Sonntag, 9. Februar 2014

Der Sonntagabend-Ermutigungspost: You gotta get up and try, try, try....


Liebe Mathilda,

Oh, ich danke Dir für Deine Gedanken! Das und mein Abtauchen während der Tagung half super das Ganze etwas geradezurücken. Entwicklung ist schon ein spannedes Thema und es ist echt beeindruckend, was dir so spontan für Fragen dazu einfallen. Ich schreibe hier wohl an eine "Entwicklungsexpertin". Und es ist auch beeindruckend, was mir so für Antworten in den Sinn kommen:

1. Welche aspekte an Entwicklung sind für dich wichtig? bzw. welche gibt es denn?
Entwicklung heißt für mich Veränderung, sich nicht mit dem Bestehenden zufrieden geben, weiter wollen. Das kann auch schmerzhaft sein, ist wahrscheinlich zwangsläufig so.
Entwicklung bedeutet Aufregung und Unruhe.
Entwicklung bedeutet, dass es nie so bleibt wie es ist. (Und das ist ebenso beruhigend wie traurig.)
Entwicklung bedeutet, dass nichts feststeht (außer dass wir alle sterben werden.)
Und gerade deswegen ist Entwicklung so wichtig. Stillstand ist wie Totsein, wobei das nicht mit "Ankommen" zu verwechseln ist.
Entwicklung heißt den Weg suchen. Doch wo und wann kommen wir eigentlich an? Ist es überhaupt erstrebenswert anzukommen?


2. An was erkennst du, dass du dich weiterentwickelst, weiterwächst? 
Meine Weltsicht, meine Prinzipien verändern sich. Ich weiß mehr, worum es mir im Leben geht und was meine Bedürfnisse sind. Ich fühle mich unheimlich lebendig und entwickle gewisse Größenfantasien (posttraumatisches Wachstum). 
Meine Weltsicht im Moment: 
1. Liebe und Zuneigung sind die wichtigste Quelle. 
2. Ich bin selbstbestimmt und umgebe mich mit den Menschen, die ich liebe. 
3. Ich stehe zu meinen Gefühlen (auch und gerade zu denen, die nicht in das moralische Korsett meiner alten Weltsicht passen.)
4. Ohne Ab´s, keine Auf´s. Und auch wenn ich die Ab´s mit einbeziehe, ist das Gesamtergebnis besser als keine Bewegung. Ich will die Auf´s um jeden Preis.
5. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, miteinander in Beziehung zu treten und ich bin kreativ.
6. Was mache ich mit unerwiderten Gefühlen (an diesem Punkt bin ich noch unterwegs)?

3. Ist "ein feststecken" nicht auch Wachstum? oder dafür notwendig? 
Ich weiß nicht, ob man es feststecken nennen kann. Wenn es einen Stillstand innerhalb einer Entwicklungsphase gibt, würde ich das eher als Kräftesammeln, Verschnaufen, das Erreichte genießen und das Zurückgelassene betrauern oder glücklich darüber sein, dass man es zurücklassen konnte.
4. Woran erkennst du genau, wenn du "feststeckst"? Welche Gefühle, Gedanken, Handlungen, körperliche Reaktionen?
Feststecken hat so was Klebriges, wegwollen aber nicht können, sowas von unfreiwillig verharren müssen. Es fühlt sich scheiße an, so wie in Aktion gefesselt werden. Ich würde da raus und weg wollen, würde alles versuchen, um es loszuwerden. Und wie ich das so schreibe, fällt mir auf, dass nichts davon auf meinen aktuellen Zustand zutrifft. Ich will nicht aus der Geschichte mit Flo raus. Wenn ich mir meinen Kalender anschaue, ergibt sich ein ausgewogenes Bild zwischen Tagen, die er mir versüßt und Tagen, an denen er gar nichts macht oder mich verärgert. In der Gesamtheit ist das noch immer besser als eintöniges Nebeneinanderherarbeiten. Ich habe mit hier auf der Arbeit ein richtiges Nest gebaut, in dem ich das tue, was ich am besten kann (mein Element) und den für mich ansonsten unerreichbaren Flo um mich habe. Das ist glaube ich mehr als die meisten Menschen haben. Wir können die Karten, die uns gegeben werden, nicht bestimmen, aber wir können überlegen wie wir sie ausspielen. Wir können wieder aufstehen und etwas Neues, etwas Noch-nie-dagewesenes versuchen. "You gotta get up and try, try, try..." (Pink - Try). Was sagte ich neulich zu unserer Stationsschwester als ich ihr erklärte, dass ich tatsächlich 2 dunkelblaue Jeans gekauft habe? "Manchmal muss man einfach beides haben." Und das gilt nicht nur für Hosen.

Wir könnten das bald als philosophischen Briefwechsel veröffentlichen!








 


Liebe Grüße,
Eva

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