Freitag, 27. Juni 2014

Grabowski lässt grüßen

Hallo liebe Mathilda,
 
jetzt mal per post weil ich heute seit langem mal wieder einige nette Begegnungen mit Flo hatte. Du musst Dir das nicht durchlesen, wenn Dir Männer-und-Frauen-Geschichten gerade zu sehr weh tun. Vielleicht lenkt es aber auch ein bisschen ab.
 
Es begann schon heute morgen als ich auf der Straße langfuhr und ich Flo an der Ampel stehen sehe, die rechts auf meine Straße einbiegt. Ich fahre an ihm vorbei und denke: Hähä, heute bin ich die Erste. Ich sehe ihn zwei und dann an der letzten Kreuzung ein Auto hinter mir. Mein Puls fährt noch immer hoch, wenn es zu solch einer Situation kommt. Die Erwartung auf die Begegnung auf dem Parkplatz? Oder einfach das Gefühl, ihm davon zu fahren? Egal ist es mir jedenfalls nicht. Ich stelle fest, dass er sich mit jeder Ampel an den zwischen uns befindlichen Autos vorbeischiebt. Später wird er mir das bestätigen. Betty meint dazu: "Testosteron verkürzt das Leben." Flo stimmt zu und meint "Ich fahre keine Rennen." Kastriert sich also, um länger zu leben? Oder fährt schnell, ohne es zu merken? Das kann man für die Klinik - wie auch für die gesamte Lebenssituation verwerten, hat nur zur Folge, dass der Mann immer weicher und netter wird. Und ich weiß nicht, ob ich das jetzt toll oder nicht finden soll. An der Ampel stehen wir schön aufgereiht und Testosteron hin oder her, am heutigen Tag bin ich die Erste auf dem Parkplatz, weil an meinem kleinen feinen Auto auf der nun einspurigen Straße keiner mehr vorbeikommt. Und ganz ohne Rasen und Testosteron!
 
Es ist ein guter, lockerer Tag. Ich spreche Flo öfter an als üblich. Vielleicht sollte ich öfter übermüdet sein. Da sinkt meine Schamgrenze. Ich verbringe eine wirklich lustige Visite (eine Patientin reißt einen Witz nach dem anderen) mit ihm. Und das Lachen tut dem ganzen Team so gut. Später sitze ich mit Betty und Pfefferminztee (ich höre mich heute an wie ein heiserer Wolf - Stimmlage 2 Oktaven niedriger) in der Küche als Flo dazukommt. Er fragt: "Ist noch Kaffee da?" Ich schiebe ihm die Kanne hin und sage "Hier, alles für Dich." Er bemerkt meine Teetasse und die tiefe Stimme und sagt flirtend: "Damit kannst Du im Varieté auftreten." "Ist ja interessant, welche Assoziationen meine Stimme bei Dir auslöst." "Zum Chansons singen." sagt er grinsend. Ich bin auch amüsiert. Er würde mich damit auf die Bühne stellen. Wenn ich Tino mit meiner tiefen Stimme (ist mein persönliches, dramatisch wirkendes, aber nicht weiter schmerzhaftes Symptom bei Erkälterungen) begegne, wird er homophob. Ich mache mir dann einen Spaß drauß und necke ihn ein bisschen mit tiefstimmigen Annäherungsversuchen. Tino ist eher für Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Stimmen. Bei Flo verschwimmen bekanntlich die Grenzen. Mit seiner Kaffeetasse setzt er sich zu Betty und mir. Auf dem Tisch stehen "Grabower Küsschen" (die Ostmarke von Schaumküssen). Flo sagt "Oh, Graboffer [so spricht er das aus] Küsschen." Wohl nicht nur Rechtschreib- sondern auch Leseschwäche. Oder die Unkenntnis von der Ost-Schaumhuss-Marke? Betty und ich fast wie aus einem Mund "Mann Florian, das sind Graboer [und so spricht man das richtig aus]!" Pedantisch wie er ist, kann er das nicht undiskutiert auf sich sitzen lassen. Er führt den "Maulwurf Grabowski" als Beispiel an, den man schießlich auch so schreiben und aussprechen würde. Noch nie von dem gehört. Florian erzählt, dass er als Kind so gerne das Kinderbuch mit diesem Maulwurf gehabt hatte. Ich frage nach und lasse ihn erzählen, was der Maulwurf erlebte. Wurde durch Bodenbohrungen erschreckt und dann sogar weggebaggert. Und der kleine Flo hatte dabei immer ein bisschen Angst. Ok, jegliche Reste von Testosteron sind jetzt verschwunden, denn Flo erzählt uns zwei Therapeuten von seinen maulwürfschen Kindheitsängsten. Ich frage ihn, ob er den kleinen Maulwurf meint. Diesen tchechischen mit der kleinen Schippe. Flo meint "Nein, dass ist eine ältere Geschichte." Ich darauf "Also "mein" Maulwurf kommt aus den 70ern oder so." Flo: "Ja, dann könnte der das doch sein." Ich: "Wie sieht denn Deiner aus?" (Jetzt wirds echt zweideutig) Flo: "Na so lang und strubbelig." Ok, Flo hört auf diesem Ohr nicht zweideutig und ich grinse in mich hinein, weil das einfach so komisch ist. Die Lösung der Maulwurffrage: Google Bildersuche! Dort gibt es zwar den kleinen Maulwurf, aber keinen eindeutigen Namens Grabowski. Werde Flo jetzt immer, wenn er so diskussionsfreudig ist, "Grabowski" nennen.
 
Den ganzen Vormittag verbringt er ein Zimmer neben mir mit weit geöffneter Tür. Ich sehe ihn im Vorbeilaufen dort mit seinem Aktenberg sitzen. In dem Aktenberg verbrigt sich auch ein Konsiliarbericht, den ich seit letzter Woche von ihm brauche. Dienstag habe ich Phase zwei des Nachfragens mit Nachdruck gestartet. Wie wir uns erinnern, genügt in Phase drei, in der Flo  schon ein ordentlich schlechtes Gewissen hat, schon mein bloßes Erscheinen, damit er mir zuruft "Ich mache es bis ..." Am Dienstag also sagte ich ihm, dass ich den Antrag nebst Konsiliarbericht bis Ende der Woche herausschicken wolle. Gestern stellte ich den Bericht fertig und legte Flo eine Kopie auf seinen immer weiter wachsenden Stapel mit einer Notiz: "Zur Info und zum Ansporn :-)" Und wie er da heute so sitzt mit weit geöffneter Tür sehe ich wie er den Konsiliarbericht vor sich liegen hat. Dabei will ich ihn natürlich nicht stören, sondern warte nebenan darauf, dass er ihn mir fertig präsentiert. Nach einer Weile rennt er noch zweimal wie angestochen an meinem Zimmer vorbei und schließlich kommt er rein. Mit Konsiliarbericht (15zeilig und ohne einen einzigen Fehler! Übermenschlich für einen Legastheniker? Er hatte meinen ganzen Antrag gelesen und daraus seinen Bericht gemacht. Er lobt meinen Antrag und fragt wie lange ich dafür brauche. Als das Gespräch ins Detail geht, schließt er die Tür und lehnt lässig an meinem Waschbecken. Wir brüten etwas über dem Fall des betreffenden Patienten, der wohl wieder mal uns beide berührt. Er fragt, ob ich Textbausteine hätte. Ich verneine das und sage, dass ich das für jeden Antrag neu formuliere. Das beeindruckt ihn noch mehr. Richtig so! Es ist heute einfach schön und wertschätzend und ein bisschen flirty mit ihm. Ich seh ihn so gern an. Die Augen, nicht den Bart. Die Augen, nicht den Maulwurf.
 
Liebe Grüße,
Eva

Dienstag, 24. Juni 2014

Status: Kollegiale Freundin

Hallo Du Liebe,
 
auf der Arbeit ist seit der Fallkonferenz letzte Woche Entlastung angesagt. Flo zeigt sich wieder mehr und wir reden sogar miteinander. Vertraut. Ich frage ihn gestern bei einem gemeinsamen Gang über den Hof wie es ihm geht und melde ihm zurück, dass er ziemlich fertig aussieht. Er bestätigt das sofort. Es ist wie ein Fass, dass ich mit meiner Frage öffne. Er erzählt von sich, Details aus seinem Alltag. Die Urlaubsvertretung käme ihm dieses Jahr schwerer, belastender vor. Vielleicht auch, weil "Laura" letztes Jahr noch nicht wieder arbeiten war. Nun müsse er pünktlich zu Hause sein, damit er die Kinder abholen könne. Die neuen Schulen der Kinder, das Haus usw. Er sei gerade nicht so "resilient", benutzt tatsächlich dieses Wort. Er ist auch bzgl. seiner Rückenschmerzen einsichtig, dass diese psychosomatisch sind. Er wird bei dem als tolles "Familienereignis" geplanten Drachenbootrennen nicht mitrudern. Zieht die Notbremse. Es sprudelt nur so aus ihm heraus. Ich habe mir das ja gut überlegt, ob ich ihn nach seinem Zustand frage und mich als Therapeutin gebrauchen lasse. Obwohl ... Therapeutin? Ich bin bei meinen Recherchen nach den "Dont´s" für unser Seminar auf einen Spruch gestoßen: 
"If you´re good at something, 
never do it for free." 
sagt kein geringerer als der Joker. Kann ich so selbstlos sein und ihn sich bei mir entlasten lassen und keine Gegenleistung, keine Gegenliebe erwarten? Ich glaube ich bin jetzt soweit, dass ich das ertragen kann. Dass ich nicht erwarte, dass er mich dafür liebt, auch wenn es ihm doch sehr angenehm zu sein scheint. Es wirkt eher wie ein vertrautes, freundschaftliches Verhältnis, was sofort - auch nach langen Ruhephasen - wieder da ist. Als unser gemeinsamer Weg beendet ist, bleiben wir auf einem einsamen Flur hängen und reden weiter. Jetzt will ich auch mal und erzähle ihm aus meinem Leben. Vom letzten Freitag, dem Herzinfarkt-Verdacht bei meinem Vater, von Kai, vom Grundstückskauf, vom Notartermin. Das ist dann wohl die Resonanz, die ich erwarte: dass ich ihm ebenfalls belastende Dinge erzählen kann. Nicht als Therapeutin, sondern als freundschaftliche Kollegin / kollegiale Freundin. Am Ende des Arbeitstages schicke ich ihm völlig aus einer unterstützenden Laune heraus eine kleine mail namens "Surfen für die Reselienz ... und einen "starken" Rücken" mit zwei Quotes:
"You can´t stop the waves, 
but you can learn to surf."
und
"You learn more from failure than from success. 
Don´t let it stop you. Failure builds character".
Einfach, weil ich dachte, das könnte er jetzt gebrauchen. Er antwortet ja auf so was bekanntlich nicht und so habe ich das auch nicht erwartet (ok, ganz kurz beim Öffnen des mailprogramms heute morgen schon). Doch dann treffe ich ihn heute morgen auf der Station. Er verwickelt mich in ein Gespräch und ich setze mich zu ihm. Wir klären die aktuellen Fälle, ich notiere mir etwas. Dann ist Stille. Ich denke nicht an die mail. Er fängt ganz allein davon an: "Danke für Deine resilienzfördernden Bildchen." sagt er gerührt. Ja, bitte, gerne. Kollegiale Freundin halt. Ich gebe mir größte Mühe, nicht zu flirten, weil ich weiß, dass ich das schon tausendmal hatte und dass das nichts bringt. Hier kann ich noch standhalten und verabschiede mich dann, denn die Arbeit ruft.

Doch später treffe ich ihn wieder beim gemeinsamen Kaffee mit anderen Mitarbeitern. Die Stimmung ist aufgelockert. Es geht um die Technisierung der Welt und was man bei Stromausfall tun könnte. Ich versuche den Gedanken aus meinem Gehirn zu verdrängen, was ich mit Flo bei Stromausfall machen würde, versuche an die mehligen Küsse aus meinem Traum zu denken. Bääh! Jemand anderes schlägt vor, bei Stromausfall Spiele zu spielen. Sofort anzügliches Gelächter, dass Flo zu retten versucht: "Sie meinen Brettspiele, oder?" Ich darauf: "Man kann es auch auf nem Brett machen." und habe die Lacher und Flo´s Blick auf meiner Seite. Scheiße, doch wieder geflirtet, kollegeiale Freundin. Das nächste Thema ist das Geschlecht von Engeln (schon interessant, was bei uns so diskutiert wird, oder). Dr. Radio meint, dass die barocken Darstellungen von Engeln auf kein Geschlecht hindeuten. Ich meine darauf "Also, das Engel." Flo meint "Wie bei Kindern im Allgemeinen." Hääh? Wenn ich daran denke wie Kai mit seinem Penis spielt, kann ich ihm da nicht zustimmen. Auf die Äußerung hin bekommt Flo von der Allgemeinheit eins auf den Deckel, denn auch Kinder sind nicht geschlechtslos. Eine Schwester meint "Na, da würden sich aber ihre Söhne beschweren." Er gibt zu, dass das bei Jungen ja schon auf dem Ultraschallbild zu sehen sei, dass sie ständig die Hand am Gemächt hätten. Und ich darauf: "Ja, das ändert sich ja auch nicht, wenn sie draußen sind." Als ich den Satz begann, meinte ich noch Kai. Als ich ihn beende, will ich flirten. Ich funkle Flo an und er mich. Er stimmt mir grinsend zu und sonnt sich in seiner ganzen Männlichkeit unter all den Frauen hier. Mir wirds zu heiß. Ich wollte doch nur ein bisschen vertraute Kollegialität. Ist denn das nicht möglich? Muss es sofort außer Rand und Band geraten? Ich weiß doch, dass Flirterei wieder diese unnötige Hoffnung und diese blöde Sehnsucht verursachen. Flo ist jetzt erst so richtig angestachelt. Erzählt mir völlig jugendfrei und charmant Witze von einer Klientin, die er mir nächste Woche vorstellen will. Wir lachen und das ist es wahrscheinlich, was er bei mir verursachen will. Mich zum Lachen bringen. Das ist seine Form der Reselienzförderung. Seine Form von kollegialer Freundschaft. Es ist kein sexuelles Verlangen oder innige Zuneigung. Ich darf das nicht verwechseln. Aber genießen kann ich´s, genießen, denn es ist so so schön.

Liebe Grüße von Eva

Sonntag, 22. Juni 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: Only two sailors never ran aground...

Liebe Mathilda,

in dieser Woche ging es um Schiffe, die ein Stück nebeneinander hersegeln. Ich bin froh, dass ich Flo begegnet bin, wenn ich mir auch diese Woche nicht mehr sicher war, ob sein Boot auf Grund gelaufen ist.




Ich habe den sicheren Hafen verlassen und die Fahrt geht weiter wie alles Leben,
in der nächsten Woche,
Eva

Freitag, 20. Juni 2014

Der Sockel wackelt

Liebe Mathilda,

meinem 3 jährigen Sohn geht es so gut, dass er jetzt noch nicht schläft und ihm ganz lustige Ideen kommen, was er noch alles machen möchte. :-) Und ich selber bin gerade ganz schön belastet durch die Arbeit. Aus irgendeinem Grund gibt es gerade mehrere Mitte 30jährige Klientinnen mit infausten Prognosen und kleinen Kindern. Die Härte ist die junge Frau, von der ich am Dienstag schon sprach. Ich weiß gar nicht, ob du das lesen möchtest, aber es ist nicht nur die arme Frau, sondern es hat auch was mit Flo zu tun. Ich war letzte Woche bei der Visite dabei als ihm verschiedene Symptome bei ihr auffielen und er sie dazu befragte. Es kam raus, dass seit ihrer Krebserkrankung kein Staging mehr veranlasst wurde. Das ist präoperativ unbedingt angebracht, wurde aber weder von ihrer Onkologin, noch von der plastischen Chirurgin, noch von Flo veranlasst. Vor dem Patientenzimmer versicherte ich mich rück, ob solche Untersuchungen nicht vorher (vor so einer Riesenoperation, die man einer metastasierten Frau nicht antun würde) stattfinden sollten. Ich erntete nur zustimmende und betretene Blicke von Flo und Dr. Radio. Seitdem hatte ich ihn praktisch nicht mehr gesehen. Als klar wurde, dass die Frau tatsächlich Metastasen hat, traf ich ihn erst recht nicht mehr. Dazu hatte ich alle möglichen Fantasien: Der CA im Urlaub, er hat viel zu tun und rockt seit 3 Wochen alles gleichzeitig. Er ist sich über seinen Fehler bewusst und verschanzt sich usw. Natürlich rüttelt das ganz gewaltig an dem Sockel, auf dem er immer noch steht. Was ich am schlimmsten fände, wäre eine ungenügende Vorbereitung der Klientin wegen zu großer OP-Geilheit. Das wäre echt das Letzte! Bis heute die Fallkonferenz stattfand, wusste ich nicht wie er zu dem Fehler steht. Ärzte (und Menschen im Allgemeinen) neigen ja leicht dazu, ihre eigene Haut zu retten. Erst letzte Woche, wollte er einen Fall, bei dem dem CA offensichtlich ein Fehler unterlaufen war, vor die Morbiditätskonferenz bringen. Ich war angespannt, ob er mit seinem meines Erachtens viel gröberen Fehler genauso umgehen würde. Ich erwartete, hoffte das, weil ich andernfalls mein Bild über ihn hätte wirklich ändern müssen. Ich komme also zur Fallkonferenz und sehe Flo nach Tagen wieder (mal abgesehen von dem kurzen aneinander Vorbeirennen heute als er zu mir sagte: "Oh, gibt gerade wenig Berührungspunkte, dass wir uns kaum sehen." Ich darauf "Ach, Du arbeitest noch hier." war lustig gemeint, blieb mir aber fast im Hals stecken). Ich sehe, dass er fertig und gebrochen ist (Seine halbe Sprechstunde verbrachte er auf nem Gymnastikball, weil er Rückenschmerzen hat). Er sieht ganz grau und bemitleidenswert aus. Für den Fall der jungen Frau wird sich in der Fallkonferenz viel Zeit genommen. Es werden Mittel, Rettungsmöglichkeiten diskutiert. Das Risiko, dass ihr Herz Schäden von den Medikamenten erleidet, wird in Kauf genommen, weil sie die Spätschäden wohl kaum erleben wird. Kein Wort über das verkorkste Vorgehen. Ich bin fast am Platzen als Heiner, ein OA, stellvertretend für alle die Frage in den Raum stellt, warum die Frau nicht vorher gestaged wurde. Ich weiß nicht, ob Flo das ohne Heiners Aufforderung so gesagt hätte, aber als er reagiert tut er das in genau der angemessenen Art und Weise, die mein Bild von ihm wieder zusammenpflickt. Er sagt, dass das eine Katastrophe für die Frau ist, dass man natürlich hätte vor der Operation untersuchen müssen, dass das ein Fehler war, dass man ihr mit den jetzigen Befunden keine solche Operation zugemutet hätte und dass das einfach furchtbar sei. Und dass er vorhabe den Fall in die Morbiditätskonferenz zu bringen, damit man es bei einem möglichen nächsten Fall besser machen könne. Erleichterung bei mir: Er hat den Arsch in der Hose und ist mit sich genauso kritisch wie mit den Kollegen. Er steht dazu. Das einzige, was er machen kann, um nicht das Gesicht zu verlieren.

Nachdenkliche Grüße,
Eva

Donnerstag, 19. Juni 2014

Ist das der Durchbruch?

Liebe Mathilda,

irgendwie ist mir ein bisschen anders zumute. Ich hab gestern was zum Thema Hoffnung gelesen. Es ging um Sterbenden und die Perspektive der Hoffnung. Thomas von Aquins Hoffnungsdefinition, die Martin Fegg damals gebracht hat:
 
1. Es ist etwas Gutes,
2. Es liegt in der Zukunft,
3. Es ist nur mit Mühe zu erreichen,
4. Es ist möglich.
 
Das Ding der Möglichkeit unterscheidet Hoffen von Wünschen, das nicht unbedingt möglich sein muss. Überschätzt wird das Mögliche von Kindern und Betrunkenen. Und das ist bei aller Nüchternheit wohl der Punkt bei der Hoffnung auf eine Liaison mit Flo: Dass es nicht möglich ist, weil er einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es ist kein mögliches Hoffen mehr, sondern ein unmögliches Wünschen. Ach, mir ist heute so philosophisch! Wie konnte das passieren?

Ich hatte gestern ein sehr berührende Selbsterfahrung, in der eine krebserkrankte Künstlerin, Gedichte, Bilder und Musik präsentierte, die sie in ihrer Erkrankung produziert hat. Sehr berührend, sehr kraftvoll und ... ein bisschen erleuchtend. Bei der Erklärung einer ihrer Collagen lud sie uns Teilnehmer ein, unsere eigenen Gedanken aufzuschreiben. Sie hatte verschiedene Karten vorbereitet, auf die man schreiben konnte. Hatte Herzen, Boote, Blumen, Engelsflügel aus den Karten ausgeschnitten. Ich griff zum Boot und war mir bewusst, dass ich vor nicht allzu langer Zeit mit Sicherheit das Herz gewählt hätte. Ich hatte dann so eine persönliche Erkenntnis, dass ich mit Konstantin in einem Boot sitze und wir auf den Horizont zusteuern. Und dass ich für die anderen Boote, die ich getroffen (oder gerammt?) hatte, dankbar bin. Dankbar für die aufregenden Wellen, die sie auf meiner Fahrt verursacht hatten. Dankbar aber auch, dass sie zurückgewichen sind. Flo´s Boot ist in Sichtweite, aber segelt in sicherem Abstand (Macht man wahrscheinlich so beim Segeln. Bin ja kein Segelexperte.). Wie sollte das auch anders gehen, ohne eines der beiden Boote zu entern? Und so geben wir uns Rauchzeichen oder was auch immer und es ist schön, dass er da ist. Und wenn wir irgendwann getrennte Wege segeln werden, wird die Erinnerung verblassen.
 
"Vergessen ist so leicht, wenn man vergessen kann.
Erst raubt es dir den Atem, und dann vergißt du es doch.
Es ist doch immer das Gleiche: das eine stirbt das andere lebt."
 
singt Bendzko sehr passend in "Vergessen ist so leicht".

Außerdem gab es noch einen sehr symbolischen Durchbruch in unserer Klinik. Zwei Gebäudeteile sind miteinander verbunden worden, indem eine Wand entfernt wurde. Das Komische: Ich und die Ärzte wünschten uns das schon lange, da wir dann nicht mehr so große Umwege gehen müssen. Die Schwestern sind aus Prinzip dagegen. Was die Freude bei mir etwas trübte, war, dass ich Flo jetzt morgens bei der Ankunft nicht mehr sehe, weil er einfach nicht mehr über den Hof muss. Kein Schmachten am Fenster mehr. Keine delikate Rückansicht. Keine Kontrolle mehr. Andererseits geht er nun stets an meinem anderen Raum vorbei, um in sein Zimmer zu gelangen. Klingt etwas verworren. Ich sollte dir mal den Grundriss aufzeichnen. Und so sind Flo und ich durch den Durchbruch dichter zusammen und auch weiter entfernt. Auf jeden Fall bewegt sich was und es wurden bei mir Mauern eingerissen, was ich ja immer gut finde. Und wer weiß vielleicht gehört das ja auch zu meinem ganz persönlichen emotionalen Durchbruch. Die Durchbruchsschmerzen hatte ich schon vorher. Und mal ehrlich, es sind jetzt 2 Jahre! Es ist genug!

Viele Durchbruchsgrüße von Eva.

Dienstag, 17. Juni 2014

Begriffsstutziger Retter

Liebe Mathilda,

ich fands so schön und berührend gestern bei Dir. Hoffe dein Rücken wird nur noch besser. Was kannst du denn da nicht ertragen?

Flo gab mir gerade eine Privataudienz. Nein, umgekehrt. Ich habe ihm eine gewährt. Sein aktueller Zustand: Er ist in Eile, weil er den CA vertreten muss. Deswegen gabs heute auch keine Was-steht-diese-
Woche-an-Besprechung. Als ich das mitbekomme, sage ich zu ihm, dass ich ein paar Dinge mit ihm besprechen müsse und wann es denn passt. Die hatte ich die letzte Woche schon vor mir hergeschoben und gesammelt, weil er da auch so beschäftigt war. Er druckst herum, müsse in die Chefarztrunde, mutmaßt, dass es knapp wird usw. Ich steige da nicht weiter drauf ein, lasse es eher so erscheinen, dass es halt an ihm liegt, ob er über meine Angelegenheiten informiert ist. Und es wirkt! Herrlich einfach dieser Typ. 

Betty ist gerade auf der Arbeit angekommen als Flo mit einer Tasse Kaffee bewaffnet zu mir ins Zimmer kommt und fragt, ob es jetzt passt. Gerade eilig sieht er nicht aus. Im Gegenteil, als Betty und ich zustimmen, schließt er die Tür hinter sich und nimmt genüsslich auf dem dritten Stuhl Platz. Mit Bettys Anwesenheit ist es auch etwas weniger gefährlich für ihn. Betty und ich sprechen gerade über eine psychotische Klientin, die mir auflauert um eine versicherungstechnische Angelegenheit mit mir klären möchte, die bereits geklärt ist. Ihren Fall hatte ich bereits lang und breit in der Intervision bearbeitet. Jetzt ist ein Stand erreicht, an dem einfach alle hier über diese Klientin bescheid wissen sollten. Und so habe ich heute die Schwestern informiert. Und auch gleich Flo, der ja nun ganz erwartungsvoll in meinem Zimmer sitzt. Betty und Flo sind der Meinung, dass sie ihre Unterlagen abgeben solle und ein persönliches Gespräch ja gar nicht mehr nötig sei. Und sein Fazit, wenn es doch zu einem persönlichen Kontakt kommt: "Wenn ich hysterische Schreie höre, dann komme ich und rette dich." Die alte Eva in mir schmachtet, die Neue erwartet das einfach! Schließlich ist er zurzeit der einzige Mann hier. Er bringt ebenfalls einen Fall ein, in dem der Mann einer Klientin letzte Woche aggressiv geworden sei. Ja, mit der Empathie oder dem Ich-kann-dich-so-gut-
verstehen-und-spiele-mich-selbst-in-den-Vordergrund hatte er es ja schon immer. Was als kurze Informationsrunde gedacht war, driftet schnell in eine emotionale Intervisionsrunde, in der man sich gegenseitig bedauert, ab (unser "Lass-uns-gemeinsam-in-Depressionen-baden"-Syndrom). Flo gibt noch einen weiteren Aspekt hinein, sagt, dass am letzten Donnerstag drei Klienten seine vorgeschlagene Therapie abgelehnt hätten. Als ich ihn frage "Wie geht´s dir denn damit." beginnt Betty unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen und die traute Zweisamkeit zu stören. Er - natürlich ganz um Haltung bemüht - ".... das ist schon in Ordnung". Ja genau, das glaube ich sofort. Und ich sehe dazu seine sich verschmälernde Oberlippe, die er auch nicht unterm Bart verstecken kann. Ich weiß, was ich sehe! Aufgerüttelt durch Bettys Unruhe sage ich, was ich eigentlich noch sagen wollte. Nämlich, dass sich morgen ein therapeutischer Qualitätszirkel bei uns treffen wird. Er sagt, dass er gerne kommen würde, um die Therapeuten zu begrüßen, aber dass er seine Kinder abholen müsse. Als ob ich das vergessen könnte "...aber nicht am Vormittag." falle ich ihm lächelnd ins Wort. Jetzt hat er keine Ausrede mehr. Weiter im Programm. Ich teile ihm mit, dass ich am Mittwoch nicht an der Fallkonferenz teilnehmen werde, Betty aber da ist. Das ist der Moment, an dem Betty sich verabschiedet, weil ein Klient auf sie wartet. Und sie lässt uns beide allein in meinem Zimmer (was seit gefühlten 800 Jahren nicht mehr vorkam). Wir reden weiter, ob mit oder ohne Betty, macht bei mir keinen großen Unterschied. Bei ihm vielleicht schon. Er schüttet sich fast seinen Kaffee in den Schoß! Überspielend berichtet er von der jungen Frau, die sich letzte Woche ihre letzte verbliebene Brust wegen einer Genmutation hat abnehmen und aufwändig rekonstruieren lassen. Die Operationsmethode wurde hier erstmals mit zwei eingeflogenen plastischen Chirurgen gemacht. Es wurde ein Muskel (der Gracilis) aus dem Innenbereich des Oberschenkels in die Brust verpflanzt. Und es sei ein wirklich schönes Ergebnis geworden. Ich muss lachen. Ich hatte Dir doch erzählt, dass Barbara sich letzte Woche so darüber aufgeregt hatte, dass er den verpflanzten Muskel an seiner ursprünglichen Stelle für überflüssig hielt. Er, der Muskel, sei doch so wichtig für die Abwehr sexueller Übergriffe, so Barbara. Und genau das präsentiere ich ihm dann. Dass Barbara sich aufgeregt hätte, dass er den Muskel zum Beine-zusammenkneifen für entbehrlich hält. Mir gehen Barbaras Überinterpretationen und Männerfeindlichkeiten auf den Kranz. Und außerdem hab ich Lust, ihn mit diesem sexuellen Thema zu konfrontieren. Er weiß nicht wie er reagieren soll, steht auf dem Schlauch. Ist zu solch sexuellen Themen am Morgen (oder überhaupt?) noch nicht bereit. Ich muss etwas nachhelfen mit weiterem Lachen. Er versteht langsam und brubbelt was von "Das würde sie (Barbara) mir ja nie selbst sagen." Eine Aussage über Barbaras professionelle Verschlossenheit oder über meine vertrauensvolle Offenheit? Gähn! Oh manno, mein Retter versaut die Situation. Und dann mehr hilflos als wissend: "Ich kann das sicherlich nicht ganz verstehen (das mit dem Muskel), ich bin ja ein Mann." Ist das eine Frage oder eine Feststellung? Ihm müsste das Beine zusammenkneifen doch gut bekannt sein, so kontrolliert wie er ist. Ich bin ziemlich amüsiert über diese Situation. Betty meint später, dass bei ihr vor dem Beine zusammenkneifen noch einige andere Möglichkeiten, sexuelle Übergriffe abzuwehren, in Frage kämen. Wie wäre es beispielsweise mit dem naheliegenden Schreien? Flo und ich kommen überein, dass wir uns jegliche Operationen mit Muskelverpflanzungen sehr reiflich überlegen würden. Das ist dann wieder sicheres Gebiet für ihn, wo wir eine Gemeinsamkeit finden können. Weichei! Naja, zumindest konnte ich ziemlich entspannt mit ihm reden. Was er so empfindet oder auch nicht empfindet, kann und will ich auch nicht ändern.

Liebste Grüße von Eva

Sonntag, 15. Juni 2014

Der Sonntagabed-Ermutigungspost: Maybe it´s about a good story...

Liebe Mathilda,

neulich beim Shoppen begegnet mir folgender Spruch, an dem ich Dich sofort teilhaben lasse:


Write a good one. Love life.


Ein wenig später findest Du die richtige Antwort darauf:


Es wird wohl Zeit, die Story zu beenden?!

Grüße von Eva

Mittwoch, 11. Juni 2014

Wie Flo´s Küsse schmecken

Liebe Mathilda,

herzlich willkommen zu Hause, wo Du hoffentlich gestern wieder gelandet bist.

Hier kommt eine mail über die Arbeits-Ereignisse dieser Woche, die schon schön, aber nicht weltbewegend waren. Ich führe ja immer noch mein Rating bzgl. Flo durch. Im Überblick ist einfach zu merken, dass es mir mit ihm besser geht als ohne. Und so hat sich das wohl auf einem für uns beide erträglichem Level eingepegelt.

Am Montag war ich ganz mutig und habe ihn angerufen. Unser Chef klinkte sich aus der gemeinsamen Visite aus und bat mich, Flo anzurufen. Das tat ich dann, indem ich ihn noch vor 8 anrief. Am Telefon meldete sich ein fröhlicher Flo, der nachdem das Sachliche geklärt war, den Eindruck machte als wolle er plaudern. Im Hintergrund Kindergeplapper. Der ist noch ganz klar gut erholt vom Urlaub und multitaskingfähig. Er fragt noch dieses und jenes und ich telefoniere richtig lange mit ihm - verglichen mit unseren sonstigen Telefonaten, die man an einer Hand abzählen kann. Später muss ich ihn nochmals anrufen, denn er ist nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auf der Station. Er kann mich ja nicht anrufen, da er seines Erachtens ja keine Telefonnummer von mir hat. Er klärt gerade eine Klientin auf und bittet mich hinzuzukommen. Das tue ich und er stellt mich ganz flomäßig vor. Das machen wir noch bei zwei weiteren Klienten, die wir visitieren. Nun muss ich mich aus der Visite ausklinken, da meine Sprechstunde beginnt. Ich teile das Flo mit und bin komischerweise gar nicht wehleidig. Ich finde es vielmehr cool und stark von mir, den Kontakt selbst herzustellen und auch wieder zu beenden. Als ich ihn verlassen habe, fällt mir ein, dass ich ihm noch was Wichtiges über eine Klientin, die er am Dienstag entlassen wollte, erzählen wollte. Ich muss ihm hinterherrufen. Flo dreht sich um und lässt sich sofort auf einer Heizung nieder, die im Gang steht, um mir zuzuhören. Der hat Zeit und auch Lust mit mir zu sprechen. Ich erzähle ihm alle Details und wie er da so sitzt und mit mir im Kontakt ist - er hält ja so einen fies-intensiven Blickkontakt -, finde ich ihn doch ganz schnuckelig mit seinen etwas kürzeren Haare und dem kurzgehaltenen und nun gepflegt wirkenden Bart. Dieser fiese Kerl guckt auch immer so, dass man sich neu in ihn vergucken muss. Ja, und ich bin selber schuld, ich lasse mich von ihm so angucken. Und nicht nur das. Später kam dann ein Konsilschein, in dem er meinen Namen plötzlich richtig schreibt. Und ich frage mich, ist das jetzt wirklich ein Grund, sich in jemanden zu verlieben? Weil er die grundlegendsten Sachen erfüllt, die man auch einfach von jedem Kollegen erwarten könnte? Nein! Ja! Ich weiß nicht.
Am Abend schlafe ich auf dem Sofa ein und habe abstruse Träume: Flo, ich und noch ein paar andere spielen Ball und ich treffe ihn mit so einem kleinen harten Ding am Brustkorb, wo sein Herz ist. Er hat darauf anhaltende Herzschmerzen und ich bringe ihn zum Arzt, zu dem wir hinlaufen. Auf dem Weg dorthin fragt er mich, ob ich gerne Spielchen spiele. Und damit hat er nicht Ballspielen gemeint kann ich dir sagen. Offensichtlich ist der Herzschmerz vorbei und es geht ihm wieder ganz gut. Und ich sage so etwas wie "Das ist kein Spielchen für mich." Und dann küssen wir uns. Kurze, häufige Küsse und ein mehlicher Geschmack im Mund. Irgendwie bin ich froh, dass wir´s endlich tun, aber irgendwie bin ich auch angeekelt davon. Seine Küsse sind alles andere als überirdisch, höchstens akzeptabel. In der nächsten Szene bin ich mit Konstantin auf einem Friedhof. Wir gießen ein Grab, auf dem ich so eine Art Tagebuch versteckt habe. Darin sind die Aufzeichnungen über Flo und die haben ja gerade durch die Küsse neuen Stoff erhalten. Konstantin bekommt das natürlich mit und ist verletzt und enttäuscht. Und noch schlimmer, er wollte mich endlich fragen, ob ich ihn heirate und ich habe es mit meinen Träumen kaputt gemacht. Ich erwache im wahren Leben wie gelähmt auf dem Sofa, erinnere mich erst an die Küsse und dann an die Auseinandersetzung mit Konstantin. Zuerst habe ich Bedenken, dass ich vielleicht Flo´s Namen im Schlaf gesagt habe. Dann merke ich, dass es sich doch eher wie ein Albtraum anfühlt. Ich gehe zu Tino, der gerade im Bad ist und sage ihm, dass ich einen Albtraum hatte. Er fragt nach, doch ich schmiege mich nur an ihn und alles ist gut.

Am Dienstag Erholung vom Traum und von Flo, weil er im OP-Streß war und ich ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekam. Gut so.

Heute dann wie üblich die gemeinsame Visite, in der wir oft so nah beieinanderstehen, dass wir uns fast berühren. Am Nachmittag bin ich gerade auf dem Weg auf die Station, dass ich gerade noch so im Augenwinkel sehe, dass er auch gerade sein Büro verlässt. Ich beschließe ihn zu ignorieren und abzuwarten, was passiert. Ich spüre seine Schritte 30 Meter hinter mir. Ich höre ein leises Rufen, was "Eva?" heißen könnte. Ich bin mir nicht sicher und gehe weiter. Dann höre ich ein immer noch leises, aber eindeutiges "Eva?". Ich beschließe, dass das noch nicht laut genug war und gehe weiter. Soll er ruhig noch ein bisschen rufen. Ich höre meinen Namen gern. Beim dritten Mal ist es unüberhörbar "Eva?" und reißt wahrscheinlich alle Passanten aus ihren jeweiligen Beschäftigungen. Ok, jetzt drehe ich mich um und sehe ihn auf mich zu rennen. Ich warte auf ihn und bei mir angekommen fragt er sinnig "Gehst Du auf die Station?" Ja, wir haben den gleichen Weg. Bevor wir irgendein Gespräch anfangen können, klingelt sein Telefon und er gibt den halben Weg Auskunft über etwas. Außer Smalltalk nichts gewesen, aber ich habe ihn zappeln lassen!
Fazit zur Wochenmitte: Es geht mir mit ihm besser als ohne ihn. Und dennoch will ich meine Grenzen wahren, denn was wären ein paar mehliche Küsse gegen einen Heiratsantrag? Hier lohnt nicht mal das Ausprobieren, denn ich habe ihn ja schon geküsst. In meinen Träumen.

Liebe Grüße von Eva

Montag, 9. Juni 2014

Der Pfingstmontag-Ermutigungspost: Ein kleiner Schritt für eine Frau...

Liebe Mathilda,
 
in einer verfahrenen sozialen Situation hilft es, auch nur kleinste Veränderungen vorzunehmen. Sei es, den Blick aus einer anderen Richtung zu schärfen, eine Kleinigkeit anders zu gestalten, neue Wege zu gehen und dabei neugierig zu bleiben, was geschieht.
 
Ein kleiner Schritt für eine Frau,
ein großer für ihre Gefühlswelt.
 
Es grüßt,
Eva

Freitag, 6. Juni 2014

Ein Quantensprung

Liebe Mathilda,

hier geht es heiß her und ich meine nicht das Wetter. Heute war Flo´s Geburtstag, auf den ich mich mit Absicht nicht versteift habe. Ein Quantensprung im Vergleich zum letzten Jahr als ich mir den Kopf darüber zerbrach wie ich ihm Geburtstagsgrüße per mail schicke, auf die er niemals reagieren würde. Wozu das alles fragte ich mich. Ich lasse es locker angehen und bin guter Laune, denn sein Jubiläum ist ja eine super Gelegenheit, ihn umarmen zu können. Ich trete morgens in den Besprechungsraum, in dem mein Chef und er schon sitzen. Ich gehe auf ihn zu, lächle ihn charmant an (woher nehme ich bloß diese Coolness?). Ich trage einen vielleicht etwas zu kurzen Rock mit neckischen Lüftungslöchern und fühle mich echt attraktiv. Er grinst von seinem Stuhl zu mir aufblickend zurück. Ich breite mit noch breiterem Grinsen die Arme aus. Das animiert ihn ebenfalls mehr zu grinsen und vor allem aufzustehen. Ich umarme ihn und er mich und wir haben bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nichts gesagt. Ich sage ihm ins Ohr "Alles, alles Gute." Er bedankt sich und wir hören wieder auf mit der Umarmung. Ein tolles Gefühl.

In der nächsten Szene laufen Betty und ich über den Hof zurück zur Station, aus der Flo soeben kommt. Betty ist bei dem ganzen Unterfangen eine große Stütze. Ich weiß gar nicht wie ich in den nächsten Wochen zurechtkommen soll, in denen sie Urlaub hat. Wir laufen also über den Hof und ich habe bereits meinen Kittel ausgezogen, den ich sonst auf der Station trage. Es ist zu heiß. Flo wohl auch, aber er trägt seinen Kittel noch. Untendrunter trägt er etwas, was ich die neue Lockerheit nennen würde, denn wie bereits die Tage zuvor trägt er Jeans, Sneakers und Poloshirts. Ich laufe ihm im meinem bereits beschriebenen Aufzug so richtig attraktiv entgegen als er sagt: „Es ist so schön, dass ihr als Frauen bei dem Wetter Röcke tragen könnt.“ Das Kompliment ist etwas versteckt, ich finde es aber trotzdem. Ich bin die einzige Rockträgerin von uns Dreien. Und es gefällt ihm. Offensichtlich bereut er in der Hitze, dass er keine Frau ist, denn er würde auch gerne Röcke tragen. Und das ist dann auch die schlagfertige Antwort, die Betty und ich ihm zur gleichen Zeit entgegen halten. Ich sage: „Ach Du, tu Dir keinen Zwang an.“ Was so viel heißen soll wie: Wegen mir kannst du dich gerne ausziehen. Darauf weiß der Flo nichts mehr zu sagen und wir gehen lachend aneinander vorbei.
Liebe Grüße,
Eva

Sonntag, 1. Juni 2014

Der Sonntagabend Ermutigungspost: Try something new...

Vorhersehbare Dinge sind vielleicht perfekt, aber sie sind auch verdammt langweilig.
Try something new. Every Day!

Einen schönen Wochenstart wünscht Euch
Eva