Liebe Mathilda,
gestern war mein klinikinterner Teamstaffellauf. Diesmal eine reine Frauenmannschaft, da Flo nach meiner Ansage, dass ich keine Friede-Freude-Eierkuchen-Familienzusammenkünfte wünsche, "anderweitig" verplant war. Ich stellte mir vor um wie viel entspannter es dieses Jahr werden würde. Keine bangen Fragen, ob sein Knie hält oder nicht. Ob er zum Lauf erscheint oder nicht. Diesmal würde er nicht kommen, was ich lange vorher wusste. Dennoch stellte ich fest, dass die Aufregung vor so einem Laufereignis durchaus mit Schmetterlingen im Bauch gleichzusetzen ist. Und sofort die Frage:
Wenn es das ist, was ich suche,
kann ich es auch auf diese Art und Weise herstellen und brauche ich demzufolge Flo gar nicht dazu?
Was ist nötig, um das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch herzustellen? Eine tolle ausgelassene Stimmung. Suchthaftes Laufen? Immer mehr und immer schneller? Es mir selbst beweisen? In der Realität ein super Lauf, in dem ich im Vergleich zum Vorjahr nur 1 min auf 5 Kilometer verlor. Eine Minute für die Tatsache, dass Flo nicht im Ziel stand. Das finde ich absolut akzeptabel für diese Ersatzschmetterlingsproduzenten. Und das heißt: Es geht auch ohne ihn!
Schwer und sehr langsam, aber es geht. Zumindest glaube ich dran. Ich bin noch immer anfällig für so kleine Äußerungen von ihm, die mich überrumpeln. Ich versuche mir ja stets vor Augen zu führen: Er will nichts von mir. Er ist nicht interessiert an mir usw. Heute fragte er dann bei erster Gelegenheit wie der Lauf war und in welcher Reihenfolge wir gelaufen sind, er selbst untröstlich, dass er nicht dabei sein konnte. Als er hörte, dass ich an vierter Stelle gelaufen bin, stellte er fest, dass ich doch letztes Jahr auch an vierter Stelle gelaufen bin und wir uns den Stab übergeben hatten. Gedächtnis wie ein Elefant, wenn ich ihn tatsächlich nicht interessiere. Oder mehr so ein sich wie zufällig wieder in meine Erinnerung drängen wollen. Als sei das noch nicht genug fragte er dann, ob wir Läuferinnen uns bei der Stabübergabe gut gefunden hätten. Ich berichte ihm, dass ich eine Schwimmnudel als Erkennungsmerkmal mit hatte, die in der Masse gut zu erkennen war. Und er sinnierte darüber, dass wir im letzen Jahr solch ein Erkennungsmerkmal nicht brauchten:
Flo: "Du hast mich doch auch so erkannt." sagte er mehr so in dem Stil: Erinner dich an unsere schöne Zeit. Ich konnte nicht mehr an mich halten und stieg darauf ein:
Eva: "Dich erkenne ich doch sowieso!" und funkelte ihn lächelnd etwas an. Dieser narzißtische Bartträger! Muss er rumbaggern und von meiner Laufzeit beeindruckt tun, weil er nicht aushalten kann, dass ich mich langsam von ihm entwöhne?
Es ist und bleibt aufregend. Und Flo selbst sorgt sehr gut dafür, dass das so bleibt. Ich weiß nicht mehr, ob ich das toll finden soll. Was soll das? Was soll eine weitere Runde auf dem Karusell bewirken?
Liebe Grüße,
Eva
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