weg gab, ihn nochmals darauf anzusprechen.


Donnerstag, 19. Dezember 2013

Duplo vs. phlegmatisches Weichei

Liebe Mathilda,

ich habe das Duplo verspeist ... mehr verschlungen als verspeist und habe dabei fast geheult. Wie es dazu kam, liest Du hier:

Die Begegnungen zwischen Flo und mir waren den Rest der Woche spärlich. Am Mittwoch als ich meinen grandiosen Vortrag gehalten habe, hat natürlich auch er mir eine positive Rückmeldung gegeben. Ich fühlte mich während des Vortrages ziemlich gut. So als sei ich wirklich Expertin in dem, was ich da von mir gebe. Kann man in 1 Jahr Expertin werden? Richtet sich wohl auch nach der Vergleichspopulation. Meine Vergleichspopulation: ca. 15 Ärzte, vom Chefarzt bis zum Assistenten. Von denen kann mir in der Thematik des posttraumatischen Wachstums keiner was vormachen. Ich berühre die Leute mit meinem Referat, erwische sie an einer empfindlichen Stelle. Ich war während des Vortrages so im Fluss, dass ich nicht bemerkte, dass eine der Ärztinnen den Raum verließ, weil sie es emotional nicht aushielt. Naja, habe ihr als ich davon erfuhr ein Gespräch angeboten. Und Flo? Sagt nach dem Vortrag erstmal gar nichts während Leute drumherum sind. Schisser! Mir geben unabhängig voneinander wirklich viele Leute die Rückmeldung, das es so toll war. Ein Oberarzt, von dem ich das gar nicht erwartet hätte: "Das war das beste, was ich seit langem gehört habe." Vielleicht sollten sich meine Erwartungen eher an andere Leute als an Flo halten. Mehr davon! Es tut so gut positive Rückmeldungen zu bekommen. Flo trifft mich einige Minuten später. Ich habe Betty im Schlepptau. Er schüttet auch Lob über mir aus, bezieht es vor allem auf die Bilder, die ich verwende. Jaja, ich weiß, dass Schrift und Buchstaben nichts für Legastheniker sind. Mit Bildern kann er eher was anfangen. Und er fragt, ob es viel Arbeit gemacht hat. Was hat er denn? Ich gehe nicht darauf ein. Kann ihm doch egal sein. Ich merke, dass ich langsam angepisst von ihm bin. Aber das ist eben meine Bewältigungsstrategie für seine so langweilig normalen Aktionen, die sich in keinster Weise von den Aktionen gegenüber anderen Leuten unterscheiden. "Es gibt Menschen, die Leben so vorsichtig, dass sie fast neu sterben." trifft es ganz gut. Er greift das Ressourcenthema immer mal wieder auf. In Gesprächen, die ich nur von Weitem mitbekomme. Es arbeitet sicherlich in ihm, aber dass sich dieses phlegmatische Weichei je in meine Richtung bewegen kann, ist so gut wie auszuschließen. Es gipfelt heute morgen - er ist gerade im Aufenthaltsraum - als ich schwungvoll hereinstürze (war heute den ganzen Tag schwungvoll, um alles erledigen zu können) und ihn positiv-beschwingt begrüße. Ich überlege ein Gespräch anzufangen, sehe ihn aber bereits hinausgehen. Da dreht er sich um und fragt, ob ich ihm meinen Vortrag "forwarden" kann. Oder ob ich ihn irgendwo auf dem Server abgelegt habe. Ich sehe seine Bemühung ihn sich selbst besorgen zu wollen (Was er übrigens auch gerne tun kann: Es sich selbst besorgen!). Ich habe den Vortrag natürlich auf dem Server abgelegt, sage ihm das aber nicht, denn es ist ein Grund ihm eine mail zu schreiben. Ich fürchte, das ist ein bisschen krank von mir. So ist mir aber wenigstens eine weitere Antwort von ihm sicher. Echt, ich sollte wirklich meine Anprüche in bezug auf ihn wieder hochschrauben. Ein paar Stunden später schicke ich ihm die mail mit dem Titel "Ressourcen per mail". Selbstwertschonend rechtzeitig, dass er noch antworten kann solange ich auf der Arbeit bin. Doch zurück in den Aufenthaltsraum als er mich nach dem Vortrag fragt. Als wir das geklärt haben, frage ich ihn wie lange er heute da ist. "Bis Viertel nach 2." antwortet er und fragt nicht weiter nach. Die Uhrzeit habe ich versucht herauszubekommen, weil ich ihn heute nicht verpassen wollte. Betty hat hier eine nette Tradition eingeführt: wir verschenken als Abteilung (Betty und ich) kleine Nettigkeiten. Unser Chef, Dr. Radio, die Sekretärin usw. Da darf Flo nicht fehlen. Nur ist der als es ans Geschenkeverteilen geht, nicht aufzufinden. Ich bin als Oberhaupt der Therapeutenabteilung im Zugzwang ihn anzurufen und tue das in beschwingt-süffisanter Stimmung. Achso, vorher habe ich bereits an seiner Zimmertür geklopft als ich aus einem anderen Grund in dem Gebäudeteil war. Er war nicht da. Das erkläre ich Betty und frage sie vor dem Telefonat, wo er denn nur sein kann. Sie meint sehr heilsam realistisch "Aufm Klo. Er ist ein Mann." Sehr gut, ihn sich da vorzustellen. Diese Erkenntnisse führen dazu, dass ich telefonisch Kontakt zu ihm aufnehmen muss. Es klingelt:

Flo: "Mollis."
Eva: "Hallo, Eva hier."
Flo: "Mmmhh" (erwartungsvoll)
Eva: "Sag mal, bist Du noch in der Klinik?"
Flo: "Ja."
Eva: "Die versammelte Therapeutenabteilung muss Dich unbedingt nochmal sprechen. Du kannst dich nicht so einfach aus dem Staub machen. Wo bist Du denn"
Flo: lacht "Wo bist Du denn?" (Will wohl nicht verraten, wo er ist. Vielleicht wirklich aufm Klo.)
Eva: "Hier in unserer Einsatzzentrale."
Flo: "Welche?" (Mann, steht der aufm Schlauch! Er ist verunsichert, ob ich den neuen oder den alten Raum meine.)
Eva: "Hier im Büro."
Flo: "Ich komme gleich nochmal rüber."
Eva: "Ok, bis gleich."
Flo: "Bis gleich."

Er trifft ein paar Minuten später ein. Wir beschenken gerade unsere Stationsschwester, die wir ebenfalls zur Audienz zu uns gebeten haben. Aufgelockerte Stimmung. Nachdem sie herausgegangen ist, macht Flo die Tür hinter sich zu. Betty sagt "Komm rein, du hast ein Therapiegespräch." und meint todernst, dass das so nicht geht. Einen kurzen Moment überrascht sie mich auch damit. Ein bisschen Schiss hatte er auch vor so einer geballten Therapeutenmacht, was mir gut gefällt. Was mir nicht gefällt, ist, dass Betty offensichtlich genausoviel mit ihm flirtet wie ich selber gerne würde. Habe als Oberhaupt die unausgesprochene Aufgabe, ihm unser Gabensäckchen zu überreichen. Es kommt von Herzen. Er freut sich ehrlich. Small talk und absolut kein Platz für eine echte Begegnung. Alles nur Contenance. Ich bin ziemlich erledigt danach und frage mich "Das soll nun unsere letzte Begegnung für dieses Jahr gewesen sein?" Aber es gibt noch ein letztes Abschiedswort zwischen uns. Mehr ein Blick, ganz allein. Als er um 13.45 nochmal in die Ambulanz stürmt, bereits in zivil, stehe ich ausnahmsweise am Empfangstresen und lege ein Plakat in einen Bilderrahmen ein. "Schöne Weihnachten" wünscht er mir mit intensivem Blick. Schöne Weihnachten für mich und meine Familie wünschte er mir bereits in seiner Antwortmail. Was mich etwas besänftigt ist unser Blickkontakt, der schon sehr vertraut ist. Ich transportiere ihm mit meinem Blick "Alles Liebe und Du Arsch, dass Du mich entbrannt so hier stehen lässt." Aber alles bleibt unausgesprochen, was für ihn symptomatisch ist, für mich jedoch nicht. Naja, danach musste das Duplo dran glauben. Mehr, damit es weg ist, nicht weil ich so Appetit drauf hatte. Das nennt man wohl Übersprunghandlung. War schon etwas angeschmolzen in meiner Tasche und es war einfach nur ein Duplo. Keine Altlasten mehr. Habe überlegt das Papier aufzuheben und habe diesem an Absurdität kaum zu übertreffenden Drang nicht nachgegeben. In den Müll damit! Tja, und das führte dazu, dass mir die Tränen dann doch wieder ziemlich nahe waren. Bin am Jahresende immer ein bisschen sentimental. Aber soll es das nun wirklich gewesen sein? Meine große Liebesgeschichte? Zu einem Weichei? Zu einem phlegmatischen Weichei?

Liebe Grüße von Eva

Dienstag, 17. Dezember 2013

Rempelromantik

Liebe Mathilda,

die letzte Woche in diesem Jahr mit Flo ging schon mal sehr vielversprechend los. Obwohl das wahrscheinlich bei ihm einfach so ist und nicht so übermäßig viel mit mir zu tun hat. Oder doch? Was ist nach der Weihnachtsfeier passiert? Im Emotionalen wie im Realen.

Ich treffe Flo morgens wie immer in der Besprechung. Es ist unsere erste Begegnung nach einem wirklich schönen Abend, an dem wir uns heftig angeflirtet haben. Er kommt bartstoppelig und mit klaren blauen Augen zu spät und setzt sich neben mich auf den Platz, den ich für ihn freigelassen habe. Ein bisschen zu selbstverständlich wie bei einem Paar am Frühstückstisch. Ich sehe ihn nicht an, sondern drehe meinen Kopf als Gruß nur kurz in seine Richtung, da gerade von einer für mich wichtigen Klientin berichtet wird. Vor mir habe ich meine heutige Klientenliste und den druckfertigen Fortbildungsplan für 2014 ausgebreitet. Er nimmt sich - kaum das er sitzt - etwas besitzergreifend den Plan, um ihn sich anzuschauen. Mein Plan ist auch sein Plan! Parallel dazu beginnt er mich anzuflüstern. Innerlich beginne ich zu grinsen. Äußerlich höre ich weiter der offiziellen Besprechung zu. Und ich lasse mich natürlich gerne von ihm anflüstern. Hat was Vertrautes und was von Tuscheln in der Schule auf der letzten Bank wie er den Kopf zu mir neigt. Wohlgemerkt er fängt an, sucht Kontakt - extremen Blickkontakt (für mein Gefühl zumindest). Ich mache mit, neige meinen Kopf ebenfalls zu ihm und schaue ihn an. Da wir flüstern, müssen wir uns ziemlich nahe kommen. Geht ja praktisch gar nicht anders. Ich schätze, dass wir uns so im Abstand von 10 cm beäugen. Ich sehe seine klaren, blauen Augen. Er trägt heute (oder immer?) definitiv keine Kontaktlinsen. Es ist herrlich. Er gibt mir dabei natürlich Rückmeldungen zu dem Fortbildungsplan, hat bei einem Titel was einzuwenden. Möchte halt auch mal was am Fortbildungsplan mitentscheiden. Ich höre ihm zu und will mir eine Notiz in den Flyer machen. Ich suche gestisch nach einem Stift in meinem Kittel. Ich weiß, dass ich einen dabeihabe. Habe ihn schließlich 10 Minuten vorher in meine Kitteltasche getan. Aber das weiß Flo ja nicht, der sofort darauf anspringt, und mir Klick-Klick schreibfertig seinen schönen Stift anbietet. Hihi! Man muss bloß ein bisschen hilflos tun und schon trudeln die Hilfsangebote ein. Nachdem ich fertig geschrieben habe, klicke ich den Stift wieder rein und gebe ihn zurück. Dabei berühren sich unsere Hände. Ja, warum muss ich das so ausführlich schildern? Es gibt wohl erotischere Momente als der Austausch von Kugelschreibern, aber nicht in dieser Klinik. Ist das das höchste der Gefühle, was Flo mit mir auszutauschen bereit ist?

Nach der Besprechung frage ich in bezug auf unsere kleinere Stationsbesprechung erwartungsvoll "Gehen wir rüber?", was vielleicht ein bisschen zu intim wie "Gehen wir zu mir oder zu dir?" klingt. Schon schwierig mit den Grenzen. Flo will noch kurz über die Ambulanz gehen. Wie er mag, ich gehe ja bekanntlich gerne jeden Umweg mit ihm mit. Auf dem Gang rempeln wir nebeneinanderhergehend mal wieder, so dass unsere Oberarme über ein paar Schritte hinweg wie Magnete aneinandergeschmiegt sind. :-))))) Auf der Station fragt er dann mehr zu mir alleine als in die allgemeine Runde „Und…sind am Sonntag alle gut nach Hause gekommen?“ Der hat Nerven, das hier so in die Runde zu fragen. Er schiebt noch eine Frage nach, die jetzt konkret an mich gerichtet ist: „Hast Du die Anschlussbahn noch bekommen?“ Ich lache und beschließe ihm zu zeigen, dass es in der Anschlussbahn nicht so schön war wie bei ihm. „Ja und da wurde es dann etwas ungemütlich.“ sage ich kokett. „Ungemütliche Leute in der Bahn?“ fragt er ein bisschen besorgt. Wie süß! Normale nächtliche Bahnfahrer denke ich über meine Mitfahrer nach, aber so ziemlich alles ist ungemütlich im Verlgeich zu Flo. „Nein…aber...“ stammele ich etwas herum und werde vermutlich rot. Er sieht das. Er weiß es. Weiß wie es um mich bestellt ist. Er sagt „Naja, ich hatte es ja nicht mehr so weit als wir uns ... trennten und bin völlig müde ins Bett gefallen.“ Interessant, dass er "uns" und "Bett" in einem Satz verwendet. Gibt es hier einen Sprachwissenschaftler, der mir mal den Beweis dafür liefern kann, dass hier etwas stattfindet, dass über Kollegensein weit hinausgeht. 
Nachdem wir dann eine ausgiebige Visite gemacht und zu dritt mit Dr. Radio zurück in die Ambulanz gegangen sind, teile ich im Aufenthaltsraum den restlichen Kaffee aus der Kaffeekanne durch drei. Wir setzen uns kurz hin und brüten nochmal über dem Fortbildungsplan. Flo hackt schon wieder auf dem Titel „Radiologische Diagnostik bei Verdacht auf maligne Leberveränderungen“ herum. Ihm ist der „Verdacht“ zu themeneinschränkend. Ich hatte ihm vorhin schon gesagt, dass der Chef diesen Titel vorgeschlagen hat. Ich bin übermüdet (gestern um 2 Uhr ins Bett) und habe keine Motivation ihm dazu noch mehr zu sagen. Ich bin leer, denn alles ist gesagt. Ich sehne mich mit jeder meiner Fasern nach ihm. Ihm fällt das auf. Aha, er bemerkt, dass etwas anders ist. Er sagt „Du bist aber heute zurückhaltend.“ Wie meint er das? Heute? Im Vergleich zum Sonntagabend? Die meisten Leute halten mich ständig für zurückhaltend. Flo hat mich natürlich auch schon anders kennengelernt. Dr. Radio gibt auch noch ihren Senf dazu. Sie meint, dass ich wohl froh bin, dass das Programm so steht. Andererseits bemerke ich mit meinem internen Flo-Sensor, dass sie mit ihm zu flirten versucht. Das kann ich auch und erwache aus meinem Dornröschenschlaf. Flo vertilgt ein Stück Stollen und bekommt etwas Puderzucker in die Luftröhre. Er fängt an zu husten. Man merkt, dass es ihm peinlich ist. Er versucht es zu unterdrücken. Ich sage scherzhaft „Soll ich erste Hilfe leisten?“ Von wegen zurückhaltend. Kommt bloß auf das Thema an. Als er wenige Sekunden später wieder sprechen kann, antwortet er lachend „Nein, noch bin ich nicht blau angelaufen.“

Fazit: Schöne nahe Blicke, ein Rempelversuch, der seines gleichen sucht, und locker-leichte Kommunikation in völliger Übermüdung sind wohl ein guter Beweis dafür, dass ich nicht all zu viel verkehrt gemacht habe. Doch dieser Depp lässt sich einfach nicht zu mehr hinreißen. Ist eben noch nicht blau angelaufen.

Liebste Grüße von Eva

Montag, 16. Dezember 2013

Weihnachtsfeier-Rating: I saw mummy kissing Santa Claus

Liebe Mathilda

so, das war sie also: die Weihnachtsfeier meiner Klinik mit Flo. Amy Winehouse hat folgende Antwort darauf:



Da hier laut Betty emotional kein Weiterkommen mehr zu erwarten ist, muss die Ratio herhalten. Hier also meine Auswertung im Vergleich zu  den vorangegangenen Feiern:



Die Unternehmens-Weihnachtsfeier
Die Klinik-Weihnachtsfeier
Die Unternehmens- Weihnachtsfeier
Die Klinik- Weihnachtsfeier
Zeitpunkt
November 2012 vor Ground Zero!
Dezember 2012 nach Ground Zero           
13.12.13
15.12.13
Ist Flo dabei?
ja
ja
nein
ja
Wie nah komme ich Flo?
Unterbrochen durch die verschiedenen Aktivitäten, sitze ich ihm beim Essen direkt gegenüber.
Es sitzen gefühlt 20 Leute zwischen uns.

Ich sitze ihm ca. 5 Stunden lang direkt gegenüber. Habe ständig intensiven Blick- und Gesprächskontakt zu ihm.
Wie fühlte ich mich?
Verklemmt, peinlich darauf bedacht, das er nichts merkt
Bin in der Hochphase meiner Post-Rückweisungs-Depression
Locker, muss mir keine Gedanken um / zu Flo machen, kann mich so geben wie ich bin
Locker, ich lache viel, und ich flirte, aber nicht so viel wie ich gerne würde. Ich kann mich nicht ganz so geben wie ich bin, achte zu viel auf meine Erscheinung
Was ist das Persönlichste, was ich (ihm) von mir zeige?
Dass meine Mutter Fleischverkäuferin war (?)
Ich proste ihm von weitem zu nachdem er damit anfängt.
Ich gehe im Shuttle-Bus ans Mikrofon und im Restaurant auf die Herrentoilette, um keine Lebenszeit zu verschwenden. Und ich frage die Leute ungeniert aus.
Ich zeige ihm, dass ich ihn sehr mag, aber nicht, dass ich ihn liebe. Ich rede mit ihm über Abitur, Bauchtanz, Psychothriller, Kiffen, freie Assoziationen zur Weihnachtsfeier am Nebentisch. Ich zeige ihm, dass ich ohne Besteck essen kann und trinke mit ihm aus einem Glas viel zu süßen Wein.
Wie verhält sich Flo?
Er wirft mir interpretationswürdige Brocken hin und versucht Kontakt zu mir zu bekommen.
Er hält Abstand.

Er fühlt sich als Hahn im Korb wohl, flirtet mit mir und mit nicht so vielen anderen.
Wie verabschieden wir uns?
Umarmung
Ohne Körperkontakt

1.       Verabschiedung: Umarmung im Restaurant
2.       Verabschiedung ist eigentlich keine Richtige. Betty und ich treffen ihn nochmal auf der Straße und er fragt, ob er uns im Auto irgendwohin mitnehmen kann. *
Rating-Platz
3
4
2
1

                                                              
* Betty lehnt ab. Ich frage, wo er denn lang fährt. Er meint er würde den Stadt-Ring kreuzen. Doch dann verwickelt Betty ihn in ein Gespräch über den Stadtteil, in dem wir uns befinden. Sie ist Coolness und Anstandsdame in einem. Ich lasse es auf sich beruhen, gehe nach der zweiten Verabschiedung aus dem Kontakt ohne ihm eine Antwort auf sein Angebot gegeben zu haben. Doch er ist immer noch da und ... was dann wirklich passierte behalte ich ausnahmsweise mal für mich.

Fazit: Die furchtbarste Feier war die, die kurz nach meinem Geständnis ihm gegenüber stattfand, aber danach wurde es immer nur besser. Man sollte sich also nicht von den kurzfristigen, vielleicht auch negativen Konsequenzen abschrecken lassen, die eine solche Ehrlichkeit mit sich bringt. Denn es wird besser! Und Amy weiß es noch besser. OMG:


"Then I saw Mommy tickle Santa Claus,
underneath his beard so snowy white!
Oh, what a laugh it would have been,
If Daddy had only seen,
Mommy kissing Santa Claus last night!"

Amy Winehouse - "I saw mummy kissing Santa Claus"


Liebste Grüße an die Süße!