Liebe Mathilda,
wie geht es Dir?
Flo und ich wachsen immer mehr zu guten Kollegen heran - leider nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es fällt mir leichter, das Ganze ohne "hypomane Abwehr" (ein Begriff von einer Kollegin, der mich ja so richtig aufgeregt hat; ich würde sagen "dieses geile Gefühl, wenn du verliebt bist") einzuordnen. Und mittlerweile weiß ich ja ganz gut wie er tickt (Welcher Arzt ist schon je so ausführlich von einer Therapeutin begutachtet worden?), so dass seine Art auch einfach langweilig wird. Beispiel Fallkonferenz: Flo hält Hof und berichtet die Krankheitsgeschichten von ca. 15 Patienten. Die anwesenden Ärztinnen, und es sind wirklich ausschließlich Ärztinnen und eine Therapeutin, hängen an seinen Lippen. Sei es die junge Hämatologin, die gestandene Onkologin, die flippige Radiologin mit den großen Brüsten oder die ältliche Pathologin. Und die ruhige Therapeutin natürlich. Er macht das schon gut. Es wirkt wenig mechanisch und er schafft es, aus den Aktenbefunden die Menschen zu beschreiben. Das wäre ein Kompliment, das er sicher gerne hören würde. Wer nicht? Jedenfalls geht alles sehr harmonisch zu und ich kann mir vorstellen, was sich hinter den verträumten Blicken der einen oder der anderen Frau versteckt. Er schafft es, der Hämatologin lächelnd eine Information über blutverdünnende Medikamente zu entlocken. Naja, so versprüht er seinen Charme, was ich durchaus gefährlich finde, wenn es jemand so ernst nimmt wie ich. Ich bin dadurch in meinem Leben ganz schön ins Schlingern geraten. Schon irgendwie sehr kurzsichtig von ihm. Bei der Fallkonferenz gibt es zwar Getränke, aber keinen Flaschenöffner. Flo beginnt geschickt, mit einer zweiten Flasche eine andere zu öffnen. So wie Männer das eben tun. Ich denke: endlich mal was Männliches an ihm und lasse mir eine Flasche von ihm öffnen. Hinter mir bildet sich bald eine Schlange von Frauen, die ebenfalls trinken wollen. Wie auch immer, ich war schneller und zuerst da. Und ich kenne das alles schon. Und dann springt er tatsächlich während der Konferenz immer mal wieder auf, um dieser oder jener Frau die Flasche zu öffnen. Flo, der Flaschenöffner! Naja, das passiert zu einem Zeitpunkt, wo ich mich bereits gut zurückgelehnt habe und sein Treiben beobachte. Ist schon ein bisschen pathologisch, es allen recht machen zu wollen. Am Ende sagt er, dass er jetzt zu einer bestimmten Fortbildung fährt und fragt, ob er jemanden mitnehmen kann. Die flippige Radiologin erklärt sich freudestrahlend bereit. Und ich denke nur: Sie wird die nächste sein.
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You need a strong man to open your drinks for you... he is only a reach away! Cheeky gift for a man that thinks he is super strong |

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